Sich zu verkriechen ist keine Lösung - aber oft leider die EINZIGE Lösung die Betroffene haben. Es dauert lange, bis so viel Vertrauen aufgebaut ist, damit depressive Menschen reden können. Viele wissen nicht, dass Depression eine Krankheit ist und der Behandlung bedarf. Auch in den Augen der "Gesunden" wird das häufig nicht so gesehen und man geht mit depressiven Menschen falsch um.
Denn allzu oft kommen gut gemeinte Ratschläge "reiß dich zusammen, morgen ist auch noch ein Tag, die Sonne wird bald wieder scheinen, usw). Das ist fast wie ein Schlag ins Gesicht. Denn wer richtig depressiv ist kann mit diesen Ratschlägen nichts anfangen und ist damit beschäftigt wie er im Hier und Jetzt das Leben meistern kann. Aber auch die Hilflosigkeit meines Gegenübers - dem ich mich evtl. anvertraue ist auch schlecht auszuhalten.
Wer schon mal solche Erfahrungen gemacht hat, tut sich eben sehr schwer mit dem "Outen" und Erzählen.
Oft hilft auch eine Psychotherapie - das setzt aber schon die Bereitschaft voraus, an dem eigenen Leben etwas verändern zu wollen, damit es einem besser geht. Es gibt so viele verschiedene Richtungen, das man sicher etwas finden kann, was zu einem passt. (Wecken der eigenen Reccourcen - Quellen - oder Fähigkeiten - die jeder hat um sich wieder besser zu fühlen). Nachweislich kann man z.B. mit Sport der Depression manchmal schon "davonlaufen". (Davon wird Robert Enke aber auch genug gehabt haben - allerdings vermutlich mit Erfolgsdruck - was wieder Gift für eine Depression ist).
- Leider gibt es zu wenig gute Psychologen und die Wartezeiten sind sehr lang.
Medikamente helfen da (meiner Meinung nach) nur am Anfang, da man auch abhängig davon werden kann und sie die Lebensqualität beeinträchtigen (Müdigkeit, langsame Aufnahmefähigkeit, verlangsamte Reaktionen). Im besten Fall Medikamente nur so lange bis die Aufnahme einer Therapie möglich ist und dann langsam ausschleichen. Die Behandlung einer Depression dauert oft sehr lange. Manchmal ist auch keine Heilung möglich. Ich kenne aber auch z.B. jemanden, der einen Selbstmordversuch hinter sich hat, gefunden wurde, in die Klinik kam, eine Psychotherapie gemacht hat und heute ein ganz normales Leben führt und keine Probleme mehr hat. (Wichtig war die neue, eigene Einstellung zum Leben mit Hilfe der Psychotherapie und der Definition neuer Ziele im Leben)
Bei Herrn Enke haben allerdings alle Bemühungen versagt. Sicher bekommt ein Sportler wie er eine gute Betreuung. Es wird wohl eine vielzahl von Faktoren zu seinem Suizd beigetragen haben. Und wenn jemand wirklich vor hat, diesen Weg zu wählen, den wird man nur in Ausnahmefällen davon abhalten können. Die Leute, die gerettet werden wollen, weisen im Voraus darauf hin (wenn man die Zeichen versteht).
Und für alle, die niemanden zum reden haben, sich nicht trauen oder in einer akuten Krisensituation stecken - manchmal hilft es mit einer anonymen Person zu reden und ggf. wenn es gewünscht wird, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen: Telefonseelsorge - 24 Stunden rufbereit, kostenfrei und anonym. Am Telefon und im Internet.
Oft hilft ein Gespräch schon um die nächsten Stunden zu überstehen, oder irgendwann den Mut zu haben sich anderweitig Hilfe zu suchen. Denn wer einmal angefangen hat zu reden - beim 2. Mal wird's leichter - beim 3. Mal wirds noch leichter....
Jetzt habe ich mehr geschrieben als ich eigentlich wollte... und wünsche allen eine gute N8