od Mulder
Vielen Dank für die netten Wünsche, Oda.
Nie ma za co
Die gelten auch ihne Augenzwinkern.
Vielleicht kannst du mich ja irgendwann einmal noch an deinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben lassen, was das Leben in Polen angeht...ich meine, welche Erfahrungen hast du über die Bauernhöfe in Niederschlesien hinaus da gemacht?
Ich habe gut 5 Jahre in Polen gelebt und fahre seit dem sehr regelmäßig für mehrere Wochen im Jahr nach Polen.
Die 5 Jahre habe ich in Polen studiert, gearbeitet, Überstezungen gemacht, als Deutschlehrer gearbeitet ect..
Die Familie meines Mannes wohnt in Niederschlesien auf dem Dorf. Dort habe ich so ziemlich alles mitbekommen: von den PRL-Zeiten bis zum Umbruch.
Ich denke manchmal, dass das vielen Deutschen, wie z.B. Steffen Möller fehlt: Der Blick auf ein Leben weit weg von der 'Inteligencja'.
Dort habe ich so manche Sache erlebt, die doch bemerkenswert ist. Von der wirklich unvorstellbaren Gastfreundschaft bis hin zu den sehr volkstümlichen Ansichten in bezug auf diverse Themen des Lebens. Nirgends ist Polen polnischer
Nicht typisch für ein Dorf, aber für Polen ist vielleicht das:
Ich habe da z.B. mal über Weihnachten eine Satelliten-Schüssel installiert. Ich, als korrekte Deutsche, hatte vorher meinen Part besorgt: Die Schüssel, Receiver, Coax-Kabel, LNB ect. Sogar Ersatzkabel, falls ein Kabelbruch vorliegt. War schliessslich Heiligabend, und da ist es ein bisschen schwer mit Nachschub. Von polnischer Seite solle die Infrastrukur vorbereitet werden und die technischen Gerätschaften, wie Leiter, Bohrmaschine und Bohrer bereit sein. Du kannst Dir vorstellen, was da war, und was nicht. Jeder Deutsche wäre verzweifelt. Nicht so die Polen. Eine Bohrmaschine wurde vom nächsten Tischler im Dorf besorgt, der gleich mitkam um zu helfen (Heiligabend!). Ein anderer schweißte einen überlangen Bohrer zusammen und viele, viele Neugierige halfen einfach mit, die Antenne zu justieren und das Bild einzustellen. Es war einfach genial. Aber auch schrecklich unkoordiniert
Und so läuft das eigentlich ständig. 0% Vorbereitung, aber 100% Einsatz und Kreativität.
Ansonsten gibt es natürlich auch Dinge, die total nerven. Ich finde es manchmal schlimm, wieviel Pathologie es gibt: alkoholkranke Frauen und Männer, Kinder, die verwarlost sind, Schlägereien ect..Aber zum Glück nicht in meiner (engeren) Familie.
Was war für dich dort so lebenswert?
Das Studium? Das, was ich dort studiert hatte, konnte ich in der Form nicht zu Hause studieren. Mein Mann? Überhaupt mal seine Nase über den Tellerrand zu halten?
Man fährt mit ungeheuren Abstand in das Land und dort wird er immer geringer. Man versteht jedes Wort, jede Geste, ist aber selber mit ganz anderen Gesten aufgewachsen. Man ist irgendwann über das respektvolle Touristenstadium hinweg und fühlt sich gewissermassen ein bischen heimisch. Man regt sich über einige Sachen auf und findet anders wieder ganz toll. So wie zu Hause
Und warum bist du letztlich dort nicht geblieben?
Weil ich eine bessere Arbeit zu Hause gefunden hatte. Ansonsten lebte mein Mann ja noch weitere 4 Jahre in Polen und ich war dadurch immer wieder längere Zeit im Land.
Aber nach 5 Jahren Polen war ich auch wieder reif für Deutschland. Zu dieser Zeit gab es noch kein Internet oder SAT-Antennen. Ich hatte einfach auch unbeschreibliches Heimweh nach allem was irgendwie deutsch war. In Polen habe ich manchmal tagelang nicht deutsch gesprochen. Das fehlte mir. Und ich glaube diesen Aspekt des kulturellen Hintergrundes sollte man nicht unterschätzen..
Und wie sieht deiner Meinung nach Polen im Jahre 2030 aus?
Naja, Polen wird aussehen wie Deutschland. Große Unterschiede wird es nicht mehr geben, außer vielleicht so 1000 km weniger Autobahn, aber sonst ähnlich
Pa!