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21

Mittwoch, 6. August 2008, 15:37

Zitat



Der hat ja einen guten Umgangston :oklasky

Falk

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22

Mittwoch, 6. August 2008, 15:45

RE: in Polen

Zitat

Original von Capricorn
...
Eine Ziffer 3 oder 4 sagt aus. Eine Umschreibung halte ich für nicht gut, denn oftmals kommt dann das "böse Erwachen"! Oder liege ich völlig falsch?
...


das einzige, was die ziffer 3 oder 4 aussagt, ist, wo der schueler im vergleich zu anderen steht. der mit der 3 hat besser abgeschnitten, als der mit der 4.
das funktioniert aber nur, wenn mit den gleichen kriterien bewertet wird und die masssaebe moegen noch vergleichbar sein innerhalb derselben schule, landes- (oder gar bundes-) weit ist das nicht mehr moeglich.
der fehler liegt da schlicht im system, denn ein lehrer in bayern setzt vermutlich andere kriterien an in der bewertung, als sein kollege in hamburg...

die verbale beurteilung hingegen beurteilt das individuum ohne den vergleich zu anderen hinzuzuziehen.

was der aussagekraeftigere weg ist moege jeder fuer sich selbst entscheiden.

ein beispiel:
der schueler Falk hat das zweitschlechteste abitur seines jahrgangs hingelegt, nachdem er sich in den 3 jahren zuvor mit unterdurchschnittlichen zeugnissen von jahr zu jahr gehangelt hat.
da Falk aber immer dann, wenn es darauf ankam sich mal ein wenig anstrengte und ihm ein-zwei faecher sehr leicht vielen, erkannten einige der lehrer am staatlichen gymnasium welches potential in ihm steckte.
der verbalbeurteilungsteil auf seinen zeugnissen las sich (schul-)zeitlebens sinngemaess wie folgt: "intelligent, aber sche**sfaul!"
heute ist Falk als architekt im ausland erfolgreicher als viele seiner besser benoteten mitschueler von damals, obwohl seine benotungen etwas ganz anderes erwarten liessen...
der sieg des individuums ueber das system...

aehnlichkeiten mit lebenden personen sind in dem genannten beispiel natuerlich rein zufaellig. :oczko
trotzdem kann man meinen namen in diesem schulischen werdegang durchaus durch andere ersetzen und sinngemaess die geschichte 1000er schueler jeden jahres wiedergeben...

was ich sagen will ist, ist das noten aber auch gar nichts ueber das individuum aussagen...
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23

Mittwoch, 6. August 2008, 16:23

Hallo Falk,
das Thema der Leistungsbewertung und ihre Aussagekraft wird stets heiß umstritten bleiben. Ich habe übrigens ein Jahr an einer refompädagogischen Privatschule gearbeitet und den größten Etikettenschwindel erlebt, den man sich nur vorstellen kann. Schon reformpädagogische Ansätze wurden hier durch vorkalkulierte Sollzahlen von Schülerinnen und Schülern im Budget totgeredet. Zumeist privilegierte Eltern, die 26000 Euro im Jahr für Ihr Kind pro Schuljahr zahlen mussten, haben ihre Verantwortung für ihr Kind an die Schule weiter delegiert und sich letztlich einen Dreck um pädagogische Ansätze geschert. Ich will diesen Ansätzen gar nicht das Wort reden, halte Walldorfschulen beispielsweise für gut in der Idee, aber was dann wirklich umgesetzt wird, sollte man sich bitte schön auch genau anschauen. Traurig, aber wahr ist, dass auch Reformschulen nicht auf einem anderen Boden leben und glasklar kalkulieren müssen. Das ist legitim, sollte aber nicht den Blick verstellen dafür, dass etliche private Schulen auch versteckte Kürzungen vornehmen, passen die Zahlen nicht im Budget.

Zur Verbeamtung von Lehrern noch einmal kurz: Ein Land wie Hessen versucht seit Jahren im Wettbewerb mit anderen Ländern auf Grund von Lehrermangel Personal aus anderen Ländern mit der Perspektive auf Verbeamtung abzuwerben.
Koch sei Dank! Was dabei raus kommt, ist wiederum das Vollkasko für Lehrerinnen und Lehrer, die sich nicht mehr so sehr nach einem Leistungsprinzip beurteilen lassen müssen. Man muss Noten und Bewertungen nicht immer nur negativ sehen! :mniam

Falk

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24

Mittwoch, 6. August 2008, 17:21

Zitat

Original von Mulder
...
Schon reformpädagogische Ansätze wurden hier durch vorkalkulierte Sollzahlen von Schülerinnen und Schülern im Budget totgeredet.
...

jepp.
wir hatten bei vincent im kindergartenalter auch das ein ums andere mal verwundert reagiert, wenn die waldorfler sehr schnell im kontakten sind, wenn es ums bezahlen der beitraege ging. klar haben die auch ihre wirtschaftlichen zwaenge. etwas diplomatischeres personal in der verwaltung waere aber des oefteren wuenschenswert...

Zitat


... die 26000 Euro im Jahr für Ihr Kind pro Schuljahr zahlen mussten,...

nur um hier falschen vermutungen vorzubeugen... von diesen zahlen sind wir meilenweit entfernt. wir zahlen zusaetzlich zum normalen schulgeld etwa 130-140 euro (muss die genauen zahlen mal bei der ex anfordern...) an die waldorfschule extra pro monat.

Zitat


...haben ihre Verantwortung für ihr Kind an die Schule weiter delegiert...

einer meiner hauptkritikpunkte an jeglichem bildungsystem ist, dass sich eltern oft sehr gerne aus der verantwortung stehlen und erziehung und lernen als reine schulaufgabe sehen...

Zitat


...Vollkasko für Lehrerinnen und Lehrer, die sich nicht mehr so sehr nach einem Leistungsprinzip beurteilen lassen müssen
...

den wegfall eines leistungsprinzips im lehrerberuf finde ich gerade bedenklich. er fuehrt dazu, dass lehrer im dritten jahr 1. klasse in folge sich keine gedanken mehr darueber machen, wie die kids zum lernen animiert werden koennen. stattdessen wird einfach dasselbe durchgekaut, wie schon mit dem jahrgang davor usw, ohne die klasse und kinder im einzelnen zu beruecksichtigen. das faellt aber in die gleiche spalte, wie die einfache variante der notengebung, statt sich detailiertd ueber einzelne schueler gedanken zu machen...

das gesamte schulsystem ist etwas marode und man sollte dort ueber grundsaetzliche aenderungen nachdenken, speziell wenn es um klassen- und betreuungsdichte geht.
Signatur von »Falk«

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25

Mittwoch, 6. August 2008, 17:40

RE: in Polen

Zitat

Original von Capricorn
Die Waldorf Schulphilosophie kenne ich nur vom "Hörensagen". Deshalb maße ich mir zu dieser Schulform auch keine Bewertung an.

Die eigenen Erfahrungen würden dazu fast noch weniger befähigen, wären noch subjektiver und nicht ansatzweise repräsentativ :oczko
Kühle Analysen mit Anspruch und mit Distanz sind da brauchbarer :oczko Diese gibt es zum Thema durchaus, wirst in Google mit "Waldorf (und) Kritik" fündig.


Übrigens gibt es Bewertungen am Ende des Schuljahres, dass es keine Zahl ist, ist erstmal nicht so wild, vielleicht sogar besser da genauer steht was man wie gut kann. Um ein Schulabschluss zu erhalten kommt am Ende eine staatliche Prüfung die idR. gut bestanden wird, auch die Atmosphäre und paar Vorgehensweisen mögen hier und da besser sein, aber es gibt auch Probleme.
Ich würde am liebsten nur paar Sachen für die reguläre staatliche Schule entnehmen, so direkt hingehen würde ich nicht wollen.
Aber lese am besten selbst...
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

26

Mittwoch, 6. August 2008, 18:47

Ich war zeitweise ein grottenschlechter Schüler, habe nur das Nötigste getan, weil das Schulsystem einem hier noch heute aber auch schon damals genau vermittelt:
Du kannst dir noch fünf Defizite leisten.
Ich war in Mathe immer superschlecht, aber soweit konnte ich merkwürdigerweise immer rechnen: Wie viel Defizite kann ich mir noch leisten? Dr Fisch stinkt vom Kopf her. Wir müssen wieder mehr darüber nachdenken, was wirkliche Qualität in der Schule oder im Studium bedeutet? Ohne vorherige Kostenkalkulationen, denn was wir später bezahlen, wenn wir hier jetzt nicht handeln, möchte ich nicht wissen.
Das macht mir hier echt Angst, wie wir noch im Schein einer gesunden Gesellschaft schon längst von der Substanz leben. Wohlstand sättigt nicht allein, er macht auf Dauer lahm. Und die Zukunft ist heute bereits in den Kindergärten und Grundschulen unterwegs. Meine Erfahrung in Polen als Lehrer war deshalb goldwert, abgesehen davon, dass ich erstmals mit wirklicher Armut konfrontiert wurde.

Wie die Bildungssysteme in Europa funktionieren, hat mich immer beruflich interessiert, aber auch, ob es woanders verbeamtete Lehrer in der typischen deutschen Ausgestaltung gibt.

Klar, Falk, Waldorf-Sätze sind natürlich geringer als die, die ich angegeben habe. Meine kritische Frage zu Waldorf wäre, ob die Lehrerschnelldurchgänge, die man in Kassel oder anderswo in Deutschland machen kann, wirklich die Qualität an Lehrpersonal aufbaut, die für eine gute Umsetzung dann notwendig ist?

Falk

Egalisator und Co-Admin

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27

Mittwoch, 6. August 2008, 20:14

Zitat

Original von Mulder
...
Meine kritische Frage zu Waldorf wäre, ob die Lehrerschnelldurchgänge, die man in Kassel oder anderswo in Deutschland machen kann, wirklich die Qualität an Lehrpersonal aufbaut, die für eine gute Umsetzung dann notwendig ist?


vollkommen berechtigte frage, die ich mir auch oefters gestellt habe, bevor ich nach england kam.
hier habe ich dann gesehen, wie auslaender bspw ohne jegliche paedagogische vorbildung als fremdsprachenlehrer in schulen arbeiten konnten, nach absolvieren eines minimal kurses...

ist sicher diskutabel, aber was ist nun besser? ein unmotivierter, aber voll ausgebildeter lehrer, oder der motivierte 'fast food' paedagoge?
laesst sich vermutlich nicht pauschal beantworten...
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28

Donnerstag, 7. August 2008, 08:35

Ich habe generell kein Problem mit Seiteneinsteigern, weil diese sich meist bewusster für den Beruf Lehrer entscheiden. Ich kann selbst keine pädagogisch notwendigen Zusatzscheine vorweisen, habe lediglich didaktische Zusatzscheine für den Lehrberuf.
Ich habe allerdings in Polen Native Speaker als Sprachlehrer erlebt, die auch grottenschlecht in der Unterrichtsgestaltung waren und Polen für sechs Monate nur als Steuerlücke genutzt haben. Was viele nicht wissen:
Briten oder Iren sind als Sprachlehrer in ganz Europa steuerlich für zwei Jahre befreit, wenn sie dann für sechs Monate in ein anderes Land gehen. Die meisten tun das natürlich, um dann nach sechs Monaten wieder beim alten Arbeitgeber anzuheuern. Viele sind in Polen wenig motiviert, ihnen setzt der harte und dunkle Winter zu, und wenn dann der März kommt (meist der sechste Monat nach Einstellung im Oktober), werden von einige schon die Koffer gepackt. Aber das ist ein anderes Thema und verallgemeiner möchte ich hier auch nicht.
Ich glaube, dass es im Lehrberuf darauf ankommt, Mensch zu bleiben und das auch authentisch rüberzubringen, sonst verliert man ohnehin viel zu viel Kraft.

Darek

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29

Donnerstag, 7. August 2008, 19:19

RE: in Polen

Zitat

Original von Falk
der fehler liegt da schlicht im system...


Ich stimme Dir zu, Falk. Der Fehler liegt eindeutig im System.
"Nicht für die Schule lernt ihr, sondern für´s Leben!" So heißt es ja wohl.

Nur frage ich mich heute, was mir die damalige "Mengenlehre" heute noch bringt. Oder das schriftliche "Wurzelziehen". Oder die "Binomischen Formeln".

Meiner Meinung nach wird den Menschen heute wie damals völlig unnützes Zeugs beigebracht.
Allgemeinwissen - schön und gut. Möchte ich auch nicht missen. Nur stellt sich die Frage, ob ich damit ein Meister meines Lebens werden kann.

Welche Einstellung zum Erfolg haben wir in Deutschland und welche Einstellung vermittelt in diesem Bereich z.B. ein Lehrer seinen Schülern? Ist der Erfolg etwas Gottgewolltes, etwas Naturnotwendiges oder ist der persönliche Erfolg eines Einzelnen etwas "Böses"? Wenn Lehrer jahrelang immer wieder Letzteres unterrichten, ist es fraglich, ob ein Schüler in Zukunft erfolgreich wird. Und wenn, ob er diesen Erfolg auch genießen kann. Er hat ein schlechtes Gewissen und bleibt lieber im Mittelfeld, als außergewöhnliche Resultate zu erzielen. Das kann nicht Sinn und Zweck einer guten schulischen und menschlichen Ausbildung sein. Wir alle brauchen Erfolg, und die nächste Generation vor allen Dingen gute und erfolgreiche Lehrer.
(Ich erinnere mich dabei gerade an den Film "Der Club der toten Dichter". Einer meiner Lieblingsfilme. Von diesem Film kann ich auch heute immer noch nicht genug bekommen.)

Und wir brauchen Lehrer, die den Schülern beibringen (können) Mut zur Weiterbildung zu haben. Mut, etwas zu unternehmen, etwas zu wagen, selbst dann, wenn die Gefahr des Versagens vorhanden ist. Viel zu viele Menschen leben heute nach dem Motto "A+T": Abwarten und Tee trinken. Mal sehen, was kommen wird. Aber wir brauchen Menschen mit Mut. Gerade in Deutschland. Gerade in der heutigen Zeit. Denn Menschen, die Mut haben, gehen auch mal ein Risiko ein. Menschen, die wissen, dass mich nur mein Durchhalten weiter bringen kann und mich zum Meister meines Lebens macht. Es gibt keinen Spitzensportler, der nicht einmal eine Niederlage erlitten hat. Nicht einen erfolgreichen Menschen, der nicht einmal danebenlag. Aber erfolgreiche Menschen machen einfach weiter und werden so kontinuierlich besser.

Wer das Leben erfolgreich meistern will, braucht Mut. Und genau das wird den Schülern, damals wie heute, leider nicht vermittelt. Stattdessen diskutiert man lieber über eine Rechtschreibreform und erzieht junge Menschen zu desillusionierter "Massenware", bekämpft Drogenprobleme und bringt den jungen Leuten bei, in Armut (= arm an Mut) und HARTZ IV zu leben......

Der Fehler liegt eindeutig im System.....
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Darek« (7. August 2008, 19:23)


30

Donnerstag, 7. August 2008, 19:48

Darek,

aber ohne Allgemeinbildung auch keine Bildung. Ich bin da ganz anderer Meinung. Man muss zumindest eine Grundlage schaffen. Ich brauche nicht alle Ecken der Geschichte zu kennen, jeden deutschen Verfasser der Nachkriegszeit aufzuzählen oder die Vektorenrechnung in allen Facetten zu erläutern, aber ein bisschen vom großen Strom des Wissens darf es dann doch schon sein. Wenn du deine Gesamtbildung in der Rückschau immer auf das reduzierst, was du gegenwärtig noch davon gebrauchen kannst, ist das nichts anderes als der furchtbar zerstörerische Zeitgeist der Kosten- und Nutzenrechner. Diese Menschen denken kurzfristig und gehen zurück. Eine solche Haltung entspräche Statements von Wirtschafsvertretern zur Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre.

Darek

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31

Freitag, 8. August 2008, 09:15

He, he, he, Mulder,
Du hast mich etwas mißverstanden. Ich stehe sehr wohl auf dem Standpunkt, dass ein vernünftiges Allgemeinwissen enorm wichtig ist und auch im späteren Leben hilfreich sein kann, sein wird. Nicht umsonst heißt es ja: "Wissen ist Macht, die einem keiner nehmen kann." Und ich bin ein Verfechter des lebenlangen Lernens!
Dennoch stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass uns früher in der Schule viele Dinge beigebracht wurden, die uns junge Menschen überhaupt nicht auf das Leben vorbereitet haben. Und dies ist auch heute noch so.

Warum gibt es so viel Gewalt an unseren Schulen? Warum haben die Lehrer teilweise regelrechte Ängste, ihren Unterrichtsraum zu betreten? Und warum schneiden die Schüler in Deutschland bei Untersuchungen immer wieder schlecht ab? Man mag über PISA denken, was man will - etwas muss aber dran sein, an den Ergebnissen.

Ich bleibe daher bei meinem Statemant - das Schulsystem in der heutigen Form ist nicht gerade sonderlich gut dazu geeignet, die Schüler vernünftig auf ihr Leben vorzubereiten.
Es werden heute kaum noch Werte wie soziales Miteinander, Verantwortungsbewußtsein und Respekt Anderen gegenüber vermittelt. Und daraus resultieren auch vielfach die Probleme, die wir heute haben. Es geht nur noch darum, den vorgeschriebenen Stoff in der dafür vorgeschriebenen Zeit "durchzuhechelen". Alles andere muss dabei dann zwangsläufig auf der Strecke bleiben.
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Falk

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32

Freitag, 8. August 2008, 10:28

hmm...

nach wie vor denke ich, dass die eltern erheblich verantwortlich sind, was heute an den schulen passiert.
gewalt entsteht, wo sich kids unbeachtet fuehlen und auf sich aufmerksam machen muessen. diese aufgabe ist aber definitiv nicht schulsache. viele eltern uebersehen das aber gerne, weil es ja so wunderbar einfach ist, jemand anderes fuer die eigenen fehler verantwortlich zu machen...

"wissen ist macht" stimmt schon, aber woher sollen kids wissen, was man damit macht?
charakterbildung findet nicht in schulen statt, sondern zuhause. gewalt und allgemeines unsoziales verhalten alleine aufs bildungssystem zu schieben verfehlt das ziel bei weitem, da es einen wesentlichen faktor aussen vor laesst... die familie
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33

Freitag, 8. August 2008, 13:01

Ich geben allen Recht, die sagen, dass das deutsche Schulsystem schlecht ist und nicht dazu angetan, die Schülerinnen und Schüler auf das Leben gut vorzubereiten. Darek, also einverstanden. Nur warum passiert hier so lange schon nichts?

Ich gebe allen Recht, die von der Mitverantwortung der Eltern reden. Falk, d'accord. Nur warum passiert hier schon lange nichts bei den Eltern?

Was kann man ändern, um es besser zu machen?

Für Lösungen sind europäische und globale Vergleiche immer hilfreich. Deswegen habe ich den Thread eröffnet. Wenn Falk von Erfahrungen aus England berichtet, dann ist das interessant und hilfreich. Der Betreuungsschlüssel für Schüler ist hier wirklich hervorragend. Wenn andere über das polnische System schreiben, kann man ebenfalls daraus lernen. Ich glaube, es gibt nicht das perfekte System, es gibt mehrere Systeme. In Australien gibt es Unterrichtsinhalte, die die Gefahr von Hautkrebs genau beschreiben, damit Schülerinnen und Schüler das Risiko richtig einschätzen lernen. In Thailand lernen Kinder die Gefahr, die von Giftschlangen ausgehen, frühzeitig erkennen. Es gibt also keinen verbindlichen Kanon, und ich halte es für dringend geboten, dass Lehrinhalte recht autonom von Lehrerinnen und Lehrer für das neue Schuljahr bestimmt werden und von den Behörden dann nur noch abgesegnet werden sollten. Erst dann bringt man den aktiven, kreativ arbeitenden und motivierten Lehrer ins Spiel. Darüber hinaus sollte man Eltern die Chance einer monatlichen Unterrichtsbeobachtung geben. Gleiches gilt für Lehrerkollegen. Das sind Ansätze, die wirklich etwas bewegen würden. Natürlich sollten die Klassen kleiner werden. Natürlich gehören neue Fächer wie Umwelt und Ethnologie zu einer modernen Schule. Alles kostet Geld, aber gerade wir sind so sehr angewiesen auf den nachwachsenden Rohstoff.

Bildung ist Staatsaufgabe. Wenn der Staat aber nichts unternimmt oder wegen leerer Kassen handlungsunfähig ist, dann wird nichts passieren.

Non scholae, sed vitae discimus!

Capricorn

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34

Samstag, 9. August 2008, 08:45

Zum Thema Lehrerausbildung in Finnland schreibt die Financial Times Deutschland von gestern:

Blick ins Ausland: Elite fürs Klassenzimmer.
In Finnland dürfen nur die Besten eines Jahrgangs Lehrer werden.
Wenige Bewerber überstehen das Auswahlverfahren. Am härtesten ist es an der Uni Helsinki.

Quelle: Financial Times Deutschland

Christoph
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Wilhelm Ostwald

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35

Samstag, 9. August 2008, 09:02

Die Zeit schreibt zum Thema Bildung/Schule in Deutschland:

Wir wollen ja nur Dein Bestes.
Waldorf? Öffentlich? International? Oder gleich katholisch? Wie die Suche nach der perfekten Grundschule eine ganze Elterngeneration in Panik versetzt.

Quelle: Die Zeit

Christoph
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Wilhelm Ostwald

36

Samstag, 9. August 2008, 11:12

Super-Beiträge, Christoph.

Zum Thema Lehrerauswahl in Finnland. Besser kann man keine Standards setzen.
Und das funktionierte in jedem Land.

Zum Thema Grundschulauswahl. Genauso ist es. In NRW gibt es seit einiger Zeit die freie Wahl der Grundschule. Früher galt das Wohnortprinzip der Eltern. Seit der freien Wahl beobachte ich Karawanen von Elternautos zu den Anmeldephasen, die sich wirklich Gedanken machen, was sie ihrem Kind anbieten können. Dabei muss ich deutlich sagen: Ich finde es gut, dass sich Eltern heute mehr Gedanken darüber machen. Aber sie sollten hinter jeder Reformschule und jeder Reform dann bitte auch fundierte und kritische Fragen stellen statt einfach einem Zeitgeist zu folgen.

Darek

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37

Dienstag, 12. August 2008, 09:13

Jetzt hat ja hier in NRW der schulische Alltag wieder begonnen und der erste Schultag ist gelaufen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes:

Da kommt die Tochter meiner Kochana aus der Schule und präsentiert zu Beginn des neuen Schuljahres erst einmal eine schöne Rechnung für Dinge, die bezahlt werden müssen.
Ich hab geglaubt, ich sehe nicht richtig.

Da wird von Seiten der Schule von allen Kindern ein Obulus in Höhe von 10,-- Euro pro Kind für eine Toilettenfrau gefordert. Macht bei ca. 1.300 Kindern auf der Schule (Gymnasium) sage und schreibe ca. 13.000,-- Euro! Also umgerechnet ca. 1.100,-- Euro pro Monat. Für eine Toilettenfrau, die noch nicht einmal ständig "vor Ort" ist! Gleichzeitig sind die Toilettenräume in der Schule aber in einem solch desolaten Zustand, dass sich kaum ein Schüler in diese Abgründe wagt.

Dann kommt noch sogenanntes Kopiergeld dazu.
Heute wird ja weniger mit Schulbüchern und Heften gearbeitet, sondern eher mit einer "Lose-Blatt-Sammlung" diverser Kopien, die dann irgendwo in den unergründlichen Tiefen der Schultaschen ihr kümmerliches Dasein fristen und mit zerknittertem Gesicht um Beachtung betteln.

Weiter sind noch über 50,-- Euro zu zahlen für einen Vortrag mit einem Wirtschaftsmenschen, der dafür von der Schule bezahlt wird. Und damit auch genügend Kohle reinkommt und der Wirtschaftsschlaumeier auch gut verdient, wird aus diesem Vortrag einfach eine Pflichtveranstaltung.

Auch sind knapp 10,-- zu zahlen für ein Schließfach, in dem die Schüler einige Unterlagen deponieren können.

Und so geht es lustig weiter. Alles in allem knappe 150,-- Euronen.
Hinzu kommen allerdings noch die normalen Schulsachen wie Hefte, Stifte, Lineal usw..

Ich habe dazu dann nur noch gesagt, man solle froh sein, dass die Schüler am Eingang nicht noch Eintritt zahlen müssen.....
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38

Dienstag, 12. August 2008, 09:22

Darek, auf uns wartet noch die Gesundheitsreform! In Frankreich diskutieren sie gerade angesichts der zunehmenden Fettleibigkeit eine Steuer auf zuckerhaltige Produkte einzuführen, um die Krankenversicherungen zu refinanzieren. Das wäre doch was.
Zurück zur Bildung:
Ministerin Sommer hatte noch ganz andere Pläne für NRW im Karton, ehe Rüttgers die Notwendigkeit sah, ihr einen Maulkorb zu verpassen. Da hättest du aber mit den Ohren geschlackert.

Darek

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39

Dienstag, 12. August 2008, 12:22

Zitat

Original von Mulder
Darek, auf uns wartet noch die Gesundheitsreform!

Wieso denn die Gesundheitsreform? Seit 1990 jagt doch eine Gesundheitsreform die nächste. Hier wird so schnell und viel "reformiert" - Luther hätte seine helle Freude....
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