Hallo liebe Mitstreiter
Liebe Jurek, Mulder, Olaf und Falk,
besten Dank für eure Beiträge
- ohne Polemik und offensichtlich jeweils ehrlich gemeint. Das ist in dieser Zeit nicht immer so, leider.
Inzwischen habe ich mich telefonisch in Kolberg bei einem echten poln. Veteranen von 1945 in Kolberg erkundigt (ich schreibe "echt", da heute in Polen wie in Deutschland viele von Taten sprechen, die sie nicht geleistet haben - auch wenn sie es inzwischen aufgrund der ständigen Wiederholungen selbst glauben).
Das Kriegsspielchen hat am Hafen stattgefunden, war aber weder authentisch noch wissenschaftlich oder historisch korrekt. Es wurden z.B. Waffen gezeigt und benutzt, die 1945 in Kolberg nicht vorhanden waren. Es war eine Schau, ein "Theater" und vor allem eine Effekthascherien - allerdings auch keine beabsichtigte anti-deutsche Aktivität und sollte wohl auch keine Kriegsverherrlichung sein. Mein Gesprächspartner hat erst am Tag vorher von dem Spektakel erfahren. Er und seine Kameraden lehnen eine solche Schau ab und sind auch nicht anwesend gewesen (also die eigentlichen Betroffenen, das sagt eigentlich alles). Es sollen aber viele Zuschauer (Einwohner, Kurgäste und Touristen) da gewesen sein, obwohl es keine Plakate oder ähnliches in der Stadt gab, die auf das Spektakel hingewiesen haben. Ich war am 18.3. (also 3 Tage vorher im Militärmuseum und habe dort keine Ankündigungen gesehen.
Nun, wie dem auch sei: vorrangig war der Effekt und der Wunsch Aufmerksamkeit zu erlangen - auf Kosten von Wahrheit und Glaubwürdigkeit. Diesen Trend kennen wir aber auch in Deutschland (nicht nur in der Werbung). In diesem (Kolberger) Fall ist es aber ein wirklich ernstes Thema, das nicht so oberflächlich und entstellt behandelt werden sollte.
Lieber Jurek, nachträglich meinen Dank dafür, daß Du es aufgegriffen hast.
Hierzu noch etwas. Ich unterscheide zwischen SOLDATEN und MILITARISTEN. Soldaten, wissen um das Leid, wissen, daß der Gegenüber genauso arg dran ist wie man selbst. Der Gegenüber ist ein Gegner, aber kein verhaßter Feind. Ein Militarist dagegen ist ein quasi verhinderter Soldat, bzw. eine in der militärischen Karriere nicht beachtete Person. So war Hitler (im WK I Gefreiter) ein reiner Miliotarist, der gern Soldat spielte und sich entsprechend verkleidete (unabhängig von den geplanten und durchgeführten Verbrechen).
Soldaten wie z.B. Hindenburg, Fritsch und de Gaulle haben nicht ihre Person oder ihre Meinung oder das Militär (obwohl überzeugte Soldaten) über alles gestellt, sind Kompromisse eingegangen.
Hindenburg z.B. lehnte Hitler ab, hat ihn aber - widerwillig - um Reichskanzler ernannt, da er nach einer demokratischen (!!) Wahl Führer der Mehrheitsfraktion im Reichstag war. Das war ein politischer Fehler, wie wir heute wissen - hat aber mit Militarismus nichts zu tun.
Generaloberst von Fritsch war als höchster deutscher Soldat ein entschiedener GEGNER von Hitler. Es wurde - unter Einschaltung von Heydrich und Göring eine Intrige gegen Fritsch angezettelt, in der er der Homosexualität (damals strafbar) beschuldigt wurde. Hitler setzt ihn (gemeinsam mit v. Blomberg) am 4.2.1938 ab, um den offenen Kritiker loszuwerden und selbst den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen und willfährige Offiziere einsetzen zu können.
General de Gaulle hat Algerien die Selbständigkeit gegeben.
Das waren Soldaten, die - seinerzeit üblich und gesetzlich festgelegt - das Wohl des Staates über ihre eigene Person stellten.
Und so sollte man diese Kriegsspielchen - wie in Kolberg - nicht den Soldaten und Veteranen anlasten, sondern den Möchtegern-Militaristen, in Polen und in Deutschland, in den USA und anderswo.
In Kolberg waren die poln. Veteranen - unsere früheren Gegner - die ersten, die uns die Hand gereicht haben. 2005 haben die poln. Veteranen - in Zusammenarbeit mit uns heimatvertriebenen Kolbergern - ein dreisprachiges Ehrenbuch ALLER 1945 in Kolberg Gefallenen herausgegeben, in dem die sowjetischen, polnischen und deutschen Gefallenen (einschließlich Volkssturm) mit Lebensdaten und Bild (so vorhanden) genannt wurden.
Das ist praktizierte Völkerverständigung der oft in revanchistische Ecken gestellten und diffamierten Soldaten und Heimatvertriebenen.
Gruß aus dem bayerischen Allgäu