Zitat von »Sapere Aude«
Nein, die russische Besatzung ist von der deutschen Armee geschlagen und verjagt worden.
Dazu kann ich die Flucht der Russen aus Warschau als Beispiel nennen. Sie haben vorab alle Brücken verbrannt und abgerissen, die Maschinen aus den Fabriken mitgenommen und haben die Stadt nach über 120 Jahren wieder verlassen. Die Preußen traten an ihre Stelle, doch war deren Einstellung den Warschauern gegenüber wesentlich wohlwollender.
Die Russen wollten nach dem 1 Weltkrieg Polen wieder besetzten und in eine Sowjetrepublik verwandeln.
Kommt daher die Abneigung der Polen zu den Russen
Die Angriffslust der Rotarmisten nach dem 1. Weltkrieg muss man in einem breiteren Kontext sehen. Sie wollten nämlich nicht explizit Polen erobern, sondern den Kommunismus "in die Welt" bringen. Polen stand ihnen dabei schlicht im Weg. Der Westen Europas war nach dem 1. Weltkrieg so sehr geschwächt, dass er sich gegen die Rote Horde nur schwerlich wehren könnte. Zudem fanden die Kommunistischen Ideen z.B. in Deutschland zum Teil viele Befürworter. Würde man also die Weichsel überqueren und Warschau einnehmen, dann stünde der Weg nach Westen offen. Was jedoch passierte, nennt man in Polen das "Wunder an der Weichsel" von 1920. Die Rotarmisten wurden von der Polnischen Armee geschlagen (unter Führung des legendären Jozef Pilsudski) und weit in den Osten zurückgeschlagen. Das Wunder bestand darin, dass man vor der Schlacht um Warschau sagte, dass den Polen nur noch ein Wunder helfen könnte. Das haben die Sieger anschließend zu ihren Gunsten gedreht.
Die Quelle der Abneigung der Polen zu den Russen liegt jedoch viel weiter zurück. Dazu müsste man jedoch schon die ganze polnische Geschichte lesen. Hier eine kleine Liste der Ereignisse, die dazu geführt haben, warum die polnisch-russischen Beziehungen sind, wie sie sind:
- die Eroberung und Plünderung Moskaus durch die Polen 1610 - 1612 (Schlacht bei Kluszyn)
- die 3. Polnischen Teilungen
- das Massaker von Praga (Warschau) 1794
- die aktive Teilnahme der polnischen Legionen beim Marsch auf Moskau 1812
- die Niederschlagung des Novemberaufstandes 1830-1831
- die Niederschlagung des Januaraufstandes 1863
- die Russifizierungsversuche im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
- eine über 100-jährige russische Oberhoheit auf Gebieten mit polnischer Bevölkerung
- der polnisch-russische Krieg von 1920
- der Angriff Russlands auf Polen von 1939 (Polen hat der Sowjetunion damals nicht den Krieg erklärt)
- die Katyn-Morde von 1940
- während des Warschauer Aufstandes standen die Russen auf der anderen Weichselseite und kamen nicht zur Hilfe
Man kann also sehen, dass die polnisch-russischen Beziehungen 1918 schon so schlecht waren, dass es schlechter kaum ging und dann kam noch der 2. Weltkrieg.