Du bist nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Deutsch Polnisches Forum. Falls dies dein erster Besuch auf dieser Seite ist, lies bitte die Hilfe durch. Dort wird dir die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus solltest du dich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutze das Registrierungsformular, um dich zu registrieren oder informiere dich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls du dich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert hast, kannst du dich hier anmelden.

1

Sonntag, 13. September 2009, 19:22

Polen 2030

Liebe Leute hier,

als baldiger Mitbürger des Landes Polen (wir haben seit Freitag, den 11. September
2009 eine Scholle in Polen - wie man so schön westfälisch sagt) interessiere ich mich ganz natürlich
schon einmal für die Zukunft Polens. Daher möchte ich die Studie der Regierung Tusk, die ich natürlich
nur in den deutschen Auszügen lesen konnte, hier einmal beifügen.

http://www.zds.kprm.gov.pl/userfiles/raport_polska_2030.pdf

http://www.de-pl.info/_files/File/PaD_30…0Spurrillen.pdf

Zwei Punkte habe ich hierbei anzumerken:

1.Für mich ist bisher entgegen der Studie nicht ersichtlich, dass es einen kulturellen Konflikt bei arbeitenden Frauen in Polen gibt, denn ich weiß aus vielen Erzählungen und Vorlesungen meiner Frau aus dem Magazin "Kobieta" (mein Studienführer zum Erlernen der polnischen Sprache), dass die berufliche Verwirklichung der Frau für die Frau in Polen neben der zusätzlichen Einnahmequelle wichtig ist. Darüber hinaus war die die arbeitende Frau Sternbild kommunistischer Gesellschaften, so dass Relikte aus dieser Zeit sicher bis heute nachwirken (s.Ostdeutschland). Wenn es einen Konflikt gibt, dann ist der neu-macho-fixiert.

2. Ein Wirtschaftswachstum bis 2030 auf jährlich 5 Prozent zu fixieren, ist mehr als optimistisch. Ich glaube, Europa darf sich insgesamt nicht mehr als Wachtumsgesellschaft definieren, weder demografisch noch ökonomisch. Ich befürchte eher einen zunehmenden innereuropäischen Kampf um Standorte in Europa, da hier
insgesamt eher Standorte abgebaut als aufgebaut werden.

Ich wage auch einmal den Blick in die Zukunft und sage eine nicht ganz Ernst gemeinte, geschichtliche Parallele voraus, die mit dem 14. Jahrhundert gedacht werden kann. Während das 14. Jahrhundert als absolutes Krisenjahrhundert in die europäische Geschichte einging, nahm sich die polnische Geschichte davon aus.

Das 14. Jahrundert legte mit Kasimir dem Großen der Grundstein zur polnischen Großmacht und schaffte ein wirtschaftliches Wachstum, das die politische Blüte der Jagiellionenzeit erst möglich werden ließ. Viele Städte wie Torun wären ohne diese Zeit und den Aufbau kaum denkbar.

Wer weiß, vielleicht ist es wirklich das Bild von Polen 2030? Ich fände es toll....und würde es den hart arbeitenden Polen wirklich gönnen!


PS.: Wir haben 10 kg Kartoffeln aus Südpolen von unserem Öko-Bauern mitgenommen, die zuvor frisch vom Pferd ausgepflügt wurden. Das Schöne an Polen ist, das Öko kein Etikett von Gesundheitslatschen und noch so anderem Marketingzeug ist, sondern vielfach noch Realität.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Mulder« (13. September 2009, 19:35)


olaf

Julija +Alexej Nawalny

  • »olaf« ist männlich

Beiträge: 4 806

Wohnort: nahe Katowice/PL

  • Private Nachricht senden

2

Sonntag, 13. September 2009, 19:42

RE: Polen 2030

..als baldiger Mitbürger des Landes Polen (wir haben seit Freitag, den 11. September
2009 eine Scholle in Polen - wie man so schön westfälisch sagt)...

Mulder, dann gratutliere ich Euch beiden erst ma :piwo
ist vermutlich die richtige Entscheidung.
Suedpolen und Oberschlesien ist ja nicht allzuweit...

3

Sonntag, 13. September 2009, 19:47

Nein, Olaf, das ist nicht weit und Bier schmeckt zu zweit schon besser!! Leider kann ich mit dem Trinkniveau der Bayern nicht ganz mithalten und müsste daher zuvor eine Woche ein Trainingslager im nahen Zywiec aufschlagen. Aber so soll ja Polen in 2030 auch nicht aussehen, oder? :ROTFL

Falk

Egalisator und Co-Admin

  • »Falk« ist männlich

Beiträge: 1 870

Wohnort: Sutton Coldfield

  • Private Nachricht senden

4

Sonntag, 13. September 2009, 23:57

prima. glueckwunsch.
wo lasst ihr euch denn dann nieder?
Signatur von »Falk«

anything goes...

5

Montag, 14. September 2009, 08:09

In Pisarzowice, einem kleinen Dorf zwischen Bielsko-Biala und Ausschwitz. Wir haben uns doch für ein etwas größeres Grundstück entschieden, denn Bungalow und kleines Grundstück - das ging nicht. Vielleicht legen wir uns noch einen Gemüsegarten und eine Kuh zu, ich meine wegen der baldigen, galoppierenden Inflation :ROTFL

Wenn ich aber auf die Studie zurückkomme, dann sieht Polen seine Zulunft in einem Mix aus Dienstleistungssektor und Industrieproduktion. Ich hoffe, das geht gut.

olaf

Julija +Alexej Nawalny

  • »olaf« ist männlich

Beiträge: 4 806

Wohnort: nahe Katowice/PL

  • Private Nachricht senden

6

Montag, 14. September 2009, 09:28

Zitat

Original von Mulder
Nein, Olaf, das ist nicht weit und Bier schmeckt zu zweit schon besser!! Leider kann ich mit dem Trinkniveau der Bayern nicht ganz mithalten und müsste daher zuvor eine Woche ein Trainingslager im nahen Zywiec aufschlagen. Aber so soll ja Polen in 2030 auch nicht aussehen, oder? :ROTFL


kleines Trainingslager gefaellig in der Naehe, kann ma(n) prima als Museumsausflug verkaufen:
http://www.etychy.org/muzeum-piwowarstwa/

:piwo

7

Dienstag, 15. September 2009, 09:32

RE: Polen 2030

Zitat

od Mulder
PS.: Wir haben 10 kg Kartoffeln aus Südpolen von unserem Öko-Bauern mitgenommen, die zuvor frisch vom Pferd ausgepflügt wurden. Das Schöne an Polen ist, das Öko kein Etikett von Gesundheitslatschen und noch so anderem Marketingzeug ist, sondern vielfach noch Realität.


Ich glaube, dass ist ein Trugschluß vieler Nicht-Bauern, die denken, dass Öko = einfache Landwirtschaft ist. Ich erzähle Dir lieber nicht, was auch in Polen so alles auf die noch so kleinen Felder gehauen wird, wie die Faulbehälter aussehen - und dementsprechend das Grundwasser - und was so durch den Schornstein gejagt wird, weil Mülltrennung ein Fremdwort oder zu teuer ist.
Im wunderschönen Niederschlesien, wo meine Schwiegermutter eine idyllische Landwirtschaft betreibt, trinke ich nicht einen Tropfen Wasser aus dem Wasserhahn - und meine polnische Familie auch nicht.

Aber das tut den Kartoffeln geschmacklich keinen Abstrich :oczko

Oda

8

Dienstag, 15. September 2009, 09:52

Nie powinno się niczego uogólniać!

9

Dienstag, 15. September 2009, 10:17

Zitat

od Mulder
Nie powinno się niczego uogólniać!


Zgadzam się. Tak jest.

Zitat

Das Schöne an Polen ist, das Öko kein Etikett von Gesundheitslatschen und noch so anderem Marketingzeug ist, sondern vielfach noch Realität.


Mimo tego życzę tobie przyjemnego pobytu w Polsce und toi, toi, toi beim Polnischlernen

10

Dienstag, 15. September 2009, 11:56

Vielen Dank für die netten Wünsche, Oda. :oczko Vielleicht kannst du mich ja irgendwann einmal noch an deinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben lassen, was das Leben in Polen angeht...ich meine, welche Erfahrungen hast du über die Bauernhöfe in Niederschlesien hinaus da gemacht? So wie ich das verstanden habe, hast du in Polen ja auch schon einmal längere Zeit gelebt, oder? Was war für dich dort so lebenswert? Und warum bist du letztlich dort nicht geblieben? Vielleicht hilft mir das ja im EU-Ausland nächstes Jahr. Man kann immer lernen. Und du bist doch eine interessante Frau, die hier im Forum darüber viel zu sagen hätte. Vielleicht helfen deine Tipps ja auch noch anderen jungen Menschen hier, die sich mit dem Gedanken tragen, nach Polen auszuwandern? :mysli Und wie sieht deiner Meinung nach Polen im Jahre 2030 aus?

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Mulder« (15. September 2009, 12:06)


11

Dienstag, 15. September 2009, 15:43

Zitat

od Mulder
Vielen Dank für die netten Wünsche, Oda. :oczko


Nie ma za co :ostr
Die gelten auch ihne Augenzwinkern.

Zitat

Vielleicht kannst du mich ja irgendwann einmal noch an deinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben lassen, was das Leben in Polen angeht...ich meine, welche Erfahrungen hast du über die Bauernhöfe in Niederschlesien hinaus da gemacht?


Ich habe gut 5 Jahre in Polen gelebt und fahre seit dem sehr regelmäßig für mehrere Wochen im Jahr nach Polen.
Die 5 Jahre habe ich in Polen studiert, gearbeitet, Überstezungen gemacht, als Deutschlehrer gearbeitet ect..

Die Familie meines Mannes wohnt in Niederschlesien auf dem Dorf. Dort habe ich so ziemlich alles mitbekommen: von den PRL-Zeiten bis zum Umbruch.
Ich denke manchmal, dass das vielen Deutschen, wie z.B. Steffen Möller fehlt: Der Blick auf ein Leben weit weg von der 'Inteligencja'.
Dort habe ich so manche Sache erlebt, die doch bemerkenswert ist. Von der wirklich unvorstellbaren Gastfreundschaft bis hin zu den sehr volkstümlichen Ansichten in bezug auf diverse Themen des Lebens. Nirgends ist Polen polnischer :oczko

Nicht typisch für ein Dorf, aber für Polen ist vielleicht das:
Ich habe da z.B. mal über Weihnachten eine Satelliten-Schüssel installiert. Ich, als korrekte Deutsche, hatte vorher meinen Part besorgt: Die Schüssel, Receiver, Coax-Kabel, LNB ect. Sogar Ersatzkabel, falls ein Kabelbruch vorliegt. War schliessslich Heiligabend, und da ist es ein bisschen schwer mit Nachschub. Von polnischer Seite solle die Infrastrukur vorbereitet werden und die technischen Gerätschaften, wie Leiter, Bohrmaschine und Bohrer bereit sein. Du kannst Dir vorstellen, was da war, und was nicht. Jeder Deutsche wäre verzweifelt. Nicht so die Polen. Eine Bohrmaschine wurde vom nächsten Tischler im Dorf besorgt, der gleich mitkam um zu helfen (Heiligabend!). Ein anderer schweißte einen überlangen Bohrer zusammen und viele, viele Neugierige halfen einfach mit, die Antenne zu justieren und das Bild einzustellen. Es war einfach genial. Aber auch schrecklich unkoordiniert :oczko
Und so läuft das eigentlich ständig. 0% Vorbereitung, aber 100% Einsatz und Kreativität.

Ansonsten gibt es natürlich auch Dinge, die total nerven. Ich finde es manchmal schlimm, wieviel Pathologie es gibt: alkoholkranke Frauen und Männer, Kinder, die verwarlost sind, Schlägereien ect..Aber zum Glück nicht in meiner (engeren) Familie.

Zitat

Was war für dich dort so lebenswert?


Das Studium? Das, was ich dort studiert hatte, konnte ich in der Form nicht zu Hause studieren. Mein Mann? Überhaupt mal seine Nase über den Tellerrand zu halten?

Man fährt mit ungeheuren Abstand in das Land und dort wird er immer geringer. Man versteht jedes Wort, jede Geste, ist aber selber mit ganz anderen Gesten aufgewachsen. Man ist irgendwann über das respektvolle Touristenstadium hinweg und fühlt sich gewissermassen ein bischen heimisch. Man regt sich über einige Sachen auf und findet anders wieder ganz toll. So wie zu Hause :ostr

Zitat

Und warum bist du letztlich dort nicht geblieben?


Weil ich eine bessere Arbeit zu Hause gefunden hatte. Ansonsten lebte mein Mann ja noch weitere 4 Jahre in Polen und ich war dadurch immer wieder längere Zeit im Land.
Aber nach 5 Jahren Polen war ich auch wieder reif für Deutschland. Zu dieser Zeit gab es noch kein Internet oder SAT-Antennen. Ich hatte einfach auch unbeschreibliches Heimweh nach allem was irgendwie deutsch war. In Polen habe ich manchmal tagelang nicht deutsch gesprochen. Das fehlte mir. Und ich glaube diesen Aspekt des kulturellen Hintergrundes sollte man nicht unterschätzen..

Zitat

Und wie sieht deiner Meinung nach Polen im Jahre 2030 aus?


Naja, Polen wird aussehen wie Deutschland. Große Unterschiede wird es nicht mehr geben, außer vielleicht so 1000 km weniger Autobahn, aber sonst ähnlich :oczko

Pa!

Social Bookmarks