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Freitag, 27. Juli 2007, 08:20

Polen zieht es nach Großbritannien und Irland

Zitat

60 Prozent der Jugendlichen sehen keine Perspektiven für ein auskömmliches Leben in der Heimat.

Warschau / London - "Ich bin nur zu Besuch in Warschau. Ob ich je dauerhaft nach Polen zurückkomme, weiß ich nicht. London ist die schönste Stadt der Welt", schwärmt Magda Osowska (28). Im Kiosk einer Warschauer Metrostation trifft sie per Zufall Bekannte. Vor zwei Jahren noch arbeitete sie in einem Warschauer Fernsehstudio. "Ich will immer noch große Kinofilme drehen", erzählt sie. "Bei der Aufnahmeprüfung für Regisseure in London bin ich zwar durchgefallen, aber beim nächsten Mal schaffe ich es dann."

Wie viele Polen seit dem EU-Beitritt das Land verlassen haben, weiß niemand genau. Viele kommen nach einer Saison Spargelstechen oder Erdbeerpflücken auch wieder zurück. Das polnische Arbeitsministerium schätzt ihre Zahl auf knapp zwei Millionen, Polens Medien gehen sogar von bis zu vier Millionen Arbeitsmigranten aus. Erstmals hat nun das Warschauer Marktforschungsinstitut ARC eine umfassende Studie zu Polen in Großbritannien und Irland vorgelegt. "Wir kommen nicht zurück!" titelte daraufhin Polens bedeutendste Tageszeitung "Gazeta Wyborcza". Die Hälfte der Menschen wolle im Ausland bleiben.

Anders als bisher angenommen sind es nicht nur Arbeitslose und Geringverdiener, die alles auf eine Karte setzen, das Geld für eine Fahrkarte zusammenkratzen und ihr Glück im Ausland suchen. Vielmehr sind es oft gerade junge und gut ausgebildete Polinnen und Polen, die trotz der guten Konjunktur ihr Land verlassen. Die Motive sind unterschiedlich: der zu langsame Anstieg des Lebensstandards in Polen, die fehlende Perspektive für die eigene berufliche Karriere, die Provinzialität der polnischen Politiker.

Die Soziologin Krystyna Iglicka-Okolska von der Universität Warschau schätzt, dass rund 1,5 Millionen Polen das Land seit Mai 2004 verlassen haben. Offiziell registriert sind in Großbritannien 600 000 Polen und in Irland 200 000. Die meisten Polen arbeiten auf dem Bau (20 Prozent), in der Gastronomie (15 Prozent) und im Hotelwesen (11 Prozent). Sie verdienen durchschnittlich 2000 Euro netto. In Polen würden sie weniger als die Hälfte auf die Hand bekommen. "Wenn die Kinder, die im Ausland geboren werden, dort auch zur Schule gehen, kommen die Familien nicht mehr zurück nach Polen", erklärt die Warschauer Soziologin.

Agnieszka ist so eine junge Mutter. Vor zwei Jahren kam sie mit ihrem Mann nach London. Obwohl die Lehrerin zunächst nur einen Job als Kellnerin finden konnte, sagt sie: "Ich will nicht zurück nach Polen. Bald wird meine Mutter nachkommen. Dann kaufen wir gemeinsam ein Haus auf dem englischen Land und werden dort leben." Jerzy hingegen zögert noch. Der Schreiner arbeitet seit drei Jahren auf dem Bau und verdient 2500 Euro monatlich. "Wahrscheinlich kaufe ich ein Haus in Polen. Wenn ich genug Geld beisammen habe, kehre ich zurück."

Adam Czarnecki vom Marktforschungsinstitut ARC in Warschau geht allerdings davon aus, dass gerade die gut ausgebildeten Polinnen und Polen im Ausland bleiben werden: "Die meisten sind noch keine dreißig Jahre alt. Sie haben schon etwas Berufserfahrung in Polen gesammelt, waren aber mit dem Verdienst nicht zufrieden."

Als Umfragen ergaben, dass 60 Prozent aller Jugendlichen in Polen keine Perspektive für ein auskömmliches Leben in Polen sehen und mit dem Gedanken spielen auszuwandern, startete der Stadtpräsident von Breslau eine Rückhol-Kampagne. In London und Dublin warb er auf großen Plakaten und in Polnisch: "Kommt nach Breslau. Hier gibt es Arbeit und einen guten Verdienst."



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Falk

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2

Freitag, 27. Juli 2007, 10:16

RE: Polen zieht es nach Großbritannien und Irland

600 000 als offizielle zahl fuer england kommt hin.
dunkelziffern sprechen allerdings von mehr als doppelt sovielen polen in england...

in unserem irischen buero arbeiten auch zwei polen.

die meisten die ich kenne fuehlen sich allerdings nicht recht zuhause und wuerden wenn es die bedingungen erlauben eher nach polen zurueckkehren...

in beiden laendern verdienst du uebrigens meist besser als im gleichen job in D (ergo kommen auch immer mehr deutsche, das nur am rande)...

was ich so hoere sind es meist leute die gerade mit der politik extrem unzufrieden sind und daher das land verlassen.
wirtschaftliche gruende sind allerdings denke ich mal auch eine der haupttriebfedern...

wie sehen die polen hier im forum das problem?
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3

Freitag, 27. Juli 2007, 10:33

Wieso sprichst du vom Problem?

Schon immer sind die leute dahin wo es die meiste kohle gab und da kann mir keiner was von Politik erzählen....

Falk

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4

Freitag, 27. Juli 2007, 12:21

bist du nicht traurig, dass du Torun verlassen musstest?
wuerdest du nicht lieber dort leben?
gibt es da nicht eine emotionale oertliche bindung? (ich erinnere mich da an ein tattoo und einen avatar) ;)

DAS ist, warum ich von problem spreche.

generell denke ich auch, dass das land polen durch den weggang mittelfristig auch ein problem kriegen wird. mit einer gewissen heimatverbundenheit sollte dieses problem einem jedem am herzen liegen...

waeren wir alle nomaden, dann wuerde ich dir zustimmen, dass menschen immer dahin gehen wo die meiste kohle ist.
die sache ist aber eben etwas vielschichtiger. fuehle ich mich einem ort verbunden, dann verlasse ich ihn nur ungern. individuell "unpassende" politik schafft unliebsame lebensumstaende, welche einen weggangsgedanken durchaus beguenstigt. und ob mir ein ort gefaellt oder nicht haengt nicht von der menge kohle ab, die ich dort verdienen kann...

oder?
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5

Freitag, 27. Juli 2007, 13:15

Aber Falk, das ist doch alles kein Problem. Man(n) findet überall ein neues zuhause. Klar bin ich traurig das ich Torun verlassen musste aber was bringt es mir da 13 jahre danach noch rumzuheulen :) Jetzt hab ich hier ein neues leben angefangen und versuche nun so oft wie möglich nach Torun zu fahren. Alleine wegen dem Grab meines Vaters... Aber ein Problem seh ich nicht wirklich darin das ich hier lebe :)

Und dein argument von wegen ob der ort gefällt oder nicht...

Solange ich ein dach über dem kopf habe, ein geschäft wo ich einkaufen kann und ne bar wo man ab und zu was trinken gehen kann denk ich das jeder der dann mehr verdient als in einer schönen stadt der hmm....schei*** ;) drauf wo er sich gerade befindet. Vor allem in diesen zeiten wo arbeit sehr knapp ist...

Falk

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6

Freitag, 27. Juli 2007, 14:48

ich stimme dir ja auch zu, Arek.

wir haben in dem anderen thread zur (nicht-)oeffnung des arbeitsmarktes in D auch schon lang debattiert...

ist es nicht schon irgendwie komisch, dass einheimische arbeitskraefte aus polen weggehen und dann dafuer auslaendische aus zb russland nachgeholt werden muessen?

es sollte doch ein generelles interesse daran bestehen, die einheimischen nicht erst zum weggang foermlich zu zwingen.

ich bin sicher, du wuerdest lieber zuhause arbeiten, wenn du deinen lebensstandard dort halten koenntest, oder?

das einzige, was dann noch dagegen wirken kann sind persoenliche gruende. nur wenn eben von anfang an ein programm existierte, dass dich nicht haette ziehen lassen, stellte sich das problem ja nicht...

prinzipiell stehe ich uebrigens hinter dem europaeischen gedanken und denke, dem, der flexibel genug ist bieten sich zur zeit enorme chancen...
versteh mich da also bitte nicht falsch...
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7

Samstag, 28. Juli 2007, 11:04

Zitat

es sollte doch ein generelles interesse daran bestehen, die einheimischen nicht erst zum weggang foermlich zu zwingen.


Normal sollte das so sein, aber ich denke die Realität schaut anders aus. Ich weiß nicht genau wie das in Polen ist, kenne es nur aus den neuen Bundesländern. Dort wurden Arbeitsuchende mit Programmen, Übergangsgeld, Umzugshilfen usw. regelrecht animiert in die alten Bundesländer auszuwandern und dort Jobs anzunehmen. Und auch wenn Du heute in die Bundesagentur für Arbeit kommst, massenhaft ausgehängte Zettel "Gehen sie nach England" "Gehen sie nach Norwegen", dort werden Sprachkurse und Eingliederungshilfe versprochen, heisst die Leute werden auch hier animiert weg zu gehen.

Mag für die Staatskasse und die Statistik sehr gut sein aber irgendwann kommt eben der Bumerang, in den neuen Bundesländern fehlen in einigen Bereichen qualifizierte Arbeitskräfte und es wird versucht mit Kampagnen die Leute wieder zurück zu holen...

Falk

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8

Montag, 30. Juli 2007, 13:26

sehr gut zusammengefasst, was ich denke.

ziemlich schraeg, oder?

ach ja...
als ich damals bei der europa abteilung des arbeitsamtes gesagt habe, ob sie mir helfen koennten einen job als architekt in england zu finden meinten die nur, in england einen job als architekt zu finden sei praktisch unmoeglich...
drei wochen spaeter hatte ich einen job auf eigene faust gefunden...

sind also slogans wie "gehen sie nach england" eigentlich unvollstaendig und sollten "gehen sie nach england und uns nicht auf die nerven" heissen?? :D

naja... bloed geguckt haben sie zumindest, als ich mich aus der kartei wegen sinnlosigkeit hab austragen lassen...
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9

Montag, 30. Juli 2007, 13:34

Na das weiss doch auch jeder, das die Agentur keine Arbeit findet oder anbietet sondern eben nur noch die Menschen ohne Arbeit Verwaltet. ;)

Ich meinte damit auch mehr, das eben Projekte exestieren welche ein Abwandern ermöglichen und Vereinfachen.

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