
Seit meinem vorangegangenen Eintrag sind nun schon wieder einige Wochen vergangen. Das war jedoch keine Pause in dem was mich in den vergangenen Jahren immer stärker mit Polen verbindet.
Zu jenen Fäden, durch welche ich inzwischen auch im Alltag mit Polen verbunden bin, ist die polnische Sprache. An den Wochenenden treffe ich mich fast regelmäßig am Computer mit einer jungen Frau aus Polen und übe mich mit ihrer Hilfe darin, polnisch zu sprechen. Das ist natürlich nur möglich, da ich mich auch im Verlaufe der Woche Polnisch lerne, mich mit dieser für einen Deutschen recht unübersichtlichen Grammatik beschäftige. Das alles hatte ich mir einfacher vorgestellt. Durch mein Leben in der DDR hatte ich in der Schule Russisch gelernt und diese Sprache, dank meiner beruflichen Tätigkeit im Schiffbau, auch recht häufig sprechen und so insgesamt gut lernen konnte. Ich hatte eigentlich gehofft, von meinen Kenntnissen der russischen Sprache mehr beim Erlernen der polnischen Sprache profitieren zu können als dies nun tatsächlich möglich ist. Aber da muss ich nun durch - und möchte das eigentlich auch tun. Nur wird es eben etwas länger dauern.
Zu unseren Fäden nach Polen gehört auch, dass wir ebenfalls in diesem Jahr eine kurze Reise nach Polen planen. Ohne Schwierigkeiten ist das aber nicht möglich, was sich daraus ergibt, dass ich mit Rollstuhl reise und dementsprechend zusätzliche, detaillierte und verlässliche Informationen benötige. Das scheinen die Touristiker in Polen bisher nicht so recht zu verstehen. Ich selbst habe in Polen erlebt, dass es in vielen Städten durchaus gute Bedingungen für jene Menschen gibt, die mit Rollstuhl oder anderen Hilfsmitteln unterwegs sein müssen. Bisher ist es mir auch nur einmal passiert, dass ich ein ursprünglich bestelltes Hotelzimmer letztlich dann doch nicht buchen konnte, weil eben die Zusage, es wäre ein Zimmer für Rollstuhlnutzer, nicht zutreffend war. Diese Tatsache und so manches kleines schwieriges Problem verweisen also darauf, dass es eben, wie in Deutschland auch, nicht ohne diese frühere Abstimmung und zuverlässige Auskunft geht. Zur Reisevorbereitung eine Hochglanzbroschüre zu bekommen, das ist natürlich kein Problem, dann aber noch eine Frage dazu beantwortet zu bekommen, das ist dann sehr schwierig oder sogar
kaum möglich. So ist Reisevorbereitung für mich weiterhin relativ zeitaufwändig.
Sehr viel Zeit nimmt ebenso die Beschäftigung mit den Blicken auf die Entwicklung in Polen ein. Hier treffe ich in Deutschland vor allem auf Interesse an der Entwicklung in Polen, das allerdings sich auch daraus ergibt, dass man in Deutschland relativ wenig über die Entwicklung in diesem Nachbarland weiß. Es gibt viele Kooperationen zwischen Deutschland und Polen, Partnerstädte sowie eine steigende Zahl von Deutschen, die Polen besuchen, aber das Wissen der Deutschen über Polen insgesamt, ist wohl doch noch nicht sehr groß. Vielleicht habe ich da auch einfach viel zu viel erwartet,
aber es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis wir wirklich Nachbarn geworden sind, die sich gut kennen. Dabei habe ich inzwischen auch viel über eine unterschiedliche Betrachtung erfahren, über Menschen, die sich vor allem darum kümmern, dass in einigen Regionen Polens Deutsch in der Schule unterrichtet wird, oder die Ortsschilder auch deutsche Aufschriften tragen.
Bei meinen Gesprächen in Polen bekomme ich immer wieder den Eindruck, Deutschland wäre ein Land, in dem es allen Menschen gut oder gar besser gehe. Die Differenziertheit in Deutschland wird, nach meinem Verständnis, nicht immer gesehen. Ich erinnere mich da eines Gespräches über die "exzellenten Straßen in Deutschland". Kurz zuvor war ich gerade mit dem Auto von Stettin nach Thorn gefahren und kann mit dieser Erfahrung nur sagen: Polen braucht sich hinsichtlich der Qualität der Straßen wohl nicht verstecken. Dabei ist es natürlich so, dass mehr Autobahnen das Reisen in Polen angenehmer machen könnten, aber daran wird ja gearbeitet. Viele Gespräche drehen sich auch um das alltägliche Leben in Deutschland. Das ist häufig schwierig, denn die Einkommen von Euro in den Zloty umzurechnen und daraus zu schließen, es müsse allen Deutschen wirklich gut gehen, ist eben nicht die ganze Wahrheit.
Auch in den kommenden Wochen und Monaten werde ich ganz sicher weiter viel mit Polen zu tun haben. Vor allem wird das die polnische Sprache sein. Wir werden aber auch unseren nächsten Urlaub vorbereiten und eventuell wird es ja auch wiederum eine Reise nach Polen werden.