Sehr interessant finde ich ja den folgenden Passus (HSnoopys 1. Link, S. 20 unten links):
"In der polnischen Literatur hat das offenbar als fremd empfundene Deutungsangebot der Bildergeschichte nicht zu einer Akkulturierung im Sinne eigener kultureller Paradigmen, sondern, im Gegenteil, zu Rezeptionsblockaden und einem Ausbleiben von Traditionsbildung geführt. Buschs Verständnis von Bosheit und Eigennutz als Grundzügen des Menschen, somit auch von Kindern, verträgt sich nicht mit dem polnischen verhaltenssteuernden Schlüsselkonzept und -begriff "grzecznosc" ("Höflichkeit", "Zuvorkommenheit", "Aufmerksamkeit", "Artigkeit"). Kinder werden dazu erzogen, "grzeczni" zu sein. In Max und Moritz hat das polnische Kulturwort mit seiner - aus der Adelskultur kommenden - Tradition keinen Platz. So wurde in den 1920er Jahren eine fertige Neuübersetzung mit dem Vermerk "Kindern nicht geben!" aus dem Publikationsprogramm genommen und für immer vom Druck ausgeschlossen. Eine als "freie Übersetzung" ausgewiesene Textwiedergabe von Lech Konopinski aus dem Jahre 1985 löst das Problem mit den auf keine Art zu "Artigkeit" zu bewegenden Kindern in der Weise, dass Max und Moritz konsequent als "Spaßmacher", "Possenreißer" dargestellt sind. Ein zusätzlich in den Text eingebrachtes dichtes Netz aus Vokabeln wie "Witz", "Ulk", "Unfug treiben" usf. unterstreicht diese Richtung der Variantenbildung. [...]"