Ich weiß nicht so recht, wohin mit meinem Bericht. Also stelle ich ihn einfach mal hier ein:
Meine Reise durch Polen vom 01.- 13.08. mit gefahrenen 3082 km. Davon geschätzte 1600 km auf polnischen Landstraßen.
Hotels sind vorgebucht, zumindest bis Krakau. Danach werde ich sehen. Hab mich doch noch überreden lassen, da in Częstochowa Pilgersaison ist.
Montag Nachmittag: Endlich geht es los. Entspannte Fahrt bis
Słubice, dort Übernachtung in einem kleinen, netten Hotel.
Dienstag. Ich füttere mein Navigationsgerät mit
Tuliszków / Piętno - ohne Autobahn. Dort werde ich bei einem Mitarbeiter meines Ex-Mannes wohnen. Bin schon zigmal eingeladen worden und hatte immer Schiss, dass ich das mit der Sprache nicht hinkriege. Jetzt aber!
Ich fahre durch herrliche Landschaften, viel Wald, kleine nette Dörfer und - für die Polen viel zu langsam. Ab und zu halte ich an und lass die Meute vorbei ;-) Aber ich will auch sehen und genießen während ich fahre.
Poznań lasse ich liegen (werde schon dringend erwartet) und fahre weiter ab Września auf "Landschaftlich-Schöner-Route". So war es dann auch. Die Straßen werden kleiner, die Schlaglöcher größer - dafür aber landschaftlich schöner. Sogar Störche habe sehen können. Einmal hatte ich genug Platz zum Anhalten um auch mal Fotos zu machen. Oft waren die Straßen so schmal, dass ich mich nicht getraut habe einfach so anzuhalten um Fotos zu machen.
Endlich gegen Mittag komme ich an und werde schon mit Spannung von Dareks ganzer Familie erwartet. Abends wurden alle Leute eingeladen, die ich in irgendeiner Form kenne (bzw. schon mal bei meinem Ex gearbeitet haben). Ich hatte Spaß. Mit der Sprache war es schon schwierig. Es gelang mir aber meist zumindest das Thema herauszufinden worüber gesprochen wurde. Einmal erwähnte ich nur kurz, dass ich Piroggie so gerne esse. Das zog automatisch am nächsten Tag eine weitere Einladung nach sich zum Piroggen-Essen. Piotr und Beata betreiben in Turek auch noch 3 Eis-und Waffelbuden. Überall musste ich selbstverständlich probieren. Meine Argumente, dass ich fast platze und nichts mehr reinpasst wurden einfach überhört ;-)
Ein kurzer Spaziergang durch
Turek. Jetzt weiß ich, wo alle Familienmitglieder arbeiten und wie toll die Kirche dort aussieht. Wieder zuhause gab es eine Einführung wie Piroggen gemacht werden sowie des Rosenkranzgebetes. Auch bekam ich ein Buch, Rosenkranz und Heiligenbildchen mit auf dem Weg, damit mir unterwegs nichts passiert. Ich war überwältigt von so viel Gastfreundschaft.
Mittags weiter nach
Koło - dort hatten wir die nächste Einladung am Abend. Wieder fröhliches Beisammensein mit allen. Wie schön ist es, in Polen Freunde zu haben
Es macht Spaß hier zu sein.
Jede Zeit hat sein Ende. Donnerstag Morgen ging es weiter. Mein Ziel: Żarki-Letnisko. Dort habe ich ein Hotel für 4 Tage gebucht. Der Ort und das Hotel war leider ein Griff ins Klo. Dennoch, die Leute waren freundlich und zumindest das Frühstück war OK.
Nach so vielen KM und dem langen Sitzen im Auto schaue kurz in
Żarki vorbei, da ich mir eine genauere Karte von der "Jura" kaufen wollte. Die gab es nirgendwo. Unterwegs nach
Żarki-Letniskohabe ich ein Schild
"Zamek Olsztyn" gesehen, also bin ich dort hin und habe mir gemütlich die Burg-Ruinen angeschaut. Die Besteigung des Turmes wurde mit herrlicher Aussicht belohnt. An der Info dort gab es auch endlich meine Touristische Karte der Jura zwischen Częstochowa und Krakau.
Freitag. Mit dem Zug geht es nach
Częstochowa. Die Bahn war wohl schon etwas älter. Ein schönes Schauspiel, wie die Reisenden so auf ihren Sitzen "wackelten"
in etwa so, wie früher in den alten Sketchen, wenn übertrieben "Zug gespielt wurde" Da ich nicht immer weiß wo ich bin (die Beschilderung der Bahnhöfe ist manchmal echt dürftig), Mitreisende geben mir gerne Auskunft. In Częstochowa frage ich mich bis
Jasna-Góradurch. In der Touristeninformation bekomme ich einen Stadtplan sowie viele zusätzliche Infos. Der Mann dort freut sich, dass ich polnisch spreche und er glänzt mit seinen Deutsch-Kenntnissen!
Mir gefällt die Architektur von Jasna-Góra. Das Bildnis der schwarzen Madonna sehe ich leider nicht. Es bleibt hinter einer Silberplatte verborgen. Mir bietet sich ein groteskes Bild. Die polnischen Pilger, die auf Knien hinter dem Bildnis der schwarzen Madonna vorbei rutschen, die vielen Kameras - teils mit Blitz (eigentlich verboten) und eine Reisegruppe aus Australien, deren Pater (Fremdenführer in Jasna-Góra) in der Kapelle einen kleinen Witz reißt und die ganze Gruppe anfängt zu lachen. Ich fühle mich wie auf einem anderen Stern und beschließe, den Turm zu besteigen. 512 Stufen führen mich nach oben. Ich habe tolle Aussicht und kann sogar die Burgruinen von Olsztyn sehen.
Nochmal ein kurzer Blick auf die
schwarze Madonnaund endlich - ich kann sie sehen. Eine Hochzeit in der Kapelle macht es möglich!
Draußen: ein gelangweilter Mönch segnet die Gegenstände der Gläubigen gegen Geld. Ich komme mir vor wie in einer Glaubensfabrik und versuche dem ganzen zu entkommen und gehe zur Kirche der
Heiligen Barbara.
Auf dem Rückweg mal kurz austreten in einem kleinen WC-Häuschen. Hier treffe ich einen Mann, der mich sehr beeindruckt hat. Er ist der Toilettenmann dort. Er lacht, hat Musik an und strahlt Fröhlichkeit aus. Über meine Kamera kommen wir ins Gespräch. Ich soll Fotos von ihm machen. Dabei erzählt er mir seine Lebensgeschichte. Er wäre eigentlich Deutscher. Seine Familie ist im Krieg auf einem Schiff umgekommen und er hat überlebt, ist in Polen geblieben und sein Name wurde "eingepolnischt". Er hat gar keine Angehörigen mehr und bekommt nur eine kleine Rente und kann sich keine Wohnung leisten. Er hat mir dann "Seine Welt" gezeigt. Er lebt in dem Toilettenhäuschen. Zwischen Männlein und Weiblein liegt ein kleiner Raum, wo ein Bett drin steht, eine kleine Kochgelegenheit und ein paar kleine Schränkchen. Sein ganzer Stolz ist sein alter Polonez. Er lebt praktisch im Auto und in dem Häuschen. Das ganze Jahr, denn er hat mich gebeten die Fotos zu schicken und eine Weihnachtskarte zu schreiben. Ich war beeindruckt, wie fröhlich und zufrieden man sein kann, auch wenn man unter schwierigen Umständen leben muss.
(Bild: Brunnen, Mädchen mit den Tauben in Częstochowa)
Weiter geht's ich muss mich auch wieder um die Rückfahrt kümmern. Am Bahnhof verstehe ich bei den Fahrplänen nur "Bahnhof". Zum Glück werde ich nicht alleine gelassen. An der Information zeige ich meine Fahrkarte und frage wann der Zug abfährt. Die Dame schreibt mir 3 Abfahrtszeiten auf meinen Block, den ich immer dabei habe, da ich noch Schwierigkeiten mit Zeiten und Zahlen habe. Damit weiß ich nun, welche Züge ich nehmen kann. Es reicht noch für ein gemütliches Abendessen auf dem großen Pracht-Boulevard.
Es ist dunkel, als ich den nun moderneren Zug besteige. Wieder kann ich die Orte auf dem Bahnsteig nicht lesen. Die Schaffnerin sagt mir, wie viel Stationen ich noch fahren muss. Sprechenden Menschen ist zu helfen!