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Darek

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1

Dienstag, 19. August 2008, 07:15

Durch Deutschland muss ein Ruck gehen

.... hat Roman Herzog ja mal gesagt.
Nun hat EnBw angekündigt, die Gaspreise um 20 % anzuheben! Das bedeutet dann für einen durchschnittlichen Haushalt eine Mehrbelastung von ca. 17,00 bis 20,00 Euro im Monat.
Und die Bahn will mal wieder, trotz Milliardengewinn, die Fahrpreise anheben.

Gleichzeitig muss man sich dann in einem sogenannten Sommerinterview das Gesülze von einem Herrn Westerwelle anhören, der da meint, einen Koalitionsvertrag für die Liberalen werde er nur dann unterzeichnen, wenn darin ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem enthalten ist.

Selten so gelacht.

Seit Beginn meiner Selbständigkeit - und das ist schon ziemlich lange her - höre ich jedes Jahr diese Parolen und wundere mich, warum ich immer länger für die Steuererklärung brauche. Oder liegt es vielleicht an fortschreitender Demenz.....?

Ich frage mich langsam, was in unserem deutschen Vaterlande noch so alles passieren muss, bis durch Deutschland endlich mal ein Ruck geht und die Menschen anfangen aufzuwachen....
Signatur von »Darek« Wer schweigt, trägt Schuld an den Zuständen, die er beklagt!
Und wer vergisst ist verurteilt, dasselbe noch einmal zu erleben!

2

Dienstag, 19. August 2008, 08:28

Wer in Deutschland redlich arbeitet wird arm !!!

Roman Herzog ist ein Spinner. Trotz seiner hohen Beamtenpension tourt er durch die Provinz und will den Menschen erklären wie Wirtschaft funktioniert. Natürlich nur gegen Honorar, wird die Altersversorgung eigentlich um das Zusatzeinkommen gekürzt? Hat Herr Herzog schon mal eigenverantwortlich seinen Lebensunterhalt verdient?
Das zuviel an Beamtentum ist der Untergang unserer Gesellschaft.
:mysli

3

Dienstag, 19. August 2008, 09:11

Die Kosten für Lebenführung steigen weltweit, nur hier in Deutschland "mit Augenmaß" auf die Wohlstandsgesellschaft vielleicht einen Tacken dynamischer, weil Steuern daran hängen und der Staat einen willkommenen Effekt zur Sanierung des Haushalts erhält.

Darek

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4

Dienstag, 19. August 2008, 09:14

Da haust Du aber ganz schön auf den Putz, mein Lieber.

Zitat

Original von WHK
Trotz seiner hohen Beamtenpension tourt er durch die Provinz und will den Menschen erklären wie Wirtschaft funktioniert. Natürlich nur gegen Honorar,

Was stört Dich daran? Wenn Du von jemandem eingeladen wirst, der Dir für einen Vortrag ein Honorar bietet, würdest Du das ablehnen? Wo steht geschrieben, dass ein Rentner nebenbei kein Geld verdienen darf?
Ich wollte mich im sogenannten gesetzten Alter auch nicht zur Ruhe setzen. Wäre mir viel zu langweilig.

Zitat

Original von WHK
Hat Herr Herzog schon mal eigenverantwortlich seinen Lebensunterhalt verdient?

Jawohl, hat er.
Er war bis 1964 wissenschaftlicher Assistent an der Juristischen Fakultät der Universität München, danach dann Privatdozent. Ab 1965 war Herzog als ordentlicher Professor an der Freien Universität Berlin für Staatsrecht und Politik tätig. Anschließend dort tätig als Dekan und Prodekan der Juristischen Fakultät. Bis 1972 amtierte er dann als Rektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer.
Erst ab 1973 war er in der Politik tätig und wurde Staatssekretär in Rheinland Pfalz; als er später (1983) zum Richter am Bundesverfassungsgericht ernannt wurde, legte er sein Landtagsmandat nieder.
Und wenn er 1997 in seiner Berliner Rede (hieraus stammt ja das "Ruck"-Zitat) die Aussage macht:
"Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: Der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaubliche mentale Depression - das sind die Stichworte der Krise. Sie bilden einen allgegenwärtigen Dreiklang, aber einen Dreiklang in Moll."
komme ich nicht umhin festzustellen, dass diese Ausasage auch heute noch traurige Realität ist.

Bei all dem, WHK, kann ich Deine Einschätzung nicht so ganz teilen.
Es gibt Ausnahmen unter den "Spinnern".
Roman Herzog ist eine davon...
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FrankPL

unregistriert

5

Dienstag, 19. August 2008, 19:15

Solange an erster Stelle das sogenannte Kapital steht und der Mensch nur noch Verbrauchsmaterial ist, wird sich hier nichts, aber auch gar nichts ändern!

Nicht nur durch Deutschland muss ein Ruck gehen, der ganze Globus muss unter einem Ruck erzittern! Ich bezweifle, dass wir das noch erleben werden. Es ist noch nicht alles Geld nach oben verteilt worden; das dauert noch eine Weile. Erst wenn das geschehen ist, wird sich etwas tun.

6

Dienstag, 19. August 2008, 20:20

Bevor wir hier alle eine Weltrevolution ausrufen, sollte wir vielleicht darüber nachdenken, wie wir persönlich in unserem kleinen persönlichen Bereich für mehr Bewegung sorgen können. Ich weiß, dass das nicht viel ist, aber immerhin ist es etwas. Hinter der großen politischen Bühne stecken doch letztlich Gesellschaften und Kulturen, also wir alle, die ihr Handeln bestimmen und bemessen.
Wenn wir nach dem Motto "Geiz ist geil" handeln, sind das ebenso kapital- und vorteilsorientierte Perspektiven und Handlunsgweisen wie das Bsirske und Co. schamlos getan haben. Wenn wir als Verbraucher stetig raubtierkapitalistische Unternehmen unterstützen, schaufeln wir selbst ein paar Meter unseres Grabs.
Politik ist kritikwürdig, Politiker sind kritikwürdig. Sie können aber nicht für alles herhalten, was Mensch an negativen Beispielen auch vorgibt.
Die globale Infrastruktur für den Kapitalismus und für dieses System ist sicher rein monetär angelegt. Da stimme ich dir zu, Frank. Das Kapital besitzt heute eine Autorität wie sie früher nur Gott oder Geister besaßen. Es gibt im Gegensatz zum regen Warenaustausch heute noch immer kaum wirklichen Kultur- und Gedankenaustausch zwischen den Nationen und Gesellschaften weltweit. Meine etwas waghalsige These ist ja die, dass der Islam vom Westen nicht zuletzt deshalb zu der Bedrohung des 21. Jahrhunderts hocherkoren wird, weil die der modernen Welt feindliche und traditionelle Einstellung des Nahen Osten die eigentliche Wachstumsbremse für den Kapitalismus darstellt. Zugegeben, sehr anfechtbar...aber ..während wir im Zuge des Kapitalismus zunehmend an Kultur verlieren (Beispiel das Verschwinden der Dialekte), sehen wir mit Argwohn, wie siche Gesellschaften an Tradition klammern. So war der Geist der Aufklärung doch auch nicht gedacht, dass Kritik jeden Identitätskern von Kulturen zerstört, oder?

7

Dienstag, 30. September 2008, 00:10

Juden, die den Verboten der christlichen Kirche nicht direkt unterlagen (Papst Alexander III. gestattete ihnen 1179 ausdrücklich das Zinsgeschäft), waren deshalb zeitweise die einzige Gruppe im mittelalterlichen Europa, die gewerbsmäßig Geld verleihen durfte. Hierdurch und wegen der ihnen von der christlichen Obrigkeit ab dem Spätmittelalter auferlegten Verbote, Handwerk und ähnliches auszuüben (Zunftzwang), waren vor allem die europäischen Juden sehr häufig als Geldverleiher tätig.

Ein Zinsverbot besteht heute vor allem im Islam. Da der Islam sich als göttliches Regelwerk sieht, dessen wichtigstes Heilsmittel in der Erfüllung der göttlichen Vorschriften besteht, ist die Einhaltung des Zinsverbots zentraler Bestandteil der Religion. Im Koran, dessen Autorität bei Scharia-Bestimmungen unanfechtbar ist, steht in Sure 3, Vers 130 "Ihr Gläubigen! Nehmt nicht Zins, in dem ihr in mehrfachen Beträgen wiedernehmt, was ihr ausgeliehen habt!"Somit ausgeschlossen sind sowohl festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen und Renten, als auch die Einnahme von Zinsen aus Girokonten und ähnlichen Bankprodukten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot

Mulder, da kann deine waghalsige Theorie schon hinkommen. Wenn die Moslems beim Zinsgeschäft nicht mitspielen wollen, werden sie als Spielverderber betrachtet.

8

Dienstag, 30. September 2008, 06:33

So ist es. Und die Franken mussten für ihren Handel mit dem Nahen Osten sogar eine Kopfsteuer (gizya) im Mittelalter zahlen. Die wäre heute wieder bei den Börsianern angebracht, wenn man schon vom Parkett redet. Pro-Kopf-Handel an der Börse! :oklasky Wall-Street Ade! :papa2

9

Dienstag, 30. September 2008, 09:20

Die Brakteatenzeit

Um 1150 begann Erzbischof Wichmann (1110-1192) aus Magdeburg damit, Münzen herauszugeben, welche zweimal im Jahr zum Umtausch aufgerufen wurden. Ziel war es, die Steuern einfach und regelmäßig einzutreiben. Dabei wurden zwölf alte Pfennige gegen neun neue ausgetauscht. Die Differenz (25%) waren Steuern, jedoch nur lächerliche 25% des vorhandenen Bargeldes (vielleicht nur ein Teil des noch nicht ausgegebenen monatlichen Lohnes oder Gehaltes d. h. wenige Prozente von 2/12 des Jahreseinkommen). Weitere Steuern gab es nicht! Offensichtlich für alle gleich hoch bzw. niedrig! Um die Münzen schnell und ohne viel Aufwand wieder einschmelzen und umprägen zu können, waren sie nur einseitig geprägt und aus dünnem Blech, daher ihr Name Brakteat (braktes = lat. dünnes Blech).

Kaum jemand hat heutzutage schon mal etwas von der Brakteatenzeit gehört. Selbst studierte Leute, deren Beruf der Umgang mit dem Geld ist (Bankdirektoren), kennen das Wort Brakteatenzeit nicht.

Die Machthaber vergangener und heutiger Zeiten waren und sind nicht daran interessiert, das bestens erprobte Geld - Steuersystem dem Volke zu erklären. Das Gegenteil ist der Fall, es soll unter allen Umständen verhindert werden, die Brakteatenzeit zu thematisieren, damit keiner auf die Idee kommt, es eventuell wieder einzuführen!

Die internationale Hochfinanz entscheidet über Politik und Wirtschaft in der ganzen Welt sowie über Krieg und Frieden, überwacht mit Argusaugen dieses Geldthema. Am liebsten möchten sie es gesetzlich der politischen Korrektheit zuordnen.

In unserer heutigen Computerzeit wäre der Geldumtausch wie vor 600 Jahren in der Brakteatenzeit umständlich praktiziert, wohl einfacher zu organisieren. Vorstellbar wäre, wenn von allen im Plus stehenden privaten Lohn- und Gehaltskonten per Mausklick der Steuereinzug erfolgte. Das im Umlauf befindliche Bargeld würde an einem unbestimmten, von der Regierung festzulegenden Tag (nur der Finanzminister kennt den Termin und den festen Zins) um diese bestimmte Zinshöhe reduziert. Die auf anderen Bankkonten angesparten, quasi festliegenden Spargelder, verbleiben zinslos in gleicher Höhe auf den Sparkonten. Geldhortungen zum Zwecke des Abwartens auf hohe Zinsen bleiben aus. Geld erfüllte wieder seine eigentliche Aufgabe, die des Tauschmittels und nicht als Schatzmittel.

Zurück zur Brakteatenzeit und schon bald breitete sich diese einfache Steuermethode über das ganze Land aus. Das führte dazu, daß jeder rasch bemerkte, Geldhortung lohnt sich nicht. Um dem nächsten Geldumtausch zu entgehen, wurde Geld zinslos weiter verliehen.

Es entstand ein über 300 Jahre anhaltender, in dieser Länge nie wieder erreichter wirtschaftlicher Aufschwung. Es war eine Hochkultur, prachtvolle Dome, Bürgerhäuser, Städte entwickelten sich ... Sie vertragen sich nicht mit Effizienzrechnung und Sklavenarbeit.

Darüber hinaus hatten die Menschen damals wesentlich mehr Freizeit als heute. Es gab in dieser Zeit die meisten Stadtgründungen und was kaum bekannt ist, für Handwerker z.B. 115 arbeitsfreie Tage im Jahr. Ein Handwerker verdiente damals ein Drittel mehr als der Stadtschreiber oder der Lehrer.



Eine finanzielle Konsolidierung kann nur erreicht werden, wenn der Staat für Großprojekte wie Straßen-, Autobahn-, Schienennetzbau, Energieversorgung, Wasserver- und Abwasserentsorgung, Flughäfen und Schiffahrtshäfen, Kanalbauten, Schulen, Theater und notwendige soziale Einrichtungen, die dem ganzen deutschen Volk zur Verfügung stehen, als Bauherr selbst auftritt.

Das dafür benötigte Geld beschaffte sich der Bauherr, also der Staat, nicht mehr von den Privatbanken für hohe Zinsen, sondern einfach als Darlehen oder als Geldschöpfung in jedem Fall aber z i n s l o s von seiner eigenen Notenbank. Der Gegenwert dieser zinslosen Geldnahme ist schließlich die fertige Autobahn oder die sanierte Dorfstraße, das moderne sichere Schienennetz oder ein neu erbautes Theater, Schwimmbad, Bürogebäude usw. ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Brakteat

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Diabel« (30. September 2008, 09:30)


Falk

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10

Dienstag, 30. September 2008, 09:24

Zitat

Original von Diabel
...
Ein Zinsverbot besteht heute vor allem im Islam. Da der Islam sich als göttliches Regelwerk sieht, dessen wichtigstes Heilsmittel in der Erfüllung der göttlichen Vorschriften besteht, ist die Einhaltung des Zinsverbots zentraler Bestandteil der Religion. Im Koran, dessen Autorität bei Scharia-Bestimmungen unanfechtbar ist, steht in Sure 3, Vers 130 "Ihr Gläubigen! Nehmt nicht Zins, in dem ihr in mehrfachen Beträgen wiedernehmt, was ihr ausgeliehen habt!"Somit ausgeschlossen sind sowohl festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen und Renten, als auch die Einnahme von Zinsen aus Girokonten und ähnlichen Bankprodukten.
...


:szok
ist das echt so???
das bedeutet die leute duerften, wenn sie streng glaeubig sind nicht mal ein bankkonto haben, wenn sie in der westlichen welt leben?
hmmm...
dann sollte man sich fast ueberlegen, seine hausfinanzierung mit zb einer tuerkischen bank zu organisieren... :oczko

oder ist das wie bei uns, wo sich menschen katholiken nennen koennen, es aber mit dem 'kein-sex-vor-der-ehe' nicht ganz so genau nehmen?

oder ist die schwere eines solchen zins-vergehens eher auf der stufe 'du-sollst-nicht-toeten' anzusiedeln?
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11

Dienstag, 30. September 2008, 09:29

Zitat

Original von Diabel
Die Brakteatenzeit

Um 1150 begann Erzbischof Wichmann (1110 – 1192) aus Magdeburg damit, Münzen herauszugeben, welche zweimal im Jahr zum Umtausch ”aufgerufen” wurden. Ziel war es, die Steuern einfach und regelmäßig einzutreiben. Dabei wurden zwölf alte Pfennige gegen neun neue ”ausgetauscht”. Die Differenz (25%) waren Steuern, jedoch nur lächerliche 25% des vorhandenen Bargeldes (vielleicht nur ein Teil des noch nicht ausgegebenen monatlichen Lohnes oder Gehaltes d. h. wenige Prozente von 2/12 des Jahreseinkommen)....


das klingt nach einem interessanten konzept.

was aber, wenn ich 1000 euro verdiene und diese ploetzlich nur noch 750 euro wert sind? die preise in den geschaeften blieben doch gleich, oder? ebenso fixkosten wie miete etc...

oder hab ich was missverstanden?
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12

Dienstag, 30. September 2008, 09:45

Hier steht was zum Thema Islam und Finanzen:

http://www.islam-investor.com/islam-fina…zinsverbot.html

13

Dienstag, 30. September 2008, 09:50

Zitat

od Falk

Zitat

Original von Diabel
Die Brakteatenzeit

Um 1150 begann Erzbischof Wichmann (1110 – 1192) aus Magdeburg damit, Münzen herauszugeben, welche zweimal im Jahr zum Umtausch ”aufgerufen” wurden. Ziel war es, die Steuern einfach und regelmäßig einzutreiben. Dabei wurden zwölf alte Pfennige gegen neun neue ”ausgetauscht”. Die Differenz (25%) waren Steuern, jedoch nur lächerliche 25% des vorhandenen Bargeldes (vielleicht nur ein Teil des noch nicht ausgegebenen monatlichen Lohnes oder Gehaltes d. h. wenige Prozente von 2/12 des Jahreseinkommen)....


das klingt nach einem interessanten konzept.

was aber, wenn ich 1000 euro verdiene und diese ploetzlich nur noch 750 euro wert sind? die preise in den geschaeften blieben doch gleich, oder? ebenso fixkosten wie miete etc...

oder hab ich was missverstanden?


Durch die Ausgabe der Brakteaten wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Auf einfache Art und Weise wurden damit Steuern eingenommen und dafuer gesorgt das sich keine Finanzblase bilden konnte. Das Geld wurde so schnell als moeglich in den Wirtschaftskreislauf investiert und hat fuer den damaligen Aufschwung gesorgt. Was bleibt Dir heute von 1000GBP Brutto?

14

Dienstag, 30. September 2008, 09:55

Das umlaufende Brakteatengeld des Hochmittelalters (Geld mit eingebautem Verfallsdatum) war als Schatzmittel nicht mehr zu gebrauchen- es diente nur als Wertmesser und Tauschmittel und hielt durch seine stetige Zirkulation die Wirtschaft in Schwung. Mit der Überlegenheit des Geldes gegenüber der vergänglichen Ware war es vorbei und es brauchte keine Sanktionen mehr, um das kirchliche Zinsverbot durchzusetzen. Der Verleiher der Brakteaten konnte froh sein, den Nennwert des Geldes zurückzubekommen, denn er hätte ja ohne den Geldverleih bei der nächsten Münzverrufung einen Geldverlust erlitten. Geld etwa für einen Hausbau oder die Alterssicherung anzusparen war aber kein Problem, denn der Geldbesitzer konnte sein Vermögen mit einem Gut- bzw. Schuldschein ohne Verlust durch die Zeit bringen.


Einfach mal Brakteatenzeit in Google eingeben und etwas lesen

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Diabel« (30. September 2008, 09:59)


15

Dienstag, 30. September 2008, 12:03

Hallo diabel,

hervoragender Beitrag zur Geschichte des Geldes. Hierzu noch ein paar Anmerkungen. Mit den Brakteaten war weniger eine Ideologie verbunden, sondern vor allem auch das Versiegen von wichtigen Rohstoffquellen für Münzen. Ehemalige Goldprägestätten in der alten arabischen Welt versiegten oder waren nicht mehr für den europäischen Markt zugänglich. (Bis etwa Mitte des 10. Jahrhunderts)

Neue Silberbergwerke als Alternative ließen sich nur langsam erschließen. Die Silbervorkommen im Harz beispielsweise konnten noch nicht so effektiv für einen steten Geldfluss ausgeschöpft werden. Es entstand im Nordosten Europas sogar kurzzeitig das Phänomen des Hacksilbers, die Durchtrennung oder Zerstückelung von Münzen und ihre numerische Aufwertung bzw. Abwertung, wo zuvor Goldflüsse durch die Wolgabulgaren im Tausch mit Holz hingeflossen waren. Ja, es gab viel Gold und Silber im Ostseeraum des 8. und 9. Jahrhunderts mit Prägebildern auf arabischen Münzen. In Mangelzeiten zerstückelten die Bewohner des Ostseeraums die Münzen also und veränderten den Nennwert. Mit dem Versiegen arabischer Geldquellen kamen dann leider auch die feinen arabischen Gewichtsgeldwaagen außer Gebrauch, die es möglich machten, die Münzen in ihren Gewichten und in ihrem entsprechenden Geldwert zu bewerten.

Zum Münzrecht:

Natürlich war das Münzrecht zunächst eine Herrrscherangelegenheit, dass heißt, für Deutschland besaß der Kaiser dieses Recht (Regalie genannt). Im Zuge der monetären Revolution zwischen 1050 und 1350 nahm der Geldbedarf mit Intensivierung des Handels in Europa indes zu. Es erwies sich zunehmend als schwierig und unpraktikabel, dass der Herrscher allein Münzhoheit hatte, sodass Städte und lokale Gewalten dazu übergingen, sich dieses Recht beim Kaiser zu erkaufen oder zu erbitten. Darüber gab es mitunter in Oberitalien schwere Auseiandersetzungen zwischen Friedrich Barbarossa und der Kommune Mailand beispielsweise im 12. Jahrhundert. Letztlich setzten sich zunehmend lokale Gewalten durch, sodass wir gerade im 12./13. Jahrhundert viele Lokalprägungen haben, die mit den entsprechenden Prägebildern von Adeligen aber bei deren Tod verrufen worden bzw. entwertet worden waren. Diese Münzverrufungen stellten für einen stabilen Geldfluss ein erhebliches Problem dar. Ein anderes Problem war die Standardisierung der Münze. Während arabische Dinare und der Dirham schon im 8. Jahrhundert ein Standardgewicht aufweisen konnten, schafften es die europäischen Prägestätten lange nicht, diese Standardisierung hinzubekommen. Jede lokale Münze hatte nicht nur ein anderes Bild, sondern lange Zeit auch ein anderes und variables Gewicht. In Europa setzten sich erst im 12. / 13. Jahrhundert dann Standardisierungen durch, wie etwa der Kölner Pfennig.

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