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Mittwoch, 22. August 2007, 18:33

Polen: Deutsche als Gastarbeiter

Zitat


Fußball-EM 2012. Vor der Fußball-Europameisterschaft 2012 wird Polen zur Großbaustelle. Weil dem Land Arbeitskräfte fehlen, helfen sogar Deutsche aus.

Noch sprießt wildes Kraut auf den brüchigen Tribünen des "Stadion zum zehnten Jahrestag" in Warschau. Rost nagt an seinen Geländern. Auf der Stadionkrone blüht der Handel mit billiger Kleidung und raubkopierten DVDs. Doch die Tage der Trödler sind gezählt. Auf Anordnung der polnischen Sportministerin müssen sie ihre Stände bis zum 15. September entfernen. Die einstige Propagandastätte soll einer Fußball-Arena neuester Bauart weichen - Kulisse für ein Spektakel, mit dem Polen sich in der Welt des Sports einen Namen machen will: In fünf Jahren will das Land hier gemeinsam mit dem Nachbarn Ukraine die Fußball-Europameisterschaft Euro 2012 eröffnen.

Wie Polen bis dahin die für eine solche Veranstaltung nötige Infrastruktur ausbauen will, ist Wirtschaftsexperten allerdings noch schleierhaft. Vier neue Stadien und die Runderneuerung von zwei weiteren Ausweich-Spielstätten fordert der europäische Fußball-Dachverband Uefa. Um für bis zu 500.000 Fans aus ganz Europa ein guter Gastgeber sein zu können, braucht Polen außerdem neue Hotels und Straßen.

Die polnische Baubranche wird die Großbauten allein kaum errichten können. In den vielerorts entstehenden Wohnsiedlungen, Einkaufszentren und Büroparks schuftet sie schon jetzt am Limit. Das größte Problem der Unternehmen ist: Sie finden nicht genug professionelle Handwerker. Es gibt sie - aber nicht mehr in Polen: Bis zu zwei Millionen junge Menschen erlagen nach dem EU-Beitritt ihres Landes vor drei Jahren der Verlockung westlicher Löhne. In England und Irland verdienen sie nun bis zu drei Mal so viel wie zu Hause.

Zu allem Überfluss behindert nun auch noch die politische Krise die Vorbereitung auf das Prestige-Ereignis. Nach monatelangen Machtkämpfen ist die Regierungskoalition zerbrochen, und Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski hat ausgerechnet die Minister für Bau, Arbeit und Inneres entlassen. Die angekündigten Neuwahlen dürften rasche Gesetze zur Hilfe für den Arbeitsmarkt verhindern.

Viele Wirtschaftszweige in Polen leiden unter der Abwanderung von Arbeitskräften ins Ausland, am härtesten getroffen hat es aber die Bauindustrie. Sie verlor Fachkräfte auch an andere Branchen im eigenen Land. Denn es ist erst ein paar Jahre her, da tendierten die Chancen, einen Job auf dem Bau zu finden, gegen null. Polens Wirtschaft lahmte, das Land schien hinter die anderen wirtschaftlich prosperierenden Staaten Ost- und Mitteleuropas zurückzufallen. Während sich die Arbeitslosenquote etwa in Tschechien und Ungarn unter zehn Prozent stabilisierte, stieg sie in Polen 2003 bis auf 19,9 Prozent.

Die Folge: Von 600.000 am Bau Beschäftigten suchten damals 300.000 das Weite. Lehrlinge bewarben sich kaum, Fachlehrer wechselten in die Industrie. Heute werden sie dringend gebraucht: In der Baubranche steigen die Löhne derzeit doppelt so schnell wie in der gesamten polnischen Wirtschaft. Die Unternehmen schlagen Alarm: "Wir müssen dringend junge Leute ausbilden, die Produktivität der Bauunternehmen erhöhen und ausländischen Fachkräften den Zugang erleichtern", sagt Jeremi Mordasewicz, Arbeitsmarktexperte von Lewiatan, dem polnischen Verband privater Arbeitgeber.


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