... also, ich glaube, dass der Osterhase in Polen kaum eine Chance hat. Die Ostereiersucherei ist vielleicht seit der Wende hier und da vom Westen ausgehend ein wenig nach Polska geschwappt. Aber ansonsten.....?
Wirklich wichtig sind in Polen allein die Passion und die Auferstehung Christi sowie die alten Bräuche. Christliche Traditionen sind sehr lebendig. Ostern ist das höchste kirchliche Fest und obendrein ein großes Familienfest.
Meine Beobachtungen waren: Ostersonntag sind die Kirchen brechend voll, schon in den frühen Morgenstunden. Die Leute sind fröhlich - immerhin ist die Fastenzeit zu Ende; jetzt kann endlich wieder gefuttert werden. Wie bei allen Familienfeiern in Polen biegen sich die Tische - verschiedene Wurst- und Fleischsorten, Schinken, das Osterbrot mit dem Kreuz, das entweder gebackene oder aus Zucker gefertigte Lamm, Rote Beete und Meerrettich, die klassische Sauermehlsuppe Zurek Wielkanocny und natürlich die speziellen Kuchensorten Babka, Sernik, Makowiec, Mazurka.....
Ostermontag ist es dann vorbei mit den Feierlichkeiten. Es ist der Tag des Wassers - Smingus Dingus, der Tag des Wassergießens. Angeblich der Tag mit dem höchsten Wasserverbrauch des Jahres.
Frau sollte an diesem Tag auf der Hut sein, wenn sie das Haus verläßt. Auch empfiehlt sich an diesem Tage Regenkleidung, selbst bei herrlichstem Sonnenschein
Geschichtlich gesehen soll der Brauch ja auf auf den polnischen Herrscher Mieszko I (988 n. Ch.) zurückgehen, der an einem Ostermontag getauft wurde und Polen dadurch zum Christentum bekehrt haben soll.
Bleibt jetzt nur noch die Frage, welche Tradition schöner ist: Smingus Dingus oder Ostereier suchen.....
Ich hoffe, ich habe die Frage jetzt aus Sicht eines "Halbpolen" einigermaßen gut beantwortet...