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1

Samstag, 21. März 2009, 23:34

Sitten und Gebräuche - Kolberger Kriegsspiele

Heute ist der 21.März 2009.
Polen ist EU-Mitglied.
Polen ist seit Jahrzehnten ein unabhängiger Staat.

Polen hat gemeinsam mit der russischen Roten Armee am 21.März 1945 Kolberg eingenommen.
Alle Einwohner Kolbergs sowie die vielen pommerschen und ostpreussischen Flüchtlinge wurden unter Schiffsartillerieschutz deutscher Kriegsschiffe in den letzten Tagen der eingekesselten, die letzten 700 Jahre deutschen Stadt evakuiert.
Mit Fischerkähnen, Ruderbooten, Segelbooten, alles, was ein paar Menschen wegbringen konnte, auf die Frachter und großen Schiffe, die auf der Reede lagen. Bis auf eine kleine Gruppe deutscher Soldaten, die am Hafen zum Schluss nicht mehr wegkamen...
Soweit die letzten Stunden dieser ehemals deutschen Stadt, die von der russischen Artillerie dem Erdboden zu jenem Zeitpunkt weitgehend gleichgemacht war.
Bis auf die Marienkathedrale, die als Artillerie-Zielpunkt möglichst stehenbleiben sollte.

Heute, am 21.März 2009 flanieren auch viele deutsche Touristen über die Strandpromenade von Kolobrzeg. Eine Kurstadt die aus der Historie zehrt, doch auch erfrischend neu ist. Die Gäste kommen aus Berlin, sind 50-90 Jahre alt, und, wenn sie nicht am heute ebenfalls veranstalteten Kolberger Stadtlauf über die Promenade teilnehmen, genießen sie die frische Seeluft, erholen sich bei einer gekonnten Massage, die der Wirbelsäule guttut, oder stehen an der Läufer-Strecke, und klatschen Beifall, wenn der 90-Jährige aus Hamburg auf seinem 12 km-Lauf vorbeikommt. Mehr gehend als laufend.

Doch dann hört man im Hafenviertel Schüsse, Panzermotoren.
Die Leute zucken unwillkürlich zusammen, fühlen sich bedroht.
Die polnische Armee rückt an, und zelebiert die Eroberung Kolbergs als Befreiung.
Heute ist nicht nur Tag des Stadtlaufes, sondern auch Tag der Befeiung Kolbergs.
Mit Kriegsspielen auf der Strandpromenade:
Soldaten schießen,
werfen sich hinter Häuserecken, töten die verhassten Feinde erneut,
erobern Kolberg erneut.
Panzer rollen zum Leuchtturm, die sind aus dem Kriegsmuseum, welches im einzigen erhaltenen Gebäude aus der Hansezeit in Kolberg untergebracht ist.
Das ganze war eine Idee des Chefs jenes Museums der Tötungsinstrumente.
Viele Leute schauen sich das Spektakel an.
In früheren Jahren kam eine Abordnung der polnischen Armee, marschierte zum Denkmal an der Promenade, legte einen Kranz nieder, salutierte.

Heute werden hier auch Kriegsspiele inszeniert.
Ich will nicht in den Kopf des 90-Jährigen Läufers aus Hamburg sehen, wenn er zurückdenkt an das, was ihm hier einst als Junge wiederfuhr, als er nun die Schüsse und die Panzermotoren wieder hören musste. Obwohl er nur zu einem Stadtlauf in seine alte Heimatstadt gekommen ist.
Auch nicht in den Kopf des alten Polen, der kopfschüttelnd der Kriegsinszenierung kurz zusah, den Kopf senkte und wegging. Wie auch viele andere seiner Generation.
Ich sah eine alte Frau, die die Hände vors Gesicht schlug, und im weggehen anfing zu weinen.

"Das ist für die polnischen Helden".
Hört man aus der Presse: Der Kriegsmuseums-Direktor,
Wächter über die mitten in Kolberg ausgestellten Mig's, Raketenwerfer und Kanonen macht ein Fass auf.

Die positive Identifikation mit allem, was mit Waffen und mit Armee zu tun hat, ist in Polen sehr hoch. Hier sind alle Veteranen Helden, ohne Makel, ohne jegliche Krititk an der Sache an sich. Die Sache heißt Krieg.

Jurek

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »jurek« (22. März 2009, 00:27)


2

Sonntag, 22. März 2009, 10:34

Lieber Jurek,

mir hat der Atem beim Lesen deiner Worte gestockt. Ich stimme mit dir hundertprozentig überein. Es geht in weiten Teilen nicht mehr um eine echte Geschichtsaufarbeitung, sondern um die Kommerzialisierung von Geschichte in Form dieser ritualisierten Nachahmungen. Damit wird die Sache zur Nebensache. Man nimmt dabei häufig keine Rücksicht mehr auf die letzten Überlebenden und ihre Gefühle. So wichtig ich Zeitzeugenberichte als historische Quelle schätze, so misstrauisch bin ich gegenüber modernen Marketingstrategen, die in diesen Veranstaltungen reine Einnahmequellen sehen. Ich habe viele Veranstaltungen hier in Deutschland erlebt, bei der Zeitzeugen über die Greuel und ihre Erlebnisse erzählt haben und dabei auf viele leere Stühle geblickt haben. Jede "ordentlich" inszenierte Geschichtsveranstaltung ist dagegen beinahe ausverkauft. Heute muss eben alles inszeniert und im Bild sein.
Du hast die Szenerie in Kolberg mit einer Intensität beschrieben, die mich wieder zum Nachdenken gebracht hat. Ich weiß wieder genauer, warum ich Geschichte studiert habe. Da gibt es noch eine Menge zu tun. Danke, Jurek, für diesen wertvollen Beitrag!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mulder« (22. März 2009, 10:35)


olaf

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3

Sonntag, 22. März 2009, 12:33

das ist tatsaechlich uebel. was wohl in den koepfen der veranstalter bzw teilnehmer und der stadtverwaltung vorgeht?
uebrigens gibt es wohl kaum eine stadt in PL, die nicht eine 'wojska polskiego' (armee-strasse) hat.. :stres

Falk

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4

Sonntag, 22. März 2009, 14:30

ich muss sagen, dass ich da eine etwas andere sichtweise habe.

zum einen glaube ich nicht, dass so eine veranstaltung jemanden wirklich 'kalt' erwischen kann, da wegen des aufwands eine solche szenerie zu veranstalten, ganz sicher auch entsprechendes marketing stattfand.

lokal wichtige schlachten werden an vielen stellen regelmaessig nachgestellt und das ist auch gut so.
DAS ist geschichte zum anfassen.
ich hab als schueler auch anfangs die augen-/zeitzeugenberichte gerne verfolgt. wenn du aber jedes jahr aufs neue mit dem gleichen thema konfrontierst wirst, dann langweilt das irgendwann ganz gewaltig.

die jugend heute waechst mit dem internet auf, alles ist immer irgendwo verfuegbar, aber eben nur virtuell und natuerlich kann man all die information irgendwo nachlesen und recherchieren. das passiert aber nur, wenn tatsaechlich interesse besteht. und eben dieses wird bei den meisten kindern nicht mehr geweckt und das internet als medium kann und will eben dies auch nicht leisten.

geschichte zum anfassen ist da erheblich besser geeignet. das wird hier in england laufend praktiziert und dadurch verlieren die kids nicht den bezug zu ihrer eigenen vergangenheit und der ihres landes.

wir koennen uns nicht auf einer seite darueber beschweren, dass zukuenftige generationen sich nicht mehr mit der vergangenheit auseinandersetzen (wollen), und auf der anderen seite uns darueber beschweren, wenn alternativen zu den klassischen methoden versucht werden.

ich hab in der zeit nicht gelebt und finde daher solche re-enactings eigentlich immer eher spannend.

das in polen veteranen helden sind ist nicht typisch polnisch. schaut einfach mal zu den alliierten und deren trara zum d-day etc... das krieg keine tolle sache ist, da sind wir uns glaube ich alle einig.

wie geschichte lebendig erhalten werden kann ist eigentlich zweitrangig, solange es funktioniert und auch nachwachsende generationen dafuer interessiert werden koennen.
und da eignen sich solche spektakel hervorragend...
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5

Sonntag, 22. März 2009, 16:04

Na ja, Falk, ich verstehe deinen Punkt, bin da aber komplett anderer Meinung. Ich denke, dass wir durch eine zu bildlastige Geschichtsaufarbeitung der Jugend einen Bärendienst erweisen, indem wir sie an der wirklichen Auseinandersetzung mit ihr durch Lesen und Zuhören immer stärker hindern. Schon jetzt erkenne ich in meinem Unterricht auch in anderen Fächern, dass die Kinder und Jugendlichen nicht mehr still halten können und nicht mehr aufnehmen können, weil sie sich bereits zu sehr an zusätzliche und moderne Reizeffekte gewöhnt haben. Eine Lateinstunde sexy zu frisieren, fällt aber schwer. Ich erwarte dabei gewiss nicht eine inhaltliche Auseinandersetzung, die Jugendliche in dem Alter überfordert.
Wenn wir aber nun den nachwachsenden Generationen mit allen möglichen, modernen Mitteln schon entgegen kommen müssen, damit sie überhaupt noch etwas aufnehmen, dann sind wir an einem Punkt, wo ich sage, dass wir dann auch gleich alle Standards in der Bildung aufgeben können. Was mein Punkt oben war, ist vor allem, dass ich möchte, das es auch noch inhaltliche Auseinandersetzungen in sozialen Bereichen gibt, die nicht vom Kommerz bestimmt sind, sondern frei im ursprünglichern Sinne und im Erkenntnisinteresse. Wann immer aber Interessen hinter Darstellungen und Inszenierungen stehen, drohen Geschichts- und damit Menschenbilder in komische Schräglagen zu kommen.

olaf

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6

Sonntag, 22. März 2009, 16:21

Zitat

Original von Falk
...und da eignen sich solche spektakel hervorragend...


oki, Falk - als spektakel ? als DEN weg, probleme zwischen staaten zu loesen ?
identifikation mit dem krieg als mittel ?

ich persoenlich sehe es halt so, dass alles, was irgendwie den krieg bzw dessen geraetschaften mystifiziert oder verherrlicht, alte denke ist.

geschichte zum anfassen? nach dem alten grundsatz:' krieg ist die fortsetzung der politik, nur mit anderen mitteln' wird juengeren leuten doch nur beigebracht, das es einen sieger gibt im krieg; verlieren iss gestrichen bzw existiert nicht!

scharfmacherischen politikern, militaers (ich hab den groessten schwa.z), revanchisten, aber auch jugendlichen waere angeraten, aus der geschichte zu lernen und miteinander zu reden, um probleme zu loesen.

wer an geschichte interessiert ist, findet sicher andere moeglichkeiten als nachgestellte szenarien; eher wohl buecher, museen, auch im internet - oder kriegsgraeber.

werde mir heute abend diese doku ankucken im fernsehen:
http://www.tvmovie.de/Das-kurze-Leben-de…detail=11927253

olaf

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7

Sonntag, 22. März 2009, 16:31

http://thewall-usa.com/wallpics/Monument.htm

kannst froh sein, Falk, nicht am falschen platz zur falschen zeit gelebt zu haben.
nicht boese gemeint.. :muza ,
aber zu einem re-actening muss man halt auch mal das ergebnis zeigen; warum das bei solchen veranstaltungen wohl nicht erwaehnt wird? :mysli

8

Sonntag, 22. März 2009, 18:00

RE: Sitten und Gebräuche - Kolberger Kriegsspiele

Hallo Jurek,
von diesen Kriegsspielen halte ich als pensionierter Berufs-Offizier und Fallschirmjäger (Bundeswehr) auch nicht viel. Wir in Deutschland sind von diesen Spielchen kuriert (auch wenn man es im Ausland nicht glauben mag).
Andererseits bitte ich um Verständnis (das heißt nicht Akzeptanz!!). In vielen anderen Staaten sind solche nachgestellten Manöver üblich, allen voran USA, aber auch in Frankreich. In Deutschland beschränkt man sich auf historische Schlachten (einschließlich Lagerleben). Rechtsradikale Deutsche führen diese Kriegsspiele in der Tschechischen Republik und auch in Polen durch, wo sie interessanterweise von dortigen (tschechischen und polnischen) Nationalisten unterstützt werden.Sie lassen dort auch die in Deutschland verbotenen Nazi-Schriften drucken (ein echtes Ärgenris)
Lieber Jurek, leider ist Deine Darstellung einseitig - wahrscheinlich, weil Du das andere Kolberg nicht kennst.
Ich war 16.-19. März 2009 (also vor wenigen Tagen) in Kolberg, als Gast bei den Gedenkfeiern anläßlich der "Beendigung der Kämpfe um Kolberg".

Nachfolgend einige Korrekturen und Ergänzungen zu Deinem Bericht:
1. Die Rote Armee und polnischen Streitkräfte haben nicht am 21.März, sondern am 18.März 1945 Kolberg eingenommen, nachdem der damalige deutsche Kommandant von Kolberg, Oberst Fritz Fullriede, die Stadt - nach Rettung von über 80.000 Menschen über See - aufgegeben hat (entgegen Führerbefehl).
2. Die polnischen Bürger in Kolberg sprechen nicht mehr von "Befreiung". Mindestens seit 2000 heißt es seitens der Stadt und der poln. Verteranen offiziell "Beendigung der Kämpfe..." (2004 sagte mir ein 90jähriger poln. Veteran: Wir haben nicht befreit und wurden nicht mit Blumen empfangen, im Gegenteil..."
Die Formulierung aus kommunistischer Zeit "Rückgewinnung" hat man schon bald nach der Wende aufgegeben.
3. Du schreibst: "Bis auf eine kleine Gruppe deutscher Soldaten, die am Hafen zum Schluss nicht mehr wegkamen..."
Richtig ist, daß 150 Soldaten zur Rückendeckung in Kolberg blieben - wissend, daß sie in Gefangenschschaft gehen (außerdem kamen noch einige Desserteure in Gefangenschaft)
4. Der St.Marien-Dom (die Umbenennung in Kathedrale erfolgte erst später) wurde nicht bewußt verschont. Im Gegenteil, er war auch eine Ruine und sollte später ganz abgetragen werden. Dies wurde kurioserweise durch das poln. Militär verhindert, das in dem noch intakten Teil des Kirchenschiffes ein Museum für Panzer und Artzilleriegeschütze eingerichtet hatten. Später wurde dann der Dom mit Mitteln der Kirche und Spenden wieder aufgebaut.
5. Es handelt sich nicht um ein Kriegsmuseum (in der Str. E.Gierczak) sondern um ein Militärmuseum, dem zweitgrößten in Polen.
Nebenbei, lieber Olaf: Das Museum untersteht nicht der Stadt, sondern dem Landkreis.

Am 17.März wurde gemeinsam der Gefallenen gedacht. Polen und Deutsche legten - nach einem militärischen Zeremoniell - gemeinsam Blumen am poln. Soldaten-Ehrenmal und am deutschen Soldatengrab ab. Auch der polnische Stadtpräsident, die Vorsitzende des poln. Stadtrates und der aus Warschau privat angereiste, für Veteranen zuständige Minister am deutschen Soldatengrab. Am Abend erhielt ein anwesender deutscher Veteran dieselbe Auszeichnunge wie einige polnischen Veteranen.
Am 18.3. begrüßte der neue poln. Propst in St.Marien in seiner Predigt die deutschen Gäste auf Deutsch, besonders die ehemaligen deutschen Einwohner von Kolberg. Später würdigte er auch die Leistungen der "deutschen Kriegsmarine" bei der Evakuierung der Deutschen im März 1945.

Lieber Jurek, Du schreibst selbst, daß alte und junge Polen in Kolberg offensichtlich auch kein Gefallen an diesem Kriegsspielchen gefunden hatten. Danke. Dann sollte man dieses "Schauspiel" aber auch nicht so herausstellen. Ich weiß, das solche Darstellungen auch unter polnischen Veteranen umstritten sind. Vor 4 Jahren fand etwas Ähnliches am Denkmal "Vermählung mit dem Meer" statt - auf Betreiben von Warschau. Die Kolberger Veteranen: "Das ist aber das letzte Mal".
Soweit ich informiert bin, war das gestrige Kriegsspielchen keine Angelegenheit der polnischen Veteranen, sondern - wie Du schreibst - eine Schau des neuen, sehr jungen Museums-Direktors, der neuen Generation der Museumsleute angehörend, die Erlebnis-Museum gestalten (und "nur tote Exponate" ablehnen). Ich bin glaube (ich habe ihn gesprochen, bevor ich von dieser Planung gehört hatte), daß er nicht weiß, wie unpassend diese Aktion ist. Ich glaube, daß er als Technokrat nur den Erfolg sucht. Ich werde ihn bei meinem nächsten Kolberg-Besuch darauf ansprechen - direkt, nicht über dieses Forum oder über dritte Personen.

Kolberg - weder Stadtpräsident und Stadtrat noch Bevölkerung - kann man in eine nationalistische Ecke stellen. Kolberg ist beispielhaft weltoffen. In St.Marien ist eine Schautafel über den letzten deutschen evangelischen Pastor Paul Hinz (in einer poln. katholischen Kathedrale !!). Über dem Museumseingang im Braunschweigschen Haus (Str. Armii Krajowej, gegenüber vom Dom) befindet sich auch in deutscher Sprache der plakatgroße Hinweis "Die Geschichte von Kolberg" (nicht Kolobrzeg). Der poln. Stadtpräsident war vor 2 Jahren Gastredner beim Kolberger Bundestreffen in Travemünde - mit großem Applaus. In einer poln. Kolberger Zeitung wird regelmäßig über die deutsche Zeit vor 1945 berichtet.
Im Jahr 2000 hat die poln. Stadt mit eigenem (!!) Geld das erste deutsche Lapidarium im heutigen Polen errichtet. Bei der 750-Jahr-Feier der Stadtgründung wurde im Dom eine deutsch-polnische, katholisch-evangelische Messe gehalten - mit drei polnischen Bischöfen und dem deutschen evangelischen Bischof aus Greifswald, obwohl noch wenige Monate vorher eine katholische Messe geplant war. Der Bitte von unserer Seite wurde problemlos und ohne Auflagen entsprochen.

Mitunter habe ich den Eindruck, daß die polnische Jugend in unserem Kolberg mehr an der deutschen Geschichte Kolbergs interessiert ist als unsere Jugend in Deutschland. Bei meinen Kolberg-Besuchen spreche ich gern deutsche Kurgäste an. Sie sind sehr zufrieden und lieben Kolberg - ABER erschreckend ist, daß sie kaum etwas über die deutsche Geschichte dieser Stadt wissen, oft noch nicht einmal, daß Kolberg über 700 Jahre deutsch war. Im Jahr 1255 erhielt Kolberg gemeinsam vom deutschen Bischof in Cammin und dem wendischen Pommernherzog (auch eine seltene Besonderheit) die Stadturkunde und zwar ausdrücklich für die "Deutschen" des bereits bestehenden Ortes. Das alte wendische Kolberg (lange Jahre Hauptstadt eines großen Wendeneiches) lag 2 km landeinwärts, später das Dorf Altstadt (Budzistowo).

Ich bin der Meinung, daß man die positiven Gegebenheiten als nachahmenswertte Beispiele öffentlioch herausstellen sollte, Betriebsunfälle dagegen - wie dieses Kriegsspielchen (und es gibt leider schlimmere Negativ-Beispiele) - in Ruhe und Sachlichkeit mit den Betroffenen und vor allem Verantwortlichen bereden sollte.
Mit einer Generalanklage ist niemandem gedient. Sie bleibt erfolglos und erzielt das Gegenteil.

Das war viel und lang, sorry - aber Kolberg ist nicht nur mein Hobby, sondern auch die Geschichte meiner Familie - seit 1230. Ich bin stolz auf die Leistung der deutschen Kolberger vor 1945, aber auch stolz auf die Leistung der polnischen Kolberger nach 1945. Und ich arbeite daran, daß die polnischen Kolberger sich nicht nur an die deutsche Geschichte Kolbergs erinnern, sondern auch auf die Einzigartigkeit Kolbergs und Leistungen ihrer deutschen Bürger stolz sind, ohne die geschichtliche Wahrheit zu verbiegen.

Ich weiß, lieber Jarek, daß Du es gut gemeint hast, und verstehe somit auch Deinen Beitrag. Umso mehr wundere ich mich aber über die Anmerkung der Moderatoren, die sich von Deinem Beitrag distanzieren. Meinungen müssen ausgesprochen werden, damit sie korrigiert werden können, - und vor allem, damit man sich überhaupt verständigen kann. Toleranz anderer Meinungen ist - ebenso wie die Wahrheit - die Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

Gruß aus Bayern von einem nachgeborenen Kolberger.
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olaf

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9

Sonntag, 22. März 2009, 18:46

RE: Sitten und Gebräuche - Kolberger Kriegsspiele

@kolberg
bin stolz, dass Du dieses forum gefunden hast, in dem ich schon laenger bin. :oklasky

weiter so, und liebe gruesse nach bayern (ober-)?
servus

Falk

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10

Sonntag, 22. März 2009, 19:19

hallo kolberg und willkommen bei uns im forum... :okok

da liest sich dein erster beitrag, als ob wir hier einen eher bewanderten neu-user begruessen... :oczko

weiter so...

@Mulder und olaf:
ihr habt meinen beitrag nicht richtig gelesen, bzw eure antworten lesen sich, als ob ich vorgeschlagen haette, dass geschichte nur noch auf diese schausteller art vermitteln werden koennte.

das ist falsch und nicht was ich sagte.

ich denke aber, um eben die anders tickende heutige jugend, die einen komplett anderen umgang mit den medien hat, fuer geschichte zu begeistern, sind diese veranstaltungen hervorragend. quasi als einstieg/'werbung'...

buecher und zeitzeugen lassen sich aber nicht ersetzen, wenn man erstmal feuer gefangen hat, da stimme ich mit euch komplett ueberein...

denke mein punkt wird deutlich... :oczko
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11

Montag, 23. März 2009, 07:34

Lieber Kolberger,

danke für deinen regionalgeschichtlichen höchst interessanten Beitrag. Und ein herzliches Hallo auch von mir. Es ist immer schön, wenn ein gemeinsames Geschichtsinteresse verbindet. Und danke auch für deine Korrekturen zur Zeitgeschichte hier. Klar ist, dass sich in einem solchen Forum kaum einer in einer solchen Tiefe mit Regionalgeschichte beschäftigen kann. Ich denke, Jurek hat einfach einen Erlebnisbericht wiedergegeben. Im übrigen distanzieren sich die Moderatoren von jedem Beitrag hier, ich denke, dass ist eine allgemeine Absicherungsklausel.

@Falk
Du hast geschrieben: "wie geschichte lebendig erhalten werden kann ist eigentlich zweitrangig, solange es funktioniert und auch nachwachsende generationen dafuer interessiert werden koennen."

Und darauf habe ich geschrieben, dass ich da anderer Meinung bin, denn man wird der Jugend durchaus noch eine qualitativ andere Geschichtsaufarbeitung zumuten dürfen, bei allem Hype, den sie für neue technische Reizeffekte pflegt. Und es ist vor allem nicht zweitrangig, wo wir noch mit Generationen zusammen leben dürfen, die Zeitzeugen sind. In zwanzig oder dreißig Jahren werden wir zwangläufig auf Archive zurückgreifen müssen.

Im übrigen ist es doch aber auch nicht schlimm, wenn wir da anderer und unterschiedlicher Meinung sind :ostr

Was die englische Geschichtsaufarbeitung angeht, so habe ich persönlich damit große Probleme, weil sich das kollektive Gedächtnis sowie die Erinnerungskultur sehr stark hier auf kriegerische Schlachten und Erfolge fokussiert. Das kann man mögen - ich mag es nicht. Das geht mir ebenso mit anderen Ländern so - und in Polen gibt es da trotz kontroverser Debatten auch so eine Neigung zu verherrlichendem Heldentum, die mir nicht gefällt - bei allem Respekt für das Erlebte. Diese Spektakel gehören mittlerweile überall in Europa zu Eventereignissen und erinnern falsch. Das ist mein Problem.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Mulder« (23. März 2009, 07:36)


12

Montag, 23. März 2009, 12:04

Hallo liebe Mitstreiter
Liebe Jurek, Mulder, Olaf und Falk,
besten Dank für eure Beiträge :oklasky
- ohne Polemik und offensichtlich jeweils ehrlich gemeint. Das ist in dieser Zeit nicht immer so, leider.

Inzwischen habe ich mich telefonisch in Kolberg bei einem echten poln. Veteranen von 1945 in Kolberg erkundigt (ich schreibe "echt", da heute in Polen wie in Deutschland viele von Taten sprechen, die sie nicht geleistet haben - auch wenn sie es inzwischen aufgrund der ständigen Wiederholungen selbst glauben).
Das Kriegsspielchen hat am Hafen stattgefunden, war aber weder authentisch noch wissenschaftlich oder historisch korrekt. Es wurden z.B. Waffen gezeigt und benutzt, die 1945 in Kolberg nicht vorhanden waren. Es war eine Schau, ein "Theater" und vor allem eine Effekthascherien - allerdings auch keine beabsichtigte anti-deutsche Aktivität und sollte wohl auch keine Kriegsverherrlichung sein. Mein Gesprächspartner hat erst am Tag vorher von dem Spektakel erfahren. Er und seine Kameraden lehnen eine solche Schau ab und sind auch nicht anwesend gewesen (also die eigentlichen Betroffenen, das sagt eigentlich alles). Es sollen aber viele Zuschauer (Einwohner, Kurgäste und Touristen) da gewesen sein, obwohl es keine Plakate oder ähnliches in der Stadt gab, die auf das Spektakel hingewiesen haben. Ich war am 18.3. (also 3 Tage vorher im Militärmuseum und habe dort keine Ankündigungen gesehen.
Nun, wie dem auch sei: vorrangig war der Effekt und der Wunsch Aufmerksamkeit zu erlangen - auf Kosten von Wahrheit und Glaubwürdigkeit. Diesen Trend kennen wir aber auch in Deutschland (nicht nur in der Werbung). In diesem (Kolberger) Fall ist es aber ein wirklich ernstes Thema, das nicht so oberflächlich und entstellt behandelt werden sollte.
Lieber Jurek, nachträglich meinen Dank dafür, daß Du es aufgegriffen hast.

Hierzu noch etwas. Ich unterscheide zwischen SOLDATEN und MILITARISTEN. Soldaten, wissen um das Leid, wissen, daß der Gegenüber genauso arg dran ist wie man selbst. Der Gegenüber ist ein Gegner, aber kein verhaßter Feind. Ein Militarist dagegen ist ein quasi verhinderter Soldat, bzw. eine in der militärischen Karriere nicht beachtete Person. So war Hitler (im WK I Gefreiter) ein reiner Miliotarist, der gern Soldat spielte und sich entsprechend verkleidete (unabhängig von den geplanten und durchgeführten Verbrechen).
Soldaten wie z.B. Hindenburg, Fritsch und de Gaulle haben nicht ihre Person oder ihre Meinung oder das Militär (obwohl überzeugte Soldaten) über alles gestellt, sind Kompromisse eingegangen.
Hindenburg z.B. lehnte Hitler ab, hat ihn aber - widerwillig - um Reichskanzler ernannt, da er nach einer demokratischen (!!) Wahl Führer der Mehrheitsfraktion im Reichstag war. Das war ein politischer Fehler, wie wir heute wissen - hat aber mit Militarismus nichts zu tun.
Generaloberst von Fritsch war als höchster deutscher Soldat ein entschiedener GEGNER von Hitler. Es wurde - unter Einschaltung von Heydrich und Göring eine Intrige gegen Fritsch angezettelt, in der er der Homosexualität (damals strafbar) beschuldigt wurde. Hitler setzt ihn (gemeinsam mit v. Blomberg) am 4.2.1938 ab, um den offenen Kritiker loszuwerden und selbst den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen und willfährige Offiziere einsetzen zu können.
General de Gaulle hat Algerien die Selbständigkeit gegeben.
Das waren Soldaten, die - seinerzeit üblich und gesetzlich festgelegt - das Wohl des Staates über ihre eigene Person stellten.

Und so sollte man diese Kriegsspielchen - wie in Kolberg - nicht den Soldaten und Veteranen anlasten, sondern den Möchtegern-Militaristen, in Polen und in Deutschland, in den USA und anderswo.
In Kolberg waren die poln. Veteranen - unsere früheren Gegner - die ersten, die uns die Hand gereicht haben. 2005 haben die poln. Veteranen - in Zusammenarbeit mit uns heimatvertriebenen Kolbergern - ein dreisprachiges Ehrenbuch ALLER 1945 in Kolberg Gefallenen herausgegeben, in dem die sowjetischen, polnischen und deutschen Gefallenen (einschließlich Volkssturm) mit Lebensdaten und Bild (so vorhanden) genannt wurden.
Das ist praktizierte Völkerverständigung der oft in revanchistische Ecken gestellten und diffamierten Soldaten und Heimatvertriebenen.
Gruß aus dem bayerischen Allgäu
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Falk

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13

Montag, 23. März 2009, 12:48

sehr interessant, kolberg :okok

ich muss aber kurz mal off topic werden, da du einen namensvetter von mir genannt hast und du scheinbar ein wenig tiefergehendes wissen hast (es zumindest demonstrierst).
du sprichst von generaloberst 'von Fritsch' (der zweite teil des namens ist was wir teilen). seit ich den namen das erste mal in der schule hoerte wollte ich eigentlich immer gern wissen, woher eigentlich das 'von' stammt, da ja eigentlich 'Fritsch' eine schlesisch/pommersche abwandlung von 'Friedrich' ist. der zusatz 'von' bezieht sich aber normalerweise im deutschsprachigen raum eher auf einen ort...

ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber weisst du da irgendwas drueber?

von Fritsch wurde doch durch die anschuldigungen quasi in den selbstmord getrieben wenn ich mich richtig erinnere, oder?
Signatur von »Falk«

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14

Montag, 23. März 2009, 12:58

Lieber Kolberger,

deine Unterscheidung Militarist und Soldat gefällt mir - ich bin mir aber nicht sicher, ob die Grenzen hier nicht manchesmal fließend waren und sind. In deinem Falle sicher nicht. :ostr
Allerdings sehe ich Hindenburg nicht als geschichtlich positive Figur, immerhin hat er die Dolchstoßlegende 1919 bekräftigt, die die Weimarer Republik und damit die erste deutsche Demokratie mit zum Scheitern brachte. Auch wenn er deiner Meinung nach kein Militarist war, so war er doch an dem Zerfall der jungen Demokratie beteiligt.
Die Weimarer Republik war eine Demokratie, die weitestgehend ohne Demokraten auskommen musste. Die rechten Störfeuer der 20er erwiesen sich für die Regierung unter Friedrich Ebert zunehmend als schwer händelbar, weil einerseits auf dem linken Spektrum zu viele Splitterparteien waren und das politische Zentrum nicht reagieren konnte, zum anderen, weil der aufziehende Kapitalismus und die Landflucht zunehmend ein anonymisiertes Großstadtleben für die Menschen bedeutete (Erich Kästners Roman "Fabian" spiegelt das Milieu wunderbar wieder). Mit der Wirtschaftskrise und der rapide steigenden Arbeitslosigkeit fand sich ein entsprechend fruchtbarer und breiter Nährboden für die NS-Ideologie. Der Alltag wurde als zunehmend ungerecht empfunden, der latente Judenhass bahnte sich seinen öffentlichen Weg. Dass sich die Demokratie letztlich selbst abwählte, ist eine Ironie der Geschichte, die die Welt allerdings teuer bezahlen musste.
Ich bin froh, dass wir heute in Europa gefestigtere Demokratien haben. Jede Form von Krieg ist Zerstörung, verhindert Wachstum und Entwicklung und zieht Konflikte nach sich, die manchmal gar nicht überwunden werden können.
Es ist daher gut, wenn sich Veteranen als erste die Hand geben, denn sie sind unsere Grundlage zur Versöhnung. Wir späteren Generationen profitieren heute von ihrem Willen und Geist der Versöhnung. :okok

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mulder« (23. März 2009, 12:59)


15

Donnerstag, 26. März 2009, 11:55

Lieber Kolberg,

zunächst ganz, ganz herzlichen Dank für Deine fundierte Detaillierung/Korrekturen zu den Ereignissen am 18. März 1945 sowie dem dadurch auch bei mir veränderten Gesamtbild von den Feierlichkeiten anläßlich der "...Beendigung der Kämpfe" in Kolberg in diesen Tagen.

Ich habe erst jetzt die ganzen weiteren Beiträge gelesen, und finde die Diskussion außerordentlich spannend. Und toll finde ich, in welchem Stil sie geführt wurde/wird.
Ich freue mich außerordentlich darüber, dass mein Thema solch teilnehmendes Interesse gefunden hat - und wie dadurch auch für mich selber eine Relativierung meines emotional gefärbten Eröffnungsposts stattfindet.

Ich habe darin jedoch nur eine kleine Facette, einen "Schnappschuss", eine Momentaufnahme beschrieben, als ich zufällig wenige Stunden in der Stadt war.
(Von der gemeinsamen Kranzniederlegung 4 Tage vorher beispielsweise wusste ich nichts...).
Diese engwinklige Makro-Nahaufnahme ist nun um viele Facetten reicher.

Dafür danke an alle!

Jurek

Nun noch ein kleiner Nachtrag (wieder nur eine kleine Momentaufnahme):

Ich war vor ein paar Tagen mit meiner kleinen Tochter am Strand, bei Kolberg.
Es kamen vier bewaffnete sehr junge Männer, wohl Wehrpflichtige, in Kampfanzügen den Strand heruntermarschiert. Rucksäcke, Gewehre. Diese nicht über der Schulter senkrecht, sondern im Anschlag - mit dem Lauf nach vorne.
Als sie um die 100 m weit weg waren, dreht sich einer um, und zielt, in unsere Richtung:
Ich bin unwillkürlich in die Hocke gegangen.
Kurze Zeit später allerdings:
zwei polnische Offiziere kommen mit einem Jeep an den Strand gefahren,
stehen oben auf der Düne und schauen durch große Ferngläser minutenlang
ihren Jungs hinterher...

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »jurek« (26. März 2009, 12:39)


16

Donnerstag, 26. März 2009, 13:09

Lieber Mulder,

stimme Dir und Deiner Meinung zu.
Hindenburg war natürlich kein begnadeter Politiker, mit Fehlern und Fehleinschätzungen, aber eben kein Militarist. Bezeichnend, daß Hindenburg als Reichspräsident Zivil trug (wenn kein besonderer militärischer Anlaß gegeben war), Hitler dagegen dann stets Uniform
Es stimmt natürlich, daß die Grenzen fließend sind. Mitunter sind und werden Soldaten auch Militaristen, Beispiel Adi Amin in Uganda: zunächst Unteroffiziersdienstgrad in der britischen Armee, später einer der übelsten Diktatoren, Mächte-Gern-Held und Hitler-Verehrer. Für mich ein klassischer Militarist. Es gibt im Ausland noch viele Beispiele, bei denen Offiziere mit Militaristen gleichzusetzen sind. Auch bei uns gab (und gibt es leider - wenn auch vereinzelt) Uffz und Offz, die sich militäristisch gebärden. Die sind "durchgerutscht", machen aber keine Karriere.
Gruß aus dem Allgäu - bis letzte Woche in schönen Kolberg
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17

Donnerstag, 26. März 2009, 13:30

Lieber Jurek,

Dank für Deinen erneuten Beitrag - auch über die Schilderung des Vorfalls am Strand. Kannst Du mir Tag und möglichst Uhrzeit (Tageszeit) nennen. Solche Vorkommnisse sind nicht hinnehmbar. Ich möchte mich deswegen an das Kolberger Bataillon wenden, zu dem die beiden Soldaten (und die beiden Offz) sicherlich gehören. Den kürzlich pensionierten Kommandeur kenne ich und weiß, daß zumindest er so etwas nicht geduldet hätte, auch wenn wir in anderen Vorgängen nicht immer einer Meinung waren.
Es freut mich, daß Du Kolberg besucht hast, und hoffe, daß Du es - trotz der Geschehnisse - insgesamt weiterhin empfehlen kannst.
Nebenbei: Sowohl der polnische Stadtpräsident von Kolberg als auch die Vorsitzende des Stadtrates - also beide Spitzen der Bürgerschaft - werden Gäste beim diesjährigen Kolberger Bundestreffen (der "bösen" Heimatvertriebenen) am 4.7.2009 in Travemünde (Pommernzentrum) sein. Du bist auch herzlich eingeladen.
Gruß aus dem Allgäu - www.kolberg-koerlin.de
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olaf

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18

Donnerstag, 26. März 2009, 13:42

apropos Idi Amin
der Film "Last King of Scotland" mit Forrest Whittaker zeigt ein bisschen vom Selbstverstaendnis dieses Dikators.

19

Donnerstag, 26. März 2009, 14:13

Lieber Kolberg,

Das war ganz grob vor etwa zwei bis drei Wochen, so gegen 11 Uhr.
Genauer lässt sich das nicht sagen. Aber ich sehe diese Sache so:

Die haben ihre kleine Patrouille zu Ausbildungszwecken in Marsch gesetzt Richtung Ustronie Morskie, und dann haben die beiden Offiziere sicherlich genau das getan, was sie tun müssen, um die grünen Jungs zu erziehen:

Hinterherfahren, und kontrollieren, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten - um ihnen bei Ankunft weißgottwo - gehörig den Marsch zu blasen, und sie postwendend den ganzen Weg zu Fuß zur Kaserne zurückzuschicken.

Man sollte aus einer Mücke keinen Elefanten machen ;-)
also bitte nicht deswegen eine Palastrevolte anzetteln.
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Es ist sehr schön, wenn der Bürgermeister (Stadtpräsident) nach Travemünde kommt. Es ist gut möglich, dass ich dann auch in der Gegend bin: Auf einem Segeltörn Richtung Oslo. Falls ja, schaue ich mal rein, Herrn Janusz Gromek kenne ich vom sehen auch - er liebt es, in Lederkluft mit seinem Chopper(Harley Davidson?) in den Yachthafen zu blubbern, wo er mit den Seglern auch gerne einen Schnack hält.

Wenn Du wissen willst, was ich sonst so von dieser hübschen Gegend halte in der meine Tochter aufwächst, dann lies doch mal hier:

Pommernküste

jurek

20

Donnerstag, 26. März 2009, 15:26

Hallo Falk,

betreibe zwar seit meinem 14. Lebensjahr Familienforschung mit zahlreichen Vorfahren in Pommern, Schlesien und Sachsen, habe aber - auch in der Verwandtschaft - keinen entsprechenden Familiennamen F. Ich kenne aber drei Deiner Namensvettern in Deutschland und Frankreich, die FamFo betreiben.
Werde ihre Erreichbarkeit Dir direkt mitteilen.
Das angehängte -tsch (bzw. -tzsch) findet man vornehmlich in Schlesien und Sachsen. Das "von" kann unterschiedliche Gründe haben: a) Herkunftsort (wie "van" oder "von der"); b) Nobilierung. Mitunter verschwimmt das aber auch; vor allem dann, wenn - bevor Familiennamen üblich waren - z.B. Angehörige von Patriziergeschlechtern von einer Hansestadt in eine andere wechselten (durch Einheirat oder durch Eröffnung eines "Handelskontors"). Sie wurden dann nach ihrem Herkunftsort genannt und gehörten dem so genannten "Stadt-Adel" an.
In Kolberg gab es später entsprechende Ratsgeschlechter: von Essen, von Dortmund, von Witten, von Lübeck, von Braunschweig usw. (Die "von Lengerke"
kamen aus Lengereich, hatten aber bereits in Westfalen einen Adelstitel). Bei den "von Braunschweig" (ursprünglich "van Brunswigk") wurde später der Adel auf Antrag durch kaiserliche Verfügung anerkannt.
Bzgl. von Fritsch habe ich etwas recherchiert. Spitzen-Ahn: Nicl [vmtl. von Nikolaus] FRITSCH, +1501/02, Einwohner im sächsischen Gräfenhain. Dessen Sohn Thomas hatte zumindest in den 1530ern ein Gut. Ein späterer Zweig der Familie ging nach Russland und erhielt in der 2.Hälfte des 18.Jahrhunderts den russischen Dienst-Adel. Die Linie in Sachsen war später in Geithain und vor allem in Leipzig, wo sie in angesehener Stellung standen. Ein Thomas FRITSCH studierte Jura, erwarb in den 1720ern das Rittergut Seehausen bei Riesa (er muß spätestens zu Zeitpunkt geadelt worden sein, da der Besitz eines Rittergutes mit bestimmten Rechten und Pflichten damals dem Adel vorbehalten war), wurde Direktor des sächsischen Münzkabinetts in Dresden und erhielt 1730 den Reichsadel "Freiher von". Die "von FRITSCH" gehören also nicht zum Uradel sondern offensichtlich zum so genannten Briefadel. Wahrscheinlich gibt es auch heute noch bürgerliche Mitglieder dieses Geschlechtes. Das kannst Du mit den o.a. Familienforschern klären.
Gruß aus dem Allgäu
Signatur von »Kolberg« Kolberg war und ist die Perle der Ostsee

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