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1

Donnerstag, 22. Oktober 2015, 18:52

Flüchtlinge - diesmal anders

Ihr Lieben,
ich habe etwas mitgebracht aus einem anderen Forum. Die Autorin kenne ich.



Der
kleine Junge war 6 Jahre alt, er musste seine Heimat verlassen, sein
Vater war schon tot im Krieg, aber das wird der Junge erst später
erfahren... Seine Mutter und er machten
unerdenkliches mit auf dem Weg aus ihrem Land ins Ungewisse.

Sie wurde
fast jede Nacht vergewaltigt und nicht nur einmal sah dies ihr kleines
Kind. Sie litten in der Kälte und sie litten fürchterlichen Hunger, dies
wird das Kind noch lange erinnern, andere Erinnerungen werden
weggesperrt im Innern, sie werden erst im Alter wieder auftauchen.


Dieser kleine Junge starb 2013 - im Alter von 75 Jahren. 69 Jahre nach
seiner Vertreibung aus dem heutigen Polen.

Auch unsere Vorfahren waren
zum Teil auf der Flucht und hier nicht willkommen. Wenn ich mich in der
Flüchtlingshilfe engagiere, dann nicht grundsätzlich aus einem naiven
"Gutmensch"-Verhalten heraus, sondern ich möchte das geben, was in
meinem Rahmen möglich ist, um den Menschen zu gedenken, die meinen
Vorfahren die Hand reichten... Der kleine Junge hieß Detlef und war mein
Vater.
Signatur von »ReniA« Liebe Grüßle i serdeczne pozdrowienia

Renia :papa


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olaf

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2

Freitag, 23. Oktober 2015, 01:07

Das sehe ich genau so
(in meinem kleinem Rahmen)

Darek

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3

Freitag, 23. Oktober 2015, 10:11

Liebste ReniA,

Deine Geschichte über den 6-jährigen Jungen macht betroffen, gar keine Frage. Wir können heute nur froh sein, dass wir in weitestgehend ruhigen Zeiten leben. Zumindest, was Deutschland anlangt.
Und ich glaube auch, dass sicherlich fast jeder von uns solch eine Geschichte kennt, die irgendwo im Familienkreis exisitiert.
Trotzdem bin ich mittlerweile aber etwas distanzierter bei dem Thema der Flüchtlinge. Zumal mir diese Berichterstattung langsam auf die Nerven geht. Es gibt außer diesem Thema noch etliche andere Dinge, die draussen in der Welt passieren, die im Moment aber kaum Beachtung finden.

Zudem sollte man auch eines nicht vergessen - die Situation heute ist sicherlich nicht zu vergleichen mit der Situation nach dem 2. WK. Ich glaube, Du hattest vor einiger Zeit einmal den Satz gepostet, dass es damals in Deutschland 15 Millionen Flüchtlinge gab und Deutschland das auch verkraftet hätte.
Stimmt. Weitestgehend zumindest.

Vergessen sollte man dabei aber eines nicht:
Diese Flüchtlinge waren zwar - wie die Flüchtlinge heute - ebenfalls oftmals krank, physisch und psychisch heruntergekommen, sozial entwurzelt und abgerissen. Viele von ihnen waren lungenkrank (zur Bekämpfung der daraus resultierenden Seuchen setzten US-Sanitäter damals tonnenweise DDT-Pulver ein, wodurch viele Flüchtlinge dann gestorben waren), es wurde vergewaltigt, massakriert und schikaniert.

Allerdings, und das ist ein entscheidender Faktor, kamen diese 15 Millionen Flüchtlinge alle aus ehemals deutschen Gebieten, sie flohen aus dem heutigen Gebiet von Polen, aus der Tschechoslowakei, aus Ungarn, Jugoslawien und Rumänien. Darunter waren nun nicht nur Flüchtlinge, die vor der Roten Armee in Richtung Westen flohen, es waren auch Millionen ehemals Evakuierte und Soldaten, die nach Hause kamen. Und Zentausende Kinder kamen zurück aus der Kinderlandverschickung. Alle aber hatten weitestgehend etwas gemeinsam - die deutsche Sprache! Zudem deutsches Kulturgut und die christliche Religion.

Und genau hier liegt der Unterschied zu den heutigen Flüchtlingen. Abgesehen von einer völlig anderen Sprache, befinden sich diese Flüchtlinge heute in einem ihnen weitestgehend unbekannten Land mit anderen religiösen Ansichten, anderem Kulturverständnis, mit anderen Sitten und Gebräuchen.
Dass es allein deswegen zu Reibereien und Spannungen innerhalb einer Gesellschaft kommen muss, ist zwangsläufig. Da nutzt leider auch keine noch so soziale und humanitäre Ansicht.

Signatur von »Darek« Wer schweigt, trägt Schuld an den Zuständen, die er beklagt!
Und wer vergisst ist verurteilt, dasselbe noch einmal zu erleben!

4

Freitag, 23. Oktober 2015, 22:38

Ich bin nicht blauäugig, Darek - falls Du das mit der Ansprache "Liebste Renia" meinst ... ;)

Selbstverständlich ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen! Auch der Deutsche Journalisten Verband hat jetzt seine Mitglieder ermahnt, realistisch zu berichten. Wir alle müssen uns aber gegen die Pegidas und Nazis wehren!

Detlef, der Vater meiner Online-Freundin, war ein Opfer gerade solcher Leute von damals. Seinetwegen habe ich mich durch halb Polen durchtelefoniert: Er sollte seine Geburtsurkunde noch vor dem Tod erhalten. War aber nicht möglich, da die Archive ausgebrannt waren. So starb er ohne Vergangenheit ...

Was ich damit meine - und auch viele Nachkommen der Flüchtlinge von damals (ja, sie sind in der Flüchtlingshilfe besonders aktiv): Jeder Mensch ist es wert, Hilfe zu bekommen.
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Darek

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5

Samstag, 24. Oktober 2015, 13:32

Ich bin nicht blauäugig, Darek - falls Du das mit der Ansprache "Liebste Renia" meinst ... ;)
Liebste ReniA, so etwas käme mir nie in den Sinn :luzik

Wir alle müssen uns aber gegen die Pegidas und Nazis wehren!

Jeder Mensch ist es wert, Hilfe zu bekommen.
Da sind wir uns einig. Ich hatte ja auch lediglich geschrieben, dass ich dem Thema mittlerweile etwas differenzierter gegenüberstehe.
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6

Montag, 26. Oktober 2015, 17:41

Es gibt außer diesem Thema noch etliche andere Dinge, die draussen in der Welt passieren, die im Moment aber kaum Beachtung finden.

Vielleicht sollen genau diese eben keine Beachtung finden...

Darek

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7

Montag, 26. Oktober 2015, 19:02

Es gibt außer diesem Thema noch etliche andere Dinge, die draussen in der Welt passieren, die im Moment aber kaum Beachtung finden.


Vielleicht sollen genau diese eben keine Beachtung finden...


:okok :luzik
Ist genau die gleiche Situation, wie bei der letzten Fussball-WM. Damals wurden Gesetze im Sekundentakt durchgepeitscht und (fast) keiner hat´s gemerkt.
Und im Moment stehen auch wieder brisante Themen auf dem Plan - TTIP, CETA, Glyphosat-Neuzulassung, Vorratsdatenspeicherung ....
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8

Dienstag, 27. Oktober 2015, 08:44

Ist genau die gleiche Situation, wie bei der letzten Fussball-WM. Damals wurden Gesetze im Sekundentakt durchgepeitscht und (fast) keiner hat´s gemerkt.
Und im Moment stehen auch wieder brisante Themen auf dem Plan - TTIP, CETA, Glyphosat-Neuzulassung, Vorratsdatenspeicherung ...


Und TTIP/CETA haben mit ihrem monumentalen Eingriff in unsere Demokratie einen wesentlich größeren Einfluss auf uns als die Flüchtlinge.
Signatur von »toxxic« Wo immer die Klügeren nachgeben, da regieren schnell die Dummen
Amat Victoria Curam

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