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Darek

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1

Sonntag, 9. Mai 2010, 14:35

Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

... und ich habe es mir heute einmal zum Frühstück im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

Vor mir eine Tasse duftenden Kaffee´s (zugegeben - es ist Malzkaffee. Aus diversen Gründen trinke ich nur noch selten Bohnenkaffee) und zwei herrlich unregelmäßig geformte Vollkornbrötchen einer kleinen Bio-Bäckerei um die Ecke.

Während ich so gemütlich meinem Genießerdasein fröne, fällt mein Blick auf diverse Unterlagen, die im Zimmer verstreut liegen. Nicht, dass ich unordentlich wäre, ganz bestimmt nicht. Ich bereite im Moment nur mal wieder ein Seminar vor. Thema Ernährung ...

Mein Blick bleibt an einem etwas älteren, kopierten Foto hängen. Es zeigt eine indische Familie, die vor ihrer Hütte auf einer Bank sitzt. So in schwarz-weiß erinnert es mich an die idyllischen alten Fotos meiner Großeltern. Nur - diese indische Familie ... ist am Verhungern!
Die Haut über die Knochen gespannt, die Gesichter eingefallen und ohne Ausdruck, ein Baby im knöchernen Arm der Mutter, den Blick nach oben gewandt auf der Suche nach etwas, was dort wohl nicht mehr existiert.

So sieht also Hunger aus, denke ich, während ich in mein Brötchen beiße.

Und mir schießen sofort etliche Gedanken durch den Kopf:

Wie ist es möglich, dass heute laut Welternährungsbericht weltweit über zwei Milliarden Menschen extrem übergewichtig sind, andererseits aber im gleichen Moment über eine Milliarde an Hunger leiden und hungers sterben. Und dies in einer Zeit, in der wir mehr Lebensmittel produzieren als jemals zuvor in der menschlichen Entwicklungsgeschichte? In einer Zeit, in der genug da ist für alle. In der die Fast-Food-Ketten aus dem Boden schießen wie Pilze im feuchten Regenwald. In der die Verunsicherten von einer Diät zur nächsten hecheln und klar wird, dass die vergangenen 30 Jahre Ernährungsaufklärung absolut nichts gebracht haben.

Und in einer Zeit, in der z.B. die Fleischwerke EDEKA Nord im Jahr 2008 über 18 Millionen Euro an Subventionen aus Brüssel erhalten haben. Dabei hat das Unternehmen für 2008 einen Konzernjahresüberschuss von 262 Millionen Euro ausgewiesen. ("EDEKA - wir lieben Lebensmittel" - Und Steuergelder.) Da muss doch die Frage erlaubt sein, warum solch ein Unternehmen noch Unterstützung aus öffentlicher Hand braucht?

Was stimmt hier nicht mehr?

Da schiebt eine Ministerin Ilse Aigner den Molkereien Geld in die Kassen und ruft lauthals "Wir wollen nachhaltig wirtschaften", wobei sie gleichzeitig die Erschließung der ostasiatischen Märkte für deutsches Schweinefleisch fördert. Die Kleinbauern dort gehen dann vor die Hunde, verlassen ihre Höfe, ziehen in die unsäglichsten Elendsviertel der Großstädte in der Hoffnung, sich irgendwie nach Europa oder USA durchschlagen zu können.
Hätte unsere Ministerin den Weltagrarbericht auch nur mal andeutungsweise gelesen (lesen bildet nämlich), müsste sie eigentlich zu einer anderen Erkenntnis gelangen, ist die Fleischindustrie doch einer der Hauptverursacher des Klimawandels, der in den nächsten Jahren immer größere Ackerflächen vor allem im südlichen Afrika zerstören wird.

Das muss man sich einmal vorstellen - da werden auf der südlichen Erdhalbkugel Flächen so groß wie Hessen oder Mecklenburg-Vorpommern für den Sojaanbau geopfert, die Sojaernte dann als Futtermittel nach Europa, sprich Deutschland, verschifft, damit unsere Mastbetriebe noch größer werden, um letztendlich das Mastfleisch anschließend wieder nach Afrika und Asien zu transportieren. Deutschlan, Europa wird zum Maststall der Welt. Und dies alles wird mit EU-Geldern noch subventioniert. Und geht zu Lasten der Umwelt. Gleichzeitig entzieht man den Menschen dort ihre Lebens- und Nahrungsgrundlage.
Doch damit nicht genug.

Zusätzlich werden noch riesige Flächen vernichtet für unser Umweltbewusstsein: Agrosprit!
Auf über 2 Millionen Hektar wurden 2007 außerhalb Europas Agrokraftstoffe angebaut, wie Soja, Palmöl und Zuckerrohr. Wie gesagt, außerhalb Europas. Und sollte die EU an ihren Beimischungszielen von Biokraftstoffen weiter festhalten, könnte sich die Fläche noch immens vervielfachen

Gleichzeitig werden aber in die Länder der dritten Welt extreme Summen im Rahmen der Entwicklungshilfe gepumpt - die bei den Armen nicht ankommen.

Wir hauen uns hier die größten Fleischbrocken auf den Teller und tanken klimafreundlichen Agrosprit um unsere Gewissen zu beruhigen - während sich dort die Hungernden Schlammkuchen backen und nicht wissen, wie sie ihre Familien satt bekommen. Gleichzeitig wird von etlichen Stellen der Ruf nach mehr Entwicklungshilfe lauter.

Eigentlich falsch, denke ich mir. Wir dürften nicht noch mehr Entwicklungshilfe leisten - wir müssten den Ländern der dritten Welt einfach nur weniger wegnehmen! Und alles wäre in Butter...

Ich habe mein Frühstück beendet und fege die letzten Krümel vom Tisch...

Warum eigentlich immer ich? Warum muss ich mir immer wieder Gedanken über solche Dinge machen, die mich dann nicht mehr loslassen? Um dann letztlich als Querulant und Querdenker dazustehen ...

Ich glaube, mein Seminar muss ich noch umschreiben ...
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2

Sonntag, 9. Mai 2010, 16:11

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Darek, warum Du?

Vielleicht weil Du KEIN Egoist bist, oder weil Du weiter denken kannst als bis zum Rand deines Tellers, oder vielleicht weil für dich der Profit nicht der Grund deiner Existenz ist!

Gruß
Ellopo
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w w w . B a i l a M e - F i t . d e
* fit mit Tanzen *

3

Sonntag, 9. Mai 2010, 17:00

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Auch andere machen sich solche Sorgen und Gedanken und es stinkt ihnen zum Himmel.
Gut, dass du auch dazu gehörst.

Hallo Entwicklungshilfe. Dazu fällt mir promt etwas ein. Vielleicht findest du Gefallen an dem Buch "Falschgeld - Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit"

http://www.ewk-verlag.de/ReLaunchAY/AYF_SachWirt.html


Auf Seite 96 und 97 steht zum Thema Entwicklungshilfe:

Ich zitiere:

Der Entwicklungshilfetrick

Finden sich nicht genug inländische Kreditnehmer, um das zum Profiterzielen notwendige Geldmengenwachstum zu ermöglichen, bemüht man sich um ausländische Schuldner. Eine elegante Form Kreditnehmer zu erschaffen, ist die Entwicklungshilfe. das geschieht, indem man anderen Ländern freundlich die Hand reicht und ihnen nicht nur Waren, sondern mit diesen auch gleich das Geld, mittels derer sie diese kaufen können, anbietet. Fast ein Geschenk. Aber eben nur fast.

Indem sogenannten Entwicklungsländern mit den waren zugleich auch Kredite zum Kauf dieser Waren angeboten werden, schafft sich die Binnenwirtschaft zusätzliche Kaufkraft. Denn die für die Exportgüterproduktion gezahlten Löhne, deren Ursprung ausländische Kreditaufnahme ist, fließen als "fremdes" Geld in den heimischen Kreislauf. Faktisch handelt es sich um eine "Eigenblutspende" für die Binnenwirtschaft. Denn durch diesen "Freundschaftsdienst" des Industrielandes wird das "Entwicklungsland" zum Ersatzschuldner. Es ermöglicht dem Industriestaat seine falsche Geldversorgung weiter zu betreiben. Die Entwicklungshilfe ist eine "edle" Form, die eigene Wirtschaft mit Umlaufmittel zu versorgen, die dieser durch reduzieren der Kontokorrentkredite im Zuge von Eigenkapitalbildung verloren gehen.


Das Buch besteht insgesamt aus 312 Seiten.

Was hältst du davon, Darek?

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Wróbel« (9. Mai 2010, 17:01)


Darek

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4

Sonntag, 9. Mai 2010, 22:04

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Zitat

Original von Wróbel
Vielleicht findest du Gefallen an dem Buch "Falschgeld - Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit"
Was hältst du davon, Darek?

Ich kenne das Buch und war auch kurz davor, es zu kaufen. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit, mir dieses Buch kurz nach Erscheinen auszuleihen. Letztendlich habe ich mich dann dazu entschlossen, von einem Kauf abzusehen.
Mich störte z.B., dass Samirah Kenawi ökonomische Zusammenhänge vereinfacht präsentiert, die aber so einfach nicht sind. Auch finde ich den Titel etwas irreführend.

Zitat

Original von Wróbel
Auch andere machen sich solche Sorgen und Gedanken und es stinkt ihnen zum Himmel.
Gut, dass du auch dazu gehörst.

Genau das meine ich, Wróbel - dazugehören reicht einfach nicht mehr.
Wie ich schon an anderer Stelle irgendwo hier im Forum geschrieben hatte - man (ich!) muss heute provozieren, damit sich in den Köpfen der Menschen etwas bewegt. Aber solange die Menschen sich auf (geistiges) Fast-Food stürzen, solange wird dies ein mühseliges Unterfangen bleiben. :bezradny
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5

Mittwoch, 12. Mai 2010, 16:10

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Welcher Titel würde denn deiner Meinung nach besser passen?
Die Autorin hält ab und zu Vorträge, in verschiednen Städten. Vielleicht könntest du an einem teilnehmen und mitdiskutieren. Wäre das etwas für dich?

Geistiger bzw. geistloser Fast- Food (?doppelt gemoppelt ?) macht das Volk dumm und ein dummes Volk läßt sich besser bescheißen.

Ob es eine Währungsreform geben wird?
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6

Mittwoch, 12. Mai 2010, 16:11

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Schau an, automatische Moralkorrektur. Hab ich auch vorher noch nie gesehen.
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olaf

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7

Mittwoch, 12. Mai 2010, 16:58

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Zitat

Original von Darek
.. man (ich!) muss heute provozieren, damit sich in den Köpfen der Menschen etwas bewegt.,.


"Provokation (v. lat. provocare ‚hervorrufen‘, ‚herausfordern‘) bezeichnet das gezielte Hervorrufen eines Verhaltens oder einer Reaktion bei anderen Personen. Hierbei agiert der Provokateur bewusst oder unbewusst in einer Weise, dass die provozierte Person oder Personengruppe ein tendenziell erwünschtes Verhalten zeigt." (WIKI)

was wuenscht Du Dir denn ?
ich wuerde zB oefter mal ein "NEIN, da mache ich nicht mehr mit" wuenschen - ich meine jetzt nicht den "Eurovision-contest" :oczko
Olaf, kein Lemming

Darek

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8

Mittwoch, 12. Mai 2010, 19:44

RE: Es ist wieder mal Sonntag morgen ...

Zitat

Original von olaf
was wuenscht Du Dir denn ?
ich wuerde zB oefter mal ein "NEIN, da mache ich nicht mehr mit" wuenschen

... na also, geht doch. Hast die Frage auch schon beantwortet ... :oczko
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