Was man so auslöst, ohne es zu beabsichtigen... Gehört etwa dieser Thread besser in "Historische Brisanz"? Anscheinend.
@elLopo: Wer wollte denn was verallgemeinern
Kritisch: Die "Natur des Menschen" erklärt so manches..., aber eine Erklärung ist doch was anderes als eine ethische Beurteilung, oder nicht?
Zustimmend: Es gab die Übergriffe, und die waren auch nicht immer Kavaliersdelikte. Es gab aus Rache auch Mord und Totschlag, und böse Lager... und Urteile von Gerichten, die heutigen Maßstäben von Rechtsstaatlichkeit nicht entsprechen. Und es traf nicht immer, die was am Stecken hatten, und es traf damals auch Polen, nicht nur Deutsche, die noch da waren. Das traue ich mich hier zu schreiben, weil mir das Polen (Historiker, historisch interessierte, und Menschen, die sich erinnerten) erst gesagt haben. Ein Onkel von mir (strammer Deutscher, ja) wurde inhaftiert (als er aus der britischen Gefangenschaft nach Hause, also nach Polen kam) und verurteilt, weil er angeblich für die Armee Anders gekämpft oder gearbeitet hätte...
Ich denke, Ihr wisst besser als ich, wie es den Angehörigen dieser Armee erging, wenn sie nach Polen zurückgingen. Er hat das auch nicht überlebt.
ABER: Ich kenne auch die Geschichten, wie Polen direkt nach den Kampfhandlungen Cousinen meines Vaters beschützt haben (Wache rund um die Uhr vorm Haus), damit sich russsische Soldaten nicht an ihnen vergingen. Und sie versteckten, als sie doch wahrgenommen wurden. Und Geschichten von polnischen Polizisten, die deutsche Mädchen und Frauen festnehmen mussten, weil sie ins Lager sollten, und ihnen Gelegenheit gaben, abzuhauen.
Um die Kurve zu kriegen: Diese Art von Übergriffen gehört in die unmittelbare Nachkriegszeit, denke ich.
@Obywatel: Alles, was Du schreibst, dobrzy! Ich glaube, dass g e r a d e Polen untypisch für ein "Ostblockland" war. In Polen war alles etwas anders und differenzierter (proszę wybacz, wenn ich als einzigen Vergleich die DDR habe). Das habe ich 1984 angefangen, zu lernen. Damals war ich zum ersten mal in Polen, und man musst es merken. U.a. weil drei der größten Straßen w Warszawie nach den USA, John F. Kennedy und George Washington benannt waren. Ich gebe zu, dass war für mich absolut faszinierend. Auch die anderen Punkte, die Du nennst, wurden da im Prinzip deutlich.
Kritisch: Mein Cousin Horst (Jahrgang '41; kein besonders förderlicher Vorname für Nachkriegspolen
) und meine Cousine Helga (Jahrgang '46), haben das nicht so erlebt, wie Du es beschreibst. Die erlebten schon kleine und große Drangsalierereien - auf Ämtern insbesondere - sobald klar wurde, was bei den Vornamen schnell ging, dass sie deutscher Abstammung waren. Also, dass denen alles offen stand, nur weil sich ihre Mutter entschied, in Polen zu bleiben, und damit wszystko w porządku... halte ich für sehr weitgehend, bzw. zu verallgemeinernd.
Für die war es jedenfalls lange problematisch, in der Öffentlichkeit als "autochthone" Deutsche erkannt zu werden. Deswegen ist mir das Bild, das Du zeichnest, Obywatel, zu weiß.
Langer Rede kurzer Sinn @Obywatel: Versteh doch Beobachtungen zu Sami Swoi als eine Bestätigung Deiner Position, dass eben in Polen (und anderswo) alles viel vielschichtiger war, als es Stereotypen entsprechen würde.
Allerdings bleibe ich dabei:
Bestimmt gabs einige im Staats- oder Parteiapparat, denen das nicht so gefallen hat...Aber was interessiert Polen schon, was ihr Staatsapparat so denkt...
Pozdrawiam
Winek