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Freitag, 21. September 2007, 20:14

Polen: EU gegen Radio-Maryja-Chef

Zitat


Brüssel will Tadeusz Rydzyks Privat-Uni keine Förderung geben.

Warschau. Das sind ganz neue Töne von Tadeusz Rydzyk. Der umstrittene polnische Pater hat eine Art "Schweigegelübde" abgelegt. Hoch und heilig hat der Chef des national-katholischen Senders "Radio Maryja" versprochen, in den kommenden Wochen keine Wahlempfehlungen an seine Hörer abzugeben. Doch damit nicht genug. Er will sich zum ersten Mal auch nicht aktiv am Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 21. Oktober beteiligen.

Der Weg der Einsicht war lang und dornenreich. Nicht ganz unbeteiligt daran dürfte die EU-Kommission in Brüssel gewesen sein. Diese fand nämlich offenbar eine späte Möglichkeit, sich für die aggressiven anti-europäischen Töne zu revanchieren, die "Radio Maryja" vor dem polnischen EU-Beitritt gespuckt hatte. In Brüssel wird überlegt, mit Hilfe einer neuen Klausel Rydzyk Förderungen im Wert von 15 Millionen Euro für seine private Universität zu verwehren. In Zukunft sollen nur noch Institute in den Genuss solcher EU-Gelder kommen, die Abschlüsse auf dem Niveau eines Master oder PhD anbieten, hieß es in Brüssel.

Die EU-Kommission reagierte damit auf wütende Proteste von EU-Abgeordneten und Diplomaten. Denn Rydzyk sorgt seit langem für Schlagzeilen: wegen seines politischen Engagements und wegen seines Hangs zu anti-semitischen Aussagen.

Präsidentengattin als "Hexe"

Erst vor wenigen Wochen druckte das Wochenmagazin "Wprost" verbale Ausfälle des umstrittenen Radio-Maryja-Chefs ab. Vor Studenten seiner Hochschule hatte der 62-jährige Redemptoristen-Pater über die "jüdische Lobby" gewettert, die den polnischen Staat und dessen Präsidenten Lech Kaczynski fest im Griff habe. Und weil er gerade in Fahrt war, bezeichnete er die Gattin des Präsidenten, Maria, als "Hexe". Da sie sich für die Liberalisierung des äußert rigiden polnischen Abtreibungsrechts einsetzt, empfahl er ihr "sich als erste der Euthanasie auszuliefern".

Der beleidigte Präsident hielt sich erstaunlicherweise zurück, weiß er doch ganz genau, welche Rolle das Medienimperium Rydzyks mit Fernsehsender, Radiostation und eigenen Zeitungen in der polnischen Politik spielt. Auch den Sieg bei den Wahlen im Jahr 2005 verdankten die Kaczynski-Brüder und ihre national-konservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" zu einem großen Teil dem großzügigen multimedialen Einsatz des streitbaren Paters.

Dafür aber riss jetzt den polnischen Bischöfen, die Rydzyks Aktivitäten schon lange sorgenvoll, aber schweigend mit ansahen, endlich der Geduldsfaden. Vor einigen Tagen verlangte der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz, die Absetzung des selbstherrlichen Senderchefs. Der Vorwurf ist gewaltig: Rydzyk gefährde die Einheit der Kirche in Polen. Es gehe nicht allein um die Person des umstrittenen Paters, wandte sich der Kardinal warnend an seine Glaubensbrüder, sondern "um unsere Verantwortung für die Seelsorge, über die die Bischöfe allmählich die Kontrolle verlieren".

Der Warnruf wurde gehört. Kommende Woche wird eine Delegation des Redemptoristenordens das Medienimperium des Paters unter die Lupe nehmen. Dass die Dauer der Inspektion auf zwei Monate angelegt ist, dürfte kein Zufall sein. Damit ist garantiert, dass der Pater sich bis zur Wahl am 21. Oktober nicht mehr in die Politik einmischt.



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