
Jetzt ist die Zeit der Vorfreude auf diese Reise nach Polen bereits vorüber - die Reise liegt hinter uns und was bleibt, das sind vor allem schöne Erinnerungen an eine bezaubernde Landschaft, freundliche Menschen und viele neue Eindrücke während erholsamer Stunden. Dabei vergessen wir unsere Probleme bei der Reisevorbereitung nicht. Sie hatten sich vor allem daraus ergeben, dass ich als Rollstuhlnutzer auf bestimmte Bedingungen sowie vor allem auf zuverlässige Auskünfte darüber angewiesen bin. Kurzentschlossen eine Reise oder ein Hotel zu buchen, das ist nach unserer Erfahrung überall möglich. Dazu jedoch zuvor Fragen nach Details, wie dem Vorhandensein eines Fahrstuhles im Hotel zu beantworten, das geht ja wohl noch an, aber nach Türbreiten, dem Gefälle von Schrägen oder der Art von Straßenpflasterungen zu fragen, das hatte einige Servicemitarbeiter vermutlich doch etwas überfordert.
Eines der eigentlich gebuchten Hotelzimmer konnten wir nicht nehmen. Bei allen anderen drei Übernachtungen hatte ich als Rollstuhlfahrer keine oder nicht erwähnenswerte Schwierigkeiten. Polen ist also durchaus ein Land, das, mit etwas Vorbereitung, auch Menschen besuchen können, die nicht mehr gut zu Fuß sind der sich für die Fortbewegung eines Rollstuhles bedienen müssen. Dabei spannte sich die Breite der Bedingungen von "sehr gut", vor allem in den neuen Einkaufszentren und den vielen Parks, bis hin "das tut weh" - wie bei noch nicht erneuertem Straßenbelag oder bei der Querung von Straßenbahnschienen, die nicht vergossen wurden und deshalb mit den kleinen Rädern eines Rollstuhl kaum passiert werden können.
Was uns in Erinnerung bleibt, das sind aber weniger diese Schwierigkeiten sondern vielmehr die schönen Eindrücke, wie eben der Blick bei schönem Wetter und strahlendem Himmel von dem Turm der Jakobskathedrale in Stettin (Szczecin), welchen, Dank des Liftes, auch gehbehinderte Besucher oder Menschen mit Rollstuhl genießen können. In Erinnerung wird uns sicher ebenso der Spaziergang entlang der Weichsel und durch die quicklebendige Innenstadt von Thorn (Toruń) bleiben. Ebenso schön, dagegen jedoch viel, viel ruhiger war dann unser Bummel durch die Parks von
Ciechocinek. Zu den Überraschungen gehörte für uns auch der Besuch von Włocławek. Freunde hatten uns geraten, nicht hinzufahren. Das wäre keine schöne Stadt, hatten sie gesagt. Schließlich
hat Włocławek selbst versucht, uns den Spaß des Besuches zu verderben - mit einer Baustelle und einem Stau in dem wir drei Stunden lang Zeit hatten, Leute kennen zu lernen. Für uns wurde
Włocławek jedoch so etwas wie ein Gesamtbild unserer Eindrücke von Polen: eine riesige Baustelle, eine nicht sehr ansprechende Einkaufsstraße, zugleich aber eine schöne neue Uferpromenade entlang der Weichsel und immer nette Menschen, die uns weiterhalfen oder einfach ein paar Worte mit uns redeten.
Manchmal wurden wir auch mit Sichtweisen konfrontiert, mit denen wir so nicht gerechnet hatten. Da hatte man doch versucht, uns zu erklären, dass wir keine "Deutschen" wären, sondern doch aus einem deutschen Bundesland kämen, also Berliner, Brandenburger, Hamburger, Bayern, Sachsen oder so etwas sein müssten. Die "Deutschen" gäbe es nicht mehr, so sagte man uns. Nun gut, so ein
kleines bisschen ist ja was dran.
Als etwas seltsam haben wir auch die Tatsache empfunden, dass die normale Eintrittskarte für die Museen in Szczecin für alle Gebäude des Museums 15 Polnische Zloty oder 6 Euro kostet. Wodurch ein solcher "Aufschlag" zu begründen ist, das konnte ich mir als "Währungslaie" eigentlich nicht erklären. Deshalb haben wir in Zukunft auch darauf geachtet - und keine weiteren Beispiele für diese Art der "schöpferischen" Umrechnung mehr gefunden.
Unsere Reise durch Polen war schön. Wir haben ein interessantes Land mit aufgeschlossenen Menschen wiedergesehen, das nicht in allem perfekt ist, in dem die Entwicklung aber unübersehbar aufwärts geht. Wir haben aus Polen viele Eindrücke mitgebracht. Zugleich würden wir aber auch gern erfahren, wie es denn so in Polen weitergehen wird. Deshalb werden wir ganz sicher noch einmal hinfahren.