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Samstag, 10. Januar 2009, 22:46

Religion ins besondere Katholizismus in Polen

Nabend zusammen :) ich habe hier mal an paar Fragen, besonders an diejenigen die in Polen aufgewachsen sind sowie Jugendliche. Im Rahmen meiner Schule muss ich ein Essay verfassen und habe mich mit meiner Gruppe für die Auslebung der Religion entschieden. Dabei aber bevorzugt halt die Katholische Seite der Dinge, obwohl andere Religionen ebenzu ihren Beitrag leisten sollen um einen guten Vergleich zu haben.

Dazu brauche ich aber ein paar Informationen von Menschen die selbst damit zu tun haben. Bei einer Klassenreise habe ich nur sehr wenig erfahren, da wir einfach zuviel abarbeiten mussten in ganz wenig Zeit (waren in Krakau eine wunderschöne Stadt),

Mich würde interessieren wie Lebt ihr Religion aus, was hat aus eurer Sicht der Dinge das einen Einfluss auf den Alltag? Gibt es spezielle Riten? Wie wachsen Kinder damit auf, wird man da von klein auf gleich an das Katholische ranerzogen? Wie ist das für die Jugendlichen für heute, hat die Religion in einer medialen Zeit wie diese noch einen Stellenwert, oder ist das Interesse vielleicht für andere Religionen da?

Ich hoffe auf spannden Antworten

LG @-->----

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Sonntag, 11. Januar 2009, 10:33

Ich bin gläubiger Christ und auch Kirchgänger, bin aber leider Deutscher, sodass ich dir nicht aus den Augen eines Polen sagen kann, wie Religion erlebt und gelebt wird. Meine Frau hingegen ist Polin, die Religion spielte in ihrer Erziehung eine Rolle, aber nicht mehr so tief wie in den älteren Generationen.
Als ich in Polen lebte, bin ich regelmäßig zur Kirche gegangen - was mir auffiel, war, dass die Kirchen in der Regel schöner sind, dass die Messen länger dauern, die Leute im Gottesdienst weiter quatschen, die Kinder herumlaufen und lachen und alles viel lockerer und freundlicher ist. Ich habe erlebt, dass in fast jedem Haus, indem ich zu Gast sein durfte, ein Bild von der Heiligen Jungfrau Maria stand. Papst Johannes Paul II. wird natürlich darüber hinaus sehr verehrt. Alle Polen wissen, wie viel sie ihm zu verdanken haben. Meine Schwiegermutter habe ich oft den Rosenkranz beten sehen. Die Kinder werden natürlich mit Glauben groß - man merkt, dass die Kinder von Beginn an lernen, dass sie mit anderen teilen müssen. Sie haben nach meinen Beobachtungen ein ausgeprägteres Sozialverhalten als es beispielsweise in Deutschland der Fall ist. Nach meiner Einschätzung hat das religiöse Hintergründe. Und die katholischen Feste wie Taufe, Kommunion, Hochzeit etc. werden wesentlich ausgiebiger und auch bewusster gefeiert. Für eine Hochzeit muss man in Polen beispielsweise ein Jahr früher einen Saal mieten. Und da in Polen das Konkordat (keine Trennung von Staat und Kirche) gilt, muss man in Polen auch kirchlich verheiratet sein, um eine volle Anerkennung zu bekommen. In Deutschland oder anderswo reicht ja die standesamtliche Hochzeit aus.
Andere Religionen spielen eine untergeordnete Rolle, wenngleich der Patenonkel meiner Frau überzeugter Buddhist ist. Er ist eine Ausnahme. Die evangelische Kirche hat es schwer in Polen, wenngleich es sie in Sprengeln gibt.
Die Jugendlichen heute passen sich nach meinem Eindruck mehr und mehr einem westlichen Lebensstil an. MTV und andere Musiksender setzen hier Standards.
Ich weiß nicht, ob ich dir helfen konnte - besser, die polnischen Mitglieder erzählen dir mehr über die Riten des Oblatenbrechens und das Hinstellen eines zusätzlichen Bestecks an Heiligabend, weil man immer auf einen spontanen Gast vorbereitet ist etc.

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Sonntag, 11. Januar 2009, 11:29

Vielen dank Mulder (der Nick erinnert mich an Akte-X ^ ^ ) das hat mir schon mal sehr geholf. :)

Ich hoffe doch mal das der eine oder andere Pole etwas zu dem Thema sagen kann.

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Sonntag, 11. Januar 2009, 11:44

Zitat

Original von Mulder
Als ich in Polen lebte, bin ich regelmäßig zur Kirche gegangen - was mir auffiel, war, dass die Kirchen in der Regel schöner sind, dass die Messen länger dauern, die Leute im Gottesdienst weiter quatschen, die Kinder herumlaufen und lachen und alles viel lockerer und freundlicher ist. .


Zu diesem Punkt habe ich eine komplett gegensätzliche Beobachtung.
Keine ahnung wie das heute in PL-Kirchen ist, aber vor ca über 20 jahren, als ich das letzte mal regelmäßig in polnischen Gottestdiensten war, war es eher so, dass es mucksmäuschenstill sein musste, niemals hätte man dort "Gequatsche" gehört, niemals hätten Eltern ihren Kindern erlaubt "rumzulaufen", wenn man es sich herausnahm etwas zu spät in den Gottesdienst zu kommen, dann musste man sich beim reingehen unsichtbar machen. Vor allem als Kind hatte man den Mund zu halten und wenn einem langweilig war (Stichwort "Gottedienste dauern länger") dann war das sein Pech und falls man quatsch gemacht hat hat es der Pfarrer gesehen und beim Religionsunterricht war man "dran" :)
Für meine Familie und mich war es ein kleiner Kulturschock als wir nach D kamen und sahen wie locker es in deutschen Kirchen zugeht. Lachen, gequatsche, Kinder laufen rum etc.

Ich habe meine ersten Schuljahre in PL verbracht bis 1988- und den Religionsunterricht führte ein Pfarrer oder eine Nonne. Nicht in der Schule sondern in einer kleinen Kapelle an der Kirche oder in einer Kapelle im Nonnenwohnheim. Ganz wichtig war die Erstkommunion und der dazugehörige Unterricht. Es war Pflicht regelmäßig zur Beichte zu gehen und es wurde auch überprüft ob man da war. Am Beichtstuhl lagen kleine Kärtchen aus, und nachdem man "fertig" war durfte man sich eines nehmen. Davor stand eine Nonne und passte auf, dass auch alles seine Richtigkeit hat.
Bei jeder Beichte gab es ein anderes "Puzzelteil" und man musste sie in sein Religionsheft einkleben, zusammen ergaben sie ein großes Bild. So konnte von den Lehrern überprüft werden, ob man immer fleissig in der Kirche war.

Das vielleicht zu dem Thema wie man von klein auf an Kirche ranerzogen wurde.
Bin mal gespannt auf andere Antworten. :)
Signatur von »Ola« Nevermore...

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Sonntag, 11. Januar 2009, 12:02

Hey Ola, sehr interessanter Beitrag der hilft mir sehr weiter, vielen dank. Ich hätte ich echt nicht gedacht das man als Kind sogar regelmäßig Beichten MUSSTE. Wie ist es denn heute für dich, hatte diese Zeit von damals einen großen Einfluss aufs jetzt?

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Sonntag, 11. Januar 2009, 12:04

RE: Religion ins besondere Katholizismus in Polen

Ich bin zwar kein Pole, lebe aber in Krakau. Ich hoffe, Dir trotzdem helfen zu können. Du musst ja einen Essay schreiben, deswegen zwei Anekdoten, eine die ich selbst erlebt habe und eine, die ich gehört habe:

Vor der WM 2006 war der Papst Benedikt XVI. in Polen. Er wollte bei seinem Besuch die polnischen Hooligans ermahnen, bei der WM in Deutschland nicht zu randalieren. Und tatsächlich legten Hooligan-Gruppen einen mit Blut besiegelten Schwur ab, brav zu bleiben. Man muss sich das mal vorstellen: selbst die Hooligans sind katholisch und hören auf den Papst. :szok

Ich bin Deutschlehrer in Krakau. Im letzten Jahr war eine Nonne in einem meiner Kurse. Ich war anfangs schon etwas unsicher, Themen im Unterricht gehen ja auch oft ums Heiraten, um Kennenlernen, Flirten usw. Es war aber sehr einfach und überhaupt war sie trotz einer schwereren Krankheit eine der lebenslustigsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Sie erzählte immer vom sonntäglichen Kaffeekranz im Kloster, bei der sie das besondere Service benutzte, das sie von ihren Eltern bekommen hatte. Eine Schwester wird "Suora Espresso" (italienisch für Schwester Espresso) genannt, weil sie immer den besten Kaffee macht. Und sie war kinomaniak (filmverrückt), sie sieht also viele Filme. In einer Stunde ging es im Lehrbuch um die Quäker und sie wusste nicht, wer das ist. Eine Schülerin wusste es und hat es erklärt und sie sagte: "ach so, wie bei "The Village". Alle lachten, weil niemand dachte, dass eine Nonne so einen Film kennen würde. Am Ende hat sie erfolgreich die Mittelstufeprüfung im Goethe-Institut abgelegt.

Ich denke, dass in Deutschland oft negativ über Religion berichtet wird, und zwar vor allem über die katholische und über die katholische in Polen. Natürlich sehe ich auch negative Seiten (es gibt zum Beispiel ein paar antisemitische, radikale Priester oder Tadeusz Rydzyk http://de.wikipedia.org/wiki/Tadeusz_Rydzyk und den Sender Radio Maryja), aber der Glauben hat auch gute Seiten: eine gute Erziehung, Respekt gegenüber Mitmenschen haben etc. Bei mir in der Nähe ist ein Blindenheim und viele junge Katholiken helfen ganz selbstverständlich und ohne dafür bezahlt zu werden. Die Kirchen sind eigentlich immer voll, selbst wenn es regnet, stehen draußen Leute vor der Kirche und hören der Messe zu. Und es gibt täglich (wirklich jeden Tag) mehrere Messen (bis zu zwölf an Sonntagen!!!). Natürlich ist die katholische Religion auch etwas Vereinendes, da fast alle katholisch sind. Hinzu kommt die Rolle der katholischen Kirche beim Kampf gegen nationalsozialistische oder russische Besatzer, die Kirche hat also auch eine historisch bedingte Rolle im politischen Bereich. Es gibt allerdings auch buddhistische, protestantische, moslemische und jüdische Gruppen. Alle diese Religionen (vor allem die jüdische) haben vor dem Zweiten Weltkrieg aber eine wichtigere Rolle gespielt. Die Kirchen hier in Krakau sind wohl mit die schönsten der Welt. Papst Johannes Paul II. hat gesagt, dass es wohl nur in Rom selbst mehr bedeutende Kirchen gäbe.

Übrigens wurde ich in Deutschland konfirmiert und meinen damaligen Pfarrer würde ich im Rückblick als Hassprediger bezeichnen. Er sitzt auch inzwischen wegen veruntreuter Gelder, Wahlfälschung und weiterer Delikte im Gefängnis. Er war Vorsitzender der Partei bibeltreuer Christen, schlug seinen Sohn, wenn er nicht in der Bibel las, sagte uns, dass alle Moslems in die Hölle kommen werden (die es meines Wissens laut evangelischer Überzeugung gar nicht in dieser Art gibt) und drohte uns, dass wir in ebenfalls in die Hölle kämen, falls wir Rockmusik hörten oder Sex vor der Ehe hätten. In einer Predigt bezeichnete er alle Nichtchristen als Müll. Das nur als Beispiel, dass es radikale Priester nicht nur in Polen gibt.

Weiß nicht, ob Dir das weiter hilft...

7

Sonntag, 11. Januar 2009, 12:42

RE: Religion ins besondere Katholizismus in Polen

Hey Janek ^ ^ auch dir vielen dank für den Beitrag. Er wird mir auf jeden Fall weiter helfen.

Zu den Hooligan da bin ich eher skeptisch, da durch die Polzeiarbeit bereits viele an den Grenzen abgefangen wurden also geh ich da nicht unbedingt aus das alle ihrem Schwur gefolgt sind ;) sagen kann man nämlich viel nur ob man das dann macht stht auf einem anderen Blatt Papier.

Was mir aufgefallen ist das allgemein viele Nonnen in Krakau zu sehen waren, was recht gegensätzlich mit Deutschland ist. Man durfte sie nur leider nicht Fotografieren, das gleiche galt dann auch für, ich glaube es waren entweder Mönche oder Messdiener (sehr helle Kutten mit braun). Es hat mich sehr beeindruckt wie belebt die Kirchen waren und auch wie schön es dort ist, denn die meisten Kirchen hier in Deutschland sind ja meist geschlossen und somit nicht so zugänglich wie in Krakau.

Es gibt hier normalen Religionsunterricht hier in Hamburg ist der aber weniger Katholisch, hier ist wenn überhaupt überwiegend der Evangelismus und ich selbst bin zwar getauft aber nicht christlich oder auf irgendeine art und weise mit der Kirche verbunden. Ich sehe Religion auch etwas kritisch. Auf der einen Seite hat sie sehr vielen geholfen und das ausleben der Religion erhält auch viele Riten die sonst in Vergessenheit geraten würde, nur ist die andere Seite wie ich es persönlich sehe doch anders. Religion hat einen meiner Meinung nach sehr großen Einfluss auf die Menschen und dieser kann sowohl positiv als auch negativ genutzt werden (man denke damals an die Kreuzzüge in denen in Namen Gottes gemordet wurde usw.) Die Religion hat viel Blut an ihren Händen. Es gibt überall schwarze Schafe, Katholische Priester die kleine Jungen Missbrauche und Dinge die noch unter dem Deckmantel der Kirche verborgen sind. Einfach Glauben kann man auch ohne direkten Bezug zur Religion oder das auswendig können von irgendwelchen Bibelversen und dem Kirchgängen. Nirgendwo steht ja geschrieben das man Gott huldigen muss in Gebäuden ;);) wär ja nur sehr schade um die wirklich beeindruckenden Kirchen. Jeder soll in meinen Augen seinen Glauben so leben wie er es möchte, aber im Hinterkopf bleibt doch immer wie radikal der Einfluss der Kirche sein kann. Denn es gibt genügend Menschen die Glauben ohne darüber nachzudenken, bzw ohne es selbst zu hinterfragen.


Ich hoffe doch das ich hier niemanden aufen Schlips getreten habe. ^ ^ Mir ist wichtig auch die Seite von den Menschen darzustellen die es wirklich Leben und erleben und nicht nur meine Meinung in dem Essay darzustellen ;)

Choma

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8

Sonntag, 11. Januar 2009, 13:55

Zitat

od Mulder
Und da in Polen das Konkordat (keine Trennung von Staat und Kirche) gilt, muss man in Polen auch kirchlich verheiratet sein, um eine volle Anerkennung zu bekommen. In Deutschland oder anderswo reicht ja die standesamtliche Hochzeit aus.


ich verstehe vielleicht Deine Worte nicht... in Polen MUSS man NICHT kirchlich verheiratet sein!!!
Vor dem Konkordat (1998 ) MUSSTE man vor der kirchlichen Hochzeit erst aufs Standesamt gehen...

Die größte gesellschaftliche Änderung brachte das Abkommen bei Eheschließungen. Seitdem erkennt der Staat die Trauung in der Kirche als Zivilehe an - und die Standesämter haben viel weniger zu tun. Bis heute umstritten ist allerdings die Stellung des Religionsunterrichts. Die Bischöfe wünschen sich die Zulassung von Religion als Wahlfach bei der Abiturprüfung. Zudem solle die Religionsnote in allen Jahrgängen beim Notendurchschnitt mitberücksichtigt werden - so hatte es die abgewählte konservative Regierung von Jaroslaw Kaczynski ab diesem Schuljahr eingeführt. Die Position des neuen rechtsliberalen Ministerpräsidenten Donald Tusk dazu ist bislang unklar.
Quelle - z.B. hier

Jetzt - nicht mehr. Jeder entscheidet selbst. Viele heiraten kirchlich nur aus ... "Tradition", weil für die ältere Generation (insbesondere Omas) gilt: Heirat ohne Kirche = keine Heirat. In Polen spielt Tradition noch eine sehr wichtige Rolle.

Religion als Schulfach...
Seit 1999 (?) ist Religion wieder reguläres Schulfach... 2 Stunde pro Woche in allen Schulen (für mich - LEIDER! Ich bin/war eine Lehrerin in 3-jährigen Lyzeum [Schüler älter als 15 Jahre, am Schulabschluss steht das Abitur] und in solchen Schulen gilt bis heute: Religion für 3 Jahre 2 Stunde pro Woche und zB. Physik - nur 1 Stunde pro Woche!!! Sch...). Zum Glück spielen die Noten (von Religion) noch keine wichtige Rolle, d.h wenn ein/e Schüler/in eine 1 (in D - 6) zum Schuljahresende bekommt, wird er/sie trotzdem versetzt.
Ob Schüler vor dem 18. Lj. am katholischen Unterricht teilnehmen - entscheiden die Eltern. Aeltere Schüler (nach 18. Lj.) - entscheiden selbst. Für diese, die Religion nicht belegen wollen, muss die Schule "Ethikunterricht" organisieren.

In jeder Klasse gibt es 1-5 Schüler (nach meinen Erfahrungen auf meiner Schule), die den Religionsunterricht nicht besuchen; es gibt auch immer ein paar Schüler, die sagen: ich muss in diesen Unterricht nur deswegen, weil meine Eltern mich dazu "zwingen" oder - "weil meine Kumpels dort sind".
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9

Sonntag, 11. Januar 2009, 14:06

Zitat

Original von black rose
Wie ist es denn heute für dich, hatte diese Zeit von damals einen großen Einfluss aufs jetzt?


Hallo Black rose.
Für mich waren diese Sachen etwas was man in der Schule machen "musste".
Als ich mit 10 Jahren nach Deutschland kam, war das alles vorbei und da meine Familie nie zu denjenigen gehörte die regelmäßig in die Kirche gehen, wurde ich von meine Eltern nie gezwungen so weiter zu machen wie es in Polen war.
Wie gesagt, das ist alles schon über 20 Jahre her. Chomas Beitrag zeigt, dass sich sehr vieles verändert hat!!


Ein Aspekt deines Themas könnte vielleicht noch das Pilgern sein.
Viele gläubige Katholiken in PL nehmen an Pilgerfahrten teil (wobei zu fuß gepilgert wird)

Ein Beispiel:
Es gibt in PL die Jugendbewegung der Salesianer, Salezjańskie Wspólnoty Ewangelizacyjne -die Gemeinschaft der Salesianer welche als Aufgabe die Bekehrung zum Evangelium hat.
Sie veranstalten regelmäßig Pilgerfahrten für Jugendliche (Salezjańska Pielgrzymka Ewangelizacyjna) sowie Exerzitien für Jugendliche (Pustynia Miast - DIe Wüste der Städte). http://pl.wikipedia.org/wiki/Salezja%C5%…Ewangelizacyjne
Ihre Veranstaltungen beinhalten auch Sport, sie haben auch private Schulen soweit ich die Internetseiten überblicke.
(Genau kenne ich mich da nicht aus, habe nur mal erfahren, dass eine 17-jährige aus der Famile daran teilnimmt.)

Das ist aber nur ein Bespiel, Pilgerfahrten werden auch von der Kirche aus vielen größeren Städten veranstaltet. Das Ziel ist meistens Jasna Góra und man braucht kein Mitglied einer bestimmten katholischen Gemeinschaft zu sein.
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10

Sonntag, 11. Januar 2009, 14:12

Zitat

Original von Choma

Jetzt - nicht mehr. Jeder entscheidet selbst. Viele heiraten kirchlich nur aus ... "Tradition", weil für die ältere Generation (insbesondere Omas) gilt: Heirat ohne Kirche = keine Heirat. In Polen spielt Tradition noch eine sehr wichtige Rolle.


... dazu kann ich nur sagen, dass eine mutter (ca 45 - 50 jahre alt) ihre tochter regelmäßig prostytutka genannt hat weil sie ohne trauschein bei ihrem freund in D lebte....

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Lars726« (11. Januar 2009, 14:12)


Choma

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Sonntag, 11. Januar 2009, 14:17

Zitat

od Lars726
... dazu kann ich nur sagen, dass eine mutter (ca 45 - 50 jahre alt) ihre tochter regelmäßig prostytutka genannt hat weil sie ohne trauschein bei ihrem freund in D lebte....


Ja Lars... darum heiraten viele junge Polen noch in der Kirche... sie wollen "Ruhe" von ihrer Familie haben!
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Choma« (11. Januar 2009, 14:25)


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Sonntag, 11. Januar 2009, 14:23

Zitat

Original von Choma
Jetzt - nicht mehr. Jeder entscheidet selbst. Viele heiraten kirchlich nur aus ... "Tradition", weil für die ältere Generation (insbesondere Omas) gilt: Heirat ohne Kirche = keine Heirat. In Polen spielt Tradition noch eine sehr wichtige Rolle.


Und auch diese Traditionen "bröckeln" in ihren Fundamenten meiner Meinung nach.
Zwar nicht so deutlich wie in westlichen Ländern, wo man Kirchenaustritte statistisch belegen kann.
In Polen, wo keine Kirchensteuern erhoben werden, können auch diesbezüglich keine Statistiken geführt werden.Überwiegend finanzieren sie sich aus freiwilligen Spenden sowie Kollekten für bestimmte Zwecke.
Es gab mal vor einiger Zeit den Vorschlag, Kirchensteuern zu erheben, was aber von der Kirche sehr schnell abgelehnt wurde. Vielleicht aus Angst, der wahren "Kirchentreue" des Landes auf die Spur zu kommen?

Folgender link mit doch einigen interessanten Statistiken hier
Signatur von »stazki« "Eine ausgestreckte Hand bewirkt mehr als eine geballte Faust"

13

Sonntag, 11. Januar 2009, 14:29

Vielen dank euch allen, ^ ^ wie schön das hier eine richtige Diskussion in Gang kommt. Die Informationen helfen mir sehr weiter. Diese Veränderung wie die Religiösität ausgelebt wird, geht also auch einher mit der Medialisierung und Verwestlichung? Ich finde nichts schlimmer als Familien die ihre Kinder verachten wenn sie sich nicht an die alten Traditionen halten.

14

Sonntag, 11. Januar 2009, 15:09

@Choma

Du hast natürlich völlig Recht. Man muss in Polen gar nichts. Was das Konkordat angeht, so bezieht es sich auf die kirchlichen Sakramente. Wenn du nicht kirchlich verheiratet bist, würde es nach Einschätzung meiner Frau Probleme mit der Taufe des Kindes in Polen geben.

15

Sonntag, 11. Januar 2009, 15:39

Das Konkordat bedeutet, dass eine kirchliche Trauung in Polen ausreicht, um eine staatliche Anerkennung zu bekommen. In Deutschland ist das anders.
Vorher (vor 1998), das stimmt, Choma, musste man in Polen noch zum Standesamt. Hier in Deutschland reicht es hingegen, wenn man standesamtlich heiratet. :ostr
Wir haben beides im Jahre 2004 prüfen lassen und uns für eine standesamtliche Hochzeit nach deutschem Recht in Deutschland entschieden, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch ein armer Studentenschlucker war und die Unmengen Wodka auf einer Hochzeit in Polen nicht hätte zahlen können. :ROTFL
Es ist nämlich kein Geheimnis, dass sich junge Paare in Polen für die Hochzeitsfeierlichkeiten extrem verschulden. Dennoch werden wir wohl dieses Jahr zu einer kirchlichen Hochzeit in Polen eingeladen sein, was bedeutet, dass ich vorher ins Wodka-Trainingslager muss, um annähernd feiertauglich zu sein.

dibawob

unregistriert

16

Sonntag, 11. Januar 2009, 17:26

Über Religion werde ich hier nichts scheiben. Was mich aber emotional bewegt hatte, war diese Szene mit Nonnen 2005 in Wadowice bei einem Konzert von Krzysztof Krawczyk.
»dibawob« hat folgendes Bild angehängt:
  • Nonnen.jpg

17

Sonntag, 11. Januar 2009, 19:00

Zitat

Original von Mulder
@Choma

Du hast natürlich völlig Recht. Man muss in Polen gar nichts. Was das Konkordat angeht, so bezieht es sich auf die kirchlichen Sakramente. Wenn du nicht kirchlich verheiratet bist, würde es nach Einschätzung meiner Frau Probleme mit der Taufe des Kindes in Polen geben.


Das stimmt, habe nie kirchlich geheiratet und wollte meine Tochter in Polen taufen lassen, es ist uns bei einem bekannten Priester gelungen, nachdem wir ein Versprechen gaben, die kirchliche Trauung nachzuholen. was nie passierte.

Es wurde uns so erklärt: wenn du dein Kind taufen lässt, verpflichtest du dich das Kind im Glauben zu erziehen, indem du ein Vorbild selbst für das Kind sein sollst. Wie kannst du ein Vorbild sein, wenn du jahrelang ohne Gottessegen mit deinem Partner lebst, weil du nichts von diesem Sakrament (Heiraten) hälst. Irgendwo logisch...


@ black rose

Beichten durften Kinder erst nach der ersten Kommunion und die bekommen die meisten mit 8 Jahren.
Signatur von »liwia« When nothing goes right, go left!

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »liwia« (11. Januar 2009, 19:02)


18

Sonntag, 11. Januar 2009, 19:29

Noch müssen wir diese Frage als kinderloses Paar nicht beantworten - aber was, wenn wir in Polen leben?
Kommen wir dann vom Regen in die Taufe? :mysli

Choma

Babcia

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19

Sonntag, 11. Januar 2009, 21:08

Diese Situation hatte auch meine Cousine:
- sie war nicht kirchlich getraut,
- Kinder nicht getauft...

na ja... aber dann ist auch die Zeit gekommen, wo sich fast alle Mitschüler zur Kommunion vorbereiten.... Die Kinder meiner Cousine wollten auch. Eine Tante hat es in "Kurie" geklärt:
- erst Taufe (sie als Patentante übernimmt die Verpflichtung zur Erziehung der Kinder zum Glauben),
- dann eine Woche später 1. Kommunion...

Diese Tante hatte viel Arbeit... Die Kinder waren glücklich "in der Kirche"... aber nur ein paar Jahre.... Sie sind jetzt Erwachsene und "besuchen" keine Kirche mehr.
Signatur von »Choma« Jeśli potrafisz śmiać się z siebie, będziesz miał ubaw do końca życia :D

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Montag, 12. Januar 2009, 08:52

kirchliche Trauung

Zwei Hinweise:

1. Die Einführung der Zivilehe in Preußen war Teil des sog. Kulturkampfes und damit automatisch eine antipolnische, weil gegen die katholische Kirche gerichtete, Maßnahme. Zu kommunistischen Zeiten stand natürlich ganz klar die Zivilehe im Vordergrund (viele Polen im Staats- oder Parteidienst haben bis 1989 "heimlich" kirchlich geheiratet). So empfinden es noch heute geschichtsbewusstere Polen, besonders in den Gebieten des ehemaligen preußischen Teilungsgebiets. Aus diesem Grund schüttelt so mancher den Kopf, wenn Paare weiterhin am "traditionellen" Hochzeitsmodell (vormittags zum Standesamt, nachmittags zur Kirche) festhalten, wo doch nun die kirchliche Trauung auch zivilrechtliche Wirkng entfaltet.

2. Es soll Paare geben, die bewusst ihre kirchliche Trauung (mit vorgeschobenen Erklärungen wie "kein Geld", "jetzt keine Zeit") auf einen unbestimmten späteren Zeitpunkt verschieben, weil man sich kirchenrechtlich nicht scheiden lassen kann. Sie wollen also erst vollkommen sicher gehen, dass das wirklich der "Bund des Lebens ist". Es gibt nicht wenige Geschiedene (zivilrechtlich gesehen), die darum kämpfen, ihre erste kirchliche Ehe kirchenrechtlich zu annullieren, denn nur so können sie mit dem neuen Partner wieder vor den Traualter treten (und nicht "nur" vor den Standesbeamten). Das kirchenrechtliche Verfahren (siehe Wikipedia) ist aber viel verzwickter als eine "einfache" Scheidung.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »chelmno.info« (12. Januar 2009, 08:56)


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