Nun ja, meine Warschauer Zeit liegt auch schon wieder 15 Jahre zurück, und den erwähnten Gourmettempel gab es damals noch nicht. Habe auch noch nie von ihm gehört. Auch mit Gartenwirtschaften sieht es in Warschau nicht so rosig aus. Polen hatte bis zum Ende des Kommunismus einfach keine große Gaststättentradition. Allerdings hat sich seitdem eine Menge entwickelt, und auch ich könnte heute sicher die eine oder andere Überraschung erleben.
Da ihr ja nur ein oder zwei Tage in Warschau sein werdet, empfehle ich euch einen Spaziergang von 3-5 km entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Ich hoffe, ihr seid dazu noch gut genug zu Fuß. Entlang dieser Strecke werdet ihr garantiert auch einige Restaurants und Cafés entdecken, die euch zusagen. Lasst euch einfach überraschen.
Das Herzstück des Warschauer Zentrums bilden zwei Straßen, die ungefähr in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Das eine ist die
Marszałkowska, eine breite Geschäftsstraße. Abgesehen vom
Kulturpalast, - einem ungeliebten "Geschenk" Stalins, das jedoch heute aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist - hat sie architektonisch nicht viel zu bieten, da die Gebäude entlang dieser Trasse in den Fünfziger- und Sechzigerjahren eilig und ohne große Rücksicht auf städtebauliche Gesamtkonzepte auf den Trümmern der völlig zerstörten Innenstadt errichtet wurden. Am interessantesten ist noch der zuerst aufgebaute südliche Teil mit dem
Plac Konstytucji und dem
Plac Zbawiciela
Die für Kurztouristen zweifellos interessantere Trasse ist jedoch die 300-400 m östlich davon verlaufende Krakowskie Przedmieście (Krakauer Vorstadt), die in der südlichen Verlängerung Nowy Świat (Neue Welt) und noch ein Stück weiter Aleje Ujazdowskie heißt. Dorthin möchte ich euch führen. Öffne bitte zuerst diesen
Stadtplan von Warschau. Auf dem Gesamtplan kannst du nicht viel erkennen, aber wenn du auf eins der Quadrate klickst, bekommst du eine gute Vergrößerung.
Nehmt euch ein Taxi zum
Rynek Nowego Miasta (Neustädter Markt - auf dem Stadtplan im Quadrat J-8 links oben). Wie du auf dem Bild sehen kannst, hat diese "Neustadt" inzwischen auch schon einige hundert Jährchen auf dem Buckel.
Von hier aus wendet ihr euch nach Süden in die Straße Freta, deren Verlängerung Nowomiejska heißt. Durch das Stadttor
Barbakan gelangt ihr geradewegs zum
Rynek Starego Miasta (Altstädter Markt). Hier gibt es etliche Straßenrestaurants und -cafés; das entspricht also vielleicht am ehesten dem, was du suchst.
Die Verlängerung der Straße Nowomiejska, durch die ihr gekommen seid, ist die
Świętojańska (ist auf der Karte falsch geschrieben). Sie führt euch zum
Plac Zamkowy (Schlossplatz) mit der Siegmundstatue und dem
Königsschloss.
Ab hier wird alles etwas weitläufiger. Falls euch jetzt schon die Füße weh tun (ihr habt bisher 700-800 m zurückgelegt), könnt ihr in einen der zahlreichen Busse steigen, die
Krakowskie Przedmieście entlang fahren (K-8 und L-8 auf der Karte). Vor zwei Jahren hat ein Tagesticket für den gesamten Warschauer Nahverkehr, wenn ich mich recht erinnere, 15 Złoty, also gut 6 Fränkli gekostet.
Der Weg führt euch an mehreren spätbarocken Kirchen vorbei, z.B. an der
Karmeliterkirche und der
Heiligkreuzkirche, außerdem am altehrwürdigen
Hotel Bristol und der
Warschauer Universität.
Hinter der Kreuzung mit der Świętokrzyska ändert die Straße ihren Namen und ihren Charakter. Ab hier heißt sie
Nowy Świat (L-8 und M-8 ) und ist eine ganz reizende alte Einkaufsstraße aus dem 19. Jahrhundert, auf der nur Busse und Taxen verkehren dürfen (wie du sehen kannst, auch Velotaxen).
Ihr passiert das
Rondo de Gaulle'a mit einer künstlichen Palme, an dem sich das "Weiße Haus" befindet, einst Sitz des Zentralkommitees der kommunistischen Partei, heute Geschäftsgebäude (M-8 rechts oben).
Wenig später gelangt ihr an den
Plac Trzech Krzyży mit der Dreikreuzkirche (M-8 rechts Mitte). Einige Meter rechts dahinter (in Fahrt- bzw. Laufrichtung) befindet sich ein neueres deutsches Restaurant. Glaube aber nicht, dass du das meintest, denn es ist nicht sehr groß.
Ab hier heißt die Straße
Aleje Ujazdowskie und wird nach etwa 200 m recht grün. Ansonsten aber ist sie nicht so interessant, es sei denn, man interessiert sich für Botschaftsgebäude wie das der
USA.
Falls ihr noch nicht genug habt, könntet ihr aber vom Plac Trzech Krzyży noch mal drei oder vier Stationen mit dem Bus in südliche Richtung (also immer geradeaus weiter) fahren. Dann gelangt ihr zum idyllischen
Łazienki-Park mit
Wasserschloss,
Freilufttheater,
frei lebenden Pfauen und
Chopin-Denkmal - dem "Naherholungsgebiet" der Warschauer (N-9 bis P-9).
Alles, was ihr bis jetzt gesehen habt, lag - abgesehen von einem kleinen Knick am Schlossplatz - auf einer Linie. Natürlich gibt es links und rechts dieser Trasse auch noch eine Menge zu entdecken, und auch in einiger Entfernung davon gibt es noch viel Interessantes, beispielsweise
Schloss und Park Wilanów am Südrand von Warschau. Aber ich denke, für die Kürze der Zeit, die ihr eingeplant habt, habt ihr jetzt schon eine ganze Menge gesehen.