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Schopenhauer, Arthur (1788-1860)
deutscher Philosoph
Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen sie
ohne moralische Bedeutung sei, dass es gegen die Tiere keine Pflichten gäbe, ist
geradezu eine empörende Roheit und Barbarei. Erst wenn jene einfache und über
alle Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache und im wesentlichen
ganz dasselbe sind wie wir, ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht
mehr als rechtlose Wesen dastehen. Es ist an der Zeit, dass das ewige Wesen,
welches in uns, auch in allen Tieren lebt, als solches erkannt, geschont und geachtet wird.
Ein anderer, nicht wegzuerklärender und seine heillosen Folgen täglich manifestierender
Grundfehler des Christentums ist, dass es widernatürlicherweise den Menschen losgerissen
hat von der Tierwelt, welcher er doch wesentlich angehört, und ihn nur ganz allein gelten
lassen will, die Tiere geradezu als Sachen betrachtend. Die bedeutende Rolle, welche im
Brahmanismus und Buddhaismus durchweg die Tiere spielen, verglichen mit der totalen
Nullität im Christentum, bricht diesem letzteren den Stab; so sehr man auch an solche
Absurdität in Europa gewöhnt sein mag.
Die vermeinte Rechtlosigkeit der Thiere, der Wahn, daß unser Handeln gegen sie ohne
moralische Bedeutung sei, oder, wie es in der Sprache jener Moral heißt, daß es gegen
Thiere keine Pflichten gebe, ist geradezu eine empörende Rohheit und Barbarei des Occidents,
deren Quelle im Judenthum liegt.
Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch.
Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.
Die christliche Moral hat ihre Vorschriften ganz auf den Menschen beschränkt,
die gesamte Tierwelt rechtlos gelassen. Man sehe nur, wie unser christliche Pöbel
gegen die Tiere verfährt, sie völlig zwecklos und lachend tötet, oder verstümmelt,
oder martert, seine Pferde im Alter bis aufs äusserste anstrengt, um das letzte Mark
aus ihren armen Knochen zu arbeiten, bis sie unter seinen Streichen erliegen. Man
möchte wahrlich sagen: die Menschen sind die Teufel der Erde und die Tiere ihre
geplagten Seelen.
Wer gegen Tiere grausam ist, kann kein guter Mensch sein.
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Singer, Isaac Bashevis (1904-1991)
jüdisch-amerik. Schriftsteller; Nobelpreis 1978.
In ihrem Verhalten gegenüber der Kreatur sind alle Menschen Nazis ...
Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka...