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Dienstag, 4. September 2007, 08:27

Breslau versprüht Lebensfreude

Zitat


Die niederschlesische Metropole bewirbt sich für die Durchführung der Expo 2012

Breslau liegt weit weg von der polnischen Hauptstadt Warschau und nahe dem Riesengebirge. Doch die viertgrösste Stadt des Landes hat sich in den vergangenen Jahren zum überregionalen Wirtschaftszentrum im Dreiländereck Polen, Deutschland, Tschechien emporgearbeitet.

Die Region um Breslau, das heute Wroclaw heisst, steht mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 15 Prozent in der Spitzengruppe des Landes. Zahlreiche ausländische Investoren haben sich in Breslau niedergelassen; über 3000 Unternehmen mit ausländischen Anteilen sind heute in der Region tätig. Die Stadt wird zunehmend zu einem Hochtechnologiezentrum. «Breslau boomt wirklich», strahlt Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz im Gespräch. In perfektem Deutsch erläutert er, seit 2005 seien in Breslau dank je 50 Prozent lokalen und ausländischen Investitionen 125 000 Arbeitsplätze entstanden; für das laufende Jahr plane die Stadtverwaltung Investitionen von einer Milliarde Euro. Die Arbeitslosigkeit liegt denn auch knapp unter acht Prozent, halb so viel wie landesweit. Eine Million Touristen besuchten 2005 die Stadt an der Oder; ihre Behörden veranschlagen die jährliche Zunahme der Touristen auf 20 Prozent.

Frisches Thema

Und jetzt bewirbt sich Breslau enthusiastisch für die Durchführung der Expo 2012. Aber nicht etwa mit einem Thema aus der Wirtschafts- oder IT-Welt, sondern mit einem Gesellschaftsthema: "Freizeitkultur in den Ländern der Weltwirtschaft". Dieses Thema sei "frisch, fröhlich und fundamental", sagt Igor Chilimonczyk, Projektmanager in der Abteilung für Auslandbeziehungen der Stadtverwaltung. In einer offiziellen Werbebroschüre heisst es, die Expo stelle "die einmalige Chance für Menschen aus der ganzen Welt dar, die Jugendlichkeit und Vitalität des <Neuen Europa> kennen zu lernen".

Jung und hochmotiviert

Stimmt, schon auf den ersten Blick fällt auf: Breslaus Bewohner sind jung und lebensfroh, interessiert und lernbegierig (das Durchschnittsalter liegt unter 30), und die Stadt lässt den Besucher auf Schritt und Tritt eine Atmosphäre von Weltoffenheit und Toleranz spüren. Bewusst gefördert wird dieses Klima durch eine Equipe junger, gut ausgebildeter und hochmotivierter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um Bürgermeister Dutkiewicz.

2012 - in jenem Jahr findet auch die Fussball-EM just in Polen und in der Ukraine statt. Auch in Breslau wird gespielt werden - ist die Bewerbung um die Expo da nicht ein Nachteil? Igor Chilimonczyk meint, das Gegenteil sei wahr: Die Durchführung beider Veranstaltungen erlaube es, Synergien zu nutzen, vor allem die Infrastruktur könne beiden Anlässen dienen. Wegen der Fussball-EM dürften etwa 300 000 Touristen zusätzlich in die Stadt kommen, für die Expo wird mit 4,5 Millionen Besuchern gerechnet.

Das vorgesehene Ausstellungsgelände befindet sich einige Kilometer südlich der historischen Altstadt, dem Rynek (Ring) rund um das Rathaus. Da die Expo 2012 ein nationales Projekt ist, wird der polnische Staat 60 Prozent der Kosten (und des Defizits) übernehmen; der Rest soll sich auf die Stadtverwaltung und private Investoren verteilen. Lohnt sich angesichts der vielen Vergnügungsmöglichkeiten für die Menschen, vor allem in Westeuropa, und angesichts von Flops früherer Weltausstellungen (z. B. Hannover 2000) überhaupt eine solche Expo? Und warum sollte gerade Breslau das Risiko auf sich nehmen? Wir fragten Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz und merkten rasch: Er sieht keinen Grund für Zweifel. &laquo;Breslau braucht die Expo 2012, um sich entwickeln zu können und seine internationalen Kontakte zu festigen und auszubauen.&raquo; Kurzfristig entstünden dank der Weltausstellung 40 000 Arbeitsplätze in der Stadt; etwa 3000 würden dauerhaft bleiben.

Zweites Zentrum für die Stadt

Dutkiewicz erläutert weiter, bisher habe Breslau nur ein Zentrum, den Rynek; Urbanisten verträten aber die Ansicht, es brauche zur weitern Entwicklung der Stadt ein zweites Zentrum - die Expo könnte dieses schaffen: Das Ausstellungsgelände soll in ein 124 Hektaren grosses Projekt für ein neues Wohn-, Geschäfts-, Universitäts- und Unterhaltungsviertel eingebettet werden.

Künftiger Staatschef?

Der 48-jährige, parteilose Rafal Dutkiewicz ist ein Glücksfall für Breslau. Seit 2002 ist er Stadtpräsident (der erste, der direkt vom Volk gewählt wurde), vergangenes Jahr wurde er mit 85 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Seine Ziele, so sagt er, seien &laquo;Energie und Optimismus zu verkaufen&raquo;, das heisst auf guter Ausbildung basierende und gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, die Lebensqualität erhöhen, Kultur und sinnvolle Vergnügungsmöglichkeiten fördern. Bereits sind ein riesiger Aquapark und ein Kletterpark im Bau.

Dutkiewicz unterscheidet sich durch seinen Pragmatismus, seine Unaufgeregtheit, durch seine Souveränität gegenüber den deutschen Nachbarn und sein modernes Denken wohltuend von den in Warschau regierenden Kaczynski-Zwillingen. Von polnischen Kommentatoren wird er deshalb immer häufiger als künftiger Staatschef genannt. Dutkiewicz winkt ab: &laquo;Wenn ich mich für Polen interessiere, habe ich weniger Zeit für Breslau. Für die nächsten drei Jahre bin ich zu 120 Prozent für Breslau da.&raquo; Sagt's, steht auf und lächelt: Jetzt könne er "die Amerikaner" vor seiner Bürotür nicht mehr länger warten lassen. Neue Investoren waren es.

Breslau ist herausragendes Beispiel für das aufstrebende und optimistische Polen, das mitten in Europa handeln will. Und so ist der Stadt auch eine erfolgreiche Expo 2012 zu wünschen.


Quelle >>>

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