Vielleicht hilft das weiter:
Bedeutung der Glocke im frühen Christentum
Kramer, K.;
Quelle: Das Münster, 1989
ISSN: 0027-299X;
Schlagwörter zum Inhalt:
Glocke
Glockenzier
Geschichte
Frühzeit
Bedeutung
Christentum
Symbol
Wahrzeichen
Die Übernahme der Glocke durch das Christentum war sicherlich entscheidend geprägt durch die Glöckchen am Saum des hohenpriesterlichen Gewandes von Aron, des Bruders von Moses. Im zweiten Jahrhundert wurde die Glocke als Symbol der Verkündigung des Evangeliums durch die Evangelisten und Apostel gedeutet. Entsprechend erscheinen auf den frühen Glockeninschriften vor allem Namen der Evangelisten. Für Justinus sind die 12 Glocken am Gewand des Hohenpriesters Hinweis auf die 12 Apostel, die Verkündiger Gottes in der ganzen Welt. Origines spricht von den Glöckchen an Arons Gewand als Symbolen der Verkündigung der christlichen Botschaft, ähnlich äußert sich Gregor von Nyssa. Dabei wurde offensichtlich - auch im antiken Sprachgebrauch - nicht zwischen Glöckchen und Glocke unterschieden. Die Übertragung der Symbolik auf die Kirchenglocken war nahtlos, wie bei Amalarius von Metz, der die Glocke als Stimme der Evangelisten mit den Trompeten des Alten Testaments vergleicht.
Wo und wann die Glocke zum ersten Mal zum Gottesdienst gerufen hat, ist nicht bekannt. Ein weitklingendes Signal wie die Glocke setzt eine homogene christliche Umwelt oder eine tolerante Gesellschaft voraus. Ganz sicher ist im Lauf des 6. Jahrhunderts unter der Bezeichnung "signum" das Glockenläuten zu verstehen (vgl. Caesarius von Arles, 470 - 542, und Gregor von Tours, gest. 592). Über die Person des hl. Patrick, Nationalheiliger der Iren und Begründer des dortigen Christentums (erste Hälfte des 5. Jahrhunderts), der wahrscheinlich einige Zeit im Kloster Lerinum, dem heutigen Lerius, und im keltischen Gallien gelebt hat, läßt sich die Verbindung von ägyptischen Mönchsgemeinschaften und irischen Klöstern rekonstruieren. Unter dem hl. Patrick war die Glocke nicht nur auf den klösterlichen Raum beschränkt, sondern wurde zum Wahrzeichen des irischen Mönches und Priesters und darüberhinaus zum Zeichen der Kirche des Christentums überhaupt. Irland war zu dieser Zeit ein Mittelpunkt der römisch-christlichen Kultur. Nach Mitteleuropa kam die Glocke dann durch iro-schottische Wandermönche.
Oder das:
Glocke
Glocken und ihre Bedeutung für die Menschen im Mittelalter
Glocken zum Schutz vor dem Bösen
Im Mittelalter waren die Glocken wertvolle Werkzeuge im Kampf gegen die Dämonen, die das tägliche Leben verpesteten, die durch Hagelwetter das reife Getreide umwarfen, die Missernten verursachten und die Dörfer mit Feuer heimsuchten.
Die Glocken konnten helfen, wenn die Frauen unfruchtbar blieben, und dadurch für die Fortpflanzung der Familien sorgen.
Man läutete über die Toten, um ihren Aufenthalt im Fegefeuer abzukürzen. Wenn die Gräber geöffnet wurden, wurden sie durch Glockenläuten von Dämonen gereinigt.
Zum Klokkemuseum
Glocken als Zeitmesser
Die Glocken dienten im Mittelalter auch dazu den Alltag der Städter zu strukturieren. Man muss sich vorstellen, dass es Uhren so gut wie gar nicht gab, abgesehen von einigen Wasser- und Sonnenuhren (z. B. in Klöstern) und dass die zeitliche Orientierung eine ganz andere als heute war. Es waren die Natur und das Kirchenjahr (Weihnachten, Ostern, usw.), die der Orientierung auf lange Sicht dienten konnten, während für den einzelnen Tag Sonnenaufgang und -untergang sowie das Läuten der Glocken maßgeblich waren.
Weitere Informationen findest Du in „Forum Geschichte 2", 2001, S. 13.
“In der Turmspitze befindet sich eine wunderbare Uhr mit einem großen Klöppel, der 24-mal, zu jeder Stunde des Tages und der Nacht, eine Glocke anschlägt, und zuwar so, dass er die erste Stunde der Nacht mit einem Schlag, die zweite mit zwei Schlägen anzeigt. So kann man eine Stunde von der anderen unterscheiden, was für Menschen jedes Standes von großem Nutzen ist."
Zit. nach Geo Epoche. Das Mittelalter, Nr. 2, 1999, S. 168.
Versetze Dich in die Lage eines Menschen im Jahre 1300, der sich mit seinem Nachbarn über den Nutzen der Zeitmessung (durch den Menschen) unterhält. Schreibe einen Dialog.
Welche Bedeutung haben für Dich heute die Glocken?
"Auch die Bauern und Handwerker des frühen Mittelalters lebten nach sich wiederholenden und aufgabenorientierten Zeitmaßen. Klimatische Bedingungen der Jahreszeiten, Wachstumsperioden der Natur, Gezeiten bestimmten Aussaat und Ernte, Jagd und Fischfang. Die zeitliche Orientierung am Tag richtete sich nach der Arbeitszeit: man verrichtete sein ťTagwerkŤ und bestellte den ťMorgenŤ Land. Für das tägliche Leben im mittelalterlichen Dorf hatten Uhren keine Bedeutung. Einzig in den Klöstern und an den Adelshöfen wurden im Frühmittelalter Sonnen- und Wasseruhren verwendet. Sie regelten vor allem die Gebetszeiten. Im späten Mittelalter gewannen die Städte zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. Hier lebten die sozialen Träger einer neuen ťZeitkulturŤ: die Kaufleute. Ein waches Bewusstsein von der Bedeutung der Zeit, präzise zeitliche Gliederung und ťTempoŤ kennzeichneten ihre Vorstellung von Zeit. Die Zeit der Kaufleute kam in Konflikt mit dem kirchlichen Zeitbegriff. Was war geschehen? Kaufleute reisten zu Wasser und zu Land und bauten ein Handelsnetz auf, sie berechneten die Dauer von Handwerksarbeit und verliehen Geld gegen Zinsen. Das vergrößerte den Geldumlauf und erforderte eine genauere Zeitmessung als die bisher übliche: der Händler entdeckte den Preis der Zeit. Die neue Geldwirtschaft erregte vor allem den Anstoß der Kirche: die städtischen Geldhändler ließen die Gottesgabe der Zeit, die keinem Menschen gehörte, für sich arbeiten. Termine und Kalkulation verkündeten nicht die Wirklichkeit Gottes, sondern knüpften Beziehungen zwischen den Menschen. Um 1300 findet diese Entwicklung eine technische Entsprechung: die Räderuhr wird erfunden. Die neue Zeit beginnt mit ihrer Messung, mit der Einführung mechanischer Uhren und der Uhr-Zeit. Mittelalterliche Räderuhren verkünden die Zeit akustisch. Eine Vielzahl von Glocken, eine noch größere Zahl von Schlagtechniken hatte schon zuvor das Leben der Städter sowie bestimmter Berufsgruppen, der Wirte, Fischer, Lohnarbeiter, Hirten und Richter geregelt. Zünfte und Universitäten besaßen ihre eigenen Glocken. Die Uhrglocke ist das letzte Element des städtischen Signalsystems. Unauffällig und sehr langfristig macht sie alle anderen Signale überflüssig. Gleichzeitig werden Räderuhren auf Glockentürmen zu Prestigeobjekten der Städte. Die Größe der Uhrglocke sowie eine möglichst prächtige, lärmende Anzeige der Stunden sind anfangs wichtiger als die genaue Zeitangabe. Alle technischen Vorteile hätten wenig bewirkt, wäre die Umstellung nicht zugleich dem Alltag der Stadtbürger entgegengekommen. Ihre Tagesarbeit, immer öfter durch Geldzahlung entlohnt, sollte innerhalb der Stadtmauern kalkulierbar und kontrollierbar, also gleichförmig sein; gleichförmig musste daher auch die gemeinsame Uhr von Meister, Gesellen und Arbeitern sein. Die gleich langen Stunden ersetzten allmählich die Gebetszeiten der Mönche als Zeitangabe. Dass die Uhr sichtbar am Turm hing und hörbar die Stunde schlug, vereinheitlichte die Zeit aber nur im Stadt- oder Kirchturmshorizont: noch zählte man die Tagesstunden von Ort zu Ort anders.