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1

Samstag, 24. August 2013, 20:32

Hallo liebe Freunde

Mein Name ist Bernd und ich lebe im Nordwesten Deutschlands, nicht weit von der holländischen Grenze.
Ursprünglich komme ich aus Bochum, wohin es meine schlesischen Eltern verschlagen hat.
Alle meine Vorfahren kommen aus Schlesien. Ich gehöre zur ersten Generation die nicht mehr in
Der Heimat der Eltern geboren ist.

2

Samstag, 24. August 2013, 23:29

Hallo Bernd,

herzlich willkommen hier im Forum. Sind deine Eltern polnischer oder deutscher Abstammung?
Schlesier ist ein weiter Begriff und Polen, sowie Deutsche haben in Schlesien ihre eigene Geschichte.

Mein Vater stammt ursprünglich aus Schlesien und ist deutscher Abstammung. Vor einigen Jahren habe ich angefangen meine Wurzeln in Schlesien zu suchen und habe die Dörfer besucht, woher meine Familie ursprünglich kommt. Eine sehr gute Erfahrung.
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3

Sonntag, 25. August 2013, 09:35

Gräbel8117

Hallo Heidi,

herzlichen Dank für die freundlichen Worte zur Begrüßung!
Zu den Fragen, meine Eltern waren deutscher Abstammung und haben sich auch dazu bekannt.
Bei meiner Großmutter mütterlicherseits bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob die Familie immer deutsche Wurzeln hatte.
Sie stammt aus Klein-Margsdorf, heute Markotow-Maly. Meine Vorfahren dieser Linie kann ich bis 1649 zurück verfolgen.
Mein Vater ist in Gräbel, in der Nähe von Bolkenhain geboren, meine Mutter in Schlaup im Kreis Jauer.
Leider war ich bisher nur einmal in Schlesien. Eine wunderschöne Landschaft.
Überwältigt war ich in den Geburtsorten meiner Eltern. Ich war in den Kirchen, in denen sie Sonntags zur hl. Messe
waren und ich habe die Orte gesehen wo sie als Kinder gespielt haben.
Schade das ich meinen Eltern nicht besser zugehört habe, wenn sie von ihrer schönen Heimat erzählt haben.
Heute kann ich nur noch meinen Onkel zu Schlesien befragen. Er ist diesen Monat 93 Jahre alt geworden und
geistig noch in sehr guter Frische.
Sicher werde ich Schlesien noch einmal besuchen, zumal die Menschen dort sehr freundlich zu mir waren!

Einen schönen Sonntag noch und herzliche Grüße,

Bernd

4

Sonntag, 25. August 2013, 10:46

Hallo Heidi

herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung!

Meine Eltern haben sich als Schlesier deutscher Abstammung gefühlt. Sie sind im Kreis Jauer geboren und haben dort bis 1946 gelebt. In Schlaup bei Jauer ist meine Mutter geboren, mein Vater in Gräbel, Gemeinde Poischwitz, bei Bolkenhain. Meine Großmutter mütterlicherseits könnte allerdings polnische Wurzeln haben. Sie stammt aus der Kreuzburger Gegend. Aus Klein-Margsdorf, heute Markotow-Maly. Ihre Linie kann ich bis nach Bodland, Basan und Borkowitz im Jahre 1649 zurück verfolgen.Dabei tauchen immer wieder einmal polnische Namen auf.

Leider war ich nach dem Tod meiner Eltern erst einmal in ihrer Heimat. Die Stätten zu sehen an denen sie als Kinder gespielt haben, zur Schule gegangen sind und am Sonntag zur hl. Messe, war schon sehr bewegend. Fasziniert hat mich auch die Landschaft, besonders die Gegend aus der mein Vater stammt. Heute kann ich den Schmerz meines Vaters verstehen, der besonders unter dem Verlust seiner Heimat gelitten hat. Als ich vor dem Grundstück meiner Großeltern in Schlaup gestanden habe, bin ich spontan von dem neuen Besitzer und seiner Frau zu Tee und Kuchen eingeladen worden. Wie alle Menschen die ich getroffen habe, waren sie sehr freundlich zu mir. Wie bei Dir war meine Reise nach Schlesien eine gute Erfahrung.

Alles Gute, herzliche Grüße und einen schönen Sonntag wünscht,

Bernd :)

5

Sonntag, 25. August 2013, 10:47

Hallo Bernd, hallo Heidi,
auch meine Eltern stammenaus Schlesien - aus der Region um Breslau. Dem Stammbuch waren sie Deutsche, allerdings wurde in unserer Familie damals auch Polnisch gesprochen. Leider war ich als Kind bicht so fleißig, Plonisch zu lernen. Das versuche ich jetzt etwas nachzuholen. Ist aber nicht ganz einfach. Wie sieht es denn bei Euch aus? Was habt iIhr mit Polen zu tun ? Was habt Ihr da vor ?

Hartmut

6

Sonntag, 25. August 2013, 11:07

Hallo Hartmut

Nach Breslau waren es etwa 90Km von Jauer. Nordöstlich von Breslau, In Groß Kaschütz, später Urdorf, ist mein Großvater geboren. Der Ort gehörte zur kath. Kirchengemeinde Powitzko. Nach Prausnitz war es nicht sehr weit. Vielleicht hast Du jetzt eine kleine Vorstellung von der Lage des Dorfes.

Beziehungen nach Schlesien habe ich nicht mehr. Meine lebenden Verwandten mußten die Heimat damals verlassen. Die Eltern meines Vaters sind in der Nähe von Kamenz, in der DDR seßhaft geworden. Zwei meiner Tanten und ein Onkel sind bei den Eltern geblieben, die anderen Familienmitglieder sind im Ruhrgebiet "gelandet". Der Bruder meiner Mutter, heute übrigens 93 Jahre alt, ist in Hessen seßhaft geworden.

Die Beziehungen zu Schlesien reißen bei mir trotzdem nicht ab. Mein Sohn hat eine Frau aus Oppeln geheiratet. Ihre Eltern sind aber Reichsdeutsche gewesen und in den 80er Jahren nach Westdeutschland umgesiedelt. Ob ich noch polnisch lerne kann ich nicht genau sagen. Alles was ich übersetzt haben möchte, kann mir meine Schwiegertochter übersetzen. :) Da neigt man etwas zur Trägheit. :)

Herzliche Grüße,

Bernd

7

Sonntag, 25. August 2013, 17:52

Meine Eltern haben keine Beziehungen mehr nach Polen. Mein Vater hat lange Zeit die Heimat nicht erwähnt und ich wusste nur, dass er aus Schlesien kommt. Er war damals ca. 6 Jahre alt, als die Familie flüchten musste.
Mein Großvater kommt aus Krummöls (heute Oleszna Pdogórska) bei Lubomierz (dem heutigen Hollywood Polens) und meine Großmutter kommt aus Kiesewald (Michałowice) bei Petersdorf /Piechowice. Das liegt bei Szkarska Poręba.
Krummös liegt ca. 25-30 km von Hirschberg weg. Also alles dicht bei der Grenze zu Deutschland.

Lange hatte ich nach dem Geburtshaus meiner Oma gesucht, bin selbst 2x dort gewesen um es zu suchen. Erst über ein Foto im Internet habe ich es gefunden. Jemand, der in dem Ort lebt hat es erkannt und mir geschrieben. Das war ein glücklicher Zufall. Er hat mir dann noch einige Unterlagen geschickt, wie das alte Dorf ausgesehen hat und mir aufgeschrieben, wie ich das Haus finden kann. Es zeigte sich, dass ich aus Erzählungen heraus an einer völlig falschen Stelle gesucht habe. Ich bin dann noch einmal hingefahren und er mir das Haus gezeigt. Da wir angekündigt waren, habe ich mir alles von außen ansehen können. Das war für mich nicht selbstverständlich. Auf meiner Suche habe ich 4 Tage in Krummöls übernachtet und mir die Orte angesehen, die mir wichtig waren - aber auch einige Sternfahrten in das Hirschberger Tal gemacht, welches Landschaftlich eine Augenweide ist. Es war mir ein Bedürfnis, in dem Ort zu übernachten, wo mein Vater die ersten Jahe seines Lebens verbracht hat.

Meine erste Erfahrung habe ich mit 14 Jahren gemacht, als meine Eltern mit uns Kindern nach Schlesien / auch ins Heimatdorf meines Vaters (Krummöls) gefahren sind. Damals habe ich mich für all das überhaupt nicht interessiert. Das kam erst vor ca. 10 Jahren, als ich aus Spaß angefangen habe polnisch zu lernen, da ich beruflich mit ein paar Polen zu tun hatte. Zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen Fragen zu stellen. Mein Vater besteht darauf, dass er nun hier zuhause ist (Niederrhein), was ich nachvollziehen kann, denn er war ein kleines Kind damals. Allerdings ein Cousin von ihm, mit einem wunderbaren Gedächtnis hat seine Kindheit in einem kleinen Büchlein aufgeschrieben, so dass ich viel von der Flucht und den Entbehrungen der Familien damals nachvollziehen konnte.

Lange habe ich gedrängt, so dass wir (Meine Eltern und ich) im vorigem Jahr eine Reise durch Polen gemacht haben und auch die Dörfer besucht haben, die die Familie betreffen. Das Elternhaus meines Vaters ist mittlerweile umgebaut und als solches nicht mehr zu erkennen. Das einzige Mal wo ich Emotionen bei meinem Vater gespürt habe, das war in Kiesewald, wo seine Mutter her stammt. Als wir auf dem Grundstück waren und gefragt haben, ob wir es von außen noch einmal ansehen dürfen. Er hat es wieder erkannt, obwohl auch stark umgebaut. Da kamen wohl wieder einige der Erinnerungen hoch. Es war noch einmal schön zu sehen, mit ihm gemeinsam, wo er zur Schule gegangen ist, wo er als Kind gespielt hat.

Ich kann mich vage erinnern, dass meine Großmutter schlesisch gesprochen hat. Zur polnischen Sprache gibt es keine Verbindung. Allerdings fühle ich mich, seitdem ich jetzt schon mehrfach in Polen war, dem Land sehr hingezogen. Woher dieses starke Gefühl kommt ist mir immer wieder unbegreiflich.
Auch lerne ich noch polnisch, aber schon lange nicht mehr intensiv. Eher um die Worte, die ich mal gelernt habe, nicht zu vergessen. Dafür besuche ich einen VHS-Kurs.

@ Bernd:
Es ist toll die Ahnen so weit zurückverfolgen zu können. Irgendwann möchte ich das auch einmal. Mir bleibt im Moment nur das Stammbuch der Familie meines Großvaters und Großmutter, die es damals auf der Flucht retten konnte. Bedingt durch den "Arier-Nachweis" stehen da 2 Generationen drin :)

Der Cousin meines Vaters erzählte, warum die Familie, bzw. die Krummölser hier in Deutschland so weit verstreut ist. Die Flüchtlinge wurden in Eisenbahnwaggons verfrachtet und diese Waggons wurden einzeln den Ortschaften in Deutschland zugeteilt. Das hat damals ganze Familienbande auseinander gerissen.


@ Hartmut
Es ist nicht leicht, die polnische Sprache zu erlernen. Und als Kind hat man sicher andere "Sorgen" als so eine fremd klingende Sprache. Aber wenn man die Sprache so weit kann, dass man sich verständlich machen kann erleichtert es bei der Spurensuche vieles :)


Euch allen noch einen schönen Sonntag.
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8

Dienstag, 27. August 2013, 10:56

Vielen Dank

Hallo Heidi,

vielen Dank für Deine schöne und sehr interessante Nachricht.

Die von Dir genannten Orte sind mir dem Namen nach bekannt und in Hirschberg war ich 2008 auf der Rückreise nach Deutschland. Als ich damals aus Richtung Jauer kommend in das Hirschberger Tal sehen konnte war ich ehrlich überwältigt. Eine wunderschöne Landschaft hat sich vor mir ausgebreitet. Auch die Fahrt nach Hirschberg ging durch eine fantastische Bergwelt und hat mich daran erinnert, daß ich meinen Eltern immer nur flüchtig zugehört habe wenn sie von ihrer Heimat erzählt haben. Das bereue ich heute sehr.

Dein Vater war damals sicher noch zu jung um den Verlust der Heimat wie ein Erwachsener zu verstehen. Meine Eltern waren 24 und 29 Jahre alt als sie fort mußten. Beide haben natürlich schlesisch gesprochen. Für mich war das als Kind ganz normal. Dein Vater hat durch die Kindern in seiner neuen Umgebung eben eine "andere" Sprache gelernt. Obwohl meine Eltern und Verwandten schlesisch gesprochen haben, ist es mir wie Deinem Vater gegangen. Ich bin ja in Bochum geboren und habe auch die Sprache meiner Umgebung angenommen. Mein Bruder hat 1979 eine Reise nach Schlesien organisiert und unsere Eltern erst kurz vor Reiseantritt darüber informiert, daß er sie mitnehmen möchte. Das war natürlich eine große Überraschung. Aus meinen Kindertagen kannte ich meinen Vater nur als einen Mann der keine Gefühle zeigt. Wie mir aber mein Bruder berichtete, hat er in der Kirche, in der er auch Ministrant war bitterlich geweint. Auch meine Mutter hat Emotionen gezeigt die ich nur sehr selten bei ihr gesehen habe. Im Garten Ihres Hauses hat sie einen Apfelbaum gesehen den noch ihre Mutter gepflanzt hat. Diesen Apfelbaum hat sie weinend umarmt.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und danke nochmals sehr herzlich für Deine ausführliche und schöne Nachricht!

Herzliche Grüße und an dieser Stelle auch an meinen lieben Freund Hartmut!

Bernd

9

Sonntag, 15. September 2013, 22:12

Hallo Bernd,

ich komme erst jetzt dazu zu antworten. Manchmal hat das "echte und wirkliche" Leben Vorrang.

Danke für Deine Ausführungen. Dein Bericht hilft mir, die Flüchtlinge zu verstehen, wie sie hier aufgenommen wurden und warum viele keine Emotionen zeigen konnten und noch immer nicht können.
Die alte Heimat zurück zu lassen und flüchten zu müssen, oft nur mit der Kleidung, die man am Leib tragen konnte ist schon eine traumatische Erfahrung, die nie ganz vergessen werden kann. Auch wurden die "Fremden" nach dem Verlust der Heimat hier im Westen nicht gerne aufgenommen. Keiner wollte sie haben und sie wurden an den Dorfrand gedrückt.
Bei uns war das so, dass sie Grundstücke weit am Dorfrand bekamen, wo sie ihre Häuser bauen konnten. Selbst, von Hand, mit Familienmitgliedern, Nachbarn und Freunden. Gegenseitige Hilfe war selbstverständlich. Dennoch kam die Integration nur schleppend in Gang. Die Flüchtlinge mussten doppelt so hart arbeiten um eine gewisse Akzeptanz in der einheimischen Bevölkerung zu bekommen. Da sind Emotionen Luxus und es gibt nur ein Vorwärts schauen.

Der Mann, der das Elternhaus meiner Großmutter gefunden hat erzählte mir die bewegende Geschichte eines Mannes, der vor dem Grundstück stand, auf dem er jetzt in einem Haus wohnt. Das alte Haus stand nicht mehr, nach dem Krieg wurde das jetzige Haus gebaut. Der Mann litt schon etwas an Demenz, war aber mit seiner Familie dort und brach in Tränen aus. Er konnte sich an das alte Grundstück erinnern, mit dem Haus, die Umgebung usw. Der Verlust der Heimat wiegt sehr schwer und wurde von vielen Menschen tief vergraben, oft immer noch mit der Hoffnung, irgendwann einmal zurück zu kehren. Manche konnten es, aber andere haben ihre alte Heimat nie wieder gesehen oder konnten es nicht verkraften nach langer Zeit zurück zu fahren um zu sehen, dass fremde Leute dort wohnen.

Auf einer meiner Reisen nach Schlesien habe ich ein paar "Heimattouristen" am Gerhard-Hauptmann Haus getroffen. Mit zwei Leuten konnte ich kurz vor dem Bus sprechen und sie meinten, die Kinder wollten ihre Geschichten nicht hören, nicht die Heimat kennen lernen. Sie wollten ihre Geschichte aufschreiben, falls mal irgendwann doch noch Interesse besteht diese zu lesen.

Mein Vater war zu jung, wie du schon sagst. Meine Großeltern kann ich nicht mehr fragen, wie es war, die Heimat zu verlieren. Erklärungen wie die deine helfen mir zu verstehen, wie die Leute damals gefühlt haben. Bald ist keiner mehr da, der davon noch erzählen kann. Deshalb finde ich es wichtig darüber zu reden und auch die Geschichten zu erzählen.

Im Moment leise ich ein Buch von Hilke Lorenz: Heimat aus dem Koffer. Vom Leben nach Flucht und Vertreibung. Viele Bewegende Geschichten finde ich darin. Auch sie helfen mir zu verstehen.

Herzliche Grüße
Heidi
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10

Montag, 16. September 2013, 11:46

Hallo Heidi,

vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Beitrag!

Ja, es ist alles so wie Du es geschildert hast. Als Kind haben mir meine Eltern manchmal sehr leid getan. Sie haben alles verloren und es war unglaublich schwer für sie, die neue Lebenssituation zu meistern. Mein Vater hat für unsere Familie ohne Starkapital ein kleines Eigenheim gebaut, in dem ich mit meinen 5 Geschwistern behütet aufgewachsen bin. Wir Kinder mußten auf viele Dinge verzichten. Aber wir waren trotzdem glücklich, haben im angrenzenden Wald gespielt sind zum Schwimmen für 10 Pfennig ins Freibad gelaufen und zu Fuß auch wieder zurück. Wir hatten keinen Computer, kein Handy und keine elektronischen Spielkonsolen. Schwierig war die volle Anerkennung im neuen Umfeld, das hast Du richtig beschrieben. Unter uns Kindern war das nicht so schwierig wie bei den Erwachsenen, die oft Beleidigungen ertragen mussten.
In Schlesien hätte unsere Familie sicher andere Möglichkeiten gehabt, denn meine Großeltern hatten eine eigene kleine Landwirtschaft. Aber die Geschichte ist geschrieben und wir wollen heute nur in Frieden leben.
Ein Satz meines Großvaters geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Er hat in die Umschlagseite seines Gebetbuches geschrieben, "1. August 1946, endgültiger Abschied aus der Heimat". Wenn ich das heute lese bin ich immer noch sehr betroffen. Mein Großvater ist kurz nach der Vertreibung in Bochum vor Gram gestorben. In seiner Heimat hatte er alles verloren und wahrscheinlich wollte er einfach nicht mehr leben.
Interessant an Deinem Bericht finde ich den Mann, der trotz Demenz Erinnerungen an seine Heimat abrufen konnte. Irgendwo sind bei dieser Krankheit anscheinend Erlebnisse die nicht verloren gehen.
Als ich 2008 in Schlesien war, habe ich im Heimatort meiner Mutter schon einige neue Häuser gesehen. In Jauer habe ich einen polnischen Freund der mir ab und zu neue Bilder sendet und darauf konnte ich sehen, dass die Bautätigkeit noch zugenommen hat . Meine Mutter würde heute wahrscheinlich sagen, das ist nicht mehr mein Dorf. Ich habe sie 1996 noch fragen können, ob sie wieder zurückgehen würde wenn es möglich wäre, aber das wollte sie nicht mehr. Nach 50 Jahren wollte sie in unserem schönen, am Wald gelegenen Haus bleiben. Sie liebte die großen Buchen und ihren kleinen Garten inzwischen mehr als ihre alte Heimat. Mit meinem Vater war sie nur noch einmal , 1979, in der Heimat. Wie Du richtig geschrieben hast, können einige Schlesier nur schwer damit umgehen ihr Dorf und das Haus in dem sie gelebt haben wieder zu sehen. Das von Dir erwähnte Buch werde ich mir auch einmal besorgen.:-)
Ich möchte nächstes Jahr wieder zu einem Besuch nach Schlesien, denn ich habe dort inzwischen gute Freunde gefunden.


Ich wünsche Dir eine schöne neue Woche und bleib bei dem durchwachsenen Wetter gesund! :-)

Herzliche Grüße, Bernd

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Schlesien

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