Ich habe mit der Handyortung kein Problem. Von mir aus kann der Staat ruhig sehen wo ich gerade bin. Weder vor dem Staat noch vor meiner Familie habe ich Geheimnisse. Alles kein Problem.
Joo, solche Argumente liebe ich ganz besonders und muss dann immer in die Tischkante beißen.
Ob man etwas zu verbergen hat, liegt im Auge des Betrachters. Welche Informationen andere interessant finden, kann man selbst nicht sagen - bis man genau diese unerwartet vorgehalten bekommt.
Wer anderen das Recht auf Privatspähe abspricht, handelt unsolidarisch. Es handelt sich hier nämlich nicht mehr um ein InformationsRECHT. sondern letztlich um eine InformationsPFLICHT.
Jeder Mensch macht Fehler.
Daten können in falsche Hände geraten oder falsche Anschuldigungen können erhoben werden. Handelt es sich dann um größere Behörden, wird es für den einzelnen wahnsinnig schwierig, falsche Behauptungen zu widerlegen. In Amerika ist man in dieser Hinsicht noch extremer als in Deutschland. Dort sieht man auch, dass es bei praktisch jedem Menschen, sei er auch noch so integer, dunkle Flecken gibt, und seien sie auch nur vom politischen Gegner aufgebauscht, verzerrt oder ganz einfach erlogen.Jeder Mensch hat Dinge, die er nur mit Freunden teilt.
Wenn der Staat diese Daten präventiv erhebt, verliert man die Kontrolle über diese Daten. Es ist daher zu befürchten, dass eine Gesellschaft, die sich überwacht fühlt, einen Konformitätsdruck erzeugt, der kreative und neue Ideen abtötet.
Eine Privatsphäre ist wichtig zur Bildung der eigenen Persönlichkeit.
Kinder, deren Leben vollständig von ihren Eltern verwaltet und kontrolliert werden, lernen nie selbstständig zu denken. Nur wenn sie eigene Entscheidungen treffen müssen, können sie Selbstständigkeit entwickeln.
Auch für Erwachsene ist dieser Effekt wirksam. Wird man als Erwachsener (vom Staat) in seinem Privatleben überwacht, ist man darauf bedacht, sich möglichst "korrekt" (beziehungsweise entsprechend den Standards der Herrschenden oder "Sitten") zu verhalten ("vorauseilender Gehorsam"). Das führt zu einer Schweigespirale, in der niemand mehr sagen kann, was er eigentlich denkt, weil er glaubt, das würde von der Gesellschaft negativ aufgefasst. Damit verlieren wir Teile unserer Persönlichkeit, ohne es zu bemerken oder das zu wollen. Gesellschaftliche Veränderung wird so unmöglich und es wird schlimmstenfalls erleichtert, ein antidemokratisches Regime zu etablieren.
Niemand ist allwissend
In Deutschland gibt es eine große Vielzahl an Gesetzen, die alle die verschiedensten Bereiche unseres Lebens abdecken, jedoch ist es niemanden zuzumuten, all diese Gesetze zu kennen. Wer also behauptet, nichts zu verbergen zu haben, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass er etwas verbirgt.
Wissen ist Macht
Wenn man das Sprichwort "Wissen ist Macht" wörtlich nimmt, ist es geradezu undemokratisch, seine Daten preiszugeben. In Deutschland ist das Volk (= die Bürger) der Souverän, nicht die Regierung. Der Bürger sollte also möglichst viel über die Regierung wissen (da er der Souverän ist) und nicht die Regierung über den Bürger.
Wer nichts zu verbergen hat, kann sich nicht mehr verändern
Wer all seine privaten Details veröffentlicht hat, hat es schwerer sich zu verändern. Auf Dauer kann ein Fehlen der Privatsphäre einen Menschen zerstören. Wenn andere über mich alles wissen, verhalte ich mich ihren Erwartungen entsprechend, ich bin dann aber nicht mehr ich selbst.
Harmlose Informationen gibt es nicht
Das meiste, was man an Information hinterlässt, hält man für völlig harmlos.Tatsächlich kann sich aber jede Information gegen einen selbst richten. In Kombination mit Fahndungsrastern oder (inzwischen häufiger) Profilingrastern, die über Data-Mining-Verfahren erstellt werden, verwandelt sich eine harmlose Information schnell in ein falsches Indiz und wird zum Verdachtsmoment.
Was heute noch harmlos ist, ist es morgen vielleicht nicht mehr.
Handlungsweisen, die heute harmlos und akzeptiert sind, sind es vielleicht in Zukunft nicht mehr (politische Ansichten, sexuelle Ausrichtung, Hobbies, Konsum von Stoffen, etc.)
Das Sammeln von Daten und Hüten von Geheimnissen ist immer auch Merkmal von Diktaturen.
Das Geheimnis ist seit Menschengedenken ein Element der Macht. Die Offenbarung der Existenz eines Geheimnisses ist eine implizite Drohung. In einer Diktatur dienen großangelegte Überwachungsprogramme vor allem dazu, Geheimnisse als Drohmasse gegen die Bevölkerung zu sammeln und Macht zu konzentrieren. Das funktioniert völlig unabhängig davon, ob der Einzelne etwas zu verbergen hat oder nicht.
Eine Gesellschaft, in der der Staat seinen Bürgern misstraut, wird zur Entrechtung der Bürger führen.
Kleines Beispiel: Wenn Dir Deine Bank misstraut, bekommst Du selten einen guten, meist aber nur einen schlechten Zinssatz, wenn überhaupt. Würde die Bank niemanden vertrauen, würde unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Auch ein Staat benötigt Vertrauen, keine Überwachung. Tatsächlich stammt das Wort 'Kredit' vom lateinischen credere = vertrauen.
Auch Unschuldige werden Opfer von Hexenjagden.
Bekanntlich wurden auch "Unschuldige" zu Opfern des Anti-Kommunismus-Terrors. Jede Information über mich kann in die Hände von Verrückten gelangen und für eine Hexenjagd verwendet werden.
Und letztlich - wenn Du nichts zu verbergen hast - dann gibt mir doch bitte mal schnell die PIN Deines Handys oder gerne auch das Passwort Deines eMail-Accounts.
Hier zum Schluß mal einige Beipiele, wie unsere Privatsphäre abgeschafft wurde:
1998
Der große Lauschangriff lässt die Polizei und auch den BND in Deine Wohnung.
2002Die automatische Erfassung Deines KFZ-Kennzeichens erstellt Bewegungsprofile von Dir.
2006
Geheimdienst und Polizei haben durch eine gemeinsame Datenbank ALLE Bundesbürger im Visir
2008
Ende des Zeugnisverweigerungsrechts, die Schweigepflicht Deines Rechtsanwaltes und Arztes wurden aufgehoben. Deine Personendaten, Fingerandrücke und DNS-Profile werden an die USA weitergegeben.
2009
Einführunger elektronischen Gesundheitskarte, Deine komplette Krankengeschichte wird gespeichert. Zentrale Speicherung aller Deiner Gesundheits- und Patientendaten, aber auch Deiner Einkommens- und Vermögensdaten.
6-monatige Vorratsdatenspeicherung hält fest WANN Du WO mit WEM telefoniert hast und WANN Du as internet verwendest.
Das BKA darf eigenmächtig geheime LIsten zur Teilsperrung des Inernets erstellen.
2010Einführung des elektronischen Personalausweises, der Fingerabdrücke und biometrische Fotos speichert. Ab jetzt bist Du ein gläserener Bürger.
Und? Hast Du nun immer noch nichts zu verbergen? Durch die derzeitige Krise werden unsere Bürgerrechte nun noch weiter ausgehebelt.