Eine differenzierte Betrachtung der Flüchtlingsproblematik hat natürlich viele Facetten. Ich versuche das mal aus meiner Sicht etwas aufzudröseln.
1. Ursachen: Zur Einstimmung hier ein Beitrag des ARD-Magazins ttt
http://www.daserste.de/information/wisse…olitik-100.html
Die Ursachen reichen bis weit in das letzte Jahrhundert hinein und basieren primär auf wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen. Links dazu wurden in diesem Thread schon mehrere gepostet. Leider wurde bei all diesen Aktionen wenig Rücksicht auf die Bevölkerung genommen. Manche Menschen haben in dieser Zeit schon mehrmals ihre gesamte Existenz verloren und sind jetzt entweder radikalisiert oder suchen ihr Heil in der Flucht. Fehlendes Trinkwasser, schlechte bis keine medizinische Versorgung oder einfach nur die nackte Angst, beim nächsten mal von einer Bombe oder Granate getroffen zu werden treibt die Menschen auf die Suche nach einem sichereren Leben. Ich denke, das die meisten Flüchtlinge nur ungerne ihre Heimat verlassen - es sei denn die Umstände zwingen sie dazu.
Die andere Ursache ist, das z.B. in Afrika durch unsere Wirtschaftspolitik den Menschen die Existenzgrundlage entzogen wird. Beispiele sind subventionierte Lebensmittelexporte oder Fischereirechte die den Einheimischen nichts mehr übrig lassen.
So lange die wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen über die humanitären Interessen gestellt werden, wird sich da wohl auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Die Rüstungsindustrie weltweit verdient sich momentan dumm und dämlich - Krieg als Geschäftsmodell...
2. Flucht nach Europa: Wenn man sich die Statistiken ansieht wie z. B. im Libanon in dem mittlerweile die Flüchtlinge über 20% der Bevölkerung ausmachen und dort oft nur in Zelten in Wartestellung leben und keinem normalen Broterwerb nachgehen können ist es verständlich, das sich die Flüchtlinge eine Perspektive suchen. Die geografisch nächstgelegene ist nun mal Europa. Und welches Land ist das wirtschaftlich stärkste in Europa? Deutschland! Ich weiß nicht welche Bilder über Deutschland in den Flüchtlingslagern kursieren aber offensichtlich immer noch so gute, das es sich lohnt die Einreise nach Europa auf sich zu nehmen. Denn hier fliegen einem nicht die Bomben um die Ohren, es gibt Wasser, Essen, ein Dach über dem Kopf und vielleicht sogar mal einen Job oder eine Perspektive...
3. Wer sind nun die Flüchtlinge? Ich kenne nur die Bilder des Fernsehen und die Berichte der Medien. Für unsere Regierung sind sie in erster Linie erst mal ein Kostenfaktor gewesen - aber weit weg von hier. Durch die massenhafte Flucht der Flüchtlinge nach Europa werden sie erst richtig wahrgenommen. Jetzt müssen auch hier in Europa viele Politiker zeigen ob sie eine Menschenfreundlich sind - was letzten Endes auch die eigene Bevölkerung betrifft - oder einfach nur kaltschnäuzig. Viele Herrschenden haben schon ihre Maske fallen gelassen und outen sich als große Zyniker und Demagogen. Das Thema Menschenrechte wird nur am Rande erwähnt. Dieser Begriff wurde ja in den letzten Jahren schon sehr strapaziert für die unterschiedlichsten Aktionen gegen "Diktatoren" und ähnliche Systeme. Die Flüchtlinge sind im Moment nur Manövriermasse für politische Profilierung. Ein echtes Interesse hat keine Regierung an ihnen. Wenn man sich die Flüchtlinge ansieht, findet man dort Menschen aus allen Gesellschaftsschichten - vom hochgebildeten Akademiker bis hin zu nahezu Analphabeten ist alles dabei. Von Menschen die eine echte Hilfe brauchen über Glücksritter bis hin zu denen die möglicherweise tatsächlich Böses im Schilde führen - auch das ist möglich. Nur sind wir kaum in der Lage hier die Spreu vom Weizen zu trennen - wir können nicht in die Köpfe hineinschauen. Deshalb: "im Zweifel für die Angeklagten". Wer hier nachweisbar ohne größere Not nach Europa kommt, sollte auch wieder abgeschoben werden können, damit wir besser denen helfen können die auch Hilfe benötigen. Ein vernünftiges Einwanderungsgesetzt gibt es leider immer noch nicht, das den Umgang mit solchen Menschen regelt - es wird höchste Zeit.
4. Umgang mit den Flüchtlingen. Gerade in Deutschland leben wir in einer sehr dicht besiedelten Region. Wenn wir hier auf einmal noch dichter zusammenrücken müssen gibt es Spannungen. Die heiß umkämpften Wohnungsmärkte in den Zentren werden noch mehr aufgeheizt, der Arbeitsmarkt gerät noch mehr unter Druck wenn hier vermeintliche Billiglöhner auf den Arbeitsmarkt strömen. Das Alles kann auch böses Blut schaffen, da mittelfristig die Flüchtlinge auch konkurrieren um die knappen Güter auf dem Markt. Die aktuelle, wirtschaftliche Stärke lässt uns auch größere Flüchtlingsströme zumindest finanziell verkraften. Für das größere Problem halte ich die Integration. Um hier Fuß zu fassen ist das erlernen der Landessprache unbedingt notwendig. Wie sieht es mit der Anerkennung von Studienabschlüssen oder Berufsausbildungen aus? Kann eine Behörde aus der Heimat noch die Gleichwertigkeit bescheinigen wenn sie in Schutt und Asche liegt. Auch hier benötigen wir bessere Regeln die sich eher an dem aktuellen Wissensstand orientieren als an dem einmal vor Jahren gelernten.
Die Unterbringung auf unserem Arbeitsmarkt wird aufgrund der Sprachkenntnisse ohnehin ein ziemlicher Akt. Wir müssen die Flüchtlinge - wie jeden anderen Menschen auch - mit Respekt behandeln - sollten von ihnen aber auch Respekt einfordern können. D.h. sie sollten unsere Lebensweise hier zumindest akzeptieren und sich an geltendes Recht halten. Wer dies nicht tut sollte sein Glück woanders suchen...
Wir sind nicht verpflichtet ALLES zu schlucken und jedes Verhalten zu akzeptieren. Bei aller Toleranz müssen wir auch Grenzen ziehen. Das macht man ja schon bei der Erziehung unserer Kinder, damit sie Orientierung finden. Die Verteilung in Europa sollte tatsächlich nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erfolgen - ohne Wenn und Aber. Auch in Polen gibt es offensichtlich ein demografisches Problem, hat Tommy vor ein paar Tagen in der Presseschau gepostet. Also kann man auch dort ein bestimmtes Kontingent unterbringen.
5. Fazit: Ich sehe nicht das sich die Situation mittelfristig ändert. Im Moment geht es auf der Welt nur darum die Einfluss- und Machtbereiche auszubauen und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Beispiele sind der mittlere Osten und z.B. auch die Ukraine. Menschenrechte werden da allenfalls mit Füßen getreten und zwar von allen Beteiligten. Wir müssen uns also weiterhin mit Flüchtlingsströmen auseinandersetzen. Auch wenn es jetzt pessimistisch klingt, aber ich glaube nicht, das aus Gutmenschentum diese ganzen Kriesenherde befriedet werden und den Menschen die Gründe zur Flucht fehlen. Es müssen handfeste, wirtschaftliche Gründe vorliegen um das ganze Drama zu beenden - z.B. kein Geld mehr für Krieg vorhanden sein oder es gibt in diesen Ländern nichts mehr zu holen. Wenn das mal der Fall sein sollte möchte ich lieber nicht wissen was dann auch bei uns so aus Geldmangel gestrichen wird und wie es bei uns sonst noch so aussieht... Im Moment wird alles auf der Welt schneller und hektischer - auch die Konflikte und Machtkämpfe. Also werden auch weiterhin viele Menschen an Hunger oder einem gewaltsamen Tod sterben. Ich denke irgendwann wird die ganze Blase auch mal platzen weil irgendjemand es einfach überzogen hat. Dann können wir den Reset-Knopf drücken und mit dem was uns geblieben ist vielleicht eine bessere Gesellschaft aufbauen