ZitatOriginal von tornado
oh je, das mit den Würstchen mit Kartoffelsalat kenne ich von der Familie meiner Frau und kann mich dafür gar nicht begeistern. Das gibts wohl in Hamburg bei jeder Familie am Heilig Abend.
Nicht nur in Hamburg...
"Salatka", der polnische Kartoffelsalat (da kommt aber viel mehr Gemüse rein, und er schmeckt einfach sensationell), darf bei keiner großen Feier fehlen. Wenn es ihn gibt, dann wird es automatisch feierlich.
Bei uns an der Ostsee (Danzig und Umgebung) feierte man Heiligabend halt mit "salatka", bei Katholiken fleischlos. Dazu gefüllte Eier und viel Fisch selbstverständlich, es musste aber nicht der traditionelle Karpfen sein. Meeresfische in Tomatensoße, Geräuchertes. Die Kaschuben aßen da eher karg, wie die Hamburger.
Am ersten Weihnachtstag kam dann der ersehnte Schinken auf den Tisch, dazu natürlich "salatka" vom Vortag - und das schon zum Frühstück. Und ein fettes Stück Hefekuchen mit Streuseln.
Die sich vor den vielen Speisen biegenden Tische kannten wir nicht. Und am zweiten Weihnachtstag gab es hoffentlich noch "salatka"-Reste.
Die Christmette war eigentlich Pflicht. Als Teenie konnte man sich aber endlich von den Eltern absetzen, weil die Kirche hoffnungslos überfüllt war. Meine schönste Weihnachtsnacht verbrachte ich mit meiner besten Freundin auf der Bank einer überdachten Bus-Haltestelle: Davor hatten wir unseren Eltern ein wenig Wodka geklaut, den wir - mit viel Brause vermischt - unter den Mänteln herausschmuggelten (ja, wir waren schon volljährig). Und so saßen wir da, erzählten uns Geschichten, kicherten miteinander. Und plötzlich fing es an zu schneien!
Diese Mitternacht ohne Christmette werde ich nie vergessen... Es war eine Nacht der Freundschaft und des momentanen Entzückens...
Ja, auch das gehört zu den Bräuchen: Polen ist schließlich kein Disneyland.