Original von Darek
Original von chelmno.info
und recht neu: "Englandwaisen", d.h. Kinder, deren Eltern auf der Insel jobben sind und sich nicht um ihre Sprösslinge kümmern, ganze Familien gehen daran kaputt).
Und ich dachte immer, Polen sei irgendwie vorbildlich, da es dort noch so etwas wie Familienbewußtsein gibt. So hab
ich Polen zumindest kennengelernt.
Sicherlich ist das Familienbewusstsein der Polen allgemein recht stark ausgeprägt. Da aber die Zahl der Leute, die auf der "Insel" arbeiten, sehr groß ist (von den 20- bis 30-jährigen aus meiner Stadt sind z.B. von manchen Berufsschuljahrgängen mehr als die Hälfte seit 2004 ins Ausland gegangen), fällt bereits ein kleiner Anteil von Problemfällen ins Auge. Das Problem der "Englandwaisen" wurde zumindest schon mehrmals in den Medien behandelt und ich habe konkret auch schon von Fällen gehört, wo Fehlentwicklungen zumindest drohen.
Es geht einfach darum, dass sehr viele, die ihr Glück in England versuchen, sich nicht zu einem vollständigen Umzug entscheiden können bzw. wollen. Erst fährt der Mann, teilt sich mit Bekannten eine Wohnung, so dass die Mietkosten recht gering sind. Wenn er sich einigermaßen eingelebt hat und regelmäßig verdient, wird der Appetit größer, und auch die Ehefrau entscheidet sich, in England zu arbeiten. Die Kinder müssen ja weiter zur Schule gehen, aber man hat ja Oma/Tante etc., so dass man die Kinder in Polen quasi in Pflege gibt. Das klappt meistens gut, aber halt nicht immer. Die Kinder kommen mit der Oma nicht klar und umgekehrt, es gibt Probleme in der Schule usw.
Die Eltern in England haben zwar einen Job, aber in der Regel verdienen sie nicht genug, dass sie sich in England eine angemessene Wohnung für die ganze Familie leisten können. Auf den Verdienst verzichten und zurück nach Polen wollen sie aber auch nicht recht.
Viele Leute (selbst solche mit guter Ausbildung, man muss daran denken, dass vor drei Jahren die Arbeitslosenquote bei uns in der Region z.B. bei über 25% lag) haben in England zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, wie es ist, einen festen Job mit geregelter Arbeitszeit zu haben, und so viel zu verdienen, dass man mit dem Geld bei bescheidener Lebensführung zum Monatsersten auskommt und sogar noch etwas sparen kann (das kann mit mit dem Mindestlohn in Polen kaum, wenn man noch Miete zu marktüblichen Bedingungen zahlen muss).
Auf der Strecke bleibt zwangsläufig das Familienleben, wenn man beruflich nicht rasch aufsteigt, von Billigjobs wegkommt und so viel verdient, dass man seine ganze Familie nachholen kann.
Bei Familien, wo ein Ehepartner mit den Kindern in Polen bleibt, kommt es nicht selten zu Trennungen der Eltern (noch häufiger bei Paaren, die noch keine Kinder haben).
Die sinkende Arbeitslosenzahl in Polen ist zu einem großen Teil auf die Massenabwanderung nach England/Irland zurückzuführen.