
Die Tage und Wochen vergehen. Das Wetter bleibt sehr wechselhaft und worüber alle schimpfen, den Sommer, der in das Wasser zu fallen scheint, hält mich häufiger als sonst zu Hause und gibt mir viele Möglichkeiten, doch vielleicht noch etwas von dieser ungewohnten polnischen Grammatik zu verstehen.
Dennoch hatte in den vergangenen Wochen bei mir die deutsche Sprache zeitlich dominiert. Über dieses Portal hatte ich vor einem Jahr eine junge Frau kennen gelernt, die deutsch lernt. Wir können uns also gegenseitig "ein Lehrer" sein. Vorerst war ich aber "mehr Lehrer", denn sie bereitete sich auf die B2-Prüfung vor - und hat sie inzwischen auch bestanden. Die Arbeit dazu hat sie vor allem selbst geleistet, aber ich glaube schon, dass ich ihr mit unseren Gesprächen über Skype etwas Sicherheit im Gebrauch der deutschen Sprache vermitteln konnte. So habe ich vermutlich einen kleinen Beitrag zu ihrem Erfolg leisten dürfen. Selbstverständlich habe ich in diesen Wochen auch selbst bemüht, Polnisch zu lernen. Zugleich hat es keinesfalls geschadet, dass ich mich in diesen Wochen wieder einmal gründlicher mit meiner deutschen Sprache beschäftigen musste. Es sind zwei völlig verschiedenen Dinge, deutsch zu sprechen, oder auch erklären zu können, warum man so und nicht anders spricht.
Zugleich stellen sich wieder konkrete Fragen und Erinnerungen ein, die mit meiner Vorbereitung auf die nächste Reise nach Polen zusammenhängen. Vor allem wächst dabei die Spannung, zu erfahren, wie es denn nun wirklich in Polen ist. In den vergangenen Wochen ist immer wieder klar geworden, dass es im Leben der Menschen sehr viele Ähnlichkeiten zwischen Deutschland und Polen gibt. So steht ja in beiden Ländern auch einmal eine Kohlroulade auf der Speisekarte - was man dann zu essen bekommt, das ist doch etwas verschieden. Auch an den Kaffee in Polen werden wir uns vermutlich erst wieder gewöhnen müssen. Bei diesen Gedanken erinnere ich mich auch wieder an Begebenheiten, die mich damals in Polen überrascht hatten. Dazu gehört auch, zum Beispiel, der Service an den Tankstellen in Polen. Vor einigen Jahren bin ich einmal allein (und ohne weitere Begleitung) mit dem Auto zu einer Konferenz nach Krakau gefahren. Während dieser Reise hatte ich mein Auto nicht ein einziges Mal selbst betankt. Immer war jemand zur Stelle, der dies für mich erledigte. "Ja, aber", mag man sagen, "das ist doch das Wenigste, vor allem dann wenn da jemand an der Tanksäule steht, der einseitig beinamputiert ist". Diese Art von Service könnte durchaus selbstverständlich sein. In Deutschland ist mir das jedoch noch nicht passiert. Da musste ich bisher immer selbst tanken. Selbstverständlich hilft man mir auch in Deutschland - wenn ich jemanden anspreche und um Hilfe bitte. Aber eben Hilfe so ganz ohne fragen - das hatte ich bis dahin an Tankstellen noch nicht gekannt. im Gegenteil dazu habe ich in Deutschland von der Mitarbeiterin der Tankstelle auch schon einmal den Satz gehört:"Ich darf den Platz hinter der Kasse nicht verlassen". Ich hatte darum gebeten, dass mir jemand die Frontscheibe etwas säubert. Das hat dann ein anderer Autofahrer für mich erledigt, aber eben nicht die Servicemitarbeiterin oder ein anderer Angestellter.
Gespannt bin ich auch darauf, zu sehen, wie sich das Leben in Polen in den vergangenen Jahren insgesamt entwickelt hat. Ich habe gehört, dass in Breslau die kleinen Handwerksbetriebe die Innenstadt verlassen, weil sie wohl die inzwischen horrenden Ladenmieten nicht mehr bezahlen können. Auch von den Wohnungsmieten gibt es wohl ähnliches zu berichten.
Es gibt also viele Themen, die mich mit Neugierde nach Polen reisen lassen. Bald ist es ja auch soweit.