Radtour Ahlbeck-Gdansk-Ventspills
III. Teil Braniewo/Polen - Kaliningrad/Russland - Nida/Litauen
...ist zwar die Rubrik "Urlaub in Polen", doch ich hoffe, dass ich den Bericht Länderübergreifend beenden darf...
Samstag, 09.06.07 Braniewo - Kaliningrad 69 km
Hurra, heute fahren wir nach Russland! Der Tag war wieder mal sehr sonnig. Um 09:15 Uhr ging es los. Unsere letzten Złoty gaben wir im Supermarkt aus. Nach 8 km erreichten wir den Grenzübergang. Wir fuhren an der Fahrzeugschlange vorbei bis zum ersten Schlagbaum. Nun waren wir ganz aufgeregt, ob man uns mit Rädern einreisen lässt, da dieser Grenzübergang offiziell nicht mit Rädern passiert werden darf. Eine russische Frau fragte uns auch gleich, ob wir ein Visum für Russland hätten und dass sie nicht glaubt, dass wir mit den Rädern einreisen dürfen. Das nennt man"Mut machen". Aber für den Fall der Fälle, bot sie uns an, dass wir im Bus über die Grenze mitfahren könnten. Für uns öffnete sich der Schlagbaum wenig später, Pass vorzeigen, alles o.k. und schon verließen wir Polen.Polen hat uns positiv überrascht. Alle bösen Vorurteile von Freunden und Bekannten sind nicht eingetreten. Wir wurden nicht schief angeschaut, mit anderen Worten, wir fühlten uns sehr wohl in Polen.
Auf der russischen Seite war man uns gegenüber freundlich, aber sehr bestimmt. Wir mussten 2 Zettel ausfüllen. Diese Zettel nahmen wir mit zur Passkontrolle. Nach kurzer Überprüfung unseres Passes und dem russischen Visum, bekamen wir einen Einreisestempel. Weiterhin wurde uns ein Zettel mit Stempel in den Pass getackert, den wir bei der Ausreise abgeben sollten. Jetzt waren wir in Russland. Was würde uns hier wohl erwarten?
Die erste Amtshandlung war, dass wir die Uhr um eine Stunde vorstellen mussten.
In der ersten Stadt - Marmonovo- machten wir Pause. Dort sahen wir eine Hochzeitsgesellschaft. Am liebsten hätten wir gratuliert, aber die Gastfreundschaft hätte uns bestimmt einen Tag Kater-Beschwerden beschert. Also konzentrierten wir uns auf unser Ziel - Kaliningrad.
Weiter ging es auf der noch wenig befahrenen und gut asphaltierten A 194 in Richtung Kaliningrad. Ich versuchte mehrmals Sergej (von unserer gebuchten Pension) anzurufen, aber leider ohne Verbindung oder besetzt.
In Ladushkin machten wir ebenfalls Pause und wollten am Automaten Rubel ziehen. In einem "Magasin" fragte ich: "Giedje bankomat?"; Mit vielen russischen Worten, gaben sie mir zu verstehen, dass sie mich nicht verstehen: "Niej Panimaju!". Ich gab jedoch nicht so schnell auf. So zeigte ich den freundlichen Verkäuferinnen auf das Bild eines Bankautomaten (aus dem Buch: Langenscheidt "Ohne Wörter-Buch") - sieht international aus. Gleich sagten beide: "Ahh , bankomat!!"
Auf Papier beschrieben sie mir den Weg zum Bankautomaten. Dort angekommen sagte man uns: "Bankomat nijet rabotajet". Toll, nun hatten wir immer noch keine Rubel. Neben dem "Magasin" befand sich auch eine Bar / Café, wo Bauarbeiter ihre wohlverdiente Mittagspause, bei Wodka und Fisch machten. Im Café gab ich der Frau zu verstehen, dass wir keine Rubel hätten, sondern nur Euro und fragte, ob wir Kaffee bekommen könnten. Sie gab mir zu verstehen, dass sie keine Rubel annehmen kann, uns aber ohne Bezahlung Kaffee geben würde. Uns reichte aber schon heißes Wasser , da wir Kaffeepulver dabei hatten und so zeigte ich auf den Wasserkocher und unseren Kaffeepulver. Die Frau sagte"Dawei, Dawei!!". Ich schenkte ihr noch einen Kugelschreiber und wir waren alle glücklich. Nach der Pause sind wir weiter in Richtung Kaliningrad geradelt. Der Verkehr wurde lebhafter und kurz vor der Stadt badeten wir noch in einer Kiesgrube .... welch eine Wohltat bei der Wärme. Bei dem dichten Verkehrsaufkommen, hieß es wieder dicht zusammenbleiben und Konzentration. Auf der Straße war ein riesiges Loch und ich rief: "Loch". Dreimal hörte ich die Wiederholung der Warnung von Stefan, Simone und Matthias, der letzte im Bunde...Mario fuhr durch das Loch, dass es nur so krachte. Zum Glück ist Mario und seinem Rad (Marke "Mifa" aus dem Baumarkt) nichts passiert. Nur seine Radtasche fiel auf die Straße. Ein Bus bremste scharf und hielt vor der Tasche. Es ensatnd gleich ein kleiner Stau. Mario konnte seine Radtasche retten. Stefan, unser Mechaniker, hatte genug Kabelbinder dabei, um die Tasche wieder am Rad zu fixieren.
In Kaliningrad angekommen, mussten wir nur noch die
Pawlover Uliza finden. Wir entschieden uns, einen Taxifahrer zu fragen. Am Straßenrand fanden wir auch gleich einen Taxifahrer. Er zeigte uns nach längerem Suchen auf seiner Straßenkarte, die
Pawlover Uliza, welche im Norden der Stadt sein sollte und wir waren gerade mal im Süden. Ich fragte ihn, ob er uns dorthin führen könnte. Für 250 Rubel (sind etwa 8 Euro) wollte er es machen. Er gab uns zu verstehen, dass er nicht ständig langsam vor uns herfahren kann, sondern er würde uns immer kurze Abschnitte zeigen, die wir befahren und dort wartet er oder kommt hinzu, wenn wir schon da sind. Auf den Taxifahrer war Verlass. Ich denke mal, er staunte nicht schlecht über unsere Fahrkünste auf, zum Teil abenteuerlichen Straßenabschnitten (Kopfsteinpflaster, Gully Deckel ohne Metallring, also tiefer liegend und richtig tiefe Löcher), und über unsere Disziplin. Auch hier verhielten wir uns, wie in Gdańsk und kamen gut voran.Auch eine Vierspurige Straße meisterten wir routiniert. Eine rote Ampel zeigte am Display an, dass es noch 17 Sekunden dauert, bis es grün wird. Just in diesem Moment sprang Simone die Kette runter. Wir hielten Simone ihr Rad hinten hoch und Stefan fädelte die Kette wieder ein. Etwas chaotischer ging es über die Kreuzung, ein Bus kam mir gefährlich nahe, aber ich fand Schutz neben einen Kleinlaster. Später wäre beinahe ein Besoffener in Simones Rad gestürzt und ein kleiner Hunde, so groß wie eine Ratte, rannte Stefan kläffend hinterher. Das sah lustig aus und der Hund hatte richtig Ausdauer.
Aber irgendwann blieb der Hund, ich nenne ihn mal Hasso, entmutigt stehen und musste sich übergeben. Nach langem Suchen und durstigen Kehlen kamen wir endlich in der
Pawlover Uliza, bei der Pension "Klaudia" an. Dort wurden wir herzlich von der Familie Tschunosow empfangen. Wir erfuhren auch, dass es hier zwei "Pawlover Uliza" gab. Alexander, der Inhaber, spricht gut Deutsch und seine Frau Klaudia konnte auch einige Brocken deutsch. Die Verständigung klappte also gut. Hinter dem Haus war ein schöner Garten und im Schatten tranken wir unser erstes russisches Bier ... ahh, das war ein Genuss. Unsere Wäsche konnten wir dort auch waschen. Klaudia hat uns ein richtig tolles Abendmenü gekocht. Das schmeckte wirklich lecker. Sergej, der Sohn, fuhr mich durch die schöne Stadt, erzählte viele interessante Dinge (er kann auch gut deutsch) und zeigte mir einen funktionierenden Bankautomaten. Endlich Rubel!!!
Am Abend fuhr uns noch Alexander in die Stadt, wo wir planlos herumliefen und noch was tranken. Um 23:00 Uhr holte uns Alexander wieder pünktlich ab. Geschafft fielen wir in die Betten. Mücken gab es dort leider reichlich.
Sonntag, 10.06.07 Kaliningrad - Nida (Litauen) 92 km
Heute hieß es schon wieder Abschied nehmen. Leider haben wir nicht viel von Kaliningrad gesehen. Wir hatten uns keinen Zeitpuffer zum längeren Verweilen eingebaut. Das mache ich auf den zukünftigen Radtouren anders. Alexander zeigte uns eine Abkürzung zur Schnellstraße nach Zelenogradsk. Auf der Straße fuhren viele Autos in Richtung Meer zum Erholen. Für uns waren die 25 km keine Erholung, weil wir ständig aufpassen mussten. In Russland fährt man doch etwas aggressiver, als in Polen und man ließ uns sehr oft spüren, dass wir armselige kleine Radfahrer waren. In Zelenogradsk kauften wir in einem Supermarkt Lebensmittel. Dort gab es ein reichhaltiges Angebot und wir deckten uns für die kommenden Kilometer ein. Auf der Zufahrt zur insgesamt 100 km langen Kurischen Nehrung war Stau. Dochls Radfahrer kann man bequem an den Blechkisten vorebi fahren. Maut mußten wir nicht bezahlen. Das soll so eineArt Umweltmaut sein. Endlich waren wir auf der Nehrung. Man sieht aber nur Wald und eine kerzengerade Straße. Von der Ostsee oder vom Haff war nichts zu sehen. Nach einigen öden Kilometern, fanden wir einen Zugang zur Ostsee und legten dort für eine Stunde Bade-Stopp ein. Bis auf einige wenige Russen, gehörte der Strand uns. Hier war es sehr wunderschön. Blauer Himmel und Meer, weißer Strand und der Kiefernwald ergaben einen schönen Kontrast.
Weiter ging es auf der Nehrung. In
Rybací machten wir noch eine Pause und vertranken unseren letzten Rubel.
Nach weiteren 15 km erreichten wir die russisch- litauische Grenze. Ganz stolz konnten wir nun behaupten, dass wir Russland mit dem Rad, an nur einem Tag durchfahren haben. Mir hat es in Russland gut gefallen und ich werde bestimmt noch mal dorthin fahren und mir mehr Zeit nehmen. Die Abfertigung an der Grenze war problemlos.
Nida ist Touristenort.Man merkt es an den vielen Hotels,en schicken Häusern und den feinen Restaurants d auch an den Preisen. Aber es ist hier traumhaft schön. Direkt am Haff gelegen und südlich die riesige Sanddüne. Nach einem Spaziergang am Haff fanden wir ein schönes Restaurant mit Freisitz, Blick auf das Haff und der Höchsten Sanddüne Europas. . Im Restaurant unterhielten wir uns noch mit einem deutschen Ehepaar, die mit dem Wohnmobil aus Richtung Riga kamen und uns vieleTipps geben konnten. Am späten Abend ging es zurück ins Hotel.
...ein paar Teile werden noch folgen...