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Freitag, 11. September 2015, 11:51

Polnische Freundin - Sprache zu Hause ist ein Problem

Hallo zusammen!

ich hab mich mal nach einem Forum umgeschaut, wo Deutsche gleichemaßen aktiv sind wie Polen. So bin ich hier gelandet auf der Suche nach Rat bzw. würde ich gerne andere Meinungen hören:
Ich lebe zusammen mit meiner Freundin und ihren zwei Kindern. Vor zwei Jahren ist sie aus Polen zu mir gezogen. Sie spricht fließend deutsch, die Kinder ebenfalls. Bei den Kindern hört man nicht mal einen Akzent. Auf der anderen Seite sprechen sie natürlich genauso gut polnisch, das ist mein Problem, weil ich spreche die Sprache nicht. Ich hatte zwar damals damit angefangen und einen VHS Kurs belegt, meine Freundin sagte mir, brauchst Du nicht, wir sprechen alle deutsch. So ist es dann bei czesc und dzienkuje geblieben.
Gleich zu Anfang mußte ich dann feststellen, daß die Jungs nicht alle (gerne) deutsch sprechen, sondern untereinander und mit ihrer Mutter hauptsächlich polnisch sprechen. Die ersten Monate war es sogar ziemlich rücksichtslos, selbst wenn ich direkt daneben saß, wurde polnisch geredet und erst nach Aufforderung deutsch. Wie gesagt, sie sprechen perfekt deutsch, haben keinerlei Schwierigkeiten sich auszudrücken, mit ihren Freunden sprechen sie konseqent deutsch. Ok, ich war den Kindern zunächst ja ein Fremder, sie kamen direkt aus einer Scheidung, aber es hat sich mittlerweile sehr gut entwickelt, ich glaube ich kann sagen, sie akzeptieren und mögen mich auch heute. Trotzdem ist es bis heute so, daß sofort auf polnisch gewechselt wird, sobald ich einen Raum verlasse oder man mich nicht in Hörweite vermutet. Ich habe meiner Freundin mehrfach gesagt, daß wir da eine klare Linie verfolgen müssen, daß sich die Kinder das mischmasch abgewöhnen. Sie wollen in Deutschland leben, hier Abitur machen, ein Studium oder eine Ausbildung. Schon das allein sollte ausreichen, um sich mit der Sprache anzufreunden, meine ich jedenfalls. Obendrauf kommt in ihrem Fall noch, daß sie mit einem Deutschen unter einem Dach leben, der ihre Sprache nicht versteht. Ich weiß nicht wie sie sich das vorstellt, ich komme mir jedesmal ausgegrenzt vor, als ob ich nicht dazugehören soll. Keine Ahnung, vielleicht denken sie nicht nach darüber oder können sich nicht in meine Lage versetzen, aber ich habe zumindest meiner Freundin mehr als einmal versucht es zu erklären.

Selbst ohne mich einzubeziehen, finde ich es auch nicht richtig, wenn man hier lebt und arbeitet, zu Hause und unter Freunden 100% Muttersprache zu sprechen. Zugegebenermaßen wird sich bei den Kindern (15 und 12 Jahre) Sprache noch entwickeln, die haben genug deutsche Freunde. Aber bei meiner Freundin wird sich nicht mehr viel tun, wenn sie nur in den Lebenslagen gezwungenermaßen deutsch spricht, wo es nicht anders geht. Das hätte ich mir anders gewünscht. Sie hat auch überhaupt keinen Antrieb oder ein bißchen Ehrgeiz, sich zu verbessern. Sie meint, es wäre in ihrem Alter nicht mehr möglich.

Ich kann damit jedenfalls nicht umgehen. Ich kann das auch nicht trennen oder einfach weghören. Das kriege ich nur zeitlich begrenzt hin, wenn wir z.B. die Familie in Polen besuchen. Da sitze ich dann mittendrin, werde mit Essen vollgestopft und verstehe ansonsten nur Bahnhof, weil es niemand für nötig hält Englisch oder Deutsch zu sprechen, obwohl bis auf zwei Ausnahmen alle dies könnten. Aber das ist ein anderes Problem, das kann ich dadurch vermeiden, daß ich eben nicht hinfahre oder mich vorab mental darauf einstelle. Zuhause habe ich es jedoch permanent und das führt immer wieder zu Streß.

Kann jemand von ähnlichen ERfahrungen berichten? Liege ich komplett falsch mit meiner Einstellung? Verbiete ich den dreien, wie mir vorgeworfen wird ihre Muttersprache? Wie seht Ihr das?
Freue mich auf Rückmeldungen.

Gruß
Stefan

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Freitag, 11. September 2015, 12:30

Hallo Stefan,

dies ergeht wohl vielen oder den meisten so, das bei 2 unterschiedlichen Sprachen es mal zu "Problemen" kommt. Grundlegend hast Du Dir aber "ausgesucht" mit einer Polnischen Frau und deren Kindern zusammen zu leben, sprich Du wusstest von Begin an auf was Du Dich da einlassen tust. Dein Gefühl der Ausgrenzung kann ich nachvollziehen, jedoch vermute ich, dass dies nicht die Absicht der Kinder oder gar Deiner Partnerin sein wird. Polnisch ist deren Muttersprache, damit sind sie aufgewachsen (vermute ich mal) und wo sollten sie diese in Deutschland sprechen, wenn nicht zu Hause? Es ist auch ein Stück Heimat für Deine Familie, dies solltest Du akzeptieren und unterstützen, trefft in irgendeiner Form eine Regelung, das bei wichtigen Themen welche auch Dich betreffen oder welche Euch alle anbelangt dies in Deutsch oder Zweisprachig erfolgen soll, bei allgemeinen Themen oder allgemeinen "Small Talk" bleibt die Sprachwahl der jeweiligen Person überlassen. Wäre eine gute Lösung denke ich.

Bedenke auch, das selbst wenn Deine Freundin und die Kinder Deutsch beherschen, es immer auch anstrengend ist, permanent im Kopf zu übersetzen, dann auf Polnisch zu reden wird für Deine Familie dann sehr viel einfach sein. Erleben tust Du es selber wenn Du in Polen zu Besuch bist, da Du fast gar nicht die Sprache beherscht wäre es dann eine Geistige Arbeit welche wirklich ermüden kann wenn Du Dich dort auf Polnisch mitunterhalten wollen würdest, versetz Dich also mal in die Lage Deiner Familie.

Wenngleich Dir Deine Freundin zu verstehen gegeben hat, das Du im Grunde nicht Polnisch lernen brauchst, da eben alle Deutsch sprechen, finde ich, machst Du es Dir auch ein wenig einfach mit dem "Sie leben in Deutschland, also müssen die auch Deutsch lernen/sprechen/schreiben", es liegt auch an Dir, Dich einzubringen und auch Du bereit bist, wenigstens Grundlegenede Dinge der Muttersprache Deiner Familie zu erlernen. Und ich bin mir ganz sicher, das Deine Polnische Familie Dich dabei auch Tatkräftig unterstützen und auch anerkennen wird, dass dies auch eine gewisse Zeit benötigt. Allein schon der Wille das Du Dich mit Deiner Freundin und den Kindern auch ab und an auf Polnisch unterhalten möchtest, wird sicher auch ein klein wenig dazu beitragen das diese "umdenken" und Du mehr einbezogen wirst, und sei es nur das Dir jemand von den dreien kurz übersetzt was Du nicht verstehst.

das kann ich dadurch vermeiden, daß ich eben nicht hinfahre
Ich halte von dieser Einstellung nicht sehr viel, wie ich schon erwähnt habe, solltest Du Dich mehr einbringen und auch bereit sein Grundsätze der Sprache zu erlernen, des weiteren ist es die Familie welche genauso zu Euch gehört, damit auch zu Dir. Wirst Du diese Einstellung weiter verfolgen, wird Du diese Frau in naher Zukunft los sein. Ich bin mir auch in diesem Punkt sicher, würdest Du Dich mehr einbringen und wenigstens versuchen mit der Familie oder Freunden Polnisch zu komunizieren, würden Dir ebenso Respekt und Hilfe (in dem man auch mal auf Deutsch spricht) Dir entgegen kommen.
Sie hat auch überhaupt keinen Antrieb oder ein bißchen Ehrgeiz, sich zu verbessern. Sie meint, es wäre in ihrem Alter nicht mehr möglich.
Du verlangst etwas, was Du selber nicht bereit bist zu tun oder zu geben, denke da mal drüber nach, warum sich der Ehrgeiz Deiner Freundin wohl auf ein Minimum beschränkt....

Mein Polnisch ist auch nicht Perfekt, eher das Niveau eines Kleinkindes würde ich sage :D Jedoch bemerke ich, sobald ich, egal bei welcher Gelegenheit, den Polnsichen Menschen mit meinem Hackligen und Gramatisch total schlechtem Polnisch begegne und anspreche, haben diese sehr viel Respekt, versuchen zu helfen und haben eine Mordsgeduld bis sie verstanden haben was ich meine und was ich möchte. Zur Not wird dann auch kurz mal Deutsch gesprochen, falls es irgendwie total nicht zu verstehen ist, aber ich denke allein der Wille und Versuch sich in der Mutterspreche zu verständigen, wird durch Polen hoch angerechnet, egal ob in Familie, Bekanntenkreis oder im Sklep beim einkaufen.

Ich würde Dir empfehlen, der nächste VHS Kurs ist Deiner und versuche mit Deiner Freundin, den Kindern und Bekannten langsam so viel Polnisch zu erlernen, das Du das meiste mitbekommst und Grundlegendes auch sagen kannst, dann wirds zu Hause auch wieder entspannter. ^^

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Freitag, 11. September 2015, 13:24

Hallo Tommy,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Waren ein paar Denkanstösse dabei, dennoch bin ich nicht mit allem einverstanden bzw. möchte ich die Situation durch weitere Details verdeutlichen:

"dies ergeht wohl vielen oder den meisten so, das bei 2 unterschiedlichen Sprachen es mal zu "Problemen" kommt. Grundlegend hast Du Dir aber "ausgesucht" mit einer Polnischen Frau und deren Kindern zusammen zu leben, sprich Du wusstest von Begin an auf was Du Dich da einlassen tust"

Naja, das kann auch von der anderen Seite her betrachten, sie wußten auch, daß man in Deutschland normalerweise deutsch spricht.

"Bedenke auch, das selbst wenn Deine Freundin und die Kinder Deutsch beherschen, es immer auch anstrengend ist, permanent im Kopf zu übersetzen"

Nein, so ist es nicht. Die Jungs sind in Deutschland geboren und haben bis zum Kindergartenalter hier gelebt. Sie haben deutsch einfach so mitbekommen, sie sprechen so wie Du und ich, sie haben null Aufwand deutsch zu sprechen. Nur schreiben ist ein Problem, das mußten sie nie. Bei meiner Freundin ist es anders, sie ist richtige Polin :-) Sie hat mit schreiben aber weniger ein Problem, weil sie hat Germanistik studiert. Dafür hapert es an Phonetik.

"Allein schon der Wille das Du Dich mit Deiner Freundin und den Kindern auch ab und an auf Polnisch unterhalten möchtest, wird sicher auch ein klein wenig dazu beitragen das diese "umdenken" und Du mehr einbezogen wirst, und sei es nur das Dir jemand von den dreien kurz übersetzt was Du nicht verstehst. "
Hier kann ich Deine Einstellung nicht nachvollziehen. Wenn sie gleich deutsch sprechen, also eine Diskussion von Anfang bis Ende auf deutsch geführt wird, wozu sie uneingeschränkt in der Lage sind, braucht mir keiner einen Teil davon zu übersetzen. Ich verstehe nicht den Sinn darin, überhaupt auf polnisch anzufangen, wenn ich was mitbekommen soll.


"Ich halte von dieser Einstellung nicht sehr viel, wie ich schon erwähnt habe, solltest Du Dich mehr einbringen und auch bereit sein Grundsätze der Sprache zu erlernen, des weiteren ist es die Familie welche genauso zu Euch gehört, damit auch zu Dir. Wirst Du diese Einstellung weiter verfolgen, wird Du diese Frau in naher Zukunft los sein. Ich bin mir auch in diesem Punkt sicher, würdest Du Dich mehr einbringen und wenigstens versuchen mit der Familie oder Freunden Polnisch zu komunizieren, würden Dir ebenso Respekt und Hilfe (in dem man auch mal auf Deutsch spricht) Dir entgegen kommen."

Gegenfrage: siehst Du es denn auf der anderen Seite genauso, daß wenn die polnischen Verwandten uns besuchen, sie mich (als Gastgeber) mit ein paar Brocken frisch erlerntem Deutsch beglücken sollen? Ich habe es hinter mir und kann Dir sagen, es hat diesbezüglich noch nie jemand was mitgebracht. Im Prinzip erlebe ich genau dasselbe Phänomen zu Hause, wie ich es habe, wenn ich dort zu Gast bin. Du sagst, ich soll polnisch lernen. Wieso nur ich? Ich habe mir während der Schulzeit Englisch, Lateinisch, Französisch und Italienisch ins Hirn geprügelt. Polnisch war leider nicht auf dem Lehrplan und mittlerweile bin ich über 40, das ist nicht mehr ganz einfach. Meine Freundin und die Jungs können meine Sprache perfekt, wieso soll ich dann so einen Aufwand betreiben? Wie gesagt, ich habe einen kompletten Kurs gemacht, ich kann mich schon verständigen. Es reicht zum Einkaufen, im Restaurant oder um nach dem Weg zu fragen. Es reicht nicht, um über Landwirtschaft, Finanzanlagen oder Kochrezepte zu sprechen. Dafür fehlen mir die Zutaten. Und es hängt auch immer davon ab, mit was für Menschen man es zu tun hat. Ich bin zu Gast dort und man kann sich einem ausländischen Gast gegenüber rücksichtsvoll/tolerant oder rücksichtslos/egoistisch verhalten. Ich praktiziere ersteres, wenn ich der Gastgeber bin und erwarte es im Gegenzug auch von meinen Gastgebern, wenn ich die Rolle des Gastes habe.
Weißt Du, viele Deutsche haben die komische Angewohnheit, daß wir uns zu allen Seiten hin immer anpassen wollen, egal wo oder bei wem wir sind. Zum Beispiel gibt es zahlreiche Deutsche, die der Meinung sind in der Pizzeria ihre Bestellung auf italienisch aufgeben zu müssen. Sollen Sie tun, für mich hört es sich seltsam an. Woraus diese typisch deutsche Eigenschaft resultiert, kann ich nicht genau sagen. Wir sind mit den Holländern und Skandinaviern zusammen Weltmeister im Fremdsprachenlernen. Im Gegensatz dazu Italiener, Engländer oder Franzosen, die alle meinen, sie beherrschen Weltsprache No. 1. Eventuell gehören die Polen ja zur zweiten Gruppe, sieht für mich ein bißchen danach aus.

"Du verlangst etwas, was Du selber nicht bereit bist zu tun oder zu geben, denke da mal drüber nach, warum sich der Ehrgeiz Deiner Freundin wohl auf ein Minimum beschränkt...."
Warum ist es so, ich komme nicht drauf? was soll ich bereit sein zu tun?



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Freitag, 11. September 2015, 15:27

Naja, das kann auch von der anderen Seite her betrachten, sie wußten auch, daß man in Deutschland normalerweise deutsch spricht.

Das wird sie ja normalerweise auch tun, oder bestellt sie die Brötchen beim Bäcker auf Polnisch? Ich wollte nicht verdeutlichen, dass Menschen welche aus einem anderen Land nach Deutschland kommen, kein Deutsch lernen sollen/müssen, es ging ja um Euer Miteinander zu Hause und nicht um das, was sich außerhalb abspielt. Da Du selber schreibst, Dein Polnisch ist nicht Ausreichend, kann man auch davon ausgehen, dass Ihr Euch auf Deutsch verständigen tut, sie spricht also Deutsch, oder nicht?

Wenn sie gleich deutsch sprechen, also eine Diskussion von Anfang bis Ende auf deutsch geführt wird, wozu sie uneingeschränkt in der Lage sind, braucht mir keiner einen Teil davon zu übersetzen. Ich verstehe nicht den Sinn darin, überhaupt auf polnisch anzufangen, wenn ich was mitbekommen soll.

Vielleicht sollst Du ja auch nix mitbekommen :D Spaß beiseite, sage mir wo die drei Polnisch sprechen können, wenn nicht zu Hause? Der Sinn wird wohl sein, das sie es einfach wollen und es ihnen Spaß macht, sie Ihre Muttersprache weiter pflegen möchten usw., was ist daran so schlimm? Ich kann nachvollziehen was Du meinst, nur Vorwürfe haben meist eine Verteidigung zur Folge, besser wäre Ihr würdet Kompromisse finden und Du erörtern, was den dreien am Polnisch sprechen so wichtig ist und dies dann auch verstehen und akzeptieren.

siehst Du es denn auf der anderen Seite genauso, daß wenn die polnischen Verwandten uns besuchen, sie mich (als Gastgeber) mit ein paar Brocken frisch erlerntem Deutsch beglücken sollen?

Die Verwandten haben doch eine ganz andere Situation, Du lebst mit Deiner Polnischen Freundin zusammen, die Verwandten haben doch, was die Deutsche Sprache betrifft, kein Bedarf diese nun extra zu erlernen. Wobei sicher auch ein paar Wortfetzen dort ausgetauscht werden, wenn man sich denn öfter mal sieht und aufeinander eingeht. Und was heißt "Dich" als Gastgeber? Seid ihr dann nicht gemeinsam Gastgeber?

Du sagst, ich soll polnisch lernen. Wieso nur ich?

Sorry wenn ich mich an irgendeiner Stelle fälschlich ausgedrückt habe, ich habe nicht behauptet Du "sollst", Du fragtest nach Ratschlägen und Meinungen und nichts anderes habe ich versucht Dir zu geben, von sollen und müssen kann da keine Rede sein. Und was das "nur ich" betrifft, so spricht Deine Freundin ja Deutsch, heißt sie muss es ja gelernt haben, oder etwas nicht? Und das mit über 40 das erlernen einer Fremdsprache nicht so einfach ist, dass weiß ich sehr wohl, bekomme es ja selber mit. Habe auch nirgends geschrieben, das Du die Sprache perfekt beherschen musst oder ein halbes Studium daraus machen sollst, mir ging es um das einfache Verständigen, mal etwas mitverfolgen zu können und eben auch darum, am Tisch nicht von vorne bis hinten nur Deutsch bei einem Zweisprachigen Haushalt als Richtig hinzustellen.

Meine Freundin und die Jungs können meine Sprache perfekt, wieso soll ich dann so einen Aufwand betreiben?
Hat evtl. einfach etwas mit Höflichkeit und Respekt zu tun, und so wie Du die Sache schilderst, erweckst sich mir der Eindruck, nicht die Sprachen sind das eigentliche Problem, sondern eher eine Art wie versucht wird das Problem zu lösen...
Es reicht nicht, um über Landwirtschaft

Seit wann spricht man mit seiner Freundin beim Romantischen Abendessen über die Landwirtschaft? :rolleyes: :D Wenn Du Dich doch einigermaßen etwas verständigen kannst, warum duldest Du es denn nicht auch ein wenig, und wenn es ein paar allgemeine Sätze sind, egal wie einfach gestrickt, Du brichst Dir doch damit auch keinen Zacken aus der Krone und meine Erfahrung ist, wenn ich auf Polnisch beginne und im Laufe des Gesprächs auf Deutsch schwenke, wird sich dann auch auf Deutsch weiter unterhalten.

Zum Beispiel gibt es zahlreiche Deutsche, die der Meinung sind in der Pizzeria ihre Bestellung auf italienisch aufgeben zu müssen.

Also so etwas habe ich noch nie erlebt, und wer weiß was ich für eine Pizza bekommen würde wenn ich dies versuchen würde...die möcht ich besser nicht sehen 8) Und dies ist sicher auch etwas übertrieben, hat nebenbei bemerkt nix mit Deiner Freundin zu tun. Klar ist es einfach nur nett, wenn man beim Griechen rein kommt und auf gebrochenen Griechisch "Hallo" sagt, es ist eine Nettigkeit, bestellen tun dann doch alle auf Deutsch aber das ist doch auch nicht das Thema um was es geht. Und Deine Freundin ist nun mal auch keine Italienische Pizza Tante sondern Deine Polnische Freundin, und um genau diese geht es doch. Fragestellung ist gewesen, warum sich Deine neue Familie auf Polnisch unterhält und Du Dich ausgegrenzt fühlst und nicht um Italienische Pizza. Übrigens, wenn Du mal ins Grenzgebiet nach Polen fährst, dann kannst Du Dir anschauen wie sehr sich die Deutschen doch anpassen wollen :P Dort mal auch nur Guten Tag auf Polnisch zu sagen wirst Du fast nicht erleben, Polnische Beschriftunge...ach Gott wie geht das denn? Bitte alles auf Deutsch und in Euro auspreisen, wir wollen uns doch nicht überfordern :D Wohlgemerkt sind wir dort Gäste und befinden uns im Ausland! Und glaub mir, wie viele Urlauber Deutsch als Selbstverständlich selbst bei der Putzfrau erwarten, das glaubst Du gar nicht (beziehe ich nicht nur auf Polen). Dies zum Thema wir meinen uns immer anpassen zu wollen ;)

Warum ist es so, ich komme nicht drauf? was soll ich bereit sein zu tun?

Damit meinte ich, Du bist wenig bereit eben Dir ein klein wenig mehr ihre Muttersprache anzueignen um ein klein wenig "zu Hause" für sie und die Kinder bereit zu stellen, erwartest aber das sie sich voller Tatendrang hinsetzt und Deutsch bir zur Perfektion erlernt. (vielleicht ein wenig übertrieben ausgedrückt) Je mehr Du bereit bist auf sie zuzugehen und Dich einbringst, desto eher wird auch sie bereit sein, Dir entgegen zu kommen.

Mal ne Frage, wie stellst Du Dir das weiter vor? Darf Deine Freundin mit den Kindern nur noch Polnisch sprechen, wenn Du nicht zu Hause bist? Familienbesuche werden nicht mehr stattfinden bzw. nimmst Du Dich da raus? Kann doch alles auch keine Lösung sein, oder? Und warum kannst Du z.B. nicht einfach weg hören wenn die drei Polnisch quatschen? (gehen wir mal nicht davon aus, das sie über Dich lästern :) ) Ich meine würden sie nun Deutsch erzählen, sitzt Du permanent am lauschen was da gesprochen wird? Kann ich nicht so ganz nachvollziehen, irgendwann schaltet man doch auch mal ab, schaut TV, liest Zeitung, spielt am Rechner, schraubt am Auto oder oder oder, ob da dann nun auf Deutsch oder Polnisch oder Chinesisch gesprochen wird, ist doch dann völlig Latte, schließlich quatscht sie mit den Kindern und nicht mit Dir. Ausnahme wäre wenn es um Euch, um Dich oder wichtige Themen geht welche alle betreffen. Wobei da nur wichtig ist, ob Du mit einbezogen wirst, ob nun erst Polnisch gesprochen wird und sie Dir übersetzt spielt doch auch da keine Rolle, wichtig ist das Thema und nicht die Sprache an der Stelle.

Wie lange seid ihr überhaupt schon zusammen? War der ehem. Lebenspartner/Mann/Vater der Kinder auch Deutscher oder Pole? Und seit wann hast Du diese Probleme? Sonst Streitereien?

Dr.pc

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Samstag, 12. September 2015, 20:06

Mein lieber Stefan,
ich lebe seit zwei Jahren mit einer seit 24 Jahren in Deutschland lebenden Polin zusammen.
Ihre beiden grossen Kinder sprechen fast perfekt Polnisch und selbstverstaendlich auch Deutsch.
Wir fahren drei bis fuenf mal im Jahr nach "Hause nach Danzig/Gdańsk) und dort spricht keiner meiner
neuen Familie Deutsch, ausser mein Schwiegervater, der war mal in Deutschland zu Kriegszeiten.
Zu Hause sprechen wir beide Sprachen paralell, obwohl ich sogut wie kein Polnisch kann.
Verstehen tue ich jeden Tag mehr umd wenn die Kinder bei uns zu besuch sind, wird natuerlich primaer Polnisch gesprochen.
Wenn ich Bahnhof verstehe, unterbreche ich und bitte um Aufklaerung, dass funktioniert meistens.
Ich wusste, wenn ich diese Frau heirate, was mich erwartet: Polnische Sprache.
Ich lerne zuhause mit verschiedenen Polnisch Programmen und den Rest per TV und meiner Frau.
Manchmal, ich gebe es zu, wird mir das szybka Polska sprich schnelle Polnisch auch zu viel.
Dann versuche ich meiner Familie klar zu machen, dass mein Gehirn gleich durchbrennt.
Die nehmen dann auf mich Ruecksicht und ich akzeptiere deren Polnisch.
Wir machen Laenderuebergreifende Kompromisse.
Mittlerweile freue ich mich, wenn wir nach Hause nach Gdańsk fahren und wir werden dort in naher
Zukunft den Lebensabend verbringen. Bye, Niemcy - auf Wiedersehen Deutschland.
Sei einfach etwas lockerer und vermute nicht immer schlechts Gerede, akzeptiere die Sprache und du wirst sehen, alles wird gut.
Sie werden automatisch dann auch auf dich Ruecksicht nehmen.
Kopf hoch und wenn du Fragen hast, schreiben mir..........
Ich will dir gerne unter die Arme greifen.

p.s. ich wuerde meine kleine polnische Frau gegen nichts in der Welt tauschen und sogar nocheinmal heiraten......
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Gdy Pomorze nie pomoże, to pomoże może morze, a gdy morze nie pomoże, to pomoże może Gdańsk.
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6

Samstag, 12. September 2015, 23:04

Also ich fand das immer nur dann problematisch wenn man sich "Ausländisch" in meiner Nähe unterhält während die Mimik parallel Richtung Verachtung abgleitet, oder sonst etwas darauf deutet dass es um mich geht und dazu nicht positiv. Solange das nicht so ist dann bleibt es nur bei nicht verstehen, wären sie im Nebenzimmer hätte ich das gleiche Problem, also so oder so werde ich niemanden durchgehend überwachen können was er so (auch über mich) sagt.
Ja die Neugier ist schon da, aber gut, daran dass sie öfter unbefriedigt bleibt muss man sich im Leben eher früher oder später gewöhnen.
Da man also so oder so immer vor mir weglaufen könnte, kann es ruhig einer in der Nähe unverständlich sein,
solange ich im gewissen/proportionalen Anteil der Redezeit mitberücksichtigt werde finde ich das nicht so wild.
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Dr.pc

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7

Sonntag, 13. September 2015, 10:25

Meine Polnische Familie wird immer vorsichtiger mit dem was sie sagen wenn es um mich geht.
Sie wissen nie, wieviel ich davon verstehe.
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8

Sonntag, 13. September 2015, 11:52

Hallo zusammen,
ich möchte mich kurz zu Wort melden von unterwegs. Es sind zwei neue Antworten erschienen, vielen Dank erstmal.
Zu dr.pc möchte ich folgendes sagen:der Hauptunterschied zwischen Deiner und meiner Beziehung ist, daß wir nicht planen "Do widzenia Niemcy", sondern meine Freundin bewußt "Dziendobry Niemcy" gesagt hat, weil sie für sich und ihre Kinder hier eine bessere Zukunft sieht, sonst hätte sie diese nicht mitten in Ihrer polnischen Schullaufbahn, die ja bei einem 15jährigen schon ziemlich fortgeschritten ist, da herausgerissen.
Aus diesem Grund sehe ich nicht unser Glück darin, ihnen den polnischen Himmel in Deutschland zu schaffen, sondern sie in allem mit meinen besten Kräften zu unterstützen, daß sie später nicht immer die Exoten sind und in Bewerbungsgesprächen hören müssen "hmm, ihr kommt aus Polen, wie sieht es denn mit deutscher Sprache aus?", sondern daß es gleich um ihr Qualifikationen geht.

Ich kann auch mal polnisch sprechen, klar, aber nicht hier. Jedenfalls nicht regelmäßig. Wozu? Jede Konversation würde dadurch unnötig verlängert, weil mir die Sätze nun mal nicht so rausflutschen wie ihnen. "Polska w Polce" - ich weiß auch nicht wie es bei Dir funktioniert, Du sagst Du bist zwei Jahre mit Deiner Frau zusammen und sprichst so gut wie kein polnisch? Dann mußt Du aber mit der Sprache Gas geben, wenn Du am Ende in Gdansk landen willst, oder? Noch bist Du ja hier und ich finde es ziemlich rücksichtslos, wenn da drei Personen beim sniadanie sitzen, smacznego sagen, "podaj mi maslo prosze, podaj mi dies oder das" und Du mümmelst an deinem Brötchen rum und bist ansonsten isoliert von Ihnen. Ich kann das nicht, ich frage mich dann "Wollen Sie mit mir oder ohne mich?"

In erster Linie bin ich mit meiner Süssen zusammen, weil ich mich in sie verliebt habe. Nicht weil sie Polin ist, oder ich Polen wahnsinnig toll finde. Am liebsten würde ich mich mal im Chat mir Dir unterhalten, vielleicht klappt das ja mal.

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Sonntag, 13. September 2015, 13:22

...vielleicht ist des Rätsels Lösung ja in unserer gemeinsamen (Vor-)Geschichte zu sehen. Ein Arbeitskollege sagte mir, daß Polen nichts schlimmer fürchten als "germanisiert" zu werden. Weiß nicht ob man das pauschalisieren kann??? Eigentlich hielt ich Menschen aus Polen immer für sehr anpassungsfähig, oder flexibel. Es gibt hier im Forum auch einen Beitrag über unsichtbare Polen in Deutschland, ich denke das drückt es aus.

Dr.pc

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10

Donnerstag, 17. September 2015, 08:43

@Stefan:
Lieber Stefan,
gerne können wir uns einmal im Livechat unterhalten. Da ich in Frührente bin, schlage einfach mal eine Zeit vor und ich werde
dann sehen, ob ich zu Hause bin.

Wir habe folgende Regelung zu Hause.
In Deutschland sprechen wir drinnen beide Sprachen weil ich der Polnischen Sprache ja noch nicht mächtig bin.
Damit nehme ich meiner polnischen Familie nicht ihre polnische Muttersprache.
Draussen sprechen wir Deutsch und nur wenn es sein soll, das keiner etwas mitbekommen soll, polnisch.

In Polen machen wir es anders herum. Wobei bei beiden Varianten sicherlich etwas Vorsicht geboten ist, viele In Polen verstehen Deutsch und
viele in Deutschland sprechen Polnisch.

Meine Frau ist mit ihren früheren polnischen Mann nach Deutschland gekommen, weil es sich hier leichter und finanziell besser leben lässt.
Zuden war zu den Zeiten noch der Kommunismus in Polen.
Ihr Heimatgefühl hat meine Frau nie aufgegeben, warum auch, sie ist Polin und zudem gläubige Katholikin.
Sie soll ihre Kultur und Sprache nicht aufgeben, nur weil sie auch einen deutsch Ausweis hat.
Eigendlich war geplant, dass sie in Deutschland bleibt, aber familiäre Gründe (behinderte Schwester mit Trisomie 21), macht es erforderlich
nach Polen zu ziehen. Ihre Eltern sind 71 und 80 Jahre alt und nicht mehr lange in der Lage, sie zu pflegen.
Meine Schwägerin und meine Schwiegermutter versuchen so viel wie es geht, die deutsche Sprache zu lernen, im Gegenzug versuche ich es mit Polnisch.

Was deine Neufamilie angeht, ist Deutsch lernen sicherlich angesagt, aber die Pflege der Muttersprache ist auch sehr wichtig.
Meine Frau spricht auf Grund der langen Jahre in Deutschland leider kein Neupolnisch, was ihr die Unterhaltung und das Lesen der Gazetten etwas
Probleme macht. Auch die Unterhaltungen mit den jungen polnischen Familienmitgliedern fällt ihr schwer.
Ich finde, ihr solltet eine gerechte Regelung treffen. Deine Bzw. ihre Kinder lernen schneller Deutsch als du dir vorstellen kannst und deine LAP wird nachziehen.
Wenn sie in Deutschland arbeiten oder studieren wollen, brauchen sie die Sprache, das wissen sie.
Und wenn du Familienbesuch in Polen machst, brauchst du Polnisch, wo liegt das Problem. Etwas Tolleranz auf beiden Seiten hilft allen.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine lange gemeinsame und kulturreiche Zukunft.
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11

Donnerstag, 17. September 2015, 08:54

...vielleicht ist des Rätsels Lösung ja in unserer gemeinsamen (Vor-)Geschichte zu sehen. Ein Arbeitskollege sagte mir, daß Polen nichts schlimmer fürchten als "germanisiert" zu werden. Weiß nicht ob man das pauschalisieren kann??? Eigentlich hielt ich Menschen aus Polen immer für sehr anpassungsfähig, oder flexibel. Es gibt hier im Forum auch einen Beitrag über unsichtbare Polen in Deutschland, ich denke das drückt es aus.


:!: Welche gemeinsame Vorgeschicht?
Kläre mich auf, Polen und Deutschland haben was Gemeinsames?
Lese mal dazu hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Polens
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olaf

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12

Freitag, 18. September 2015, 13:53

Die Sprache an sich ist nicht das Problem. Die Bereitschaft zu lernen wohl eher (das Alter, keine Zeit, keine Hilfe usw)...da habe ich schon viele Ausreden gehoert.

Ich selbst spreche gebrochen :thumbsup: polnisch und bemuehe mich nicht allzusehr um die Grammatik, sorry. Aber ich lerne jeden Tag etwas neues dazu.
Wenn dann mal zu schnell polnisch gesprochen wird, womoeglich sogar Dialekt, dann bitte ich um eine langsamere Wiederholung. Klappt fast immer.. :D

Sich "unsichtbar" zu machen bzw auch zB in D nicht auf der Strasse polnisch zu sprechen, halte ich fuer voellig falsch.
In PL haette ich lediglich Angst vor den Glatzen im Fussballstadion https://de.wikipedia.org/wiki/Ekstraklasa
Zur Not bin ich dann eben Ukrainer...wenn ich sie raten lasse, welchen Akzent ich habe.. ^^ gibt's sogar 'n Bierchen zum trinken geschenkt.. als D haette ich das wohl im Gesicht..

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »olaf« (18. September 2015, 14:00)


13

Sonntag, 20. September 2015, 05:51

Ok, ich war den Kindern zunächst ja ein Fremder, sie kamen direkt aus einer Scheidung, aber es hat sich mittlerweile sehr gut entwickelt, ich glaube ich kann sagen, sie akzeptieren und mögen mich auch heute. Trotzdem ist es bis heute so, daß sofort auf polnisch gewechselt wird, sobald ich einen Raum verlasse oder man mich nicht in Hörweite vermutet. I
Das ist doch nicht schlimm, Stefan ... Das heißt, dass man auf Dich Rücksicht nimmt ... :)

Oder glaubst Du etwa, dass dann sofort über Dich hergezogen wird? Das glaube ich nicht ...
Signatur von »ReniA« Liebe Grüßle i serdeczne pozdrowienia

Renia :papa


Kołysanka dla Gdańska

Hochzeitspolka

BIALY MIS

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Sonntag, 20. September 2015, 22:13

Es gibt immer zwei Betrachtungsweisen

Hallo Stefan,
ich würde gerne auch ein paar Worte zu deinem Posting loswerden. Du hast gefragt, ob jemand von ähnlichen Erfahrungen berichten kann, worauf ich nur mit "Jein!" antworten kann. Bei mir war es viele Jahre eher umgekehrt, denn ich wollte Polnisch lernen, aber viele meiner Lernpartner zogen es vor, fast nur Deutsch mit mir zu sprechen, schliesslich können sie die Sprache ja :rolleyes: das Resultat davon ist, dass mein Lernpensum viele Jahre einfach nur grottenschlecht war. Nun war ich aber in den letzten Monaten fast ausschliesslich in Polen unterwegs und habe ausserdem versucht, auf so vielen Seiten und Gruppen wie möglich (in sozialen Netzwerken), auf polnisch zu kommunizieren. Seit dem geht es steil aufwärts! Mittlerweile lese ich Zeitungsartikel recht flüssig und verstehe etwa 90 % auf anhieb. Den Rest schlage ich nach oder frage Freunde um Rat, wenn es Dinge sind, die nicht im Wörterbüchern zu finden sind. Das antworten ist sehr häufig noch ein Problem bei mir! Ich versuche allerdings immer mehr und bin mittlerweile auch sehr experimentierfreudig geworden. Natürlich mache ich hierbei noch extrem viele Fehler, aber wie bereits in einer Antwort erwähnt wurde, sind die Polen meist sehr erfreut darüber, dass es jemand wenigstens mal versucht. Dass die Sprache schwer ist, wissen sie selbst zur Genüge. Zahllose Beiträge in polnischen Foren zeugen auch davon, dass die Polen oft selbst Probleme mit der Grammatik haben (mein Favorit bisher ist "Borze!" anstatt "Boże!") - Vielleicht ist das einer der Gründe, warum sie meist eine Engelsgeduld haben, wenn es darum geht die Grammatik einem lernwilligen zu erklären.

Nun kommen wir zu deiner Frau und ihren Kindern. Du sagst, sie sind vor 2 Jahren nach Deutschland gekommen und sie reden zuhause zeitweise Polnisch. Du fühlst dich deshalb oft ausgegrenzt, selbst wenn sie nur Dinge sagen wie "podaj mi maslo prosze, podaj mi dies oder das" oder sie anfangen auf polnisch zu plappern, wenn Du den Raum verlässt. Das kann ich zwar nachvollziehen, weil ich solche Situationen ganz am Anfang (vor circa 16 Jahren) auch erlebt habe, aber ich muss dich an dieser Stelle fragen, ob Du mal versucht hast, dich in deren Lage zu versetzen!? Sie haben vor 2 Jahren das Land verlassen und sich entschieden in Deutschland zu leben. Selbst wenn sie sich innerhalb dieser 2 Jahre komplett in die Gesellschaft assimiliert haben, haben sie einen Großteil ihres Lebens doch in einem anderen Land verbracht. Solche Prägungen bleiben oft bestehen und das ist auch prinzipiell völlig in Ordnung! Schliesslich muss niemand 100 % Deutsch werden, wenn er in Deutschland leben will. Die Sprache ist hierbei meiner Meinung nach einer der größten Prägungen, die man aus seiner Heimat mitnimmt. Ich selbst habe nach den ersten Wochen durchgehenden Aufenthalt immer häufiger Momente erlebt, wo mein Hirn einfach nur "Stop!" geschrien hat, weil ich draussen und auch bei Treffen mit Freunden nahezu ausschliesslich Polnisch gehört und gesprochen habe. Irgendwann kommt der Moment, da will man einfach nur "Leck mich doch am Allerwertesten!" sagen und gerne mal wieder ein paar Worte in der eigenen Sprache austauschen. Meine erste Reaktion darauf war dann, dass ich in den sozialen Netzwerken aufhörte auf Englisch zu posten (was für mich als digitaler Nomade eigentlich sehr wichtig ist, da meine Freunde und Kontakte auf der halben Erdkugel verstreut sind und zum Großteil überhaupt kein Deutsch können) und stattdessen mehr und mehr auf Deutsch gepostet und kommentiert habe.

Aber mir reicht das auf Dauer nicht, denn Deutsch sprechen und hören, fallen bei dieser Methode weg und meine Skypekontakte aus DE haben viel zu selten Zeit. Deshalb war mein zweiter Schritt, dass ich wieder mehr und mehr Kontakt zu Polen aufgenommen habe, die auch Deutsch lernen oder zu Deutschen, die in Polen leben. Etwa alle 4-5 Tage verabrede ich mich mit einem davon und dann wird für 1-2 Stunden fast ausschliesslich auf Deutsch kommuniziert. Und das ist auch nötig!

Ich kann zwar mit dem Denken und der Handlungen der meisten Deutschen nicht mehr viel anfangen und ich liebe auch die polnische Sprache, aber irgendwann wird es einem einfach 'zu viel' und dann muss man mal für einen Moment ausbrechen, und wieder seine Muttersprache verwenden (dürfen / können) - Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es deiner Frau und deren Kindern ebenso geht und dass sie gewisse Dinge einfach mal auf polnisch kommunizieren wollen. Versuch Dir das einmal aus diesem Blickwinkel vorzustellen - Vielleicht wirst Du dann erkennen, dass ein Polnisch-Verbot im eigenen Hause, früher oder später zu schwierigen Situationen führen wird! Denn dann sind sie diejenigen die ausgegrenzt werden.

Wenn ihr beide einen Kompromiss braucht, um euch erst mal mit dieser Situation anzufreunden, dann würde ich euch vorschlagen, dass ihr euch zunächst alle 2 Tage mit den Sprachen abwechselt, also Heute polnisch (Ladies first) und morgen Deutsch usw. usw. -Wenn das aber ein 'echter Kompromiss' sein soll, solltest Du an dem jeweiligen 'Polen Tag' auch versuchen dich mit ihnen auf polnisch zu verständigen. Natürlich müssen sie Dir hier am Anfang wahrscheinlich noch vieles Übersetzen und Erklären. Nach einer ganzen Weile wirst Du aber vielleicht feststellen, dass ihre Gespräche untereinander meist gar nicht über dich sind, sondern vielleicht nur von Problemen mit der Periode der Tochter oder dem frechen Schulkollegen des Sohnes gehen. Es fällt einem leichter, über solche Themen in der Muttersprache zu sprechen.

Übrigens, falls Dir viel daran liegt möglichst schnell 'brauchbares Polnisch' zu lernen, empfehle ich Dir einen Besuch auf Benny Lewis Webseite - Oder schau Dir erst mal einige Videos von ihm auf Youtube an. Auf Tim Ferris' Blog findest Du ebenfalls ein paar nützliche "Language Hacking" Strategien. Und wie ich oben erwähnte, kann man in sozialen Netzwerken häufig in's kalte Wasser springen und die sprachlichen Fähigkeiten verbessern! Empfehlenswert hierbei ist beispielsweise, sich Seiten und Gruppen auszusuchen, die sich um Themen drehen, die dich interessieren oder über die Du sprechen willst - Ja, auch in Richtung 'Landwirtschaft' ist einiges machbar :D es kann nicht schaden unter den Postings und Kommentaren vielleicht so etwas zu posten wie "Uczę się polskiego - Proszę o poprawkę, jeśli zrobię błąd! Dziękuję!"

Hier die Links zu den erwähnten Seiten:

http://www.fluentin3months.com
http://fourhourworkweek.com/?s=language <---Suche bereits auf "Sprachen" eingegrenzt

Hier kannst Du übrigens mal sehen, wie weit man kommen kann, wenn man den Sprung in's kalte Wasser wagt - Wenn Du laut genug drehst oder über gute Kopfhörer hörst, wirst Du sogar die Gesprächspartnerin heraushören und feststellen, dass sie sehr geduldig alles erklärt und korrigiert:

Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=U1KD1O4IttI

Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=abU-8N7oOQU

Powodzenia! :thumbsup:
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k.oo

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15

Samstag, 5. Dezember 2015, 00:25

Also ich fand das immer nur dann problematisch wenn man sich "Ausländisch" in meiner Nähe unterhält während die Mimik parallel Richtung Verachtung abgleitet, oder sonst etwas darauf deutet dass es um mich geht und dazu nicht positiv.

Ja das kenne ich auch zur genüge, das ist ein weit verbreitetes unmoralisches Problem nicht nur in Polen/Polnisch!
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Trewirski

unregistriert

16

Samstag, 5. Dezember 2015, 11:45

Der Themenersteller beschreibt die Situation, in der polnische Mutter mit Kindern zusammen mit ihm in Deutschland leben aber untereinander Polnisch reden. Er selbst - Deutscher - ist somit im eigenen Haus Außenseiter, obwohl sie selbst alle perfekt Deutsch kennen. In dieser Konstellation ist es meiner Meinung nach eine eklatante Missachtung, wohlwissend dass Kinder bei Müttern den Vorrang vorm anderen Partner haben.

Die Lösung kann nur eine Kombination sein aus:

- der Themenersteller lernt aktiv Polnisch und strengt sich an dabei
- am Anfang die meisten Tage nur Deutsch zu Hause (evtl. 2 Tage nur Polnisch)
- im Laufe der Zeit mehr Tage nur Polnisch

Entweder man will oder man will nicht. Wenn nicht dann Konsequenzen ziehen und die Beziehung beenden.

Die spiegelbildliche Situation (deutsche Mutter mit deutschen Kindern, die alle auch Polnisch reden und in Polen beim polnischen Mann leben), kommt wohl nicht vor.

Eine andere Konstellation wäre meine. Irgendwann hat es mich (alleine) nach Polen verschlagen. Beruflich gesichert aber kaum Sprachkenntnisse. Ob die Leute über mich gelästert haben oder nicht, speziell die polnischen Kids der Partnerin oder die hiesige Familie, ging mir gelinde gesagt am A.... vorbei. Ich habe mein Ding gemacht, gelernt und mmer mehr verstanden. Wenn es wichtig wurde, ging es im Paar ins Englische über. Heute rede ich hier kaum mehr Englisch (Deutsch spielt bei uns keine Rolle hier in Polen). Das führte schon zur Situation, dass jemand auf der Straße mich angepöbelt hat, ich solle in der Siedlung keine ausländische Sprache benutzen. Den habe ich auf dann auf Polnisch derart angeschrien und mit Schimpfwörtern überzogen, dass die halbe Nachbarschaft wach wurde.

Lästern tun die Polen sehr oft. Ich muss immer lachen. Ich wurde schon in eine wirklich sehr nette Gruppe eingeführt mit den Worten. "Leute das ist ...., kommt aus dem Reich, Ihr wisst schon, 'Ordnung muss sein, Befehl ist Befehl, Arbeit macht frei'". Über außerberufliche und außerfamiliäre Aktivitäten habe ich im ganzen Land Bekannte und Freunde.

Es gibt Situationen, in denen ich auch heute noch eine vereidigte Übsersetzerin zwischen mir und meiner Frau einschalte, wenn es um fundamentale Sachen geht. Beispielsweise die Findung einer gemeinsamen Position, wenn es um Fragen rund um Hausbau, Finanzierung, Erbangelegenheiten usw. geht. Ziel ist dann die Erstellung eines Dokuments in zwei Sprachen, welches als Basis für Notarverträge dient. Mittlerweile kann ich aber auch polnische Gesetze recht gut lesen, auch wenn es lang dauert.

Wichtig ist es, die eigenen Wurzeln nicht abzuschneiden. Meine Aktivitäten sind länderübergreifend.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Trewirski« (5. Dezember 2015, 11:58)


olaf

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17

Samstag, 5. Dezember 2015, 11:58

Notarverträge:
in PL (auch in D) rechtssicher nur mit PL-Anwalt, ein Uebersetzer hat dafuer ja nicht mal eine Haftpflichtversicherung.

Trewirski

unregistriert

18

Samstag, 5. Dezember 2015, 12:02

Notarverträge:
in PL (auch in D) rechtssicher nur mit PL-Anwalt, ein Uebersetzer hat dafuer ja nicht mal eine Haftpflichtversicherung.


Zustimmung. Habe ich nicht direkt erwähnt. Speziell bei Erbsachen ein absolut wichtiger Hinweis.

19

Samstag, 26. Dezember 2015, 13:04

Also ich finde das haengt einfach von der jeweiligen Person ab. Bei meiner Ex war das genauso, die konnte ganz gut deutsch sprechen und auch ihre Schwester, die mit einem Deutschen verheiratet war. Aber wenn die beiden zusammen waren haben sie immer polnisch miteinander gesprochen, obwohl die deutschen Ehemaenner bzw. Freund mit am Tisch sassen. Einmal habe ich die Schwester mit in meinem Auto genommen, wir sind in Urlaub gefahren, 10 Stunden im Auto gesessen zu dritt...2 haben polnisch gesprochen und einer war ausgeschlossen! das war ich. Ich fand das einfach nur unhoeflich.

Meine jetzige Ehefrau ist da ganz anders. Sie spricht grundsaetzlich deutsch wenn eine Person dabei ist die kein polnisch kann, fuer sie ist das eine Selbstverstandlichkeit und ein Zeichen von Anstand und Hoeflichkeit. Natuerlich nicht hier in Polen, weil die Familie kein deutsch kann, leider auch kein englisch. Da liegt es natuerlich an mir mich einzubringen mit bisschen polnisch.

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