Du bist nicht angemeldet.

21

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 16:37

Ich glaube nicht, dass das was wir heute unter Burnout verstehen auf Kriegstraumata aus dem II. und auch I. Weltkrieg angewendet werden kann.
Das ist doch ein ganz anderes Kapitel.



Die heutige Zeit stellt an uns nun mal andere Ansprüche. Die Anforderungen an uns moderne Menschen werden immer größer, der Mensch ist aber der selbe geblieben. Kein Wunder, dass einige da auf der Strecke bleiben.
Wenn alle mal einen Gang zurück schalten würden könnten jeder mal Luft holen... das wird aber - denke ich - nicht passieren, und so muss jeder schauen wo er bleibt.

Ich verstehe auch nicht wieso man Burnout mit einem Überlebenskampf in einem Slum kurieren soll...
Das ist für mich nur Spott, nach dem Motto: früher haben die Leute noch viel schlimmeres durchgestanden, also was wollt ihr.

Es ist mir klar, dass es Menschen auf der Welt gibt die es viel viel schlimmer haben als ich, das löst aber mein eigenes Problem nicht.
Auch nicht, wenn jemand darüber spottet und meint ich soll mich nicht so anstellen...
Signatur von »Ola« Nevermore...

FrankPL

unregistriert

22

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 16:44

Hallo an Alle!

Bin gerade zurück vom letzten Teil des von mir bereits angesprochenen Seminars. Bei mir stellt sich Verwunderung ein ob der hier teilweise sehr oberflächlichen und wenig reflektierten - und auch unqualifizierten - Äußerungen. Ich habe heute morgen diesen Beitrag in unserem Seminar vorgestellt und die Reaktionen aller Teilnehmer und der Dozentin (die weltweit tätig ist und eine sehr hervorragende Reputation hat) waren grundsätzlich von der Ansicht geprägt, dass einige Kommentare nur so von Unwissenheit und sozialer und emotionäler Kälte strotzen. In Fachkreisen unserer Dozentin wird in diesem Zusammenhang von sozialer Behinderung gesprochen.

Ein Vergleich des Burnouts mit den Problemen unserer Eltern und Großeltern während und nach WWII ist nicht möglich; es hieße "Äpfel mit Birnen" zu vergleichen. Die damaligen Geschehnisse können und sollen nicht verharmlost werden. Trotzdem sind es lediglich "relativ kurze" auf die Menschen einstürzende Umstände, die Traumata verursachen.

Das heute in unserer Zeit auftretende Problem des Burnout entsteht nicht durch einmalige Ereignisse. Es resultiert aus ständigen und immer wiederkehrenden Konfrontationen mit alltäglichen potentiell konfliktbeladenen Situationen, mit denen jeder Mensch anders umgeht als der Nächste. Ein Burnout ist auch keine Depression, wie es vielleicht für viele Menschen den Anschein hat.

Der Burnout entsteht durch Überlastung in fast sämtlichen Bereichen, mit denen die Menschen im ganzen Laufe ihres (Arbeits-)Lebens (> 30 - 40 Jahre) umgehen müssen. Manch einer kann aufgrund sozial und emotional vorherrschender Kälte (das ist jetzt keine Wertung, sondern einfach nur Darstellung von Fakten) ganz einfach damit umgehen. Viele Menschen können jedoch genau das nicht; diese befinden sich irgendwann in einer Situation, die ausweglos erscheint und definitiv krank macht.

Der von einigen Personen angesprochene Zeitungsartikel stellt die Meinung (und nicht eine fundierte Tatsachenuntersuchung) eines Arztes (?) dar, dessen Qualifikation auch schon angezweifelt wird. (Aber auch mit diesen Dingen lässt sich schnöder Mammon verdienen, wie man sieht. Oder denkt irgendjemand, der Mann teilt diese "fundamentalen Pseudoerkenntnisse" aus gutem Willen mit?)

Zitat

Original von Diabel
Meine Therapieempfehlung bei Burnout: 2Monate mit 10Dollar in die Favelas nach Rio de Janeiro zum Ueberlebenskampf schicken und wer überlebt, kann als geheilt entlassen werden. Der fühlt sich dann in D wieder pudelwohl.


Das ist eine der Aussagen, die von ganz offensichtlicher Fehleinschätzung der Problematik zeugen. Ich möchte zum Einen fast bezweifeln, dass Du jemals auch nur einen Fuß ansatzweise in eine Favela gesetzt hast und zum Zweiten behaupte ich, dass Du mit großer Sicherheit nicht einmal ansatzweise weißt, worum es hier geht. Denn auch dieser Vorschlag von Dir geht in die Richtung: traumatisches Erlebnis, denn nichts anderes wäre ein kurzfristiger zweimonatiger AUfenthalt in einer Favela. Halte DIch 40 Jahre dort auf und dann lass uns noch mal reden .... wenn Du es dann noch kannst. Soziale Behinderung?

Diabel, Du denkst einfach zu kurz, hinter einem Burnout steckt viel mehr als ein Trauma (=Verletzung)!

Vielleicht ein Beispiel zur Verdeutlichung der Problematik ...
Jeder von uns hat sicher schon mal von gewissen Foltermethoden aller möglichen Organisationen gehört oder gelesen.
Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, dass man einem zur Unbeweglichkeit gezwungenen Menschen über längere Zeit einen Wassertropfen auf die Schädeldecke fallen lässt. Es wird wohl kaum einen Menschen geben, der an den Rand des Wahnsinns getrieben wurde, nachdem man ihn fünf bis zehn Minuten mit dieser Technik bearbeitet hat. Dauert das Prozedere jedoch länger an - über Stunden oder sogar Tage -, dann ist von diesem Menschen nur noch ein psychisches Wrack übrig. Es lassen sich etliche Beispiele dieser Art finden.

Das Thema ist unerschöpflich ...

FrankPL

unregistriert

23

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 16:48

Aleks,

Du hast mit wenigen Worten den Nagel auf den Kopf getroffen! Ob es etwas nützt? Don't know ...

24

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 16:56

noch ein Nachtrag:
Wenn man nicht grad ein durchgeknallter Optimist ist MUSS manheutzutage doch einfach Zukunftsängste haben,
wer die nicht hat ist doch erst recht verrückt.


Zitat

Original von Diabel
Wenn einem der Stress im Hamsterrad zu viel wird, muss man eben ein wenig kürzer treten. Da brauche ich aber nicht unbedingt Pillen dazu und auch keinen Psychopathen von der Krankenkasse.


sehe ich eigentlich auch so...
nur ist das wohl nicht so einfach und diejenigen die das mit sich ausmachen können, gehören wohl zu den Glücklichen.
Jeder balanciert doch zwischen Job und Heim, ist in einer Art Hamsterrad.
Signatur von »Ola« Nevermore...

25

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 18:01

Hallo, hier ist mein "Senf" dazu. Ich spotte über Burnout!
Nein, ich spotte nicht über dieses Leiden, diese Krankheit, ich spotte über dieses Wort!
Schon wieder ein Wort aus den USA und ein Leiden das es, sehr wahrscheinlich, so lange gibt wie den Homo sapiens, wird Salon fähig!
Die Leute sind heute nicht mehr überarbeitet, depressiv, gestresst, ausgebrannt, nein, sie haben alle Burnout, das klingt schick!

Gruß
Signatur von »elLopo«
w w w . B a i l a M e - F i t . d e
* fit mit Tanzen *

26

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 18:06

Ich war auch schon in meinem Leben relativ weit unten. Habe dann allerdings den Spruch gelesen: Um uns selber, müssen wir uns selber kümmern, und den Spruch wörtlich genommen.

Wir suchen schon aus tausend Gründen von unserem Schicksal das Warum,
nur da , wo es am nächsten zu finden
in eigener Schuld
da sind wir stumm

Das war mein ganzes Leben mein persönlicher Ansporn.

Habe ich als Kind mit 6Jahren auf einem Abrisskalender in unserer Küche gefunden.
Gefällt mir bis heute.

Das Menschen nicht mit den herrschenden gesellschaftlichen Umständen zurechtkommen und auf der Strecke bleiben ist auch mir bewusst. Da muss man die Ursachen beseitigen, aber es wird nicht helfen die Symptome zu kurieren.
Das nennt sich Kausalität.

Den Nationalsozialismus hat die Menschheit überlebt, den Sozialismus und jetzt werden wir auch den Untergang des Kapitalismus überleben. Seien wir gespannt was als nächstes kommt.

27

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 21:40

"Ein Vergleich des Burnouts mit den Problemen unserer Eltern und Großeltern während und nach WWII ist nicht möglich; es hieße "Äpfel mit Birnen" zu vergleichen. Die damaligen Geschehnisse können und sollen nicht verharmlost werden. Trotzdem sind es lediglich "relativ kurze" auf die Menschen einstürzende Umstände, die Traumata verursachen.

.......

In Fachkreisen unserer Dozentin wird in diesem Zusammenhang von sozialer Behinderung gesprochen.
"


Thema Krieg kam wegen Diabels Äusserung, der behauptet hat, unsere Opas sollten unser Vorbild sein. Es ging nicht darum Traumata mit Burnout gleichstellen , es wurde nur gesagt, dass die Fähigkeit mit Konfliktsituationen umzugehen, eigene Belastungsgrenzen zu erkennen schon in frühen Kindsjahren gelernt wird und dabei kann man Einfluss der Eltern, deren Erziehungsmethoden , nicht außer Acht lassen. Dass andere Faktoren auch eine Rolle spielen, hat niemand ausgeschlossen. Fakt für mich ist auch, dass verschiedene Erziehungsmethoden aus unserem eigenen emotionalen Zustand resultieren und auf diesen Zustand hat eben auch neben anderen Faktoren das Erlebte (auch Traumata) einen Einfluss. Alles absolut voneinander zu trennen kann ich für mich nicht , weil es für mich einen Sinn ergibt und mit meinen Beobachtungen übereinstimmt, auch wenn eine Dozentin mit hervorragender Reputation , die bestimmt auch viel verdient mich vielleicht als unwissend und sozial behindert einstufen würde ; )))
Ich lasse mich gerne weiter belehren und wenn ich was mit mir selbst vereinbaren kann, kann ich auch neue Erkenntnisse annehmen, ein Mensch entwickelt sich doch, oder? Ich mag nur nicht, wenn man Andersdenkende als soziale Behinderung bezeichnet, weil man damit anderen nicht hilft, das spricht für mich nur für ein persönliches Problem von Frau Dozentin und ihre Kreise zu überzeugen. Wenn sie aber ihr persönliches Burnout damit verhindern kann, dann ist es für mich völlig ok.

"Das heute in unserer Zeit auftretende Problem des Burnout entsteht nicht durch einmalige Ereignisse. Es resultiert aus ständigen und immer wiederkehrenden Konfrontationen mit alltäglichen potentiell konfliktbeladenen Situationen, mit denen jeder Mensch anders umgeht als der Nächste. Ein Burnout ist auch keine Depression, wie es vielleicht für viele Menschen den Anschein hat."

Ich beschäftige mich mit dem Thema schon lange (nicht seit dem erwähnten Zeitungsartikel), habe in meiner Umgebung Betroffene und kenne deren Umfeld, auch ich musste seiner Zeit meinen voll gefüllten Tag aufs Neue organisieren und es ist mir wahrscheinlich rechtzeitig gelungen. Aber ich würde niemandem sagen, was für ihn richtig ist, ich kann nur sagen, was mir gut tut.
Es geht nicht darum einen Schuldigen zu finden und damit sich selbst einen „Freibrief“ zu schaffen, es geht darum zu erkennen „warum“ und begreifen, dass in einem selbst die Kraft steckt, man muss nur lernen die zu nutzen.
Signatur von »liwia« When nothing goes right, go left!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »liwia« (20. Oktober 2011, 21:48)


FrankPL

unregistriert

28

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 22:10

Hi liwia,

meine Ausführungen dazu richteten sich nicht im Geringsten gegen Dich.
Ich wollte hauptsächlich auf die Beiträge von Diabel und Darek zum Thema hinweisen. Sorry, wenn das falsch 'rüber gekommen ist.

Die Erlebnisse unserer Vorfahren können in ihrem Krankheitsbild nicht mit den heutigen Erlebnissen, denen wir alle tagtäglich ausgesetzt sind, gleich gesetzt werden. Und wenn die von mir genannte Dozentin von "sozialer Behinderung" spricht, dann ist das kein Angriff gegen eine Person oder ihr Verhalten, sondern einfach die Feststellung einer Tatsache, die nur aussagt, dass ein Mensch nicht fähig oder nicht willens ist - aus welchen Gründen auch immer - kognitive und/oder empathische Reaktionen zu zeigen. Dieses Verhalten ist natülich auch immer zu einem gewissen Teil resultierend aus der Erziehung. Sofern sie denn vorhanden war. Weitere Umwelteinflüsse spielen eine nicht unerhebliche Rolle dabei.

Es dreht weiterhin auch nicht darum zu sagen, was für einen Anderen der richtige Weg ist. Auch ich habe schon weiter oben erwähnt,
dass jeder Mensch sich eigentlich nur selbst helfen kann, aus dieser scheinbar ausweglosen Situation heraus zu kommen. Auch das Wie liegt im eigenen Ermessen, sofern man in den gegebenen Umständen dann noch dazu fähig ist. Ist das aus eigener Kraft nicht mehr möglich, so ist Hilfe von außen angeraten. Dann jedoch erachte ich Psychopharmaka in jeglicher Form als das falsche Mittel. Deren Verabreichung bzw. Einnahme sollte meiner Meinung nach immer verhindert werden, denn nicht selten wird durch diese Mittelchen nur das Bewusstsein getrübt und der Betroffene der Möglichkeit beraubt, einen Ausweg zu finden - aus eigener Kraft und dann auch effektiv.

Verstehst mich jetzt etwas besser?

Beste Grüße
Frank

FrankPL

unregistriert

29

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 22:13

Zitat

Original von Diabel
Ich war auch schon in meinem Leben relativ weit unten. Habe dann allerdings den Spruch gelesen: Um uns selber, müssen wir uns selber kümmern, und den Spruch wörtlich genommen.

Wir suchen schon aus tausend Gründen von unserem Schicksal das Warum,
nur da , wo es am nächsten zu finden
in eigener Schuld
da sind wir stumm

Das war mein ganzes Leben mein persönlicher Ansporn.

Habe ich als Kind mit 6Jahren auf einem Abrisskalender in unserer Küche gefunden.
Gefällt mir bis heute.

Das Menschen nicht mit den herrschenden gesellschaftlichen Umständen zurechtkommen und auf der Strecke bleiben ist auch mir bewusst. Da muss man die Ursachen beseitigen, aber es wird nicht helfen die Symptome zu kurieren.
Das nennt sich Kausalität.

Den Nationalsozialismus hat die Menschheit überlebt, den Sozialismus und jetzt werden wir auch den Untergang des Kapitalismus überleben. Seien wir gespannt was als nächstes kommt.


Hi Diabel,

das liest sich doch schon wesentlich moderater ..., also auch an Dich ein "sorry" für die "soziale Behinderung".

Beste Grüße
Frank

30

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 22:30

Zitat

Original von FrankPL
Hi liwia,

meine Ausführungen dazu richteten sich nicht im Geringsten gegen Dich.
.......
Dann jedoch erachte ich Psychopharmaka in jeglicher Form als das falsche Mittel. Deren Verabreichung bzw. Einnahme sollte meiner Meinung nach immer verhindert werden, denn nicht selten wird durch diese Mittelchen nur das Bewusstsein getrübt und der Betroffene der Möglichkeit beraubt, einen Ausweg zu finden - aus eigener Kraft und dann auch effektiv.

Verstehst mich jetzt etwas besser?

Beste Grüße
Frank


Hab die auch nicht direkt gegen mich aufgenommen obwohl es manche auch so verstehen könnten.. Dem Rest kann ich nur zustimmen :okok
Beste Grüsse zurück :usmiech
Signatur von »liwia« When nothing goes right, go left!

FrankPL

unregistriert

31

Samstag, 22. Oktober 2011, 11:06

Bayern beruft Burnout-Beauftragten - Mit der neuen Stelle soll der Zunahme psychischer Erkrankungen begegnet werden
Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder kündigte letzte Woche im Rahmen einer Regierungserklärung zur Gesundheitspolitik an, dass der Freistaat als erstes Bundesland einen "Psychiatrie- und Burnout- Beauftragten" berufen wird. Der soll in einer "Mittlerfunktion zwischen Praxis, Forschung und Politik" als Ansprechpartner für Unternehmen und Fachgesellschaften fungieren und diese beraten.

Grund für die Schaffung der neuen Stelle ist Söder die rapide Zunahme psychischer Erkrankungen, deren Zahl sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdoppelte. Mittlerweile sind sie für 37,7 Prozent aller Erwerbsminderungsfälle verantwortlich. Seit 2007 wird auch das so genannte "Burnout" als Grund für eine Berufsunfähigkeit anerkannt - ein chronischer Erschöpfungszustand, bei dem ein indirekt über Leistungsziele ausgeübte Zwang zur Arbeitszeiten weit jenseits der gesetzlichen Grenzen eine wichtige Rolle spielt. Bayern ist durch die Ballung großer Unternehmen in besonderer Weise von diesem Phänomen betroffen.

---> Quelle: Heise - Telepolis vom 22.10.2011

janaszka

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32

Samstag, 22. Oktober 2011, 12:56

Dazu fällt mir diese (etwas provokative, zugegeben) Diskussion mit den Leuten aus meiner Gruppe ein:

http://tinyurl.com/69usjqp
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FrankPL

unregistriert

33

Samstag, 22. Oktober 2011, 13:30

Hi,

habe mir die von Dir genannte Diskussion mal zu Gemüte geführt. Sehr interessante Standpunkte dort, obwohl zum großen Teil hier schon erwähnt.

Erwähnenswert für dieses Forum finde ich die die letzte Aussage, die in der Diskussion gemacht wird, datiert auf den 21.06.2011, 14:13 Uhr. Und dieser Ansicht bzw. Aussage kann ich mich vorbehaltlos anschließen.

Beste Grüße
Frank

janaszka

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34

Samstag, 22. Oktober 2011, 14:02

Hah, die habe ich noch gar nicht gelesen. Da muss ich noch antworten.
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35

Mittwoch, 9. November 2011, 11:25

Burn Out bewundert mich nicht... in dieser Gesellschaft hat man keine Ruhe und man muss sich selbst immer übertreffen. Es ist dementsprechend normal, wenn den körper und den Geist nicht mehr folgen können :nie
Ich hatte letzes Jahr eine Vorstuffe von Burn Out. Ich war wie ein Zombie, schlief nicht mehr und war ständig ängslich. ich habe dann vom Artz urlaub bekommen und es lief schon besser. Aber was mir von diesem Zustand heraus gebracht hat, war, dass ich von arbeit gewechselt habe und meinen heutigen Freund bei Flirtcafe kennen gelernt habe. Burn Out ist ein ernstes Thema und ist richtig beängstigend. Aber die Liebe hat mich gerettet! Außerdem hat man im Leben immer die Wahl, sein eigenes Leben zu verändern (Weg gehen, Job wechseln, eine neue Lebensform anfangen) und sich nicht von der modernen Gesellschaft erkranken lassen.:muza:muza

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Soso14« (9. November 2011, 11:26)


Roxytwo

unregistriert

36

Sonntag, 5. Februar 2012, 21:14

Hi!
Ich weiß, dieser Thread ist schon ein paar Monate alt.. ich habe mich schon seit Stunden durch etliche Foren geklickt und muss jetzt doch auch mal meinen Senf dazugeben.
Bei mir wurde letztes Jahr im Oktober Burn-Out festgestellt. Daraufhin war ich 6 Wochen zu Hause (ohne Medikation, die ich aus Angst abgelehnt habe.. wer will schon ein "Freak auf Drogen" sein?). Nach 5 dieser 6 Wochen ist mein kleiner Bruder tödlich verunglückt.. er wäre vorgestern 21 geworden. An und für sich ging es mir aber relativ gut und ich konnte ab Dezember auch einen super tollen klasse Job (mit Beförderung!) an Land ziehen.

vorletztes Wochenende war es soweit.. ich bin auf der Arbeit zusammengebrochen.. ich war für sekundenbruchteile komplett weg. Der Tod meines Bruders (den ich immernoch verdränge..), mein neuer Full-Time-Job in dem ich mich 5-6 Tage die Woche für 8-13 Stunden täglich verschrieben hatte, die neuen Kollegen, bei denen ich mich als Vorgesetzte durchsetzen muss.. all das hat mir so sehr zugesetzt, dass ich am Ende war.
Ich konnte fremde Menschen nicht mehr ertragen. Ich wurde aggressiv, wenn ich draußen unterwegs war.. und habe rumgepöbelt, wenn irgendjemand es auf der Straße vor mir nicht so eilig hatte wie ich. Ich habe einen Hass gegenüber meinen Gästen entwickelt (ich bin stellvertretende Restaurantleiterin..). Klar - gemerkt hat niemand was. Ich am allerwenigsten. "Das geht schon vorbei..", dachte ich mir immer wieder. Eines Nachts, ungefähr 4-6 Tage vor meinem BlackOut auf Arbeit, musste ich nach 12-h-Dienst ohne Pause mit dem Taxi nach Hause fahren. Auf dem Weg überquerten wir auch eine Brücke, die über einen sehr breiten Fluss gespannt war. Und ich habe mich tatsächlich bei einem Gedanken ertappt, der mich über alle Maßen erschreckt hat. Ich dachte für eine Sekunde "Meine Güte.. wäre das schön, wenn ich jetzt hier aussteigen würde, mit den Klamotten in diesen Fluss springe und durch die Kälte nie wieder an Land käme".
Ich muss dazu sagen, ich bin in einer sehr glücklichen Beziehung.. er ist mein Anker in der stürmischen See, und ohne ihn wäre ich nichts. Und dennoch - der Mensch kann nicht unendlich am Stück rotieren.

Jetzt war ich eine Woche krankgeschrieben und habe morgen einen Termin bei einer Neurologin/Psychiaterin. Und mache mir schon wieder Sorgen: "was, wenn sie mich direkt in eine Klinik einweist?" "Bin ich zu unfähig?" "Was mache ich mit meinem Job? Wir sind darauf angewiesen, ich darf diese Stelle nicht verlieren!!" (habe eine unbefristete Stelle ergattert.. aber 6 Monate Probezeit) Und - vor Allem: "Wie soll es weitergehen?" So auf jeden Fall nicht. Andererseits: Wie soll man das seinem Umfeld begreiflich machen? Ich bin nächste Woche wieder 6 Tage arbeiten (zumindest laut Plan..). Immer wieder Spätdienst, alleine - und das Hotel ist voll. Also Stress pur. Und uns steht sogar noch ein Check eines anonymen Gastes bevor.. wenn wir (also ich..) den verpatze, müssen wir unser Franchise abgeben.
Wie soll ich mich entspannen können, wenn ich sogar wenn ich frei habe, per SMS von meinen Kollegen angeschrieben werde, die mir ein schlechtes Gewissen machen, weil ich krank bin? Wie soll ich entspannen, wenn ich genau weiß, ich schaffe es nicht, so weiter zu machen, muss es aber, um meinen Job zu behalten? Wie soll ich arbeiten, wenn ich - selbst für mich unerwartet - urplötzlich mitten im Service einen Weinkrampf bekomme, weil ich es einfach nicht packe? Wie soll ich es meinem Chef beibringen? Wenn er irgendwie merkt, dass ich psychisch labil bin, bin ich meinen Job schneller los, als ich ihn hatte.

Also kommt mir bitte keiner mit "einfach mal kürzertreten" oder "die vorhergehende Generation hat es auch gepackt".. ich mache mir selbst genug Gedanken und Vorwürfe und habe Selbstzweifel.. :)

Und - ich bin überzeugt, es gibt einige, die sich hier identifizieren können. Aggression, Wut, Traurigkeit, Weinkrämpfe, Ohnmacht - in vielerlei Hinsicht. Ich hoffe, glaube und denke, es ist keine Schande, sich seine Probleme einzugestehen, und sich Hilfe zu holen. Sonst geht man unter. In diesem Sinne:

Lasst euch helfen! :) Wird schon nicht so schlimm werden.

P.S.: Man muss nicht mal besonders alt sein, um "auszubrennen". Ich bin gerade mal 26.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Roxytwo« (5. Februar 2012, 21:21)


FrankPL

unregistriert

37

Sonntag, 5. Februar 2012, 22:27

Hihi,

habe eine ganze Weile nachgedacht, ob ich auf diesen Beitrag antworte. Ich werde es mal tun, bitte aber im Vorfeld schon darum, meine Ausführungen direkt zu Deinen Details nicht falsch zu verstehen. Sie sind auf keinen Fall böse gemeint, sondern eher als Hinweise, Ratschläge zum Nachdenken, und letztlich vielleicht Aussicht auf optionale Handlungsmöglichkeiten.
Bei meinen Worten bitte ich außerdem zu bedenken, dass ich kein Therapeut oder Ähnliches bin, sondern nur aus eigener Erfahrung spreche.

Zuerst möchte ich gern Folgendes anmerken:
Du schreibst am Ende Deines Beitrages, Du seist mal gerade 26 Jahre jung, und stellvertretende Restaurantleiterin.
Daraus ziehe ich den Schluß, dass Du zumindest auch bereits teilweise Personalverantwortung trägst. Weiterhin führst Du den noch verarbeiteten Tod Deines Bruders an. Die von Dir genannte Arbeitsbelastung in ihrem zeitlichen Umfang ist ein weiterer Punkt, der sicherlich eine Rolle spielt.

Ob es sich bei Dir um einen Burn-Out handelt, weiß ich nicht, will es auch nicht beurteilen. Ich kann jedoch ganz sicher behaupten, dass Deine Arbeitszeit eine ist, die zur körperlichen und seelischen Überlastung wohl den größten Teil beiträgt. Hinzu kommt Deine Position, die für jemanden in Deinem Alter doch erstens recht ungewöhnlich und zweitens nicht mal so eben mit Vorbeigehen auszufüllen ist.
Personalführung und -verantwortung setzt enorme physische und psychische Belastbarkeit voraus. Ich bin nicht überzeugt davon, dass ein junger Mensch in Deinem Alter diese Voraussetzungen einfach so vorweisen kann. Nicht umsonst werden in gößeren Unternehmen immer häufiger Schulungen/Seminare für Führungskräfte durchgeführt. Die Teilnahme wird dort teilweiese bereits zur Pflicht gemacht.
Ein paar Jahre Berufserfahrung sind nicht ausreichend, um diese Verantwortung zu übernehmen und nicht daran zu zerbrechen.
(Du hast selbst bemerkt, dass Du sogar während Deiner Arbeitsunfähigkeit von Deinen "Kollegen" mit SMS bombardiert wirst. Der Umgang damit ist ganz einfach und sollte heutzutage Standard sein. Beruflich erreichbar sein sollte man dann, wenn es angebracht ist. In Deinem Fall ist es nicht angebracht, denn Du kannst nichts tun, was den Arbeitsablauf ändert, optimiert, wenn Du wegen Krankheit nicht vor Ort sein kannst und darfst.)

Für mich würde die Konsequenz lauten: Zweites Mobiltelefon mit einer Nummer, die der Arbeitgeber nicht kennt. Dagegen kann niemand etwas haben und es beschneidet nicht Deine Zeit zur Genesung oder im schlechtesten Fall sogar Diene Freizeit.

Ein Aufenthalt in einer Klinik kommt eigentlich est in Betracht, wenn auf ambulantem Wege keine Möglichkeit besteht, Deine Situation zu verbessern. Ob Du allerdings aus einer psychosomatischen Einrichtung als gesunder Mensch nach Hause kannst und wieder Deinen ursprünglichen Job mit der vorherigen Belastung ausüben kannst, ist eine ganz andere Frage. Denn die Voraussetzung für Gesundung in diesen Fällen ist IMMER eine Änderung in den persönlichen Verhältnissen, sowohl beruflich als auch privat. (Damit meine ich jetzt nicht Deine Beziehung, die nach Deiner Aussage glücklich ist und eigentlich den einzige Fels in der Brandung darstellt, sondern Deine Denkweise über alles. Das ist schwer, weil man Konventionen übertreten und seine eigenen Werte neu definieren muss.

Auf jeden Fall soltest Du an der Bewältigung Deiner Trauer arbeiten; das erscheint mir dabei der leichteste Schritt - und deswegen auch der erste Schritt zu sein. Dann solltest Du wirklich ernsthaft überdenken, ob Du wirklich diesen Job in der bisherigen Form weiter ausüben kannst und willst. Denn wenn die Belastung dort so hoch ist, wie Du schreibst und gleichzeitig kein verständnisvoller Vorgesetzter dafür sorgen kann, dass das Ganze vernünftig abläuft, dann wirst Du irgendwann in eine ausweglose Situation geraten. DIe von Dir bereits gedachten Gedanken mit der Eisekälte im Fluss sind da schon ein kleines bedenkliches und erschreckendes Zeichen.

Eventuell ist ein Job mit weniger Verantwortung der bessere und gesündere Weg. Du solltest darüber nachdenken. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich und dem Chef einzugestehen, dass man das nicht schafft, sondern eher ein Zeichen der Größe und Stärke, auch und im besonderen Maße sich selbst gegenüber.

Beste Grüße
Frank

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