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60 Prozent der Jugendlichen sehen keine Perspektiven für ein auskömmliches Leben in der Heimat.
Warschau / London - "Ich bin nur zu Besuch in Warschau. Ob ich je dauerhaft nach Polen zurückkomme, weiß ich nicht. London ist die schönste Stadt der Welt", schwärmt Magda Osowska (2. Im Kiosk einer Warschauer Metrostation trifft sie per Zufall Bekannte. Vor zwei Jahren noch arbeitete sie in einem Warschauer Fernsehstudio. "Ich will immer noch große Kinofilme drehen", erzählt sie. "Bei der Aufnahmeprüfung für Regisseure in London bin ich zwar durchgefallen, aber beim nächsten Mal schaffe ich es dann."
Wie viele Polen seit dem EU-Beitritt das Land verlassen haben, weiß niemand genau. Viele kommen nach einer Saison Spargelstechen oder Erdbeerpflücken auch wieder zurück. Das polnische Arbeitsministerium schätzt ihre Zahl auf knapp zwei Millionen, Polens Medien gehen sogar von bis zu vier Millionen Arbeitsmigranten aus. Erstmals hat nun das Warschauer Marktforschungsinstitut ARC eine umfassende Studie zu Polen in Großbritannien und Irland vorgelegt. "Wir kommen nicht zurück!" titelte daraufhin Polens bedeutendste Tageszeitung "Gazeta Wyborcza". Die Hälfte der Menschen wolle im Ausland bleiben.
Anders als bisher angenommen sind es nicht nur Arbeitslose und Geringverdiener, die alles auf eine Karte setzen, das Geld für eine Fahrkarte zusammenkratzen und ihr Glück im Ausland suchen. Vielmehr sind es oft gerade junge und gut ausgebildete Polinnen und Polen, die trotz der guten Konjunktur ihr Land verlassen. Die Motive sind unterschiedlich: der zu langsame Anstieg des Lebensstandards in Polen, die fehlende Perspektive für die eigene berufliche Karriere, die Provinzialität der polnischen Politiker.
Die Soziologin Krystyna Iglicka-Okolska von der Universität Warschau schätzt, dass rund 1,5 Millionen Polen das Land seit Mai 2004 verlassen haben. Offiziell registriert sind in Großbritannien 600 000 Polen und in Irland 200 000. Die meisten Polen arbeiten auf dem Bau (20 Prozent), in der Gastronomie (15 Prozent) und im Hotelwesen (11 Prozent). Sie verdienen durchschnittlich 2000 Euro netto. In Polen würden sie weniger als die Hälfte auf die Hand bekommen. "Wenn die Kinder, die im Ausland geboren werden, dort auch zur Schule gehen, kommen die Familien nicht mehr zurück nach Polen", erklärt die Warschauer Soziologin.
Agnieszka ist so eine junge Mutter. Vor zwei Jahren kam sie mit ihrem Mann nach London. Obwohl die Lehrerin zunächst nur einen Job als Kellnerin finden konnte, sagt sie: "Ich will nicht zurück nach Polen. Bald wird meine Mutter nachkommen. Dann kaufen wir gemeinsam ein Haus auf dem englischen Land und werden dort leben." Jerzy hingegen zögert noch. Der Schreiner arbeitet seit drei Jahren auf dem Bau und verdient 2500 Euro monatlich. "Wahrscheinlich kaufe ich ein Haus in Polen. Wenn ich genug Geld beisammen habe, kehre ich zurück."
Adam Czarnecki vom Marktforschungsinstitut ARC in Warschau geht allerdings davon aus, dass gerade die gut ausgebildeten Polinnen und Polen im Ausland bleiben werden: "Die meisten sind noch keine dreißig Jahre alt. Sie haben schon etwas Berufserfahrung in Polen gesammelt, waren aber mit dem Verdienst nicht zufrieden."
Als Umfragen ergaben, dass 60 Prozent aller Jugendlichen in Polen keine Perspektive für ein auskömmliches Leben in Polen sehen und mit dem Gedanken spielen auszuwandern, startete der Stadtpräsident von Breslau eine Rückhol-Kampagne. In London und Dublin warb er auf großen Plakaten und in Polnisch: "Kommt nach Breslau. Hier gibt es Arbeit und einen guten Verdienst."
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es sollte doch ein generelles interesse daran bestehen, die einheimischen nicht erst zum weggang foermlich zu zwingen.
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