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Donnerstag, 23. Oktober 2008, 13:16

Rückwanderung

Liebe Leute hier,

alle Tage wieder kann man Nachrichten lesen, wonach Polinnen und Polen aus Großbritannien, Irland und anderen EU-Ländern in ihre Heimat zurückkehren. Ich weiß, dass es dazu im Forum schon einmal einen Thread gegeben hat. Ich möchte das Thema deshalb hier neu eröffnen, weil ich nicht nur gern hören möchte, ob das tatsächlich der Wahrheit entspricht. Interessant wäre für mich zudem, ob es bei dieser Rückwanderung Erfolgsstorys gibt, die jemand kennt. Oder Rückschritte, die Rückwanderer mittlerweile wieder bitter bereuen. Also: Wer kann was dazu sagen?

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Donnerstag, 23. Oktober 2008, 14:10

RE: Rückwanderung

Hallo Mulder,

heute vormittag habe ich zu diesem Thema zufällig bei mir einen kleinen Beitrag eingestellt, der die Lage aus Sicht der Arbeitsämter bei mir in der Region beschreibt:

Zitat


Mehr Rückkehrer aus dem Ausland

Das Woiwodschaftsarbeitsamt in Torun verzeichnet einen zunehmenden Strom von Personen, die aus dem Ausland nach Polen zurückkehren und hier auf Arbeitssuche gehen. Gegenüber der Tageszeitung Gazeta Wyborcza erklärt ein Behördenvertreter, dass die Zahl der sich bis Ende September in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern bei den Arbeitsämtern registrierten Rückkehrer (insgesamt 1164 Personen) schon fast doppelt so hoch ist wie die für das gesamte Jahr 2007.

Als wichtiger Grund für diese Entwicklung wird die durch die Finanzkrise ausgelöste Wirtschaftsflaute in Großbritannien, Irland und Island genannt, wo viele Polen in den vergangenen Jahren eine Beschäftigung gefunden hatten. Stellenkürzungen in diesen Ländern und eine bis vor kurzem ungünstigte Wechselkursentwicklung haben in jüngster Zeit immer mehr polnische Arbeitnehmer veranlasst, ihr Glück wieder im Heimatland zu versuchen.

Zwar fehlt es in der Woiwodschaft nicht an freien Stellen, jedoch handelt es sich oft um Jobs, für die nur der gesetzliche Mindestlohn von derzeit 1126 Zloty brutto angeboten wird. Das ist ein Bruchteil dessen, was die Rückkehrer bisher im Ausland verdient haben.


Aus unserer Stadt sind eine Menge Leute ins Ausland gegangen, von denen ich aber persönlich nicht so viele kenne. Man hört aber schon, dass besonders Personen mit geringen fachlichen und sprachlichen Qualifikationen es jetzt viel schwieriger haben sollen, in GB einen Job zu finden.

Was mir derzeit auffällt, ist die recht große Zahl von Fahrzeugen mit englischen Kennzeichen im Ort. Das können aber auch Urlauber sein, die anlässlich Allerheiligen der Familie einen Besuch abstatten, nicht unbedingt Rückkehrer.

Schöne Grüße

Andreas

Falk

Egalisator und Co-Admin

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3

Donnerstag, 23. Oktober 2008, 14:38

einer meiner polnischen kollegen aus dem irischen buero ist bereits vor knapp einem jahr zurueck nach warschau gegangen, da seine frau zurueck wollte und die beiden auch ihre kinder gerne in polen aufwachsen sehen wuerden.
damals war vom credit crunch noch keine rede und er hat auch einen guten job in warschau gefunden...

jetzt, wo irland massiv in der krise ist und mehr als ein drittel aller architekten ihren job verlieren werden, wird das buero dort verkleinert. ergo muss eine polnische technische zeichnerin gehen und unser polnischer visualisierer war bis gestern am zittern.
der visualisierer bleibt, die zeichnerin geht. und bevor ihr falsches denkt einige irische kollegen muessen auch gehen!
die zeichnerin wird auch zurueck nach polen gehen, hat aber noch keinen job gefunden.

interessanterweise haben sich mittlerweile auch viele polen auf den weg in die vereinigten arabischen emirate gemacht, zumindest gibt es schon entsprechende foren und praesenzen im internet. dort haben allerdings auch nur jene wirklich chancen, die eine gute qualifikation vorweisen koennen...

@chelmno
du hast recht, was die englische kennzeichen haeufung angeht. einige unserer freunde fahren nach hause und machen entsprechend auch ein wenig heimaturlaub...
Signatur von »Falk«

anything goes...

4

Freitag, 24. Oktober 2008, 06:58

Also lässt sich schon hier und da eine erneute Chancenwanderung nach Polen zurück feststellen. Was mich fasziniert und beeindruckt, ist, wie schnell sich die Menschen auf neue Situationen einstellen können, weil sie sich auf neue Situationen einstellen müssen. Aber das geht nicht ohne Opfer, und ich denke gerade für junge Familien ist dieses Hin und Her eine unheimliche Belastung. Meine Frau erzählte mir, dass noch im letzten Jahr große Anzeigenkampagnen gestartet wurden, um polnische Arbeitsemigranten ins Land zurückzuholen. Wir brauchen euch, hieß es.
Jetzt in der kommenden Rezession wird man sehen, wer wen wann und wo braucht. Eine hohe Zahl von Wanderarbeitern war bereits im späten Mittelalter Anzeichen unsicherer Verhältnisse, da es die Mehrzahl der Bauern gewohnt war, an ihrer Scholle sprich Land gebunden zu sein. Und in der Frühen Neuzeit entwickelte sich nach und nach die Kleinfamilie in Form einer Kernfamilie heraus, obgleich es auch die schon immer gegeben hat. Die Urbanisierung setzte allmählich ein, und das ist ja auch bis heute zu beobachten, wenn man bedenkt, dass eine Stadt wie Warschau fast Vollbeschäftigung melden kann.

5

Freitag, 24. Oktober 2008, 11:27

Zitat

Original von Mulder
Was mich fasziniert und beeindruckt, ist, wie schnell sich die Menschen auf neue Situationen einstellen können, weil sie sich auf neue Situationen einstellen müssen. Aber das geht nicht ohne Opfer, und ich denke gerade für junge Familien ist dieses Hin und Her eine unheimliche Belastung.


Ihre Chance in GB oder Irland haben viele Leute gesucht, die in Polen auf dem Arbeitsmarkt überhaupt nicht Fuß fassen konnten bzw. einfach zu wenig verdient haben, um vernünftig leben zu können.

Man muss sich klar darüber werden, dass in weiten Regionen des Landes sehr sehr viele Arbeitnehmer viel näher dem gesetzlichen Mindestlohn von 1126 Zloty als dem statistischen Durchschnittsgehalt von über 3000 Zloty sind. Wenn die kein Wohnungseigentum haben oder sonstwie mietfrei wohnen können, leben die unter der Armutsgrenze, obwohl sie eine normale, geregelte Arbeit haben.

Dadurch wurde diese enorme Abwanderung ins Ausland seit dem EU-Beitritt ausgelöst und jeder wird es sich überlegen, ob es wirklich vernünftig ist, nach Polen zurückzukehren, denn es gibt zwar viele freie Stellen, aber das sind überwiegend schlecht bezahlte Jobs. Außerdem erwartet meiner Einschätzung nach leider auch Polen ein heftiger Konjunktureinbruch mit massivem Stellenabbau, auch wenn das weder Regierung noch sog. Experten bisher laut sagen (wollen und können).

Schöne Grüße

Andreas

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (24. Oktober 2008, 11:28)


6

Freitag, 24. Oktober 2008, 13:04

Leider fand ich keine Quelle welche Berufsgruppen so ausgewandert sind.
Aber ich weiß nicht so recht, wenn man in Polen Handwerker beansprucht (ob in der Werkstatt oder jemanden zu verschiedensten Reparaturen zuhause mal kommen lässt) kann man fast schon überlegen welche aus Deutschland kommen zu lassen so teuer sind die, selbst wenn man länger nach preiswerten sucht, mussten also irgendwelche anderen Berufsgruppen sein die gingen.
Zudem fehlt es schlicht an Leuten, will man das Bad neu kacheln lassen muss man lange suchen.
Daneben gibt es immer noch die Mentalität dass man Arbeitslosengeld trotz Arbeitsangebote erstmal bis zum Schluß beziehen will, sowas habe ich schon oft mitbekommen "ja erst ab Mai, da läuft mein Arbeitslosengeld aus" dann sagt man "ja aber dann brauche ich Sie nicht" und kriegt ein "erst dann oder eben gar nicht".
Und ob es in Irland Rente mit 53 gibt?

Bekannter hat eine Baufirma und die delegierten Arbeitnehmer würden 1400 Euronetto kriegen. Wohnung (bzw. ein Zimmer in dieser) incl. aller beinhalteten Kosten, Auto das keiner überprüft ob es zum Einkaufen mitbenutzt wird, Mobiltelefon etc. natürlich oben drauf. Selbst Klopapier und Waschmittel kriegen sie gestellt.
Davon dass es noch Steuer an Jahresende zurück gibt rede ich auch nicht, sonst müsste ich sagen die kriegen 1650 netto.
Meint ihr der kriegt genug Leute zusammen? Die haben 100 Ausreden wenn er anfragt ob die kommen wollen, so schlecht geht es Leuten auch nicht wie die Statistik die Schwarzarbeit etc. nicht erfasst, zeigt. Ein Landwirt wird dann auch als arm geführt, denn wenn man Lebensmittel ohne Rechnung verkauft... ich denke die statistischen Probleme sind ersichtlich.
Wir reden hier von Bauarbeitern, nicht von Schönheitschirurgen, will ich nur erneut anmerken damit das nicht untergeht.
Er beschäftigt inzwischen sogar Deutsche da sie günstiger sind, da sie eben keine weiteren Kosten für Wohnung (die man nicht zu Konditionen wie privat als normaler Mieter zu kriegen ist) etc. verursachen.
Da sind auch keine 20 Ämter hinterher die alles prüfen und mit 100 Genehmigungsverfahren und Auflagen incl. Kosten ärgern...

Nichts desto trotz gibt es natürlich Armut in Polen, was ich übrigens natürlich sehr schade finde, aber betrifft mit Sicherheit weniger als die Hälfte der angenommenen Menge.
Ich lasse mich schon lange nicht von Putz am Haus oder deren Auskünften beeindrucken, denn schaut man dahinter ist ein nicht unerheblicher Teil unwillig oder stellt seine Einkünfte falsch dar.
Eines will ich noch anmerken, es sind die völlig falschen Berufsbilder in Köpfen der meisten menschen drin. Nicht der Landwirt oder der Bauarbeiter verdienen schlecht, so richtig schlecht verdient meistens eine kleine Sachbearbeiterin obwohl sie saubere Kleidung an hat.
Dabei mag ich das Wort "verdienen" so gar nicht, denn die würde wahrlich mehr verdienen, aber woher nehmen wenn der der das Endprodukt herstellt, gerne sein Bier während der Arbeitszeit genießt.

Wenn ich schon beim "Rundumschlag" bin, in Polen zu studieren macht bis auf gewisse Fächer kein Sinn, rate ich allen jungen Menschen ab die das hier im www finden und mit entsprechenden Gedanken spielen. Reine Ressourcenverschwendung und zwar die eigenen und die des Staates. Später landet man als Magister für 1500Zl im Büro und macht das was man nach 1 Monat anlernen machen könnte, während die Schulkameraden streiken, mehr verdienen, kürzer arbeiten, sich als ausgebeutetes Proletariat darstellen und mit 55 ihre Rente bekommen. Da aber nun mal Mehrheiten richtig und falsch definieren, wird sowas in absehbarer Zeit nicht anders werden.
DER Knackpunkt bei allen Problemen Polens.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

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olaf

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7

Freitag, 24. Oktober 2008, 14:47

Zitat

Original von chelmno.info

Zitat

Original von Mulder
...
Man muss sich klar darüber werden, dass in weiten Regionen des Landes sehr sehr viele Arbeitnehmer viel näher dem gesetzlichen Mindestlohn von 1126 Zloty als dem statistischen Durchschnittsgehalt von über 3000 Zloty sind.
Andreas


Das ist der Punkt mit Statistiken. :nerwus
In meiner Stadt (Nr 27 in PL) zahlt man fuer eine Mietwohnung, soweit verfuegbar ca 500 Zl (40qm) oder 800 Zl (60qm). Zu 2/3 der Faelle sind aber Wohnungen Eigentum (geerbt), daher nur ca 2-300 Zl mtl.
Als Regierungs-Sachbearbeiter netto 1.600 Zl/mtl, eine Verkaeuferin um die 1.000 Zl/mtl.
Fuer 3.000 Zl ist man/frau selbststaendig oder in einem wirklich gehobenen Job.

5 km weiter, Sosnowiec: Miete + 10 %, Katowice + 20 % bei gleichem Einkommen ?(

U.a. erklaert dies auch, warum Ehepaare, die sich schon lange nicht mehr "gruen" sind, sich nicht scheiden lassen und immer noch zusammen wohnen, obwohl..alles kur..

Die Kaufkraft ist letztes Jahr erheblich gesunken in Pl; dies gilt insbes. fuer Leute., die in GBP, Euro bezahlt werden. Ich wuerde gerne in D oder CZ einkaufen, aber zur Grenze ist es zu weit... :stres

Life is brutal... :nie

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Samstag, 25. Oktober 2008, 13:50

Also mit Euren ganzen Zahlen kann ich wirklich wenig anfangen... :mysli

Hier in Krakau habe ich es so kennengelernt:

Miete viel, viel höher, so 1500 PLN für 40 m˛ sind die Normalität, habe auch schon von 800 PLN für ein Zimmer in einer 3er-WG für Studenten gehört, eine 20 m˛-Kawalerka mit sehr viel Glück ab 1200 PLN. Das billigste, was wir damals gefunden haben, war eine 1ZK mit Bad auf dem Flur, total versifft mit Blick auf den Friedhof für 800 PLN. Zu meiner Studizeit hätte ich das vielleicht noch als bewohnbar empfunden, jetzt nicht mehr. Ach ja, Internet gab es dort. :ROTFL

Aber nun zu den Verdiensten: in Krakau herrscht wie in Warschau Vollbeschäftigung. Und das wirkt sich wohl auch auf die Einkommen aus. Habe hier deutsche Bauarbeiter gehört, die im Straßenbau beschäftigt sind. Voller Interesse hingegangen und nachgefragt. In Deutschland Hartz 4, hier 1.500 Euro netto! Eine Maklerin, die ich letztes Jahr unterrichtet habe, ließ sich immer mit dem Taxi zu mir fahren, sie verdiente meiner Einschätzung nach weit über 10000 PLN/Monat. Ein leitender Ingenieur, dem ich Unterricht gebe, 25000 PLN brutto/Monat. Ein Reiseführer für Touristen mind. 10000 PLN im Monat. Ein guter Übersetzer ohne Probleme über 10000 PLN/Monat, ein Sprachlehrer um die 45-50 PLN/h. Wer viel zu wenig verdient, sind natürlich Lehrer an staatlichen Schulen, Krankenschwestern und Kellner (ab 4 PLN netto/h) oder Küchenhilfen (ebenfalls ab 4 PLN netto/h). Die Toilettenfrauen hingegen je nach Lage okay bis traumhaft viel. Auf die 10000 PLN im Monat komme ich nicht, aber ich kann mich wirklich nicht beklagen und es ist viel, viel mehr, als in Deutschland verdient habe.

Aber davon mal abgesehen, habe ich im letzten Jahr viele CVs und Bewerbungen ins Deutsche übersetzt. Und da waren oft die Verdienstvorstellungen dabei. Zum Beispiel ein Sachbearbeiter in einem Logistikunternehmen in der Nähe von Posen, ohne Studium, 22 Jahre, 1 Jahr Berufserfahrung, geringe Englisch- und Deutschkenntnisse, Forderung 4000 PLN netto/Monat, die er bekommen hat, wie er mir nach der Übersetzung geschrieben hat.

Ich habe generell festgestellt, dass viele Polen sagen, dass sie sehr viel weniger verdienen, als sie es in Wirklichkeit tun. Aber es wird auch auf den Ort ankommen. Klar verdient man in den Boomstädten mehr als in den Podkarpaten oder in Heiligkreuz...

9

Samstag, 25. Oktober 2008, 14:00

RE: Rückwanderung

Ich habe auch von einigen Rückwanderern gehört. Zum Beispiel die Schwester meiner ehemaligen Polnischlehrerin. Hat sofort einen Job bei einer Bank gefunden.

Denke, dass es generell 2 Kategorien gibt:

1. Die gut ausgebildeten Handwerker und Akademiker mit gut bezahlten Jobs in UK, die etwas auf die Seite legen konnten. Freunde von uns kommen bald zurück aus Schottland, sie ist Apothekerin und hat mehrere Apotheken geleitet, er ehemaliger Priester :plotki , der Gelegenheitsarbeiten gemacht hat. Sie haben schottisch-sparsam gelebt und ihr Haus mit eigener Apotheke in Bielsko-Biała steht schon fast.

2. Diejenigen, die mangels Perspektiven weg sind, aber trotz sparsamen Verhaltens auch in UK nur gerade so über die Runden kamen. Kommen nun zurück, vlt. wegen der Finanzkrise, für sie wird es auch in Polen schwierig werden.

Und dann sind da noch die Leute, die irgendwo dazwischen liegen. Ein großes Problem ist, dass vielen Kontakte in Polen fehlen. Und die Kontakte in UK helfen ihnen in Polen nicht mehr.

stazki

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10

Samstag, 25. Oktober 2008, 15:21

RE: Rückwanderung

Habe letztens einen Bericht im polnischen TV gesehen, wo es auch um die Aus- bzw. Rückwanderer ging. Nach aktuellen Umfragen ist derzeit nur etwa 1/3 der Befragten gewillt, in den nächsten Jahren nach Polen zurückzukehren. Da es mit der Arbeit in UK nicht mehr so gut gestellt ist (besonders für nicht qualifizierte Arbeitskräfte), zieht es nun viele in die skandinavischen Länder, wo Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsplätze vorhanden sind. Auch einen Bekannten von uns, der nach 1 Jahr UK nun in Norwegen arbeitet: 6 Wochen am Stück (im Holzwerk) und 2 Wochen "Heimaturlaub", um das hart verdiente Geld in den Ausbau der Wohnung zu stecken.
Signatur von »stazki« "Eine ausgestreckte Hand bewirkt mehr als eine geballte Faust"

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Dienstag, 28. Oktober 2008, 13:30

Rückwanderer dringend gesucht

Für Polen wäre es insgesamt wohl sehr gut, wenn mehr qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zurück kehren würden (auch wenn das nicht ganz freiwillig geschieht).
Es ist immer noch unglaublich schwer vernünftige Mitarbeiter zu finden. Da mir das ortliche Arbeitsamt erlaubt hat, nach sechs Wochen vergeblicher Suche in Polen, ausländische Mitarbeiter einzustellen, wird mein Bauunternehmen wohl weiterhin bestehen können. Eine 2. Baufirma werde ich in den nächsten Wochen schließen, da fast alle polnischen Bauarbeiter, die sich bei uns vorstellen, nur "schwarz" arbeiten wollen...
Wir haben nun entschieden, uns auf Geschäftsfelder zu beschränken, für die möglichst wenig festangestellte Mitarbeiter gebraucht werden. Der Vorteil, den Polen gegenüber seinen europäischen Mitbewerbern hat - die niedrigen Lohnkosten, wird so leichtsinnig verspielt.
Signatur von »toxxic« Wo immer die Klügeren nachgeben, da regieren schnell die Dummen
Amat Victoria Curam

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Dienstag, 28. Oktober 2008, 13:37

Kann das sein, dass die Baubranche in Polen insgesamt verrückt ist? Und wo sind nun die Rückwanderer genau? Wo arbeiten sie? Es wäre auch interessant, darüber mal Statistiken zu haben.

13

Dienstag, 28. Oktober 2008, 13:55

Bau-Branche: Chaos total!

Die Bau-Branche scheint in Polen wirklich ein Sonderfall zu sein. So viele Dilettanten und Betrüger habe ich bisher in Polen in keiner anderen Branche gefunden.
Wir haben unsere zwei Bauunternehmen mit den allerbesten Absichten gestartet: gute Bezahlung, soziale Extraleistungen, Boni, echter Arbeitsschutz, faire Arbeitsverträge etc.
Keine Chance, da wird gestohlen betrogen und im günstigsten Fall "nur" schlampige Arbeit geleistet. Unmittelbar vor der unvermeidlichen Kündigung wird sich dann krankgemeldet und man wird diese Parasiten so schnell nicht los. Nach 31 Tagen betrügen sie dann aber nicht mehr das Unternehmen, sondern "ZUS".

Unser letzter "Knaller" war ein Rückwanderer aus UK. Hat uns als Bauleiter einen Verlust von "nur" 70.000 PLN in drei Monaten erwirtschaftet :luzik
Signatur von »toxxic« Wo immer die Klügeren nachgeben, da regieren schnell die Dummen
Amat Victoria Curam

14

Dienstag, 28. Oktober 2008, 14:26

Und was kann man dagegen tun? Gibt es keine Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen? Wie sieht die Kontrolle am Bau aus? Normalerweise sollten doch die, die in anderen Ländern gearbeitet haben, ihre Erfahrung in Polen wieder positiv einbringen können. Womöglich bin ich hier sehr naiv... :stres

15

Dienstag, 28. Oktober 2008, 14:42

Natürlich werden die Auslandserfahrungen hier eingebracht. Aber eben auch die Erfahrung: in D oder UK muss man täglich mit Überprüfungen rechnen. In PL gibts sowas nur ganz selten, außerhalb von Großstädten vermutlich gar nicht.
Auch das Melden von Verstößen bringt nichts.
Andere Branche, aber gleicher Effekt:
Vor einiger Zeit haben wir das zuständige Ministerium darüber informiert, dass über 50% der bei "Allegro" angebotenen Diätmittel kein polnisches Etikett tragen und deshalb verboten sind. Die Antwort:" von diesen Anbietern haben wir nur e-mail-Adressen und keine Firmenanschriften, deshalb können wir da nichts machen, aber IHRE Anschrift haben wir von Ihrem Briefbogen, deshalb kontrollieren wir jetzt Ihren Betrieb".
Gegen solche Kontrollen habe ich natürlich nichts, aber es ist schon unfair.
Solange Illegales in Polen nicht konsequent verfolgt wird, gibt es keine Besserung.
Das gillt besonders für den Bau.
Signatur von »toxxic« Wo immer die Klügeren nachgeben, da regieren schnell die Dummen
Amat Victoria Curam

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Dienstag, 28. Oktober 2008, 23:10

RE: Rückwanderung

Nimm einfach mal Strassenbau.
Auftrag wird vom Kaczyński zurück gezogen weil es unter Kwaśniewski unterschrieben wurde und bestimmt Vetternwirtschaft war, so die Begründung.
Stellte sich doch raus dass es nicht so ist, neu ausgeschrieben, jetzt 70% teurer aber an die "richtigen" Leute vergeben.
Dann stellt sich raus dass soviel Geld auch nicht da ist und dann wird es eben langsamer gebaut, alle paar Jahre paar km. 2100 wenn es fertig ist, werden es auch sicher keine 70% sein wenn man rückrechnet.
Also wenn die Berlinka fertig ist, ist sowas wie Polen schon gar nicht mehr auf der Weltkarte.

Während die Kanalisation Probleme macht, wird auf Wawel die 8te Papststatue in der Stadt gebaut. Denn wir haben ja 7, aber keine Wawelski-Statue.
Gott ist bestimmt unglücklich, also auf ihr Steuerzahler, stimmt ihn gnädig und bezahl ein weiteres Symbol eurer Ergebenheit.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Obywatel GG« (28. Oktober 2008, 23:10)


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Montag, 3. November 2008, 16:45

Noch etwas zum Thema Rückwanderung:

Ich habe gerade zwei polnische Familien kennen gelernt, die nach beinahe 15 Jahren Deutschland im nächsten Jahr nach Polen zurückkehren werden. Sie haben sich ein hübsches Sümmchen zusammen gespart und eingestanden, dass es ihnen in Deutschland nie wirklich gefallen hat, sieht man mal vom Geld verdienen ab. Sie meinten, dass viele Polen häufig noch ein ganz anderes Heimatgefül hegten.

Na ja, ich weiß nicht, ich bin als Deutscher schon auch irgendwie heimatverbunden, aber ich denke, man kann sich ein Stück Heimat immer überall mit hinnehmen. Aber die polnischen Communities scheinen auch im Ausland nie wirklich den Bezug zurück verloren zu haben.

Falk

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18

Dienstag, 4. November 2008, 00:57

"home is where your heart is"...
ich habe selbst einige zeit in suedamerika gelebt und bin jetzt bereits im 5ten jahr in england, nehme mir also heraus hier eine meinung haben zu duerfen...

ich persoenlich sehe die sache zweigespalten wie du sie schilderst. solche geschichten passieren ueberall dort, wo sich viele polen im ausland aufhalten.

einerseits finde ich die heimatverbundenheit ja sehr gut, da sie klarerweise teil einer jeden identitaet ist. leider uebertreiben es die meisten polen im ausland gewaltig. nichts dagegen einzuwenden ins ausland zu gehen, um ein wenig geld beiseite zu verdienen. hier in england (und so auch in irland) hoere ich sehr oft von polen, dass sie es hier nicht leiden koennen.

um ehrlich zu sein, denke ich sehr oft, dass sie dann einfach gehen sollten. sie koennen hier ein besseres leben leben als in polen. dann sollten sie aber auch versuchen, sich ein wenig einzugliedern und aktiv teil der gesellschaft zu werden.

als ich nach england ging habe ich jeden kontakt zu allem deutschen vermieden, bis sogar zu dem punkt meine familie in berlin im ersten jahr kaum mehr zu kontaktieren.
ich wollte halt eintauchen, um zu sehen wie es mir hier gefaellt.

die meisten polen geben sich diese chance nicht.
ich hab hier massen vonleuten, die hier jammern, dass sie nach drei jahren in england immer noch kein richtiges englisch sprechen koennen.
besuchst du sie dann aber, dann sehen sie per satellit polnisches tv, hoeren polnisches radio, telefonieren taeglich mit der familie in polen, lesen buecher und zeitungen in polnisch, haben meist ausschliesslich polnische sozialkontakte etc...
was erwarten die dann? dass ihnen die englische sprache auf dem silbertablett serviert wird, ohne was dafuer zu tun?

ich persoenlich finde das eine kranke einstellung. wenn ich mich schon fuer das ausland entscheide, dann sollte ich da auch mit einem offenen geist hingehen, sonst lerne ich nix und ergo gibt es keinen fortschritt... "was hast du in england/deutschland/sonstwo gelernt/erfahren?" - "nix, was ich nicht auch in polnischen nachrichten haette lernen koennen..."

armutszeugnis meines erachtens, und verpasste chance.

einer meiner polnischen freunde verglich das verhalten seiner landsleute mal mit heuschreckenplagen in aegypten, oder suedamerikanischen wanderameisen. man haelt sich solange irgendwo auf, wie man profit machen, aber gleichzeitig unter sich sein kann und wenn es nicht mehr geht, zieht man weiter...

mal im ernst. nachdem hier in england und irland vielen die perspektive (in form eines jobs) genommen wurden, machten sich viele polen auf den weg in die arabischen emirate. und guess what. es dauerte nicht lange, da etablierte sich ein polnisches dubai-forum samt dazugehoeriger community und info plattform, um herauszufinden, wie man sich in der wueste polnisches radio und tv organisieren kann...

nur weiss ich jetzt schon, wie das ausgehen wird. sie werden wieder groesstenteils ungluecklich und unzufrieden sein... und wieder viele erfahrungen verpassen...

schade.

sorry, dass das so negativ klingt, aber ich denke, wenn man sich entscheidet ins ausland zu gehen, ist ignoranz einfach untolerierbar...
Signatur von »Falk«

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19

Dienstag, 4. November 2008, 02:38

Zitat

Original von Falk

einer meiner polnischen freunde verglich das verhalten seiner landsleute mal mit heuschreckenplagen in aegypten, oder suedamerikanischen wanderameisen. man haelt sich solange irgendwo auf, wie man profit machen, aber gleichzeitig unter sich sein kann und wenn es nicht mehr geht, zieht man weiter...


Da hat dein Freund nicht gerade Unrecht, Falk... :oczko

Vor etwa 35 Jahren war Libyen dran - ich glaube, dort floß Honig und Milch. Oder so ähnlich... Dann floßen die Nektare in Deutschland, sprich Schwarzarbeit...

Nun muss man sich das aber so vorstellen, dass die Leute ein wenig "Kasse" machen wollten (und bis heute wollen) - für ihre Familien, für ein Auto, vielleicht für ein Haus.

Kein Wunder, dass sie unter sich blieben. Für die Sprache des Gastlandes blieb keine Zeit - gebrochen sprechen reichte ja... Und reicht bis heute.

ABER: Es gibt auch polnische Auswanderer, die sich sehr schnell in UK integriert und etabliert haben. Die die Sprache beherrschen, deren Kinder an englischen Unis studieren. Und die nicht mehr zurück wollen, weil sie sich eine neue Existenz aufgebaut haben.

Übrigens krieg ich auch die Krise, wenn mir Leute nach 20-30 Jahren in Deutschland erzählen, dass sie noch nicht geschafft haben, richtiges Deutsch zu sprechen...

Matti meint zwar, dass ich es auch nicht drauf habe, aber damit muss ich leben. :oczko
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Renia :papa


Kołysanka dla Gdańska

Hochzeitspolka

BIALY MIS

20

Dienstag, 4. November 2008, 08:14

Zitat

Original von ReniA

...Kein Wunder, dass sie unter sich blieben. Für die Sprache des Gastlandes blieb keine Zeit - gebrochen sprechen reichte ja... Und reicht bis heute.

Übrigens krieg ich auch die Krise, wenn mir Leute nach 20-30 Jahren in Deutschland erzählen, dass sie noch nicht geschafft haben, richtiges Deutsch zu sprechen...

:oczko


... nun nöchte ich auch mal meine meinung zu dem thema kund tun.

auf deutschland bezogen gibt es im prinzip nur 1 gruppe von einwanderen von denen leider nur ein ganz kleiner teil überhaupt ein interesse daran hat, sich ein wenig an die kultur und die gegebenheiten des neuen heimatlandes anzupassen.

es geht soweit, dass man im tiefsten ruhrgebiet in manchen wohngebieten ohne ein türkisch-deutsches wörterbuch überhaupt nicht mehr klar kommt. die leute leben teilweise seit den 50 jahren hier und können überhaupt kein wort deutsch!

in den krankenhäusern werden inzwischen türkisch-sprechende ärzte und krankenschwestern gesucht und bei der polizei werden auch verstärkt türkisch-stämmige beamte gesucht um überhaupt noch mit den "Kunden" kommunizieren zu können.

ich verstehe nicht, warum alle anderen volksgruppen, seien es polen, russen, griechen, italiener usw. hier absolut keine extrawurst verlangen oder auch bekommen während für die türkisch-stämmigen mitbürger spezielle schulen, moscheen usw. gebaut und auch noch vom land gefördert werden während gleichzeitig die kindergartenplätze aufgrund der leeren kassen gekürzt werden?

dann wird in deutschland über ein kopftuchverbot monatelang diskutiert während es in der türkei ein klar geregeltes kopftuchverbot an den schulen gab... versteht das einer?

sehr oft habe ich dann auch noch gehört, wie über deutschland geschimpft wurde, "scheiss land" "türkei ist besser" "alles nazis hier".....

was soll ich dazu noch sagen?

ich selber bin schon des öfteren aus heiterem himmel angepöbelt worden... der spruch von kaja janar (was guckst du) kommt nicht von ungefähr. den habe ich als kind in der stadt permanent gehört wenn ich versehentlich einen türkischen jugendlichen mit meinem blick gestreift habe.

ich habe einige türkische kollegen die extrem nett sind, völlig akzentfreies deutsch sprechen und sich sehr gut in die geselschaft eingefügt haben ohne ihre türkischen wurzeln vergessen zu haben (was ja auch gut ist). woran liegt es aber, dass der großteil offensichtlich leider kein interesse daran hat?

warum wandern die ganzen nörgeler nicht wieder zurück?

was besonders interessant daran ist, dass meiner meinung nach diese leute zwischen den kulturen hängen. vom blut her sind sie zwar türkisch, teilweise vom kopf her auch aber halt auch teilweise deutsch (abhängig wie lange sie hier schon leben)

neulich lief eine reportage im fernsehn über die türkei. die dort lebenden türken sind völlig anders als die, die in deutschland leben... wahrscheinlich würden die leute im fall einer rückwanderung überhaupt nicht mehr klar kommen.

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