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Freitag, 21. September 2007, 15:18

Verlorene Polen

Zitat


Mehr als eine Million Menschen haben das Land in den vergangenen drei Jahren verlassen. Nun will Polen die Polen zurücklocken. Premier Kaczynski ruft im EU-Ausland lebende Bürger zur Rückkehr auf.

Es ist erst ein paar Wochen her, dass Polens Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski täglich neben einem wilden Campingplatz arbeiten musste. Hunderte Ärzte und Krankenschwestern hatten in Warschau ihre Zelte aufgeschlagen, um für eine Aufstockung ihres kärglichen Gehalts und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Schön war das sicher nicht für den Premier, aber immerhin, so mag er sich gedacht haben, sind überhaupt noch welche da, die protestieren können. Der Aderlass der vergangenen Jahre hat Polen mächtig getroffen, nicht nur bei den Medizinern und Pflegern, auch bei den Handwerkern und Ingenieuren. Mindestens 1,2 Millionen Menschen haben das Land seit dem EU-Beitritt vor drei Jahren verlassen. Nun aber will Polen die Polen zurücklocken.

"Wir müssen die Mehrzahl der Leute davon überzeugen, dass ihr Platz in Polen ist", sagte Präsident Lech Kaczynski und kündigte eine umfassende Werbekampagne für seine Heimat an. Arbeitsministerin Joanna Kluzik-Rostkowska erklärte, sie wolle unter anderem Stellenbörsen im Ausland einrichten, auf denen für heimische Arbeitsplätze geworben wird.

Polnische Schulen sollen zudem die Rückkehrschwelle für all jene senken, die in EU-Ländern wie Großbritannien - wohin allein mehrere hunderttausend Polen ausgewandert sind - eine Familie mit Kindern gegründet haben.

"So viele wie möglich zurückgewinnen"

Die polnische Regierung stützt sich in ihrer Hoffnung auf britische Studien, wonach 20 Prozent der Emigranten zurückkehren wollen und 60 Prozent zögern. "Von diesen 60 Prozent müssen wir so viele wie möglich zurückgewinnen", sagte Kaczynski, dessen Kampagne gleich mehreren Zwecken dienen könnte: den Mangel an Fachkräften in Polen zu beheben - und nebenher seinem Bruder Jaroslaw im Wahlkampf einen kleinen patriotischen Gefallen zu tun.

Mit dem Problem der Auswanderung nach Westen haben nahezu alle osteuropäischen Staaten seit Jahren zu kämpfen, immerhin: Allmählich festigt sich auch ein Rückreise-Verkehr, nicht nur nach Polen. Rumäniens Präsident Traian Basescu bestätigte im Gespräch mit ausländischen Journalisten, dass zwar gut drei Millionen Rumänen im Ausland lebten, "immer mehr Arbeitskräfte aber kommen wieder her, sogar hochqualifizierte aus der Hochtechnologie-Branche".

Vor allem das prosperierende Siebenbürgen profitiert von Rückkehrern, die in ihrer Heimat Geschäfte machen wollen, investieren, Arbeitsplätze schaffen.

Üppig ist der Strom in die Heimatstaaten freilich noch nicht, die meisten Länder Osteuropas aber können inzwischen mit stabilen und mehr als fünfprozentigen Wachstumsraten werben, mit neuen Arbeitsplätzen, höheren Löhnen und einem insgesamt deutlich besseren Lebensstandard.

Eli Lilles, Sprecherin des estnischen Sozialministeriums, sagt, "wenn die Kluft zwischen den Löhnen im westlichen Ausland nicht mehr groß ist, fällt ein wesentliches Motiv zur Auswanderung weg, gewinnen Familie und Heimat wieder an Bedeutung". Viele Esten sind vor allem nach Finnland gezogen, "aber ich kenne viele Busfahrer, die nun wieder hier sind", sagt Martin Jasko, Sprecher des Ministerpräsidenten.

Mit steigendem Wohlstand versuchen auch ölreiche Staaten wie Kasachstan und Russland ihre Auswanderer zurückzulocken, um das Wachstum zu sichern und gefährliche demographische Lücken zu schließen. Moskau will dafür nun sogar gezielt Russlanddeutsche umgarnen - mit einem 80 Millionen Euro teuren Sozialprogramm.



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