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Sonntag, 11. Dezember 2011, 00:28

Bahnverbindungen in Polen im ländlichen Raum werden gestrichen

Ich erlaube mir, auf eine Pressemitteilung des Fahrgastverbandes Pro Bahn e.V, hinzuweisen. An der Pressemitteilung bin ich beteiligt, weil mir das Thema sehr wichtig ist: Ich denke, dass die Bahnverbindungen elementar für eine unkomplizierte Nachbarschaft sind.

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Streichkonzert im polnischen Bahn-Regionalverkehr ist der falsche Weg
Pro Bahn e.V. empfielt den Ausbau eines leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs

Mit dem Winter-Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 in Polen wird der Fahrplan von Regionalzügen in vielen Regionen ausgedünnt. So entfällt in der Region Westpommern (Zachodniopomorskie) nach aktuellen Informationen etwa jeder vierte Regionalzug. Selbst in touristisch wichtigen Städten werden teilweise ein Drittel der Verbindungen gestrichen. Obwohl die Straßen in Polen bereits vielfach überlastet sind und die Europäische Union Polen zu einer bahnorientierteren EU-Mittelverwendung drängt, wird mit dem Streichkonzert zum Fahrplanwechsel die Abkehr vom Ausbau des regionalen Bahnverkehrs eingeleitet.

Darüber hinaus soll der Betrieb der regionalen Bahnverkehre mit der Auflösung der Regional-Betriebsgesellschaft Przewozy Regionalne (PR) zum Ende kommenden Jahres möglicherweise noch stärker regionalisiert und fragmentiert werden. Das Risiko: Unterschiedliche Vertriebs-, Ticket- und Preissysteme könnten zukünftig Bahnfahrten durch Polen weiter erschweren, wenn es keine übergreifenden Ticket- oder Verbundsysteme zwischen den künftigen staatlichen und privaten Betreibern mehr gibt. In der grenznahen Oderstadt Kostrzyn (Küstrin) entfallen beispielsweise zwei Zugpaare täglich, in der bei polnischen und deutschen Touristen beliebten Stadt Kolobrzeg (Kolberg) an der Ostseeküste fallen von den zurzeit 29 Zügen zehn am Tag ersatzlos weg. "Für einen auf Tourismus setzenden aufstrebenden Küstenort und dessen benachbarte Regionen, die ohnehin unter einer immensen Last auf den Autostraßen leiden, ist solch eine Entscheidung natürlich nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch problematisch", so Jens Hansel vom unabhängigen deutschsprachigen Informationsportal Kolberg-Cafe.de.

Die Bahnverbindung ist bereits heute für Urlauber der kompliziertere Weg der Anreise, was sich mit den Entscheidungen zum Fahrplanwechsel noch verschärft. "Generell ist es der falsche Weg, die Regionalverkehre weiter abzubauen anstatt sie endlich leistungsfähiger zu gestalten", ergänzt Andreas Schwarze, Referent für den Osteuropaverkehr beim Fahrgastverband Pro Bahn e.V. Er sieht in diesem Zusammenhang auch gute Ansätze wie das beliebte "REGIOkarnet" (3-Tages-Karte innerhalb von 3 Monaten) oder das "Bilet Turystyczny" (Touristenkarte für ein Wochenende) gefährdet, da sich solche Tickets bei zunehmend ausgedünntem Bahnverkehr für Bahngäste immer weniger lohnen. Die Umstellungen zum Fahrplanwechsel zeigen, dass die ländlicheren Regionen zunehmend vom Bahnverkehr abgekoppelt werden.

Der Fahrgastverband Pro Bahn e.V. empfiehlt, den Regionalverkehr auf Schienen nicht weiter zu schwächen. Für eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik ist eine leistungsfähige Bahn-Infrastruktur unabdingbar. Ein besonderer Fokus sollte auf der Instandhaltung von sanierungsbedürftigen Schienenabschnitten liegen. Gerade im ländlichen Raum können viele Menschen die Bahn nicht nutzen, da keine bedarfsgerechten Angebote vorhanden sind. Diese gilt es, mittel- bis langfristig auszubauen.

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Sonntag, 11. Dezember 2011, 11:01

Das sind alles die Folgen der Zerschlagung der PKP. Die profitbringenden Bereiche wurden ans Ausland verscherbelt und die Subventionsbereiche z.B. in Form von Regional-Betriebsgesellschaft Przewozy Regionalne (PR) wurden an die Wojewodschaften abgegeben. Bürger arme Gemeinden, die kein Geld für Subventionen haben, müssen dann eben wieder mit dem Pferdewagen in die Stadt reisen oder zu Hause bleiben.

Wenn die Kowalskis Volksverräter als ihre Bosse in die Regierung wählen, müssen Sie auch die Rechnung bezahlen.
Infrastruktur gehört in staatliche Hand oder man kann den Staat gleich ganz abschaffen und Roland Berger oder Goldman-Sachs mit der Staatsführung beauftragen.

Jammern und die Folgen beklagen, wird da nicht viel helfen. Lieber Jens , mache doch deine Leser mal ein wenig mit den Hintergründen vertraut. In eurer Organisation gibt es doch sicher genug Spezialisten, denen die Fakten bekannt sind.

3

Sonntag, 11. Dezember 2011, 11:57

Bahnverkehr

Hallo Diabel,

Danke für Deine Antwort. Ehrlich gesagt ist es mir fast gleich, in welcher Art und Weise das Verkehrswesen organisiert ist; besonders die Bahn. Es gibt gute Modelle, in denen es auch mit Privatisierungen klappt. Allerdings müssten dafür bestimmte Voraussetzungen geschaffen sein, um den "Versorgungsauftrag" zu gewährleisten. Sonst picken sich private Anbieter natürlich nur die gewinnbringenden Rosinen heraus.

Die Fakten, da hast Du Recht, deuten darauf hin, dass bei der derzeitigen Organisation des Bahnverkehrs in Polen nicht alle Voraussetzungen für eine gute Versorgung gegeben sind. Auch das Modell in Deutschland ist alles andere als perfekt, dort gibt es auch schon Bereiche, in denen man keine anbieterübergreifenden Tickets kaufen kann und insgesamt läuft der Regionalverkehrs - zugegeben auf recht hohem Niveau - oft unter "ferner liefen". Was auch wiederum an den ökonomischen Anreizen der gewinnträchtigen Fernverbindungen liegt. Ich kann mir ein Modell gut vorstellen, bei denen regionale Bereiche verpflichtend versorgt werden müssen, aufgrund staatlicher Vorgaben. Wer die dann umsetzt, ob eine private Bahngesellschaft oder eine staatliche, kann dann der Wettbewerb entscheiden. Das ist so ähnlich wie bei der Krankenversicherung, wo es auch ein Gremium gibt, in welchem die Vorgaben über zu bezahlende Leistungen gemacht werden; die Umsetzung erfolgt dann schon nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip. Ich frage mich, warum so etwas nicht auch im Verkehrswesen klappt, wenn es doch im Gesundheitswesen (zumindest im Großen und Ganzen) damit läuft.

Noch eines in eigener Sache: Ich selbst, das sei kurz gesagt, bin nicht bei Pro Bahn Mitglied, sondern habe aufgrund des Interesses am Thema bei dieser Pressemitteilung mitgemacht.

Viele Grüße und einen schönen 3. Advent
Jens

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Sonntag, 11. Dezember 2011, 12:51

Ein gutes Beispiel der Folgen dieser Privatisierung und der damit verbundenen fatalen Unternehmensstrategie, ist die Berliner S-Bahn. Da kann sicher unser Moderator Falk mal einen aktuellen Lagebericht beisteuern.
In GB soll das auch nicht so gut geklappt haben mit der Privatisierung der Bahn.

Acht fatale Folgen von erfolgten Bahnprivatisierungen

Es gibt bereits Erfahrungen mit Bahnprivatisierung. Unter anderem in Japan, Großbritannien, den USA und Schweden, aber auch in Ländern Afrikas und Südamerikas wurden öffentliche Bahnen privatisiert. In all diesen Ländern zeigen sich acht ähnliche Folgen: Das einheitliche Bahnsystem wird zerschlagen, Arbeitsplätze werden abgebaut und Löhne gesenkt, Komfort und Service werden schlechter (zum Beispiel durch Bahnhofs- und Schalterschließungen), Regionalverbindungen verschwinden zu Gunsten von Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Metropolen, die Zuschüsse der öffentlichen Hand ans Bahnsystem steigen, die Bahn wird widerstreitenden Interessen von Autoindustrie, Busgesellschaften und Flugverkehrslobby ausgesetzt, Bahnhöfe verlieren ihre Funktion als Portale von Stadt und Verkehr, Bahnimmobilien werden zu Spekulationsobjekten.
http://privatisierungstoppen.deinebahn.de/story/39/2239.html

5

Montag, 12. Dezember 2011, 19:24

Privatisierung

Hallo Diabel,

das ist natürlich eine Grundsatzfrage, ob man für oder gegen Privatisierung von gesamtgesellschaftlichen Aufgaben ist. Ich bin der Meinung, aber das ist meine persönliche Meinung, dass bei entsprechender Grundregulierung auch private Akteure auf solchen "Märkten" aktiv sein können. Wichtig ist aber, dass dann, insbesondere bei alternativlosen "Märkten" wie Bahn, Gesundheit oder Militär, dass der Rahmen ganz fest gesteckt ist. Dass also Vorgaben bestehen, welche Art von Marktbedienung erforderlich ist. Dann könnten zumindest noch Wirtschaftlichkeitsreserven im Beschaffungsbereich realisiert werden, was rein staatlichen Akteuren schwerfällt. Fehlen solche Rahmenbedingungen, kommt es ganz schnell zu den von Dir beschriebenen Effekten. Und so etwas beobachten wir nun auch in Polen.

Aber es gibt auch Positivbeispiele. Bleiben wir mal im "Bahnmarkt": Die meisten Privatbahnen in Deutschland sind sinnvoll integriert und die Ausschreibungen beziehen sich auf Pakete mit attraktiven und weniger attraktiven Verbindungen.

Beste Grüße
Jens_

6

Montag, 12. Dezember 2011, 20:04

Fähige Manager könnte auch der Staat organisieren wenn nicht nach Posten sondern nach Leistung bezahlt würde und die Unfähigen und Korrupten elliminiert werden würden.
Hast Du da Quellen für die positiven Privatbahnen in D?

7

Montag, 12. Dezember 2011, 20:20

Beispiele

Hallo Diabel,

nun ja, nach eigenen Erfahrungen klappt das mit der ODEG oder der Nordwestbahn ziemlich gut. Auch finanziell stehen die ganz gut da, soweit man das sieht.

Viele Grüße
Jens_

olaf

Julija +Alexej Nawalny

  • »olaf« ist männlich

Beiträge: 4 806

Wohnort: nahe Katowice/PL

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8

Montag, 12. Dezember 2011, 20:43

Zitat

Original von Diabel
Bürger arme Gemeinden, die kein Geld für Subventionen haben, müssen dann eben wieder mit dem Pferdewagen in die Stadt reisen oder zu Hause bleiben. .


Arme Leute: computerfern, bildungsfern,ohne fuehrerschein/auto usw
Kommunen: Pl II,l d.h. far from nowhere, weit weg von allem - nur nicht der grenze richtung osten..
strategie der PL-Regierung..! (denn die Ukraine muss ja nkommen - Weissrussland braucht NIEMAND)

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