Da treffe ich gestern einen jungen Mann. Ausländer. Flüchtling. Asylbewerber.
Ein netter Kerl, denke ich mir, der sich bemüht und sich mit mir in gebrochenem Deutsch, in gebrochenem Englisch unterhalten will. Und mich fragt, was denn die G20-Krawalle bedeuten. Was denn überhaupt dieses G20 wäre.
Nicht ganz leicht zu erklären, da meine Englischkenntnisse nicht gerade dazu geeignet sind, solch komplexe Sachverhalte einigermaßen einfach zu erklären.
Dann fängt er an zu erzählen. Er komme aus Bangladesch, erzählt er. Beide Elternteile leben nicht mehr. Mutter bei der Geburt gestorben, Vater wurde wohl erschossen. Nichts Genaues weiß man nicht. Wird vom Onkel adoptiert, der ihn dann in eine Art Internat steckt. Dort wird er auf das Schlimmste misshandelt (weitere Infos erspare ich uns mal). Er flieht. In einem Alter, in dem andere noch zur Schule gehen. Und flieht. Und flieht. Immer weiter. Von Bangladesch über Pakistan, über Iran und Irak bis nach Syrien. Dann über die Türkei nach Italien, anschließend nach Spanien und von dort über Frankreich letztlich nach Deutschland.
Die gesamte Zeit auf der Flucht. Seit seinem 15. Lebensjahr. 11 lange, einsame Jahre. Allein. Ohne Eltern. Ohne Familienangehörige. Immer auf der Suche nach Unterkunft und Verpflegung, nach irgendwelchen Tagelöhner-Jobs.
Nun ist er endlich in Deutschland. Hier herrschen Ruhe und Frieden. Und wundert sich über die Krawalle in Hamburg.
Tja, so verrückt ist die Welt. Da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Ich habe Hochachtung vor diesem jungen Mann. Vor seiner Geschichte. Und wünsche ihm, dass sein Asylverfahren positiv endet.