
Bis zu nächsten Reise nach Polen hat es dann doch etwas gedauert. Schließlich konnten wir es aber einrichten, zu einem verlängerten Wochenende nach Wroclaw zu fahren. Auf der Rückfahrt hatten wir dann noch einen Abstecher nach Olesnica gemacht. Das war dann doch schon etwas komisch, durch Straßen zu gehen, von denen ich weiß, dass hier einmal Verwandte von mir gewohnt hatten. Auch der Flugplatz in Olesnica hat mich interessiert - hier hatte meine inzwischen bereits verstobene Mutter einmal gearbeitet.
Vor allem hatten wir die Zeit jedoch genutzt, uns Wroclaw anzusehen. Und es war eine sehr schöne Zeit. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich für längere Strecken einen Rollstuhl nutze. Aber auch das war hier kein Problem. Abgesenkte Bordsteinkanten und ebenerdig zugängliche Restaurants, Caf'es und Geschäfte machten es möglich, dass wir uns in der Innenstadt viel ansehen konnten. Selbst die historische Markthalle war für mich uneingeschränkt zugänglich. Sehr positiv empfand ich, dass es rund um die Dominsel einen Rundweg gibt, der auch für die Ansprüche für Menschen mit Rollstuhl angepaßt wurde. Auch der Besuch des Botanischen Gartens war für uns ein Erlebnis ohne Barriereren. Wie in Deutschland auch, gab es jedoch auch Problemstellen für mich. So ist das Kopfsteinpflaster der Dominsel schon ein echtes Problem für alle, die sich auf den Rädern eines Rollstuhles bewegen müssen.
Nun habe ich inzwischen erfahren, dass auch in Polen noch nicht alle Städte im gleichen Maße für Besucher mit Rollstuhl zugänglich sind, wie das auf Krakow oder Wroclaw zutrifft, aber das wollen wir nun nach Möglichkeit noch gründlicher erkunden. So werden wir in diesem Jahr, insofern sich das organisieren läßt, noch einen Abstecher nach Szczecin und nach Torun machen. Die ersten Auskünfte haben wir uns dazu bereits beschafft.
Reisevorbereitung - das ist aber nicht nur Prospekte lesen und Informationen zu den einzelnen Orten zu beschaffen, sondern auch der engere Kontakt zu dem was in Polen insgesamt so geschieht. Und auch da gibt es viele interessante Themen. Dabei denken ich, zum Beispiel, an die Frage, wie einheitlich Europa eigentlich werden soll. Diese Frage hat sich uns gerade bei unserem Besuch in Wroclaw gestellt. Wir sind mit dem Auto in die Innenstadt gefahren und was haben wir dabei gesehen: Große Gewerbegebiete und viele Autohäuser an den Stadträndern. Eigentlich war es ebenso wie bei einer Fahrt in eine deutsche, englische oder französische Stadt. Bei einem Besuch in Österreich hatten wir einmal Probleme weil wir unseren Enkeltöchtern ein kleines Geschenk von der Reise mitbringen wollten - das aber, was wir da sahen, das hätten wir auch alles in Deutschland kaufen können (in Österreich ist es nur etwas teuerer) In Wroclaw erlebten wir nun das teilweise Gegenteil: Die Waren waren etwas billiger, aber fast alles was wir in den Geschäften sahen, hätten wir auch in Deutschland kaufen können.
Sicherlich kann man als Einzelperson nichts daran ändern wie sich Städte und Regionen entwickeln - aber man macht sich eben so seine Gedanken.
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