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Montag, 13. Februar 2012, 23:33

kein e direkt nach g und k

Hallo,

in der Polnischen Sprache steht direkt nach g und k kein e, sondern es wird ein i eingefügt z.B. z śniegiem, biegiem, przystankiem

kann mir vielleicht jemand sagen, warum dies so ist, oder kennt einen Internetlink oder ein Buch, wo eine Antwort auf diese Frage zu finden ist?

Vielen Dank für jeden Hinweis!!
Signatur von »Armin1965« Armin

2

Dienstag, 14. Februar 2012, 20:57

RE: kein e direkt nach g und k

Hallo Armin.


Ich habe mir solche Formen bisher immer mit der Palatalisierung der Konsonanten erklärt.
Ob es stimmt?


die Laute /g/ und /k/ sind so genannte Velare. Sie werden im hinteren Teil des weichen Gaumens artikuliert.
In den slavischen Sprachen kommt es bei der Deklination und Konjugation häufig zum Konsonantenwechsel. so wird heute aus kot > kocie und aus noga>nodze etc.
Diese Wechsel sind das Ergebnis von Palatalisierungen, d.h. ein Konsonant wird in seiner Aussprache verändert indem er weicher ausgesprochen wird.

dazu habe ich ein interessantes PDF gefunden.
Wiese - Palatalisierung.pdf
Das 4. Kapitel beschäftigt sich mit dem "Konsonantenwechsel bei Velarstämmen."

Das beantwortet ja noch nicht deine Frage.

Anscheinend wurden /g/ und /k/ in der Stellung vor /e/ erst später weicher gemacht.

in diesem PDF von der Uni Potsdam habe ich auf Seite 28 folgenden zeitlichen Hinweis gefunden. Thielemann -PDF

"mittelpoln. Periode (Anfang des XVI. Jhd. bis Mitte des XVIII. Jhd.):
sprachliche Entwicklungen: (...) Palatalisierung der Velare k und g vor e, ..."


Also war es wohl so, dass die Palatalisierung der Velare vor -e erst später eingetroffen ist, so dass wir heute "śniegiem" sagen und nicht śniedziem und przystankiem und nicht przystanciem oÄ. (das ist jetzt meine Interpretation)

Vielleicht haben wir hier Slavisten die das besser, ausführlicher oder ganz anders erklären können. :)

Gruß
Ola
Signatur von »Ola« Nevermore...

3

Sonntag, 19. Februar 2012, 16:02

RE: kein e direkt nach g und k

Zitat

od Armin1965

in der Polnischen Sprache steht direkt nach g und k kein e, sondern es wird ein i eingefügt z.B. z śniegiem, biegiem, przystankiem

Mit ganzem Respekt und Anerkennung für das, was meine Vorgängerin geleistet hat, möchte ich Folgendes hinzufügen: An dem, was Sie schreibt, gibt es nichts Falsches an sich, aber ich vermute, dass dem Fragenden doch um eine andere Sache geht. Auch wenn die Gründe in der Frühepoche der Entwicklung der polnischen Sprache liegen, handelt es sich hauptsächlich, meines Erachtens, um eine - für einen erst polnisch lernenden Deutschen - seltsame Schreibweise. Da fragt er: WARUM "biegiem???. Ich höre doch kein "i" !!!. Das kann er meistens in der Anfangsphase des Lernprozesses auch nicht. Er kann das weiche "k" und "g" in der gesprochenen Sprache nicht heraushören, weil die deutsche Sprache so etwas überhaupt nicht kennt, und wundert sich, wo das "i" nach dem "g" oder "k" herkommt, und noch warum ???. Ein Beispiel, welches das Problem näher erklärt, auch wenn es sich nicht direkt auf das "k" und "g" bezieht: Ein Pole möchte in Deutschland einen "Fjat" kaufen. Der deutsche Wagenhändler bieten ihm natürlich einen "F--i--at" an, weil er zwar zusammengerafft hat, was er will, obwohl das Deutsche doch kein weiches "f" kennt.
Und so kommen wir näher (so wage ich zu vermuten) der Lösung des Problems:
1) Im polnischen Alphabet gibt es, wie bekannt, Buchstaben, welche die weichen Konsonanten in der Schriftsprache wiedergeben: ć,ś,ź,ń, dź. Sie werden in solchen Silben verwendet, (auch in einsilbigen Wörtern), in welchen schon ein Konsonant davorsteht (egal ob weich oder hart) oder am Ende einer Silbe bzw. eines Wortes. Beispiele: widać, pojechać, ćmić, ćwikła, poćwiartować, byłaś, mogłeś, śmietana, ślimak, śnieg, pomyślność, źle, źrebię, złaź, kniaź, dźgać, dźwigać, miedź, gołoledź, słoń, końcówka.
2) Ist der Konsonant weich und steht in der Silbe ein silbenbindender Vokal außer "i"davor, so setzt man ein "i" dazwischen, welches die Palatalisierung des Konsonanten signalisiert. Das wird verständlicher, wenn wir je zwei ähnlich klingende Worter nebeneinander stellen: pasek - piasek, wara - wiara, mała - miała. Ist der Konsonant weich und steht in der Silbe ein silbenbindendes "i", wird es nicht verdoppelt, sondern übernimmt zwei Funktionen zugleich: pisk - pysk, pił - pył, widać - wydać.
3) Es gibt auch das "i", welches oft in Fremdwörtern grundsätzlich ein Teil eines Diphthongs ist, was das Polnische nun wieder nicht so gerne duldet, z.B partia, awaria, diaspora. Der davor stehende Konsonant wird kaum eingeweicht und das "i" wird als der weiche Konsonant "j" ausgesprochen, also partja, awarja, djaspora. Damals ging manchmal die Missachtung gegenüber Wörter, die keine typisch polnische Phonetik aufwiesen, noch weiter. Entweder war ein Vokal, der einen Diphthong mitbildete in einen Konsonanten umgewandelt (so was geschah z.B mit dem Vornamen Paulus, der gegenwärtig die Form Paweł hat) oder war er durch einen anderen ersetzt, welcher der Aussprachegewöhntheiten näher lag, wie z.B der Vorname Maria, der in den kirchlichen Liedern und Gebeten bis heute in der Form Maryja vorkommt.

Und noch etwas: In der polnischen Sprache gibt es wohl das "e" nach g" und "k". Das sind zwar ausschließlich Lehnwörter und eine andere Aussprache als wie es geschrieben wird (dh. gjenerał, gjeografia), gilt heutzutage eigentlich als eine Randerscheinung.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Aspekt« (19. Februar 2012, 16:05)


4

Dienstag, 28. Februar 2012, 20:41

RE: kein e direkt nach g und k

Hallo Ola,

vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort und auch den Link - da hast Du mir genau die Informationen geliefert, nach denen ich gesucht habe. Ich wünsche noch einen schönen Abend und sende viele liebe Grüße aus Brühl!

PS: Ich war für eine Woche in Lublin - daher meine Antwort erst heute
Signatur von »Armin1965« Armin

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Armin1965« (28. Februar 2012, 20:42)


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