Original von Lars
Wenn das keine Panikmache ist, was ist es dann?
Lars - unter Panikmache verstehe ich etwas anderes.
Laut Definition ist unter Panik:
...ein Zustand äußerster Angst vor (Lebens-)Gefahr zu verstehen. Die Wahrnehmung einer wirklich oder vermeintlich ernsten Bedrohung kann im Hirn die besonnene Aufmerksamkeit einschränken oder ausschalten.
Und dies habe ich mit meinem Posting (Thread) bestimmt
nicht vor!
Original von Lars
Denn es werden nur die wenigsten ganz ohne GRV (Gesetzliche Rentenversicherung) für ihr Alter allein vorsorgen können. Wenn man das aber ohnehin nicht schafft, sollte man es dann nicht vielleicht gleich ganz bleiben lassen? - So könnte dann mancher denken.
Tja - aus Angst vor dem Tod Selbstmord zu begehen, ist sicherlich nicht die richtige Lösung.
Trotzdem stimme ich Dir aber grundsätzlich zu. Ich weiß auch, dass sich viele Menschen einen Teufel darum scheren, was derzeit angesagt ist. Und ich weiß auch, dass etliche unserer Mitmenschen keine zusätzliche Altersvorsorge betreiben, bzw. betreiben können. Das alles ist schon schlimm genug. Dennoch sprechen die Fakten eindeutig eine klare Sprache. Und darüber zu lamentieren bringt uns kein Stück weiter.
Original von Lars
Ich halte es allerdings für verwegen, irgendwelche angeblich sicheren Voraussagen für die nächsten 25 Jahre treffen zu wollen (genau so gut könnte man die Wettervorhersage für das Jahr 2030 machen).
Es handelt sich hier sicherlich nicht nur um angeblich sichere Vorraussagen, Lars. Die demografischen Fakten sind auch hier eindeutig. Wir wissen eben halt sehr genau, wie viele Menschen welchen Geschlechts wo in welchen Jahren geboren wurden. Und bitte: Dieses Beispiel mit der Wetterprognose ist mittlerweile mehr als abgedroschen. Das zieht nicht mehr.
Original von Lars
Damals hätte sich auch niemand vorstellen können, dass wir heute mit so wenigen Landwirten, so viele Menschen ernähren.
Das stimmt - mit all den negativen Folgen, die sich daraus bis heute bereits ergeben haben.
Original von Lars
Wissen wir denn, wodurch die demografischen Verhältnisse in den nächsten Jahrzehnten beeinflusst werden (Zuwanderung? Grippe-Pandemie?).
Nein, wissen wir nicht. Aber darauf zu spekulieren, ist doch sicherlich etwas makaber, oder? Aber auch hier hast Du ebenfalls Recht mit Deiner Annahme, dass wir eben nicht alles genau vorhersagen können. Allerdings reichen die Tatsachen, die wir bereits kennen schon aus, um eine mögliche Gefahr zu lokalisieren.
Und mit meinem Posting stehe ich auf dem Standpunkt: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. (Weitestgehend jedenfalls.)
Original von Lars
Wenn es wirklich so schlecht steht, warum haben wir dann nicht schon längst die Tore für die Arbeitnehmer der neuen EU-Länder weit aufgemacht?
Ganz einfach aus folgenden Gründen:
1.
Noch mehr Zuwanderung bedeutet Wählerverluste. Wenn man den Berichten Glauben schenken will, nimmt das braune Gedankengut weiter zu. Wie willst Du das in den Griff bekommen, wenn Du als Politiker jetzt noch mehr "Ausländer" ins Land holst? Nicht umsonst ist die PDS in den neuen Bundesländern so stark.
2.
Weil eine noch höhere Zuwanderung nicht zu verkraften ist. Und mit erheblichen kurz- bis mittelfristigen Problemen einhergeht. Unsere Immigrationspolitik steht ja heute schon vor teilweise kaum lösbaren Problemen.
Und ein weiterer Zustrom ausländischer Mitbürger würde darüberhinaus erst einmal erhebliche zusätzliche Kosten verursachen. Und die sind derzeit nicht zu bezahlen.
3.
Weil wir in Europe mit dem Bevölkerungsschwund nicht alleine sind. Die Probleme der sinkenden Geburtenrate haben nämlich auch andere Länder. Das Problem würde sich also nur verlagern....
...und letztlich haben Rentenexperten, das Allensbach Institut und andere Einrichtungen längst herausgefunden, dass wir über 120 Millionen (!) Ausländer in Deutschland bräuchten, um die Misere der RV in den Griff zu bekommen. Also nicht durchführbar.
Original von Lars
Das heißt, dass unsere Politiker auf die neue Situation reagieren (im Gegensatz zu anderen Ländern).
Unsere Politiker reagieren
jetzt (langsam), weil sie nicht mehr anders können. Der Druck von verschiedensten Seiten wird nämlich langsam zu groß.
Und weil immer mehr Politiker mittlerweile einsehen, dass im Bereich der RV etliche Fehler gemacht wurden:
Als die Bevölkerung vor zig Jahren hätte aufgeklärt werden müssen, wie es um die gesetzliche RV steht, kam stattdessen ein kleines Männlein daher, welches Märchen erzählte: Norbert Blüm. Er klebte 1986 sogar eigenhändig in Bonn eines der 15.000 Plakate:
"Denn eins ist sicher: Die Rente". Selbst Parteifreunde Blüms, wie z.B. Kurt Biedenkopf, warnten damals bereits eindringlich vor dem Rentengau. Sie forderten einen radikalen Wechsel. Damals schon! Ist jetzt ca. 20 Jahre her.
Minister Blüm sah seinen Fehler allerdings 1997 ein und verfügte, dass der demografische Faktor von nun ab künftige Rentenerhöhungen eindämmen sollte. Das bedeutete ein Absenken der Renten um wenigstens 6 %. (Der Märchen-Onkel blieb übrigens seiner Passion treu: Nachdem er abgewählt wurde, schrieb er ein Märchenbuch.)
Etwas später hat unser lieber Ex-Kanzler Schröder den demografischen Faktor wieder abgesetzt. Er hielt ihn für "unanständig und sozial ungerecht". Nur zwei Jahre später gab er zu: " Ich sage Ihnen, das war ein großer Fehler".
Und genau diese ständigen Fehler kommen uns heute leider teuer zu stehen. Denn wir haben viel Zeit verloren. Zeit, die wir besser hätten nutzen können und sollen.
Ein letztes Beispiel, wie auf Druck plötzlich Dinge geändert werden können:
In früheren Rentenberechnungen der DRV hätte auf eventuelle zukünftige Inflationsraten hingewiesen werden müssen. Dem war aber leider nicht so. Auf Seite 1 fand sich lediglich der Satz: " .... ohne Berücksichtigung des Kaufkraftverlustes" Aha. Das war nun sicherlich nicht gerade so formuliert, dass bei jedem die Alarmlichter angehen sollten. Vielmehr wurde das von den meisten Menschen einfach überlesen, wie sich später herausstellen sollte. Erst auf Seite 2 (die erfahrungsgemäß auch kaum jemand liest) steht jetzt im vorletzten Abschnitt." ...Die ermittelten Beträge ... sind wegen des Anstiegs der Lebenshaltungskosten und der damit verbundenen Inflation in ihrer Kaufkraft nicht mit einem heutigen Einkommen in dieser Höhe vergleichbar (Kaufkraftverlust)". Ach so!
Weiter erfährt der Leser dann noch, dass bei einer Inflation von 1,5 % 100 Euro in 27 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 67 Euro haben.
Übrigens: Dieser Satz stand nicht schon immer dort. Die DRV hat ihn erst aufgenommen, nachdem sie vom Deutschen Institut für Altersvorsorge massiv kritisiert wurde.
Aber noch eine kleine Anmerkung zur DRV-Aussage: Wie kommt die DRV dazu, lediglich eine Verteuerung von 1,5 % anzunehmen? Wie kommt die DRV auf diese Zahl? (ich weiß es - es ist die Kern-Inflation). Die durchschnittliche Inflationsrate der letzten 25 Jahre betrug aber 3 %! Offensichtlich soll der Anfragende nicht beunruhigt werden. Der DRV scheint es allem Anschein nach nur darum zu gehen sagen zu können: " Wir haben darauf hingewiesen." Eine unsaubere Methode, wie ich finde.
Wenn nun aber immer mehr offizielle Stellen, Arbeitgeber-Verbände, Gewerkschaften, Sozial-Verbände, Rentenexperten und Wirtschaftsfachleute auf drohende Gefahren im Bereich der RV hinweisen - warum betreibe ich dann Panikmache?
Ich habe hier nichts anderes gemacht, als Fakten zu sammeln und aufzulisten.
Eben, weil ich mich seit einigen Jahren massiv mit diesem Problem beschäftigt habe.
Und ich halte es mit Hölderlin, der einmal sagte: "Weil der Mensch den Staat zu seinem Himmel machen wollte, ist er zur Hölle geworden."
Abschließend noch etwas, Lars:
Jawohl, ich bin für private Vorsorge! Sofern machbar.
Eine staatliche RV sollte aber dennoch "nebenherlaufen" und
ergänzende Funktion haben. ( Ich hoffe, Du bist jetzt wieder etwas versöhnt
)
Was ich allerdings mit meinen Ausführungen sagen wollte und will ist, sich nicht nur auf das marode System des Staates zu verlassen. Unser Staat ist definitiv pleite und wird nach wie vor von Pleitegeiern regiert.
Nichts anders muss man halt denken, wenn man einer in Jubel ausbrechenden Regierung zuhört, weil eine Netto-
NEU-Verschuldung geringer ausgefallen ist, als erwartet. Mache das mal als Privatperson. Nach der dritten
NEU-Verschuldung kannst Du Privat-Insolvenz beantragen.
Und solchen Menschen soll ich alleinig meine Altersvorsorge anvertrauen? Menschen, die keine Ahnung haben und Warnungen von Experten (die teilweise sogar noch von ihnen selbst, sprich: Steuerzahler,bezahlt werden) in den Wind schlägt?
Niemals!! Da halte ich es lieber mit Rockefeller: Spare! Spare! Spare!