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Dienstag, 6. Januar 2009, 17:25

Neue alte Konflikte

Liebe Leute hier,

ich würde einmal gern eure Einschätzung lesen, was die verschiedenen, aktuellen Konflikte angeht. Ich weiß, dass man sie nicht alle über einen Kamm scheren darf, aber trotzdem meine Frage:

Nehme ich die aktuellen Konflikte einfach nur bewusster wahr, oder ist es in der Tat so, dass sich mit der aktuellen, amerikanischen Lähmung alte Konflikte gerade neu entschärfen und wir nach dem Fehlen wirtschaftlicher Regeln nun in der Krise erleben, dass auch die politischen Regeln in Konflikten sich wieder zurück entwickeln? Und sehen wir gerade am schon traditionellen Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine, dass es im 21. Jahrhundert neue Waffen der Kriegsführung gibt?

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Donnerstag, 8. Januar 2009, 10:11

Nun, dann antworte ich einmal auf meinen eröffneten Thread - damit vielleicht der eine oder andere sich doch noch hierzu äußert.

Zunächst einmal zur Wahrnehmung von Kriegen via Fernsehen:

Natürlich verstärken auf der einen Seite die vielen Bilder von Kriegsszenen die Wahrnehmung von gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Welt. Daher kann es durchaus sein, dass ich die Konflikte derzeit bewusster erlebe.

Was mich aber beunruhigt ist, dass die Konflikte (Ukraine, Russland) und Kriege (im Gaza-Streifen, Zimbabwe etc.) wesentlich schärfer und unter härteren Regeln ausgefochten werden, wenn sich zeigt, dass die internationale Gemeinschaft (wer immer das auch sein mag) einfach wegeschaut, nicht interveniert oder ohnmächtig ist.
Ich erinnere auch daran, dass unser ehemaliger Außenminister Joschka Fischer einmal geäußert hat, dass das Massaker Srebenica für ihn ein Wendepunkt im Denken war, dass er als einstiger Pazifist danach einer militärischen Intervention zugestimmt habe. Wenngleich ich ihm das persönlich abgenommen habe, ist so eine Äußerung doch immer auch ein Schlag ins Gesicht für die Opfer von Massakern, die in sogenannte Schattenkriegen außerhalb des täglichen Rampenlichts sterben und offenbar nicht des Einsatzes der internationalen Gemeinschaft Wert sind. Darfur lässt grüßen. Diese moralische Messlatte, so richtig ich sie finde, wird natürlich zum Bumerang in nachfolgenden Konflikten ohne Intervention. Die Legitimation eines Krieges hat schon immer zwei Seiten gehabt.
Was ich auch als Debatte anstoßen wollte, ist, dass ich befürchte, dass Konflikte und Kriege durch die Finanzkrise weiter zunehmen werden, weil es einmal noch wesentlich heftiger als zuvor um Ressourcen geht und zudem der sonst so toll ordnende Westen noch stärker mit sich und seinen Problemen beschäftigt ist.
Natürlich sind die Konflikte unterschiedlich gelagert. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang auch die Auseinandersetzung der zwei Atommächte Indien und Pakistan. Auch dieser Konflikt ist einerseits nicht neu, könnte sich aber aber durch das Fehlen von Konfliktregeln ganz neu entwickeln. Wenn der Welt der Klebstoff (Wachstum und Fortschritt für alle) abhanden kommt, brechen bestimmte Konfliktmuster wieder auf, die durch eine asymmetrische Kriegsführung (Selbstmordattentäter etc.) noch viel unberechenbarer werden.

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Donnerstag, 8. Januar 2009, 10:36

Also ich nehme heutige Konflikte auch intensiver wahr als früher, das mag zu einem daran liegen das man "älter" wird und sich mit solchen Themen viel mehr auseinandersetzt und zum anderen evtl. auch 24h Live Berichterstattung via n-tv der cnn. Früher zu Zeiten des ersten Irak Krieges, ich war glaub ich um die 20, habe ich diesen zwar mitbekommen aber auch nicht richtig wahr genommen. Das ist jetzt schon anders.

Was mir aber auch gerade auffällt, ich kann mich z.B. erinnern an die Terror Anschläge in Amerika oder den letzten Krieg im Irak, auf N-TV gab es non Stop Berichterstattung, auf RTL wurde oben den ganzen "War in Terror" eingeblendet usw. und im jetzigen Konflikt Isreal/Palästina kommt in den Nachrichten erst mal das kalte Wetter und Frau Merkel hat gepubst und ganz zum Schluss so nebenbei "da unten wird geschossen". Finde ich schon merkwürdig.....

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Dienstag, 13. Januar 2009, 13:54

Wenn Frau Merkel häufiger pupsen würde, Tommy, hätten wir wohl kaum die derzeitigen Gaslieferengpässe. :ostr

Ich gewinne langsam den Eindruck, dass wir auch inmitten eines neuen alten Interessenkonfliktes zwischen Amerika und Russland geraten sind. Mit der Ukraine hat Amerika eine neue Spielkarte geöffnet, die Russland am empfindlichsten Punkt trifft. Was in Georgien mit der Nabucco-Pipeline noch nicht zu Ende gespielt wurde, wird jetzt in der Ukraine fortgesetzt. Ich glaube diesmal nicht, dass es einfach russische Propaganda ist, wenn man dort behauptet, Amerika steckt dahinter. Mir scheint, es ist der letzte Furz von George W.Bush, in dessen Wind wir hier in Europa gerade stehen. Und darunter leiden insbesondere Länder wie Serbien und Bulgarien.

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