Du bist nicht angemeldet.

1

Donnerstag, 19. März 2009, 16:38

D-PL Pressespiegel vom 19.03.2009

Deutschland/Polen
"Ihr wisst so wenig von uns"
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski über deutsche Vertriebene, polnische Ängste und russische Empfindlichkeiten
Quelle: Zeit


Merkel zwischen Rücksicht auf Polen und dem Recht auf Trauer
Von Mariam Lau
Kanzlerin bei Vertriebenen-Tagung der Union
Berlin - Erika Steinbach betritt den Fraktionssaal der CDU/CSU als Siegerin. Sie hoffe, sagte die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BDV), dass die Bundesregierung jetzt "sehr zügig" an die Realisierung der von Steinbach seit 2000 geforderten Gedenkstätte gegen Vertreibungen gehen werde - und dass auch die SPD ihre "Blockadepolitik", ihre "Ausreden" nun einstellen werde.
Quelle: Welt

Doda, die polnische Paris Hilton
Von Knut Krohn, SZ-Korrespondent in Warschau
Keiner weiß, wofür die 25-Jährige eigentlich berühmt ist. Doch selbst der Außenminister des Landes ist stolz auf sie.
Quelle: Sächsische Zeitung
Signatur von »Ola« Nevermore...

2

Samstag, 21. März 2009, 00:47

RE: D-PL Pressespiegel vom 19.03.2009

Zitat

Original von Ola
Deutschland/Polen
"Ihr wisst so wenig von uns"
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski über deutsche Vertriebene, polnische Ängste und russische Empfindlichkeiten
Quelle: Zeit


Meiner bescheidenen Meinung nach besteht das Probem darin, zuerst den Begriff "Vertriebene" zu definieren.

Sind Flüchtlinge Vertriebene? Und wenn ja: Warum sind dennoch viele Menschen geblieben, obwohl sie Sanktionen zu befürchten und auch erlebt hatten?

Um Theodor Fontane zu zitieren: "Das ist ein weites Feld..."
Signatur von »ReniA« Liebe Grüßle i serdeczne pozdrowienia

Renia :papa


Kołysanka dla Gdańska

Hochzeitspolka

BIALY MIS

3

Sonntag, 22. März 2009, 21:40

RE: D-PL Pressespiegel vom 19.03.2009

Liebe Renia,
Du bist sicherlich jung und vermutlich nie in einer Situation gewesen, in der es um Leben oder Tod ging.
Meine Mutter ist mit uns 7 Kindern (älteste Schwester 13 1/2 Jahre) zu Fuß mit zwei Kinderwagen geflohen. Wir waren 6 Monate unterwegs, sind von der Roten Armee überrannt worden und später immer entwischt, bevor man uns abtransportieren konnte, geschlafen im Wald, an einer Friedhofsmauer, in Scheunen, mitunter bei Bauern. Wir haben schlimme, aber auch positive Dinge erlebt (für mich selbst war es ein Abenteuer, meine älteste Schwester hat heute - als 77-jährige - noch Probleme). Da gibt es in der Praxis keinen Unterschied zwischen Flucht und Vertreibung, wenn die Alternative Abtransport heißt, nicht in den Heimatort, sondern in ein Arbeitslager - wie andere gleich nach Sibirien.
Eine Verwandte ist beblieben. Sie hat sich mit ihrem Sohn nach dem Einmarsch der Sowjets erschossen. Auch das war eine Alternative zur Flucht.
In Hinterpommern war es meist so, daß die Flüchtenden von der Roten Armee eingeholt wurden und in ihren Heimatort zurückkehren mußten, aber nicht in ihre Wohnungen, sondern in Behelfsunterkünften. Später aber wurden sie auch von dort vertrieben - in die damalige DDR oder in den Westen.
Daher kann man zwischen Flucht und Vertreibung schlecht unterscheiden.
Ich denke, daß es auch nicht mehr um diese Unterscheidung geht.
So wie ich selbst nichts dafür kann, was Deutsche dem polnischen Volk angetan haben (und mich trotzdem dafür ehrlich entschuldige), so können auch die heutigen Bewohner unserer Heimat nichts dafür, was seinerzeit Sowjets und auch verschiedene Polen verschiedenen Deutschen 1945 und später angetan haben.
Heute fahre ich gern nach Kolberg, die Stadt meiner Familie, deren Vorfahren
schon vor über 700 Jahren nachweislich gelebt haben. Ich habe heute in Kolberg sehr gute Freunde, mit denen ich jährlich der Beendigung der Kämpfe um Kolberg (18.3.1945) vor Ort gedenke. Gemeinsam mit dem poln. Stadtpräsidenten legen wir Blumen an das poln. Soldaten-Ehrenmal und auf das deutsche Soldatengrab.
Ich habe die Patenschaft über eine Schule und setze auf die Jugend, die in Polen während der kommunistischen Zeit genauso betrogen wurde - wie wir in Deutschland - und heute etwas über die "deutsche Vergangenheit ihrer Heimatstadt" wissen will.
Ich habe aber Angst, daß polnische Nationalisten erneut mit Unwahrheiten und durch Anheizen von Emotionen schlecht informierte Landsleute verführen und betrügen. Ein guter Freund in Warschau, der während der kommunistischen Zeit gegen Deutschland (er sagt: nicht gegen Deutschland, sondern für Polen - was ich akzeptiere) gearbeitet hat, erzählte mir: "Ich habe die Deutschen kennen gelernt, ihre schlechten und ihre guten Seiten, und ich liebe die Deutschen. Ich bedauere aber diejenigen, die in Polen der kommunistischen anti-deutschen Propaganda ausgeliefert waren und sich keine eigene Meinung bilden konnten".
Ich hoffe, daß meine Befürchtungen unnötig sind.
Verständigung setzt nicht voraus, daß man dieselbe Meinung vertritt, sondern daß man akzeptiert, daß andere auch eine andere Meinung haben können und dürfen.
Wichtig ist, daß man miteinander redet, und noch wichtiger ist es, daß man dem anderen auch zuhört. DAS ist Verständigung.
Gruß eines Kolbergers aus Bayern
Signatur von »Kolberg« Kolberg war und ist die Perle der Ostsee

Social Bookmarks