Original von Diabel
Großbritannien, Frankreich, Polen und Tschechien dringen darauf, die Atomkraft auszubauen und wollen diese ähnlich wie erneuerbare Energien subventionsfähig machen.
Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie Du Dich mit Deinen Beiträgen nach wie vor regelmässig ins eigene Knie schießst.
Du kritisierst auf der einen Seite die "Ökomafia" mit ihren unerhörten Subventionen, die Deiner Ansicht nach "jegliche Wirtschaft und Innovation zerstören", andererseits führst Du aber in zitierten Beiträgen (wie jetzt den Beitrag der Süddeutschen) geforderte staatlichen Subventionen der AKW-Lobby an.
Wie geht das Deiner Meinung nach zusammen?
Mal ganz abgesehen davon, dass - wie ja auch schon mehrfach erwähnt - diese Lobby in den vergangenen zig Jahren bereits horrende Subventionsgelder in Milliardenhöhe kassiert hat, nach Expertenschätzungen über 100 Milliarden.
Und wie diese Lobby tickt, kann man hier sehr schön sehen: Der Vorstandschef der EnBW, Hans-Peter Villis, hat gerade wieder darauf verwiesen, dass sich der Strompreis am Markt bildet und die
Stromwirtschaft nicht bereit ist, zusätzliche Gewinne aus längeren Laufzeiten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Verfügung zu stellen
oder die Strompreise zu senken. Somit ist auch gut verständlich, warum der Strompreis in den letzten Jahren um 50% gestiegen ist. Obwohl die Stromsteuer nicht erhöht wurde und auch die Konzessionsgebühren gleich blieben.
Was mich bei dieser Debatte allerdings am meisten stört, ist die immer wiederkehrende Rede der angeblichen Kosten durch die "Erneuerbaren Energien".
Forsmark, Brunsbüttel, Krümmel, Tricastin - immer wieder gibt es gefährliche Zwischenfälle und Unfälle. Hinzu kommt die Tatsache, dass die bestehenden AKW mit jedem Jahr älter werden. Dadurch erhöhen sich die Sicherheitsrisiken. Und es existieren weitere Gefahren - Brunsbüttel etwa, ist noch nicht einmal gegen den Absturz eines kleinen Flugzeuges gesichert. Von anderen Gefahren erst gar nicht zu reden....
http://www.tschernobyl.de/?p=862
http://www.tschernobyl.de/?p=892
http://www.tschernobyl.de/?p=849
Die Tschernobyl-Katastrophe hat weite Teile Weißrusslands unbewohnbar gemacht und verursacht bei tausenden Menschen Krebs.
Zwölf Kilometer vom Reaktor entfernt liegt etwa die Dneprower Bucht, einst größter Hafen der Region. Eine ganze Flotte an Binnenschiffen wurde damals bei den Aufräumarbeiten nach dem Unglück eingesetzt. Das Metall ist stark radioaktiv verseucht. Doch wie der strahlende Schrott entsorgt werden kann, dafür gibt es bis heute keine Lösung.
Und auch der Schutzmantel des Unglücksreaktors bereitet den Behörden Sorgen. Die Hülle ist marode, vor zwei Jahren wäre sie beinahe eingestürzt.
Nun soll es ja eine neue Schutzhülle richten. Umgerechnet 500 Millionen Dollar wird die Stahlbetonhaube kosten, finanziert zum Großteil von der Europäischen Union. Hundert Jahre Sicherheit versprechen die Planer. Allerdings wird hierbei vor einem grundlegenden Mißverständnis gewarnt. So sagte denn auch Igor Gramotkin, Generaldirketor der strahlenden Ruine in einem Spiegel-Interview: "Selbst wenn die neue Abdeckung für den zerstörten vierten Reaktor gebaut wird, ist das Problem noch lange nicht gelöst. Es kommen noch schwerere Zeiten auf uns zu." Und weiter: "Wir haben Angst davor, dass die ganze Welt glaubt: Eine neue Abdeckung wird gebaut, und die Gefahr ist damit gebannt. Das ist eine Lüge". Die Wahrheit sei eine andere: "Der harte Kampf um die Sicherung des Reaktors wird bestimmt noch 30 bis 50 Jahre dauern."
Ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgen:
http://www.ippnw.de/atomenergie/atom-ges…d-genetisc.html
http://www.drk.de/weltweit/europa/ukrain…obyl-opfer.html
Und da Du ja immer die Kosten anführst: Das sowjetische Finanzministerium schätzte damals die direkten Kosten 1986 bis 1989 auf über 9,2 Milliarden Rubel (ca. 12,6 Milliarden Dollar), wobei besonders Land- und Fortswirtschaft betroffen waren und auch heute noch sind.
Ähnliches wird in naher Zukunft auch in Fukushima passieren. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Fukushima und Tschernobyl sind weit weg? Mitnichten! Von der damaligen Katastrophe in Tschernobyl waren und sind bis heute über 600 Millionen Menschen in ganz Europa gesundheitlich betroffen.
Kann man z.B. hier sehen:
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-13191.html
Und die Politik? Eine "herrliche" Aussage dazu kam seinerzeit von einem Mann namens Franz Josef Strauss, seinerzeit ja bayerischer Ministerpräsident, dem auf einer Kundgebung wegen etlicher Buhrufe (zu seinen Aussagen zur Kernenergie) aus dem Publikum der Kragen platzte. Als es ihm zu dumm wurde schrie er die Menge an: "Haltet bloß euer Maul, ihr seid doch die apokalyptischen Narren eurer eigenen Dummheit."
Wie ignorant die Menschen beim Thema der Kernenergie damals waren, und auch heute vielfach noch sind, sieht man ebenfalls sehr schön an diesem Beispiel:
Eine Mutter, die damals ihren Jungen aus der Schule abholte, ihr Kind weinend vor dem Schulkeingang fand und ihn fragte, was er denn hätte, erhielt die Antwort: "Ich kann nicht nach Hause, der Regen ist doch vergiftet!". Darauf die Mutter: "Was hast du bloß? Das ist alles nicht wahr, man sieht doch gar nichts." Sie meinte das völlig ernst. Es klang ganz danach, als habe sie sich einfach geweigert, die Gefahr zu begreifen.
Angesichts all dieser Fakten nach wie vor die Kernenergie zu favorisieren, ist schlichtweg grotesk, ignorant und dumm.
Aber was lehrt uns die Geschichte? Dass uns die Geschichte nichts lehrt!