Auf dem polnischen Arbeitsmarkt tut sich seit ein-zwei Jahren eine Menge. Wenn ich auf "meine" Region blicke, muss ich feststellen, dass von der ganz jungen Generation (18 bis 30 Jahre) sehr, wirklich sehr viele Leute nach England, Irland, Schweden etc. ausgewandert sind. Statistiken führt darüber niemand, aber vor kurzem habe ich mit einem 28-jährigen aus unserer Stadt gesprochen, der zur Berufsschule gegangen ist und schätzt, dass aus seinem Jahrgang 80% seit 2004 ins Ausland gegangen sind. Was ihn noch hält, ist der gute Job seiner Frau, sonst wäre er auch schon weg.
Dadurch sind hier Stellen frei geworden (ins Ausland gegangen sind nämlich nicht nur Arbeitslose) und Arbeitgeber haben zum ersten Mal seit der Wende wirklich Schwierigkeiten, Fachleute zu finden. Selbst bei einfacheren Tätigkeiten (z.B. Hilfskräfte im Baugewerbe) gibt es schon einen Arbeitskräftemangel. Es schalten jetzt sogar Firmen Stellenanzeigen, bei denen vor einigen Jahren noch jede freie Stelle sofort wieder besetzt war. Produzierende Unternehmen haben erhebliche Schwierigkeiten, Arbeitnehmer zu finden, weil sie wegen ihrer Kostenstruktur nicht die Löhne zahlen können/wollen, die von Arbeitnehmern erwartet werden. Unternehmen müssen sich zum ersten Mal aktiv um gute Arbeitnehmer bemühen. Zumindestens bei uns "in der Provinz" müssen sie das (nicht alle Arbeitgeber, aber viele) erst einmal lernen, dass ein Arbeitnehmer nicht nur ein kleiner Lohnempfänger ist, dem man gnädig ein paar Zloty zum Überleben zahlt, sondern jemand, den man braucht, damit der Betrieb überhaupt laufen kann.
Schöne Grüße
AP
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (2. November 2007, 23:47)