Du bist nicht angemeldet.

olaf

Julija +Alexej Nawalny

  • »olaf« ist männlich
  • »olaf« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 4 806

Wohnort: nahe Katowice/PL

  • Private Nachricht senden

1

Freitag, 16. Januar 2009, 14:02

"pathologisches" Milieu

(Auszug aus dem Pressespiegel von heute)
POLSKA: Moral gehört in die Schule(?)

Er kennt sich in Kunst sehr gut aus. Er weiß, dass es sich lohnt weise und mutig zu sein. Er geht mit dem Wasser sparsam um, und weiß, wie man den Müll richtig deponieren soll. Er sagt immer die Wahrheit und scheut Lügen. Ein Heiliger des XXI. Jahrhunderts? Keineswegs. So sieht das Porträt eines polnischen Schulanfängers aus, wie ihn das Ministerium malen würde. Schon nach den Sommerferien werden Siebenjährige nach den neuen Richtlinien unterrichtet. Zum ersten Mal in der Geschichte des polnischen Schulwesens haben in dem Schulprogramm neben konkreten Fähigkeiten und konkretem Wissen auch moralische Normen Platz gefunden. Professor Edyta Gruszczyk-Kolczynska, Autorin des neuen Schulprogramms ist fest davon überzeugt, dass die Schule größeren Wert auf die Moral legen sollte, da dieser Bereich immer öfter von den Eltern vernachlässigt werde – besonders in armen Familien und pathologischen Milieus. Werden die Pädagogen rechtzeitig nicht reagieren, können die Schüler kleinere Chance auf Erfolge im erwachsenen Leben haben, lesen wir im Blatt Polska.

ich finde, ein guter Ansatz.
aber sich soo krass auszudruecken :mysli

Darek

Erleuchteter

  • »Darek« ist männlich

Beiträge: 2 554

Wohnort: von dieser Welt, also Erdling

  • Private Nachricht senden

2

Freitag, 16. Januar 2009, 15:04

RE: "pathologisches" Milieu

Zitat

Original von olaf
ich finde, ein guter Ansatz.
aber sich soo krass auszudruecken :mysli

Warum? Die Welt braucht immer einen Mutigen, der die Wahrheit unverblümt auspricht. Und manchmal rütteln klare Worte die Menschen auf..... finde ich.
Außerdem - soooo krass fand ich es nicht unbedingt. :milczek
Signatur von »Darek« Wer schweigt, trägt Schuld an den Zuständen, die er beklagt!
Und wer vergisst ist verurteilt, dasselbe noch einmal zu erleben!

3

Freitag, 16. Januar 2009, 17:12

RE: "pathologisches" Milieu

Ich sehe schon diese "Werte", trotz besseren Wissen an Voodoo glauben, denn die ganzen Werte kommen ja angeblich daher und es ist ja kein Versuch eigene Sorgen irgendwo in eine stupide Vorstellung einer Zukunft im anderen Leben zu projizieren, deren parasitäre Vertreter unterstützen und sich dann aufspielen welche noblen Werte man hätte, die andere nicht hätten.
Wert Familie = nicht etwa intimes friedliches Zusammenleben von kleinen Gruppen, nein, Homosexuelle verteufeln, Alleinstehenden mehr Geld abnehmen...
Höflichkeit = aus Eigennutz etwas vorspielen, "andersartige" (in welcher Hinsicht auch immer) nicht öffentlich sondern nur hinter vorgehaltener Hand auslachen... wenn es hoch kommt.
Soziales = nicht etwa mit Bedürftigen freiwillig eigenes Eigentum teilen, nein, für Faulheit in der Schule (-> ggf. schleche Arbeitsstelle) und Bequemlichkeit einer Frühverrentung andere meist nicht weniger bedürftige bestreiken (irgendwoher muss das Geld ja kommen)...
Pazifismus = sich selbst kein blaues Auge holen wollen
u.s.w.
Nennt mich desillusioniert, aber in Wirklichkeit alles nur Realismus.
Was sollen denn sonst "Erfolge im Erwachsenenleben" schon sein, als die Fähigkeit oberflächlich höfflich etc. für Geld aufzutreten? Viel mehr meinen die schon nicht, macht euch nichts vor. Gut, ihr werdet sagen besser das als nichts, aber irgendwie ist das doch zu wenig.

Wenn sie die Sache ohne Religion etc. ausgestalten, es mit Kant, Analysen a la Freud etc. versuchen um Reflexionen über sich selbst anzuregen, nehme ich alles zurück, aber dazu wird es nicht kommen.

Im Prinzip eine gute Sache Menschen etwas mitzugeben wenn sie es von Natur aus nicht haben. Natürlich bin ich Realist dass man aus wenig nicht viel machen kann, aber selbst der augenscheinlich gute Versuch noch was draus zu machen, wird ideologisch unterlaufen sein.
Ob ich dafür oder dagegen bin, hängt also sehr vom Inhalt ab, u.U. kann es sogar ein bloßes Indoktrinieren sein, in Radio Maryja redet man auch ganz viel von Werten.

Irgendwo sagte mal einer "weniger predigen, mehr vorleben", ich denke daran sollte sich der Lehrer am meisten orientieren, man braucht keine gesonderten 45 Minuten "Nächstenliebe" pro Woche oder die Vorgabe für Sozialkunde dass Moral rein gehört.
Signatur von »Obywatel GG« Naród wspaniały, tylko ludzie k*rwy. Autor: Józef Piłsudski

4

Freitag, 16. Januar 2009, 17:36

@Obywatel GG

Ich stimme dir im wesentlichen zu, meine auch, dass Leitbilder wichtig sind. Es gehört leider zum Mensch sein dazu, dass er mitunter selbst an diesen zerbricht.
Im Mittelalter waren die Heiligen die "Superstars", sie verkörperten Werte und Tugenden und die christlichen Kirchennamen haben sich nach ihnen im Patronat benannt. Man hatte klare Wertvorstellungen, so kritikwürdig sie auch aus heutiger Sicht sind.
Heute - und da sind wir wieder beim Thema Erziehunsginkompetenz - müssen bei Kindern und Jugendlichen die Grundtugenden in der Erziehung wieder mehr und mehr vom Staat vermittelt werden, weil die Erwachsenen selbst an Realitäten zerbrechen und mit ihnen so zu kämpfen haben, dass sie keine Kraft mehr für die Erziehung aufbringen. Heute rief mich ein Gymnasiallehrer wegen eines Schülers an und meinte zu mir, dass diese Vermittlung eigentlich gar nicht seine Aufgabe sein könne, schließlich sei er Fachlehrer und kein Ersatzvater. Ich antwortete ihm darauf, dass er doch in erster Linie Mensch sei, auch irgend wann einmal in die Windeln gemacht habe, ob er sich noch erinnern könne. Danach entstand bei ihm eine Gedankenpause, und er legte anschließend einfach auf.
Ich gebe ja zu, es ist häufig erschütternd, was man heute hinter den Fassaden der jungen Menschen sieht, aber waren wir immer besser? Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem der Moderne, dass bestimmte Wegmarken komplett weggebrochen sind. Leider schauen wir im Leben mehr und mehr nach innen und ignorieren die Zustände außen.

Social Bookmarks