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Sonntag, 14. September 2008, 22:03

Kredit

Viele Menschen begreifen eben einfach nicht was ein Kredit überhaupt ist. Kredit bedeutet ,schon heute das Geld auszugeben, was man vielleicht morgen verdienen wird.
Das Kleingedruckte liest kaum einer richtig und die Vertreter der Kreditinstitute haben keinerlei Skrupel ihre Landsleute in das offene Messer laufen zu lassen. Wenn dann das böse Erwachen kommt ist es zu spät. Die Anzeigen der Konkursverwalter werden immens zunehmen und dann kann man sicher das eine oder andere Schnäppchen machen, falls die kommende Krise im Rahmen des verträglichen bleibt und nicht das ganze Finanzsystem weltweit über den Jordan geht.

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Sonntag, 14. September 2008, 22:11

Naja verstehe ich auch nicht, kriege immer als Antwort "Kann die Leasinggebühren als Betriebskosten absetzen". Ja und? Rechne es Dir mal durch wie viel da Auto dadurch mehr kostet und entscheide dann ob Du mehr vom Gewinn an Steuer abgibst als Dich der Kredit letztendlich kostet...
Liegt wahrscheinlich daran dass Menschen ohne wirtschaftliche Vorbildung Unternehmer werden, ein großes Problem in Polen.

Im Privatbereich ebenso diese Naivität. Man hat keine 1000 Zł für ein neuen Hard (und wusste ja schon länger dass er zu ersetzen sein wird), man hat aber 12 mal 120 Zl um das abzubezahlen. Mangelhafte Disziplin wird so sehr teuer werden, irgendwann sind sie im Teufelskreis der Ratenzahlungen für jede Neuanschaffung und sie werden immer ärmer statt reicher.
Dann noch diese Werbung im Fernsehen: Eine nette Frau kommt mit Bargeld zur euch, ihr müsst nichts machen nur unterschreiben, keine Prüfung, keine Fragen...
Nicht jeder muss studiert haben oder gebildete Eltern gehabt haben, aber Handy für 1 Złoty und die Frau die ohne Fragen Geld bringt, müsste man eigentlich schon durchschauen.

Oder ich denke mal an die Welle der Wohneigentumfinanzierung mit Währungsverknüpfung. Zum Zeitpunkt x als die Steigerungen des Zloty im Vergleich zur Schweizer Franken z.B., wurden die Verträge unterschrieben da es so aussah als ob die Währungsunterschiede die Zinsen refinanzieren, aber wie lange bleibt so ein Zustand? Ja das hat man in der Bank nicht mehr gefragt. Irgendwann wachen sie auf und stellen fest dass sie heftige Zinsen haben werden. Jeder der gewarnt hat, war angeblich nur neidisch. Ah wie oft könnte ich das nachträglich Leuten vorhalten...

Wenn sich die Menschen nicht ansatzweise rational verhalten, wird kein Wirtschaftssystem funktionieren können.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Obywatel GG« (14. September 2008, 22:12)


23

Sonntag, 14. September 2008, 22:37

Handy für 1Zloty

Dazu fällt mir auch gerade etwas ein. Einer meiner Beschäftigten hat im Jahr 2000 so einen Handyvertrag unterschrieben und dann die Raten nicht zu Ende bezahlt. Letzten Monat dann das Schreiben vom Kuckucksmann: 2407Zloty Lohnpfändung.
Leasing ist okay wenn man große Gewinne erwirtschaftet , da man die Leasingkosten direkt als Kosten abrechnen kann. Jedoch nicht für jemanden der ein Unternehmen gründet. Allerdings gibt es hier genug Pseudounternehmer bei denen 1+1=4 ist und denen grundlegende Erkenntnisse der Betriebswirtschaft fehlen. Gerade in der Transportbranche habe ich schon genug Leute kommen und gehen gesehen. Sie kamen mit dem Sparstrumpf der Großmutter oder der Hypothek auf die Eigentumswohnung oder das Haus und jetzt haben Sie nichts außer einem Sack voll Schulden.

Ohne Moos nichts los, der alte Grundsatz gilt auch in Polen

Das große Geld konnte man in Polen Anfang der 90iger Jahre verdienen. Wer jetzt in Polen etwas aufmacht sollte schon ein tragfähiges Konzept und das zugehörige Eigenkapital und auch das notwendige Wissen mitbringen.
Sonst kann es leicht in die Hose gehen.
Auf Fördergelder aus der EU zu setzen ist für den kleinen Mann , vergebene Liebesmüh. Ausser Spesen-nichts gewesen.

24

Montag, 15. September 2008, 06:59

Zitat

Obywatel GG

Zitat

Liegt wahrscheinlich daran dass Menschen ohne wirtschaftliche Vorbildung Unternehmer werden, ein großes Problem in Polen.


Na ja, es reicht auch gesunder Menschenverstand, oder? Man muss kein wirtschaftliches Fach studiert haben, um ein erfolgreicher Unternehmer sein zu können. Ich kenne zwei erfolgreiche Unternehmer, die haben ihr BWL-Studium abgebrochen, zudem noch einen Linguisten, der super erfolgreich eine Übersetzungsagentur leitet. Und das in für Übersetzer schwierigen Zeiten.

Ich glaube, das Problem liegt in der Suggestivkraft der Werbung. Es gibt Menschen, die sich von aggressiver Werbung abgeschreckt fühlen (dazu gehöre ich glücklicherweise :oczko), aber es gibt auch sehr viele Menschen, die meinen, dass sie etwas verpassen, wenn sie nicht auf den Zug aufspringen.

Ich hoffe, Diabel, deine düsteren Prognosen für Polen gehen nicht auf! Ich hoffe, du hast nicht Recht. Denn solche Tiefschläge in Aufbauzeiten, in Zeiten, wo der Optimismus in Polen langsam zu greifen beginnt, sind echte Rückschläge.

25

Montag, 15. September 2008, 08:46

Da hast du natürlich recht, das unternehmerisches Denken und erfolgreiches Unternehmertum nicht unbedingt von einem erfolgreichen Studiumabschluß abhängig sind. Gesunder Menschenverstand sollten jedoch vorhanden sein und einem der Umgang mit einem Taschenrechner vertraut sein.
Die Manipulation der Menschen durch die Medien ist natürlich wesentlich mit an der jetzigen Situation verantwortlich. An Stelle von gesunden Unternehmen mit einem sich ständig erhöhenden Eigenkapitalanteil wird skrupelloses Spekulantentum als das NonPlusUltra heutiger erfolgreicher Wirtschaftsunternehmen suggeriert. Deswegen sind solche Unternehmen in Krisenzeiten auch wieder ganz schnell weg vom Fenster-siehe RICÖ( 330Millionen Schulden bei 3000LKW) -

Ich hoffe natürlich auch ,daß ich mit meinen düsteren Prognosen nicht Recht behalte und sich Polen erfolgreich wirtschaftlich entwickelt. Allerdings wenn ich mir die polnischen Politiker anschaue und ich observiere die poln. Politiklandschaft schon einige Zeit, habe ich so meine Zweifel , das hier polnische Interessen vertreten werden. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe. (z.B. Radoslaw Sikorski mal in Google eingeben)
Hier noch eine interesssante Arbeit zur poln. Staatsverschuldung:
http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2008/1…ada_paper03.pdf

PS: Aber nicht nervös machen lassen, immer positiv denken

26

Montag, 15. September 2008, 09:31

Die Naivität und fachliche Ungeeignetheit die in Polen so durch Unternehmensleitungen wie auch die Politik geistert, such eben ihresgleichen.

Ich könnte jetzt 5 Seiten Beispiele bringen und meine Vorwürfe spezifizieren, sagen wie wer zu ehemaligen Staatsbetrieben kam (das sind nicht nur die großen 100 sondern auch 10000 oder mehr kleinere) und mit anderen Ländern vergleichen, aber man sollte sich einfach den Film Miś angucken und wird schon verstehen :oczko
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Obywatel GG« (15. September 2008, 09:33)


dibawob

unregistriert

27

Montag, 15. September 2008, 11:44

Als ich in meiner Jugend (vor ca. 50 Jahren) den Satz: "Ein dummes Volk, ist ein gutes Volk" hörte, war ich doch erstaunt. Sollte es mich auch betreffen? Der "Dummheit" bin ich früher öfter unterlegen. Nun aber seltener.

Dieser "besagte Satz" hat heute weltweit immer noch Gültigkeit.

Was ist "Dummheit"?

In einem Werke, welches zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mit dem ausgesprochen Zweck zusammengestellt wurde, die stillschweigend vorausgesetzte relative Dummheit der sogenannten höheren Bevölkerungsklassen zu vermindern, steht folgendes. (Meyers "Großes Konversationslexikon" 1907).

"Dummheit, die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen richtige Schlüsse zu ziehen. Dieser Mangel beruht teils auf Unkenntnis von Tatsachen, die zur Bildung eines Urteils erforderlich sind, teils auf mangelhafter Schulung das Geistes oder auch auf einer gewissen Trägheit und Schwerfälligkeit des Aufassungsvermögens. Jedenfalls ist die Dummheit ein Fehler, der noch innerhalb der Grenzen der normalen Seelentätigkeit liegt und deshalb von der krankhaften Geistesschwäche oder dem ausgesprochenen Mangel an richtiger Gedankenverknüpfung unterschieden werden muß, wie er der Idiotie oder dem Blödsinn zukommt".

Was sagt uns das:

Jemand, der in die "Schuldenfalle" läuft, muß noch lange "Kein Idiot" sein. Er ist "nur dumm". :ROTFL

(Genau so dumm sind diejenigen, welche glauben, dass die EU-Fördergelder umsonst sind. When you know, what i mine).

28

Montag, 15. September 2008, 18:16

In Polen gibt es ein Ausdruck dafür: burak.
Ich bin nicht so zurückhaltend, ich sage dewoctwo denn in die Richtung geht es.

Ich habe heute tok fm gehört, ich weiß nicht wo ich anfangen soll, in Polen läuft wirklich alles schief und die Leute sind so naiv geworden.
Kein Wunder dass es sich dann im wirtschaftlichen Verhalten wiederspiegelt.
Meine Oma, wahrlich keine gebildete Frau, zumindest was die Schulbildung angeht, hat ein vernünftigeres Gespür für Finanzen gehabt, hätte aber natürlich keine Chance in der heutigen Vetternwirtschaft ein Fuss zu fassen.

Ein Beispiel: Die diskutieren da um Entschädigungen bei "Katastrophen" da irgendein stärkerer Wind wieder 10 Bauern Scheunen von 1736 zerstört hat.
Kaczynski der Zerstörer der letzten Reste genannt Polen, hat vorgeschlagen ein staatlich finanzierten Fond für Hilfe einzurichten. Denn z.Z. des "Kommunismus" gab es eine Zwangsversicherung für Landwirte und nicht nur, daher ist das schlecht. Früher=schlecht, heute gut. Also früher Kaviar heißt heute in Polen demnach Schei*e.
Privat versichern? Wie absurd, was für ein Debiler schlägt das denn vor - heißt es dann.
Oder vielleicht auch: Der Bauer ernährt dich, halt die Klappe.
Ah was, jeder Steuerzahler soll da einzahlen und die Gewerbetreibenden kriegen im Schadensfall von der Allgemeinheit ihre Betriebsmittel ersetzt. Mit solchen Vorschlägen lacht man diese buraki in restlichen 173 Ländern doch aus.
Dass die Polen nicht wissen was Kommunismus ist habe ich ja gesagt, aber von Marktwirtschaft haben sie offensichtlich auch keine Ahnung.
Wenn die Regierung so dumm ist, was erwartet ihr da noch vom Jacek von nebenan?
Da kann es mich wahrlich nicht erleichtern dass Jacqueline ihre Sozialhilfe bei Jamba verschwendet.

Ja mit 30 in die Frührente und wir drucken einfach das Geld was fehlt, schöner Misst, schlagt doch alles einfach kurz und klein und verbrennt doch alles gleich, wozu so umständlich durch Wählen der Leute die euch das Blaue vom Himmel versprechen?
Oder überschreibt doch alles an Nosol, Łubowice hat er schon - so jetzt habe ich es doch gesagt.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

olaf

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29

Montag, 15. September 2008, 18:55

Zitat

Original von Obywatel GG
.

... und die Leute sind so naiv geworden.
... in der heutigen Vetternwirtschaft ein Fuss zu fassen.

...dass die Polen nicht wissen was Kommunismus ist habe ich ja gesagt, aber von Marktwirtschaft haben sie offensichtlich auch keine Ahnung.

.

zurueckhaltend musst + sollst Du ja auch nicht sein :nie


ganz schoen angefressen, was, , obywatelGG :pies
die "heutige" vetternwirtschaft ist ein erbe des kommunismus, nur anders benannt und ohne parteiabzeichen. gibt's aber auch in zb Bayern.. :plotki (eintraechtig in tracht)
bei katastrophen laesst sich selbst G.W.Bush in seinem Wahlgebiet sehen :pocieszacz
marktwirtschaft ist kommunismus, eben nur mit "Kohle", statt mit orden...

zum glueck bin ich kein bauer/rolnik, sonst muesste ich ja um 04.00 aufstehn :nie

und jetzt ein kleiner fakt: stadtverwaltung irgendwo: frage: wie komme ich an kunden auf der messe? hmm, zobaczymy... :stres dann werben wir im austellungs-fuehrer..fuer ca 2000 euronen, bezahlt wird's ja aus EU-Geldern.
wir ziehen unser ding durch, lassen uns JA nicht in die karten schauen, hauptsache wir stehen auf einer messe und werben...aber bitte nicht aktiv...unsere stadt ist so attraktiv, jeder kennt sie..don;t call us, we call You..
zu viele theoretiker, aber keine praktiker (oder viele haeuptlinge, und...)
das ganze erinnert mich fatal an die 90'er in der ehem huestel( :oczko) DDR..

so, auch frust abgelassen :nerwus

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »olaf« (15. September 2008, 18:57)


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Donnerstag, 18. September 2008, 09:41

RE: Kredit

Zum ursprünglichen Thema ein kurzer Hinweis auf einen aktuellen Artikel über Fehlentwicklungen in Polen, die zur Entstehung fauler Kredite führen können:

Nach Angaben der Tageszeitung Rzeczpospolia bemängelt die staatliche Finanzaufsichtskommission bei 10 von 37 untersuchten Banken die zu laschen Kriterien bei der Erteilung von Hypothekenkrediten. Deshalb wolle man nun die Kreditinstitute dazu anhalten, zum Schutz des polnischen Finanzsystems aber auch zum Schutz von Personen, die sich einen Wohnungskauf auf Pump eigentlich nicht leisten können, die Kreditwürdigkeit von Kunden strenger zu prüfen.

Die Tageszeitung hat ermittelt, dass gegenwärtig eine vierköpfige Familie bereits ab einem Nettoeinkommen von 3500 Zloty monatlich (also knapp über 1000 Euro) einen Hypothekenkredit über 300000 Zloty mit einer dreißigjährigen Laufzeit erhalten kann. Die monatliche Kreditrate beträgt dabei rund 2000 Zloty, so dass nur 1500 Zloty zur Bestreitung des sonstigen Lebensunterhalts (für vier Personen!) bleiben.

http://www.rp.pl/artykul/2,192431_Kredyt…go_ryzyka_.html

Ich füge dem noch eine Information hinzu, die ich immer allen Bekannten mitteile, die bisher nur in einer Wohnung wohnen und bauen wollen: Die laufende Unterhaltung eines Einfamilienhauses (Wasser, Abwasser, Strom, Heizung, Warmwasser, Müllgebühren, Steuern, Versicherungen, geringfügige Reparaturen) in Polen kostet mindestens 1000 Zloty pro Monat.

Also:
3500 Zloty Einkünfte
minus 2000 Zloty Tilgung und Zinsen an die Bank
minus 1000 Zloty "Nebenkosten"
-------------------
bleiben 500 Zloty
durch 4 Personen
gleich 125 Zloty pro Nase und Monat für Essen, Kleidung, Verkehrsmittel

Wie soll das gehen?

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (18. September 2008, 09:52)


31

Donnerstag, 18. September 2008, 13:15

Meine Frau sagt, dass das absolut realistische Rechnungen sind, die du angibst. Insbesondere die Energiekosten haben in den letzten Jahren in Polen noch einmal stark angezogen. Und Telefonieren ist reiner Luxus. Das Leben ist dann in der Tat unmöglich, wenn man Angst haben muss, dass irgend etwas Unvorhergesehenes noch passieren könnte.
Aber in Deutschland, das behaupte ich jetzt einmal kühn, ist die Abgabenlast eines Hausbesitzers in Relation zu deinen polnischen Schätzungen noch höher. Die Kommunen kündigen eine Erhöhung nach der anderen an: Müllentsorgung wird hier langsam zum Luxus und die große Unbekannte, die Instandsetzungskosten maroder Kanalsysteme wartet noch auf die Bürger. Das Durchschnittseinkommen eines Bürgers hat sich unter anderem dadurch im Netto so stark verringert, dass es auch hier bald knallt. Die Leute erdrückt es ganz einfach.

32

Donnerstag, 18. September 2008, 14:52

Mulder,

ein Haus in Deutschland zu unterhalten, ist selbstverständlich noch teurer, aber gerade wegen der steigenden Energiepreise holt Polen kostenmäßig gewaltig auf. Erdgas soll demnächst wieder einmal um rund 20% teurer werden. Der Kohlepreis für Endverbraucher hat sich innerhalb der letzten Jahre verdoppelt und auch Brennholz ist viel teurer geworden.

Worum es mir geht, ist Folgendes: Wer in einer 40 qm großen Wohnung in einem vor mehreren Jahren gut wärmegedämmten Mehrfamilienhaus mit oben-unten-rechts-links auch bewohnten und beheizten Räumen lebt (oft Standard in Polen) und vom Eigenheim träumt, läuft Gefahr, eben die Kosten für die Unterhaltung eines 120 qm großen Haus (besonders Heizung und Strom) zu unterschätzen. Das ist halt einfach mehr Fläche, mehr Kubikmeter, die "versorgt" werden müssen. Dass dann Banken (die es besser wissen müssten) einen sehr geringen "Selbstbehalt" bei Kreditnehmern ansetzen und ihnen einreden, sie seien kreditwürdig, finde ich sehr verwerflich. Sollten Banken tatsächlich auf der Grundlage einer solchen Milchmädchenrechnung (1500 Zloty "Selbstbehalt" für vier Personen) Kredite vergeben, wird sich eine Immobilienkrise in Polen kaum vermeiden lassen. Da genügt schon ein geringfügiger Anstieg der Leitzinsen, Arbeitslosigkeit oder eine weitere Zunahme der Energiekosten, und solche Familien werden ihre Raten nicht mehr zahlen können.

33

Donnerstag, 18. September 2008, 15:51

Wenn ich ehrlich sein soll, dann ist in solchen Fällen der Kreditnehmer zu 90% schuld.
Die Bank stellt sich zugegeben bei solchen Konstellationen künstlich naiv, aber 3500-2000 muss ein erwachsener Mensch schon selbst rechnen.
Er muss auch das Kleingedruckte lesen um zu wissen dass der Zinssatz nicht auf ewig festgeschrieben ist und mehr werden kann, es muss sich auch die Unsicherheiten bei seinen Einnahmen und Ausgaben auch selbst klar machen.
Ich habe irgendwie was dagegen dass der Gesetzgeber jede Unvernunft abfängt, man muss schon selbst entscheiden.
Vielleicht habe ich auch Einnahmen die ich offiziell verschweige und kann mir ein Kredit leisten, auch wenn es die Gehaltsabrechnung nicht zeigt... Es sind viele Möglichkeiten denkbar, es wird eben immer Folgen haben wenn die Bank Menschen zu sehr das Rechnen abnimmt.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

34

Freitag, 19. September 2008, 08:57

Obywatel GG,

und ich habe etwas dagegen, wenn wir den Wirtschaftsfunktionären weiter Glauben schenken, dass weniger Staat die Wirtschaft ankurbelt. Dieses Lobbyistengeschwafel geht mir auf die Nerven, auch das Gerede vom dummen, naiven Bürger. Ich denke, Dummheit und Naivität hat es immer gegeben. Und ich bin auch dagegen, dass wir den Einzelnen aus seiner Verantwortung entlassen. Aktienbesitzer bedauere ich dabei überhaupt nicht. Die Börse gibt's, die Börse nimmt's. Und eine vernünftige Kalkulation im privaten Bereich sollte jeder für sich aufstellen können. Also: Man muss nicht alles regulieren, und ich bin auch gegen einen Sozialstaat, der sich in vermeintlicher Solidarität mit den Schwachen im Umlageverfahren letztlich ungerecht gegenüber der arbeitenden Bevölkerung verhält.

Was ich aber im Kapitalismus seit etwa 15 Jahren genau beobachte, ist, dass sich im Zuge der Globalisierung überall Entwicklungen verfolgen lassen, die

a) menschliche Bindungen auf rein wirtschaftliche Zusammenhänge verengen,
b) die Welt damit allein als Wirtschafts- und nicht mehr als Lebens- und
Kulturzentrum einer Gemeinschaft begriffen wird, und so
c) gemeinschaftliche Werte von Gesellschaften nicht mehr wirklich definiert,
weil schlagzeilenorientiert nur noch die täglichen Wasserstände der
Börsennews interessieren (ich behaupte, die Experten verstehen die eigentliche
Bindekraft dieser Welt schon lange nicht mehr und werden heute wieder
angesichts der sich erholenden Börsenkurse grinsen),
d) eine Individualisierung vor die Sozialisierung von Menschen setzt, und die
Gesellschaft im Traditionsabbau natürlich nur noch materielle Werte als
Orientierungsmarken hat.

Ich mache auch noch darauf aufmerksam, dass keine Gesellschaft so viel Müll produziert hat wie die heutige. Und ich muss sagen: Keine Gesellschaft hat je eine solche Orientierungslosigkeit gehabt wie die heutige vermeintlich zivilisierte Weltgemeinschaft. Im 15. und 16. Jahrhundert waren die Menschen nicht moralischer, nicht besser, aber sie lebten zumindest nach Regeln, die erkennbar waren. Heute leben die westlichen Gesellschaften komplett am Sinn des gemeischaftlichen Lebens vorbei, haben sich auf die Insel des privaten Glücks zurückgezogen und schauen ohnmächtig zu, wie Geld und Gier über sie regiert. Die Wirtschaft war einmal ein Zusammenhang des Zusammenlebens. Heute ist sie nahezu der alleinige Zusammenhang. Das ist traurig.

35

Samstag, 20. September 2008, 11:37

Lebenshaltungskosten (Lebensmittel) in Polen

Nachdem ich vorgestern bereits die realitätsferne Feststellung der notwendigen Ausgaben für den Lebensunterhalt bei Kreditwürdigkeitsprüfungen in Polen kritisiert hatte, habe ich nun einen Artikel in einer Lokalzeitung gefunden, in dem die monatlichen Kosten, die man in Polen pro Monat für Lebensmittel aufbringen muss, mit 400 Zloty pro Person angegeben werden.

Eine vierköpfige Familie braucht also monatlich 1600 Zloty, um sich ausgewogen, gesund und ausreichend ernähren zu können.

Näheres:

http://www.chelmno-info.com/lebenshaltun…n-lebensmittel/

36

Montag, 22. September 2008, 22:22

Sodeli, gebe meinen Senf auch zu diesem Thema!
Leider vermehrt sich Geld nicht, nur der Besitzer ändert!
Und jeder wünscht sich eine gute Rendite bei seinem Ersparten (Aktien, Rente, Strukturierte Produkte, Fonds.......

37

Dienstag, 23. September 2008, 01:28

Gib mir die Welt plus 5%

Einfach mal zur Weiterbildung: http://de.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ

Das Geld vermehrt sich doch: Mal Geldmengenentwicklung oder M2 oder M3 in Google eingeben.
Wenn z.B.das Bruttosozialprodukt um 4,5% steigt und die Geldmenge in dem selben Zeitraum um 12,8% dann haben wir hier eine Vermehrung , man nennt es auch schlicht Inflation.

http://www.sgipt.org/politpsy/finanz/schuldp/usa/usa0.htm
http://www.brillig.com/debt_clock/
http://www.staatsverschuldung.de/schuldenuhr.htm
http://www.boersennotizbuch.de/geldmenge…rungsgebiet.php

Die US-Regierung stellt insgesamt 700 Milliarden Dollar bereit, um faule Kredite der Institute zu übernehmen und deren Existenz zu sichern. Ein unter Hochdruck am Wochenende in Washington verhandeltes Gesetz soll noch diese Woche verabschiedet werden. Die US-Staatsverschuldung steigt dadurch auf bis zu 11,3 Billionen Dollar (7,8 Billionen Euro).
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,579509,00.html

Hier noch was interessantes zum Thema
Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur GmbH Stammkapital 25 000Euro
http://www.deutsche-finanzagentur.de/cln…html?__nnn=true
Wem gehört Deutschland?
http://de.youtube.com/watch?v=_4FzvwtHKLs

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Diabel« (23. September 2008, 01:45)


38

Dienstag, 23. September 2008, 07:52

Zitat

Original von nomis

Leider vermehrt sich Geld nicht, nur der Besitzer ändert!



Wie erklärst Du Dir dann dass während vor Jahrzehnten 95% der Berufsgruppen nur für Essen und Miete Geld hatten, die gleichen heute Autos, Computer, Handy haben, Südseereisen unternehmen ... und das Essen kostet sie relativ noch weniger und sie arbeiten nicht mal mehr dafür. Es muss also auch reale Entwicklungen geben und nicht nur mit Zahlen auf Geldscheinen ;)
In Wirklichkeit ist das die Teilhabe an der steigenden Kapitalproduktivität und damit hauptsächlich an technischen Entwicklungen weniger Menschen die dann mehrheitlich sozialisiert werden.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Obywatel GG« (23. September 2008, 07:52)


39

Dienstag, 23. September 2008, 08:02

Prinzipiell hast du Recht, Obywatel GG.

Trotzdem hat sich diese Entwicklung der Vermehrung in den letzten Jahren bedenklich von der Realwirtschaft abgekoppelt. Mit der Loslösung von ideologischen Systemen bzw. dem Verfall des Kommunismus und der technischen Entwicklung sind neue Märkte entstanden und ist zugleich eine Individualisierung vorangeschritten, die im Übermaß Illusionen produziert hat. Die Illusion, das es ein unendliches Paradies des Wachstums gebe, und alle dafür immer weniger arbeiten müssen.

40

Dienstag, 23. September 2008, 18:36

Meine Antwort war sehr Philosophisch gemeint.......
und nicht in Nationalökonomischer - Ansicht :oczko

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