Ich freue mich, dass in Polen so viele Leute auf die Straße gehen um gegen die neuen Abtreibungsgesetze zu demonstrieren.
Einer Frau sollte das Wahlrecht bleiben, ob sie abtreiben will oder nicht. Ich kenne KEINE Frau, die sich diese Entscheidung leicht macht, bzw. gemacht hat. Oft auch nach einer Abtreibung sind sie mit vielen Gedanken bei dem ungeboren Kind.
Polnische Abtreibungsgesetze sind schon die schärfsten in Europa. Die polnische, von konservativen Männern geprägte Kirche und Politiker, wollen eine Verschärfung des Abtreibungsgesetztes. Die Männer der Kirche werden nie ein behindertes Kind großziehen müssen. Die Leute in der Politik werden sicher so viel Geld haben, dass sie sich so viel externe Hilfe einkaufen können, wie sie brauchen.
Normale Familien mit behinderten Kindern müssen für jeden Zuschuss und jede Hilfe betteln gehen und sich selbst schlau machen, wie sie Entlastung im schweren Alltag erhalten.
Bei mir in der weitläufigen Familie gibt es so einen Fall. Das Kind kann nicht sprechen, nicht selbst essen, nicht laufen. Es wurde mit gleich mehreren Behinderungen geboren. Was das Kind bis heute von seiner Umgebung wirklich mitbekommt, weiß keiner. Für weitere Kinder war in der Familie kein Platz mehr, da das behinderte Kind Tag und Nacht Pflege braucht (Umlegen, alle 3 Stunden Lunge absaugen usw.). Die Eltern haben sich neben ihren Berufen in der Pflege abgewechselt. Heute ist das "Kind" erwachsen und die Pflege eine echte Herausforderung auch durch das Gewicht. Eine Einrichtung für die Pflege - auch für Kurzzeit - findet sich nicht. Einmal war der Pflegebedürftige für 3 Wochen in einer Einrichtung und kam mit Dekubitus und wundgelegen zurück in die Familie. 3 Wochen Urlaub in 45 Jahren! In einer Pflegeeinrichtung wäre dieses Kind schon längst gestorben. Was passiert mit so einem schwerst-Pflegefall, wenn die einzigen Bezugspersonen - die Eltern irgendwann wegsterben?
Die Entscheidung, ein schwer behindertes Kind abzutreiben oder nicht, sollte in den Händen der Familien / Frauen bleiben. Wer sich entscheidet, ein schwer behindertes Kind zur Welt zu bringen, trifft diese Entscheidung bewußt und auch mit der Gewissheit, dass diese Mamut-Lebensaufgabe zu leisten ist, bzw. die Familie und die Frauen dazu bereit sind, diese zu leisten.
Gerade die konservativen Männer der Kirche (Pfarrer, Bischhöfe, Kardinäle usw.) - die im Zölibat leben - haben keine Ahnung, wovon sie in diesem Fall sprechen. Diese Leute werden nie ein schwer behindertes Kind groß ziehen, oder mit der Entscheidung einer Abtreibung leben müssen, die immer Narben in der Seele einer Frau hinterlässt.
Ihr Frauen und Familien, geht auf die Straße und lasst euch nicht vorschreiben, wie ihr zu leben habt! Es ist euer Leben! Verteidigt eure bisher schwer errungenen Freiheiten und lasst sie euch durch die Politik und Kirche nicht wieder nehmen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Heidi« (24. März 2018, 08:47)