Bedenklich finde ich, dass all die oben genannten Politiker nationalistisch und ohne Weitsicht handeln. Gewiss, ein Politiker muss bis zu einem gewissen Grade patriotisch sein und auf die Nation bedacht handeln. Nationalistisch ist jedoch ein Schritt zuviel nach rechts. Dieser kleine Unterschied wird, so denke ich, oft übersehen. Und Weitsicht? Ja, die Geschichte zeigt, dass ein nationalistisches Regime auf lange Sicht nicht von Bestand sein kann. Beispiele gibt es dafür genug, sei es nun das Reich der Perser, Griechen, Römer oder eben auch das Dritte Reich der Deutschen.
Einem Land, oder einer Nation, kann es nur dann auf lange Sicht gut gehen, wenn es auch den angrenzenden Ländern, oder Nationen, gut geht. In unserer Zeit der gelebten Globalisierung verwaschen und verschwinden diese Grenzen jedoch nicht nur wirtschaftlich oder digital-sozial, sondern zunehmend auch rein physisch. Der Bau einer Mauer z.B., wie Trump sie möchte, wirkt aus der Zeit gefallen. Anachronistisch, wie Trump selbst. (Bei Trump muss ich immer an Benito Mussolini denken, aber das würde hier zu weit gehen
)
Putin hingegen denkt zwar ebenso nationalistisch und wirkt beinahe zarenhaft in seiner Macht und in seinem Handeln - und deshalb wohl auch etwas anachronistisch -, aber bisher hat er stets bewiesen, dass er es mit Weitsicht tut, und sehr strategisch. Mit sehr viel Geduld. Deshalb würde ich meine Hoffnungen eher auf Russland setzen als auf die USA.
Am 9. April 2013 - also vor fast exakt fünf Jahren - schrieb ich unter dem Namen Julius Eklat folgenden Kommentar ... und ich denke, ich würde es nochmals so formulieren:
"Julius Eklat über Putin --- 9. April 2013
Ich gebe es zu, ich bin ein Putin-Fan! Nicht, weil ich für die Monarchie bin und Zar »Vlad III« auf dem besten Wege dorthin ist, sondern weil er keinen Hehl daraus macht und darüber hinaus genau weiß, wie unsere heutige Welt funktioniert. Als ihn gestern während eines Messebesuchs in Deutschland halbnackte Frauen bestürmten - nicht etwa aus tiefer Liebe und Starverehrung, wie es z.B bei Robbie Williams oder Justin Bieber der Fall wäre, sondern aus Protest -, meinte er, er könne nichts Schreckliches an der Aktion finden. »Durch solche Aktionen werde man auch mehr über die Messe reden«. Richtig! Denn Partner der diesjährigen Hannover Messe ist eben Russland, und Vlad Putin schaut sehr genau auf die russische Wirtschaft. »Wer die Energieversorgung und die Infrastruktur eines Staates verkauft, verkauft den gesamten Staat und macht die Politik zur Marionette des Geldes!« Mit diesen Worten ging er gegen die russischen Öl-Lobbyisten und Oligarchen, wie es z.B. M. Chodorkowski mit seinem Yukos-Ölkonzern einst war, vor und baute Gazprom zum weltweit führendem Erdgasförderunternehmen aus, an dem die russische Regierung nicht weniger als 50% der Anteile hält und die Mehrzahl der Sitze im Aufsichtsrat besetzt. Deutschland hingegen gab die Rechte an den neuen Stromtrassen, die für die Energiewende erforderlich sind, an die holländische Tennet Holding B.V. ab, die in Arnheim sitzt. Ob dieses Unternehmen die resultierenden Milliardengewinne, die vorwiegend aus den Taschen der deutschen Endverbraucher kommen, auch in Deutschland versteuert, kann bezweifelt werden.
»Die Russen kommen hier nicht mit Kalaschnikow und mit Panzern her, sondern Russland bringt das Geld mit,« sagte Vlad III im Oktober 2006 in München zu Investitionen russischer Unternehmen in Deutschland. Vorweg natürlich das Schlachtross Gazprom, Sponsor von u.a. dem FC Schalke 04 und der UEFA-Champions League. Deutschland muss hingegen seine Waffen und U-Boote weiterhin nach Israel, Dubai, Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und in wirtschaftlich angeschlagene Länder wie Portugal und Algerien verkaufen um Geld in die Kassen zu bringen. Klar, dass da deutsche PATRIOT-Systeme in der Türkei eine gute Werbung sind. Und eigentlich sind sie ja nichts weiter als riesige Litfaßsäulen auf Kosten des deutschen Steuerzahlers, da PATRIOT ein bodengestütztes Mittelstrecken-Flugabwehrraketen-System zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen ist. Syrische Rebellen oder Assad mit ballistischen Mittelstreckenraketen? Na egal …
Und wer nun denkt, der kürzlich von der UN-Vollversammlung ratifizierte Waffenhandelsvertrag, wonach Panzer, bewaffnete Fahrzeuge, schwere Artilleriesysteme, Kampfflugzeuge und -hubschrauber, Kriegsschiffe, Raketen, Raketenwerfer und auch kleine und leichte Waffen nicht mehr an Länder verkauft werden dürfen, die damit Menschenrechte bzw. das humanitäre Völkerrecht ernsthaft verletzten könnten, ändere an diesem Status Quo etwas, irrt sich gewaltig. Die Erde ist ziemlich groß und noch unbeobachtet jenseits der Drei-Meilen-Zone - das hatten wir schon einmal.
Putin sagt, was er denkt und ist dabei erstaunlich ehrlich und direkt. »Wenn Sie ein radikaler Islamist werden und sich beschneiden lassen wollen, dann kommen Sie nach Moskau. Wir haben Spezialisten auf diesem Gebiet. Ich werde denen empfehlen, die Operation so durchzuführen, dass da nichts mehr nachwächst.« Dies sagte er im November 2002 während des EU-Russland-Gipfels auf die Frage eines Journalisten nach dem Vorgehen der russischen Armee gegen die Zivilbevölkerung in Tschetschenien. So unrühmlich und scheußlich der Tschetschenien-Krieg damals auch war, mit welchen verklausulierten Worthülsen hat uns Angela Merkel’s Kampftruppe zugedichtet als es um Einsätze in Afghanistan oder Mali ging? Hat sie sich eigentlich überhaupt klar geäußert? Bei unliebsamen Entscheidungen oder Meinungen hat die Mutter der Nation ja stets einen armen Knappen zur Hand, der eifrig bereit ist, dafür einzuspringen. Geht der Schuss dann nach hinten los, ist es auch nicht weiter schade um ihn. Anders Vlad III, er schert sich nicht um die öffentliche Meinung, das hat er nicht mehr nötig. »Ich bestimme die Politik.«, sagte er einmal, und »Wer Suppe essen will, muss seine Fische selbst fangen!« Klingt wie »L'État, c'est moi« vom Sonnenkönig Ludwig XIV. oder »S’ils n’ont pas de pain, qu’ils mangent de la brioche!«, was fälschlicherweise seiner Frau Marie Antoinette angedichtet wurde, wohl aber nur Revolutions-Propaganda war. Bei Putin weiß man, woran man ist, das macht ihn wiederum irgendwie sympathisch. Er steht zu seiner Meinung und zu seinen Äußerungen.
»Dieses Modell hat nichts zu tun mit Demokratie, denn in der Demokratie berücksichtigt die Mehrheit die Meinung der Minderheiten. Uns wird dauernd Demokratie gepredigt, aber diejenigen die das tun, wollen es selber nicht lernen.« Dies hätte er auch über Merkels Deutschland sagen können. Aber, um ein letztes Mal Vladimir Putin zu zitieren: »Wir haben Schwächen gezeigt, und die Schwachen werden geschlagen.«
Euer Julius Eklat"