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Donnerstag, 2. Oktober 2008, 08:58

Krankenkassen Vergleich Deutschland und Polen

Mit Spannung wird heute das Ergebnis des Schätzerkreises für den Einheitssatz der 200 Krankenkassen erwartet. Ab dem 1. Januar 2009 wird wohl ein Einheitsbeitragssatz für die gesetzlichen Krankenkassen zwischen 15,5 und 15,9 % realistisch sein. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland sind in einer ebenso schwierigen Lage wie die deutschen Krankenhäuser. Unser Gesundheitssystem hat den Galopp des technischen Fortschritts nicht mithalten können, und schon jetzt befürchten Experten, dass die Kosten mit der Alterung der Gesellschaft steigen werden. Wer kann, flieht in die Privaten Krankenkassen, obgleich auch hier Beitragssteigerungen von 10% jährlich keine Seltenheit sind.

Gibt es in Polen auch so eine Kostenexplosion? Oder hat das System von vornherein bestimmte Leistungen schon ausgeschlossen? Meine Frau erzählte mir gestern, dass Schwangerschaften bzw. Geburten in Polen sehr teuer seien? Werden die Geburten denn hier nicht von den Krankenkassen bezahlt?

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Donnerstag, 2. Oktober 2008, 21:55

RE: Krankenkassen Vergleich Deutschland und Polen

Zitat

Original von Mulder

Gibt es in Polen auch so eine Kostenexplosion?


Hey wir reden über Polen, Polen ist so reich dass es wegen Katyń etc. nicht mit Russland redet und schon gar nicht mit ihnen zu handeln braucht. Locker das Zweifache aus der Tasche für Gas und Öl aus Norwegen ziehen geht schon, dann wird Polen auch keine Versicherungsbeiträge erhöhen nur weil eine teure Medizin für immer mehr alte Menschen nötig wird und sie vorher ohne in die Kassen einbezahlt zu haben im Ausland Geld verdienten bevor sie für Almosen zurück kamen, natürlich parallel dazu krank oder arbeitslos gemeldet waren.
In Polen ist Adam Ries(e) unbekannt, es gilt die biblische Mathematik "Morgen wird schon Gott für uns sorgen"
Er fragt doch tatsächlich wie Polen Zukunftsprogbleme löst, wie süß.
In Polen gibt es keine Zununftsprobleme und Herausfrderungen :oczko
"jutro się coś wykombinuje"

Also offiziell dürfen Geburten nichts kosten, aber wer eine Klinik sucht kriegt eben eine Beteiligung nahe gelegt und wird dazu gedrängt. "Ja dann kommen sie in 3 Monaten, unser Etat ist aufgebraucht, oder versuchen Sie es in einer anderen Klinik" (ist in etwa so wenn man in D ein Arzt sucht der die indizierten und zugelassenen aber teuren Medikamente verschrieben soll, googelt mal einfach "Arzt weigert sich Rezept auszustellen" gibt massenhaft Fälle)
"Aber ich kann nicht später kommen" "Ja dann zahlen Sie".
Also nachdem die Krankenkassen die man einführte nicht funktionierten, wobei das nur eine regionale Aufteilung war und keine echte Privatisierung, ging man in Polen dazu über eine staatliche Krankenkasse zu machen und die ist ein Haushaltsposten, also zum Großteil staatlich mit Geld gefüllt und das eben sparsam. Deswegen reicht es hinten und vorne nicht und man muss zuzahlen. Wie sehr die auf Zuzahlung drängen hängt vom Arzt/Klinik ab, mal geht es problemlos ohne (große Klappe hilft manchmal), mal kommt man ohne Geld nicht weiter. Geburt ist im Leistungskatalog, man kriegt nur gesagt das wäre es nicht.
Gab auch schon Todesfälle wobei es nachträglich hieß dass man die Lage nicht als Notfall einschätzte und deswegen nicht half. Es schließen auch Kliniken und fast alle sind hoch verschuldet, man muss auch schon weiter fahren um zur Computertopografie etc. zu kommen.
Glücklich wer in akademia wojskowa kann, oder eben Geld hat.

Es gibt nur eine Lösung, jeder zahlt anständig rein, Familienmitversicherung für Kinder bitteschön aber keine Sonderregelungen für Berufsgruppen mit der größten Klappe. Selbstverständlich realistische Beiträge, also unter 10% vom Einkommen braucht man gar nicht reden, wenn überhaupt prozentual. Eigentlich müsste man noch mehr in %ten zahlen als in D, denn die Geräte und Medikamente vom Ausland schlagen ja kräftig zu Buche und alle sind sie Frührentner etc. so dass es da auch nochmal drückt.
Die Mehrheit will aber nicht, wollen gute Versorgung ohne Zuzahlung und das für Peanuts bzw. finanziert aus schwachen Staatshaushalt über Verbrauchsteuern (linke Tasche, rechte Tasche), über die Sozialversicherungsbeiträge (ZUS) geht wie gesagt nicht genug rein.
Ja man hat was man wählt, jetzt soll man nicht meckern wenn die Ärzte direkt Geld wollen, die können schwer noch Geld für Behandlung aus eigener Tasche geben, schon gar nicht bei Hunderten Patienten pro Monat, wandern jetzt schon genug aus.
Gut manche bereichern sich auch unredlich, aber das ist ein anderes Thema.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

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Donnerstag, 2. Oktober 2008, 23:13

Die polnische Pflichtversicherung ist nichts wert, wenn Du ernsthaft krank bist und kein Geld hast, bist Du ziemlich aufgeschmissen. Deswegen läuft hier die ärztliche Versorgung entweder über Bestechung im staatlichen Bereich oder über private Anbieter gegen Cash.
Deswegen gilt auch hier in Polen: Lieber reich und gesund ,als arm und krank.

4

Freitag, 3. Oktober 2008, 09:41

Lieber ObywatelGG,

es war mir schon klar, dass das Gesundheitssystem in Polen nicht prickelnd ist. So naiv bin ich dann auch nicht, um zu wissen, dass das alles viel kostet. In der Familie meiner Frau gibt es seit Jahren einen schweren Krankheitsfall, sodass wir immer mitbekommen, wie sehr die Familie durch die Kosten am Rande der Existenz lebt.
Meine Frage zielte aber allein auf die Kostenexplosion der Beiträge ab. Diese Größe ist beispielsweise auch für jeden Arbeitgeber in Polen wichtig. Für die Lohnnebenkosten beispielsweise.
Das Zus-System ist mir soweit bekannt, meine zusätzliche Frage wäre: Gibt es darüber hinaus Alternativen zum staatlichen Krankenkassensystem? Kann man sich beispielsweise unter bestimmten Umständen privat versicherrn?

5

Freitag, 3. Oktober 2008, 12:22

Bei Arbeitnehmern beträgt der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ab 2007 9%. Diesen Beitrag trägt der Arbeitnehmer allein, jedoch kann er 7,75% steuerlich geltend machen, d.h. entsprechend seine Einkommensteuer mindern, so dass die tatsächliche Belastung nur 1,25% beträgt.

Eine korrekte Einschätzung des polnischen Gesundheitssystems hat Diabel bereits geliefert. Bestechungen sind eigentlich nicht mehr nötig, weil man alles legal-privat machen kann, nur haben das viele noch nicht mitbekommen.

Bei uns vor Ort sieht es so aus, dass Hausarzt und Kinderarzt problemlos und mit Wartezeit von max. 15 Minuten im Rahmen der gesetzlichen Krankenkasse verfügbar sind. Bei Fachärzten wird es schon schwieriger, weil die Krankenkasse Limits setzt und pro Quartal und Monat nur X Patienten sich untersuchen bzw. behandeln lassen können. Diese Warteschlangen schrumpfen aber manchmal rasch, weil sich viele Leute fieserweise gleichzeitig in mehreren Praxen anmelden und dadurch die Warteschlangen zunächst künstlich aufgebläht werden. Wenn man also etwas warten kann, bekommt man kostenlos einen Termin beim HNO-Arzt, Hautarzt etc.

Wo es eiliger oder bequemer sein soll, zahlt man 30 bis 100 Zloty pro Visite als Privatpatient.

_______
Also offiziell dürfen Geburten nichts kosten, aber wer eine Klinik sucht kriegt eben eine Beteiligung nahe gelegt und wird dazu gedrängt. "
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Solche Praktiken sind illegal und das wissen sowohl Patienten als auch Ärzte. Durch die ganze Bestechungs-Hysterie-Welle, die durchs Land geschwappt sind, sind die Ärzte in Krankenhäuser sehr sehr vorsichtig geworden und nehmen noch nicht einmal die früher üblichen Dankeschöns in Form von Pralinen, Kaffee und Blumen mehr an.

Geburt:
Das einzige, was z.B. die Krankenkasse bei der Geburt meiner Tochter nicht übernommen hatte, waren die Kosten für die von meiner Frau gewünschte Rückenmarksbetäubung. Ansonsten haben wir keinen Pfennig dazubezahlt und haben auch diesen Krankenhausaufenthalt (wir haben familiär leider schon einige hinter uns) in guter Erinnerung behalten.

Was die Verfügbarkeit von Betten angeht, sucht sich jede schwangere Frau doch rechtzeitig ihr Krankenhaus aus. In der letzten Phase vor der Geburt werden doch alle paar Tage Untersuchungen durchgeführt, so dass das Patientenverhältnis schon viel früher begründet wird als dann, wenn endlich die Wehen einsetzen und die stationäre Betreuung beginnt. Situationen, dass man sich erst kurz vor der Geburt ein Krankenhaus sucht, sind doch wohl eher Ausnahmefälle, es sei denn, es tut sich was weit vor dem Termin.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (3. Oktober 2008, 12:26)


6

Freitag, 3. Oktober 2008, 14:02

Danke für die Infos! Dann gibt es in Polen auch Privatpatienten?! Zahlen die denn auch in das ZUS-System ein? Hier in Deutschland gilt: GKV und PKV sind zu trennen, allein für die Pflegeversicherung gibt es einen für beide geltenden Pflichtbeitrag.
Dabei fällt mir ein: Als ich damals für ein Jahr in Polen war, musste ich mich privat krankenversichern, das kostete mich 400 Zloty für das Jahr bei der PVU oder wie heißen die noch? Mein Arbeitgeber hatte diese Versicherung für die anderen Lehrerkollegen abgeschlossen, aber bei mir meinte man, dass ich diesen Beitrag selber tragen könnte.
Ich hatte mich damals auch von der GKV in Deutschland verabschiedet, weil ich für deren Fortbestand weiter hätte Beiträge ohne Leistung hätte leisten müssen.

7

Samstag, 4. Oktober 2008, 08:08

Zitat

Original von Mulder
Danke für die Infos! Dann gibt es in Polen auch Privatpatienten?! Zahlen die denn auch in das ZUS-System ein? Hier in Deutschland gilt: GKV und PKV sind zu trennen, allein für die Pflegeversicherung gibt es einen für beide geltenden Pflichtbeitrag..


Es dürfte nur ganz wenige Menschen in Polen geben, die nicht irgendwann einmal "Privatpatient" sind, weil man wie beschrieben privat abgerechnete Leistungen oft einfach schneller und einfacher verfügbar sind (Fachärzte, Zahnarzt). Bezahlt wird einfach bei jedem Besuch für die jeweilige Leistung aus der eigenen Tasche.

In Großstädten bieten Arbeitgeber aber oft als Zusatzleistung Behandlungen in bestimmten privaten Praxen an, mit denen der Arbeitgeber einen Vertrag hat. Es gibt auch private Krankenversicherungen mit ganz unterschiedlichem Leistungsumfang. Bis 2001, soweit ich mich erinnere, gab es eine Gesetzeslücke, so dass ich als Ausländer als Arbeitnehmer nicht gesetzlich krankenversichert sein konnte. Die private Versicherung deckte alle Kosten, aber mein Hausarzt war immer ziemlich genervt, weil er ein mehrseitiges Formular über Diagnose, Behandlung etc. bei jedem Besuch für die Versicherung ausfüllen musste. Positiv war, dass die private Versicherung auch die Kosten für Medikamente übernommen hat. Die muss man nämlich ansonsten in Polen grundsätzlich selber tragen (Ausnahme sind gewisse chronische Erkrankungen, dann gibt es Ermäßigungen).

8

Samstag, 4. Oktober 2008, 08:26

ZUS ,das ist das Pflichtversicherungssystem für alle. Es gibt verschiedene recht dubiose Versicherungsangebote für Privatpatienten. Gegen eine monatliche Zahlung wird dann die ambulante medizinische Versorgung in bestimmten privaten Polikliniken übernommen. Innerhalb von 72Stunden nach Meldung bei der Versicherung muß dich dann ein Arzt behandeln. Aber wer hat schon drei Tage Zeit , den Arztbesuch herauszuschieben wenn es mal was ernstes ist?

Das polnische Gesundheitssystem kann man als absolutes Zweiklassensystem bezeichnen. Minimalste katastrophale Grundversorgung über das staatliche ZUS-System und High-Tech vom Feinsten, für den der es sich leisten kann.

Capricorn

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9

Samstag, 4. Oktober 2008, 08:34

Zitat

Original von Diabel

Das polnische Gesundheitssystem kann man als absolutes Zweiklassensystem bezeichnen. Minimalste katastrophale Grundversorgung über das staatliche ZUS-System und High-Tech vom Feinsten, für den der es sich leisten kann.


Ist es denn bei uns in Deutschland anders?
Viele bisherige Leistungen sind bereits, oder werden gestrichen.

Wer in Deutschland medizinische Versorgung mit allen Möglichkeiten haben will, wird nicht umhinkommen, in die eigene Tasche zu greifen.

Christoph
Signatur von »Capricorn« Das Denken ist auch eine Wirklichkeit,
sogar eine der wichtigsten im Menschenleben.

Wilhelm Ostwald

10

Samstag, 4. Oktober 2008, 09:28

Zitat

Original von Diabel
ZUS ,das ist das Pflichtversicherungssystem für alle.


Absolut richtig, die Liste der Pflichtversicherten ist lang.

Erstaunlicherweise gibt es aber auch Menschen, die es versäumen, sich irgendwie gesetzlich zu versichern, obwohl bereits eine Meldung als Arbeitsloser beim Arbeitsamt Versicherungsschutz gewährt. Deshalb gibt es Aktionen wie diese.

Auch für Selbständige besteht übrigens eine Pflichtversicherung.

Selbst wenn man keine "normale" Erwerbstätigkeit hat, z.B. von Zinserträgen/Mieteinnahmen o.ä. lebt, kann man sich freiwillig versichern.

Wie bereits erwähnt, beträgt die effektive Belastung durch die Möglichkeit, den Krankenkassenbeitrag fast vollständig von der Einkommensteuerschuld abzuziehen, nur 1,25%. Deshalb sollte man sich, wenn man aus dem Ausland nach Polen kommt, unbedingt gesetzlich versichern. Darüber hinaus kann man ja nach privaten Versicherungen etc. umschauen.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (4. Oktober 2008, 09:29)


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