Radtour Ahlbeck-Gdansk-Ventspills
I. Teil Ahlbeck-Władysławowo
Da es sich um meine private Tagebuchaufzeichnung/E-Mail-Aufzeichnung handelt, sind natürlich Fehler und
subjektive Empfindungen nicht ausgeschlossen. Also, entschuldigt es bitte jetzt schon
mal!!! Auch, dass ich so wenig über Kultur berichte. Für mich stand das Radfahren im Vordergrund. Also los geht's!!!
Samstag, 02.06.2007 Borna - Ahlbeck - Dziwnow 52 km
Pünktlich um 04.00 Uhr sind wir (Simone, Stefan, Matthias, Mario und ich/Frank) mit den Autos von Leipzig u. Umgebung nach Ahlbeck/Ostsee gefahren. Nach wochenlanger Vorbereitung hieß es endlich wieder Abenteuer Radtour und dann noch durch Polen, Russland/Kaliningrad, Litauen bis nach Lettland. Im Vorfeld warnten uns Freunde, Bekannte und Verwandte vor dem "wilden Osten". Angeblich würde man uns die Räder unter den Hintern wegklauen. Von denen war zwar noch niemand da, aber ..... Egal, wir ließen uns nicht beirren.
Gegen 10:30 Uhr sind wir in Ahlbeck/Grenze angekommen. Die Autos durften wir auf dem Parkplatz der Bundespolizei abstellen. Wo sie jetzt noch stehen müssten...hoffentlich.
Um 11:30 sind wir gestartet und mussten uns erst mal bei all den deutschen Zigarettenkäufern durchschlängeln. In Swinoujscie haben wir uns bis zur Fähre durchgefragt. Dort half uns ein polnischer Radfahrer den richtigen Weg zu finden. Die Fähren sind andauernd gefahren und haben uns nichts gekostet. Da es Samstag war, konnten wir auch recht problemlos auf der E 65 fahren (wenig Verkehr). Irgendwann haben wir dann die Ostsee gesehen. Wie die kleinen Kinder haben wir gestaunt und wir haben dort eine kleine Pause gemacht. Das Wetter war aber nicht zum Baden geeignet. Weiter ging es dann auf der Straße bis Dziwnow. Nach kurzer Sucherei haben wir um 15:45 Uhr eine geeignete Pension gefunden. Auf dem Tacho standen 52 km. Wir haben 3 hübsche Zimmer bekommen. Nach dem wir geduscht waren, sind wir durch den Ort gelaufen - auf der Suche nach Essen. Man merkte aber noch, dass dort viele deutsche Grenzgänger unterwegs waren...viel Schnickschnack und so. In einem Fischrestaurant haben wir königlich gegessen und getrunken. Irgendwann hatten auch wir die nötige Bettschwere.
Sonntag, 03.06.2007 Dziwnow - Ustronie Morskie 86 km
Die Nacht haben wir alle gut geschlafen ... zumindest haben es alle gesagt. Das Frühstüksbuffet ab 08:30 Uhr war ein Traum. Gut gestärkt und mit vielen warmen Worten, haben wir uns bei den Wirtsleuten (sprachen deutsch) verabschiedet. Das Wetter war zum Radfahren o.k., aber es fehlte die Sonne. Wie ich der Simone vor der Radtour versprochen hatte, gab es Westwind...na ja, der Wind wehte nach Westen, genau uns entgegen. Wir haben aber dafür gesorgt, dass Simone im Windschatten fahren durfte. Matthias bekam das grüne Trikot. Er durfte als letzter fahren und mit der grünen Warnweste den Verkehr vor uns warnen. Jetzt erst mal ein paar Worte zu den Menschen hier. Vorurteile gegenüber den polnischen Landsleuten gibt es ja reichlich, doch was ist dran? Angst um unsere sieben Sachen hatten wir nicht, im Gegenteil. Die Straßen, Wege und Pensionen sind sehr sauber. Müll in den Wäldern findet man nicht. Die Menschen sind nicht gerade sehr gesprächig, nur wenn es zum Business gehört, sind sie echt freundlich. Aber vielleicht liegt es an uns, dass wir einfach zu wenig polnisch sprechen und so keinen Draht zu Ihnen finden konnten. Wenn man aber erst mal das "Eis gebrochen" hat, sind die Menschen hier sehr freundlich.
Auf der zweiten Etappe haben wir einen Abstecher nach Treptow a. der Rega gemacht. Dort haben wir uns die Kirche angeschaut und unsere große Pause am Fluss Rega gemacht. Die Landschaft, ca. 10 km vom Meer entfernt, war flach, ursprünglich und von der Landwirtschaft geprägt.
In Kolberg habe wir uns Kaffee und Eis genehmigt. Eine Kirche haben wir auch besichtigt. Dann kam der erste Regen und wir haben die letzten Kilometer in Regenkleidung zurückgelegt. Nach 86 Kilometer haben wir in Ustronie Morskie ein wunderschönes Hotel gefunden. Das war noch mal eine Steigerung zum Vortag. Simone hat uns versprochen, dass wir uns jeden Tag steigern. Heute stand auch mal Wäsche auf dem Programm. Nach ausgiebigen Mahl und einigen Bier ging es dann ins Bett.
Montag, 04.06.2007 Ustronie Morskie - Ustka 111 km
Das Frühstücksbuffet war Spitze. Gut gestärkt ging es dann auch auf Tour. Heute wollten wir fernab von großen Straßen fahren. Ist uns auch gelungen, Der Radweg R 16 hatte auch viele Überraschungen parat, Waldwege, Sand und einige Löcher. Aber wir haben Kilometer gespart und die Stimmung war sehr gut. Dann, man glaubt es kaum, kam die Sonne zum Vorschein und Stefan konnte endlich baden gehen. Fühlbare Temperatur waren es 15° C. Dann mussten wir einen größeren Umweg in Kauf nehmen, weil die Wege für Radfahrer nicht geeignet waren.
In Rügenwalde haben wir einen Abstecher zur Herzogenburg gemacht. Simone durfte dort 10 Minuten schlafen. Unterwegs haben wir oft eine Pause gemacht und uns gestärkt. Bisher hatten wir nur 70 Kilometer auf dem Tacho. So haben wir uns dafür entschieden, weiter zu fahren und bis Ustka eine Unterkunft zu suchen. Aber in den Dörfern wollte uns keiner verstehen. So sind wir eben bis Ustka gefahren. Kurz vor dem Regenguss, kamen wir in ein wunderschönes Hotel. Da es hier so stark regnete und es im Hotel kein Essen gab, hat uns der Hotelchef Pizza bestellt. Die hat echt gut geschmeckt, wie auch das Bier. Der Inhaber des Hotels sprach deutsch und war super nett. Vom Frühjahr bis zum Herbst führt er das Hotel und vom Herbst bis Frühjahr ist er als Kapitän auf einem Schiff unterwegs. So ist auch das Hotel von Innen dekoriert. Seekarten, Kompass, Fischernetze - einfach toll.
Dienstag 05.06.2007 Ustka -Poraj 105 km
Nach einem reichlichen Frühstück (Radler haben immer einen Bärenhunger), ging es auf Tour. Dieser Tag sollte ein Regenerationstag werden. Die Sonne meinte es anfangs richtig gut mit uns, diese verzog sich aber wieder, als wir einen Stopp im Ostseebadeort Rowy mache wollten. Da es zu kühl für ein Bad war, sind wir nach einem Kaffee/Tee auf den viel gepriesenen Europaradweg R 10 durch einen Nationalpark gefahren. Leider waren die Wege derartig versandet, dass wir nur langsam vorankamen. Die Mücken (sehr hungrig) haben uns ordentlich zugesetzt. Die Worte, die wir alle paar Minuten riefen, war "Vorsicht - Sand!!!". Viel von der Landschaft bekamen wir nicht mit, selbst einen Elch oder einen Bären hätten wir nicht bemerkt. Die Räder gut bepackt, dünne Reifen und dann die Sandwege, verlangten all unsere Konzentration. Wir haben uns dann entschieden, einen längeren Umweg über eine Landstraße zu fahren. Leider mussten wir unseren Plan, nach Łeba zu fahren, begraben. De Sandwege nördlich des Sees waren nicht passierbar. Ab Kluki gab es auch keine Fähre nach Łeba. Schade!!!
Gegen 18:30 Uhr kamen wir in einem Dorf namens Poraj an, wo wir in einem alten Gutsherrenhaus unterkamen, welches sich als ein tolles Hotel entpuppte. Der Service übertraf mal wieder unsere Erwartungen. Eine junge polnische Frau (sprach gut Englisch) hat sogar unsere Wäsche gewaschen und draußen aufgehängt. Ich durfte ihren privaten Laptop für das Internet nutzen. Das kaschubische Essen war delikat. Was will man mehr. Lange Zeit hielten wir uns aber nicht wach und so ging es nach zwei Bier ins Bett. Ach so, die Zimmer waren mit herrlichen Stilmöbeln eingerichtet und sehr groß.
Mittwoch 06.6.2007 Poraj - Władysławowo 69 km
Heute ging es auch erst um 09:30 Uhr los. Die Straßen waren nicht stark befahren und führten, ca. 15 km vom Meer entfernt, durch die schöne Pommernlandschaft hindurch. Die Wiesen sind saftig, es roch nach Heu und die kleinen Dörfer waren natürlich und einfach. Unterwegs besichtigten wir ein Kloster. Davor war ein Friedhof, wo man noch sehr viele deutsche Namen lesen konnte. Die Strecke war sehr hügelig und dadurch auch etwas anstrengend. Wir waren gegen 15:3o Uhr in Wladyslawowo und sind im Hotel Peking (3 Sterne) untergekommen. In dieser Stadt Wladyslawowo beginnt die Zufahrt zur Halbinsel Hel. Uns allen geht es gut. Es gab noch keine Pannen und wir können noch aufrecht im Sattel sitzen. Nachdem ich aus dem Internetcafé kam, musste ich erst mal die 4 suchen. Es war nicht allzu schwer ... in einem Biergarten. Viel hatte die kleine Stadt nicht zu bieten. Da uns der Magen knurrte, wie eigentlich jeden Tag nach einer Tour, beschlossen wir, in unserem China-Hotel auf polnische Art, chinesisch zu essen. Übrigens soll es das beste Chinarestaurant von ganz Polen sein. Welch ein Glück wir da hatten. Geschmeckt hat es echt prima. Simone und Stefan (unser Ehepaar) waren müde. Mario, Matthias und meine Wenigkeit sind dann noch durch die Stadt gezogen. Auf der Suche nach einem hübschen Platz, kamen wir in eine Art polnischen Jugendclub. War ganz lustig dort. Nach ein paar Bier überkam uns die Lust, Billard zu spielen.
Der einzige Billardtisch wurde für uns frei gemacht. Auf der Toilette musste Matthias noch einen Streit zwischen einem Pärchen schlichten. Das Mädel kam später noch vorbei und entschuldigte sich ganz herzlich, mit vielen polnischen Worten. Wir verstanden natürlich gar nichts. Aber der Kellner übersetzte alles ins Englische. Der Raum wurde dann auch leerer .... ich weiß aber nicht, ob es an der späten Zeit lag, an unserem Knoblauchgestank (dank Matthias, der uns jeden Morgen mit solchen Zehen verwöhnte) oder ob wir einfach zu gut spielten. Nach einigen Spielen sind wir dann auch schlafen gegangen.
So, dass war der erste Teil.....